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Test & Technik Praxisbericht

Mamiya RZ 67 Pro II und drei neue Objektive

Groß, aber fein

Eine mit Mängeln behaftete Kamera der Modellpflege zu unterziehen, ist eine recht einfache Sache. Schwieriger wird es jedoch, wenn eine bereits sehr gute Kamera, wie die Mamiya RZ 67 Professional, verbessert werden soll. Die Konstrukteure von Mamiya haben ihre Hausaufgaben aber vorbildlich gemacht und die RZ 67 zu Ende gedacht. Wir haben die Kamera mit drei neuen Objektiven in der Praxis geprüft.

Auf die vielen Vorzüge und die wenigen Schwächen der Mamiya RZ 67 Professional sind wir in COLOR FOTO 7/92 ausführlich eingegangen. Die Verbesserungen an der neuen Kamera sind der Modellpflege zuzuordnen und auf das eigentliche Fotografieren konzentriert. Die Verschlußzeiten können bei der RZ 67 in halben Stufen eingestellt werden, und zwar sowohl am Gehäuse als auch am neuen AE-Prismensucher (Positionen sehr gut gerastet). Dadurch ist es auch bei manueller Einstellung möglich, fein abgestufte Belichtungsvarianten bei gleichbleibender Blende zu erhalten. Dies ist wichtig, wenn der Schärfentiefenbereich durch frankierende Belichtungen nicht verändert werden soll. Durch die konstante Blende bleibt außerdem die Abbildungsleistung auch bei Belichtungsvarianten stets konstant. Die Zwischenzeiten werden im neuen AE-Prismensucher durch das gleichzeitige Aufleuchten zweier benachbarter Verschlußzeiten-LEDs angezeigt. Neu ist auch der serienmäßig eingebaute Feinfokussierknopf für den Balgenauszug, der auf der rechten Kameraseite plaziert ist. Dank der zweieinhalbfachen Untersetzung funktioniert die Scharfeinstellung mit äußerster Präzision. Die zwei vom Vorgängermodell her bekannten "normalen" Fokussierknöpfe sind ebenfalls vorhanden. Mit einem Hebel unter dem linken Fokussierknopf kann der Balgenauszug in der gewünschten Position arretiert werden.
Beim Blick durch den Lichtschacht oder den Prismensucher fallen drei neue Piktogramme auf: ein Batteriesymbol, ein Magazinschieber und ein Schnellschalthebel. Bunte Leuchtdioden (grün, rot und orange) neben den Piktogrammen informieren gegebenenfalls über Fehlbedienung und nicht gegebene Aufnahmebereitschaft. Beim Einsatz von systemkonformen Blitzgeräten wird auch die Blitzbereitschaft durch ein Blitzsymbol angezeigt. Die Piktogramme sind nur durch die Aussparungen der neuen Einstellscheiben sichtbar. Für die Verwendung von RB-Objektiven an der Mamiya RZ 67 Pro II gibt es eine spezielle mit "RBL" markierte Position am Verschlußzeitenrad der Kamera.
Zu den Verbesserungen gegenüber dem Vorgängermodell zählen auch akustische Warnsignale, die bei verschiedenen Fehleinstellungen der Kamera beziehungsweise bei nachlassender Batterieleistung ertönen.
Die neuen Kassetten der Mamiya RZ 67 Pro II sind mit zwei Bildzählwerkfenstern ausgestattet, so daß die Bildzahl sowohl bei Quer- als auch bei Hochformataufnahmen von oben abgelesen werden kann. Beim neuen AE-Prismensucher gibt es zwei separate Einstellräder für die Verschlußzeiten und für die manuelle Belichtungskorrektur, die auf der Oberseite des Suchers angebracht sind (das Vorgängermodell hatte zwei konzentrische Einstellräder auf der rechten Seite). Gut gelöst sind auch die Sucheranzeigen für den manuellen Belichtungsabgleich. Eine runde grüne Leuchtdiode in der Mitte zeigt den korrekten Belichtungsabgleich an und wird flankiert von zwei orangefarbenen Dreiecken, die bei Abweichungen zwischen ± 1/4 und 3/4 LW aufleuchten. Wenn die Einstellung mehr als ± 3/4 LW von der korrekten Belichtung abweicht, leuchtet ein rotes "+" oder "-" auf.
Einer neuen Kamera stehen auch neue Objektive gut zu Gesicht. Gleichzeitig mit der RZ 67 Pro II hat Mamiya drei neue Objektive auf den Markt gebracht: das Mamiya M 4/65 mm L-A, das Mamiya M 3,5/75 mm L und das Mamiya Macro M 4,5/140 mm M/L-A.

Die neuen Objektive

Alle drei Objektive sind mit floating elements (beweglichen Linsengliedern) ausgestattet, was bei jeder Aufnahmedistanz ein bis in die Ränder ebenes Bildfeld garantiert. Das funktioniert so: Nach erfolgter Scharfeinstellung über den Balgen wird die Aufnahmeentfernung beziehungsweise der Auszug in Millimetern von der Skala am Balgen abgelesen und auf den "Floating-Ring" des Objektivs übertragen. Die Ebnung des Bildfelds läßt sich im Sucher schwer erkennen, wirkt sich aber im fertigen Bild um so stärker aus.
Die neue Mamiya RZ 67 Pro II bietet einen selbstbewußten Auftritt ohne Kompromisse. Der Fotograf hat eine aufgeräumte Kamera in den Händen, die sich problemlos und schnell bedienen läßt. Die Grundausstattung mit Lichtschacht ist rigoros auf das beschränkt, was man zum sinnvollen Fotografieren braucht. Einen höheren Bedienungskomfort liefert der neue AE-Prismensucher, der die Kamera in einen Zeitautomaten verwandeln kann. Integral- und Spotmessung sowie die automatische Umschaltung zwischen beiden Meßmethoden, manuelle Belichtungskorrektur in Drittelstufen, Belichtungsspeichertaste, übersichtliche Sucheranzeigen, integrierte Okularabdeckung und ein seitenrichtiges, aufrechtstehendes Sucherbild erhöhen den Bedienungskomfort der mit dem AE-Prismensucher bestückten Kamera. Der Drehrahmen ist eine geniale Lösung für den problemlosen Wechsel von Quer- auf Hochformat. Durch die Drehrahmen-Konstruktion ist die Kamera für das Format 7X7 Zentimeter dimensioniert, was wir angesichts der Möglichkeiten des Formatwechsels in der o sehen Achse gern in Kauf nehmen. Die RZ 67 Pro II ist für Studio- und Außenaufnahmen gleichermaßen gut geeignet. Hartgesottene Naturen können die Kamera auch freihändig benutzen, obwohl die RZ 67 Pro II eher für den Einsatz mit Stativ konzipiert ist. Besonders hervorzuheben sind das umfangreiche Zubehör sowie die rund zwanzig Objektive. Material und Verarbeitung sind exzellent. Mängel, die angesichts der Vorzüge der Kamera ins Gewicht fallen könnten, haben wir nicht gefunden.
Die Mamiya RZ 67 Pro II überzeugt durch tadellose Leistung und erhält die höchste COLOR FOTO-Praxisauszeichnung, das Prüfsiegel Praxisbericht hervorragend *****.

Pro & Kontra

Pro

Verschlußzeiten rasten in halben Stufen ein
genaue Scharfeinstellung durch Feinfokussierknopf
Drehrahmen für Quer- und Hochformat
automatische Formatmaskierung im Sucher
Zeitautomatik, Belichtungskorrektur, Integral- und Spotmessung, gute Sucheranzeigen (mit AE-Prismensucher)
akustische und optische Warnanzeigen
Magazinschieberfach
Systemkompatibilität mit älterem Zubehör und älteren Objektiven
griffige und gut plazierte Bedienungselemente
ausgezeichnete Verarbeitung
hervorragende Objektive
umfangreiches Zubehör
vielseitig einsetzbar

Kontra

Belichtungsmessung nur bei angetipptem Auslöser N (mit AE-Prismensucher) 
Blende rastet nur in ganzen Stufen ein (halbe Stufen sind aber markiert und genau einstellbar)

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