← Zurück

Artikel

1998

KAMERASYSTEME Nikon

Die Legende trumpft auf

Viele Hersteller bauen gute Kameras - aber nur wenige Namen lassen Fotofreunde in aller Welt aufhorchen. Nikon zählt dazu. Hier erfahren Sie alles über die aktuellen Kameras und Objektive einer Legende, deren Ruf mit der Nikon F begründet wurde.

Ein Bauteil hat wie kein anderes die "Legende Nikon" mitbestimmt. Es ist das Bajonett, das 1959 mit der Nikon F eingeführt wurde. Der Metallring mit seinen drei kräftigen Klauen hält die AF-Nikkore neuester Fertigung an einer alten Nikon ebenso zuverlässig fest wie alte Nikkore an einer modernen Autofokus-SLR. Diese Kontinuität ist es, die von Nikon-Fotografen besonders geschätzt wird neben der Zuverlässigkeit, Ausbaufähigkeit, Robustheit und Vielseitigkeit der Produkte des Nikon-Programms.
Auch für das neue APS-Format sollte sich das Nikon-Bajonett problemlos einsetzen lassen. Ob es tatsächlich für eine APS-SLR genutzt werden wird, dazu mag man sich in der Chefetage der deutschen Nikon-Niederlassung nicht konkret äußern (siehe "Kurzinterview").
Von der APS-Zukunft zurück in die Gegenwart und zum aktuellen SLR-System: Sein Schwerpunkt liegt auf den AF-Kameras. Von den fünf Nikon-AF-SLRs ist die F90X in Sachen Autofokus die interessanteste, weist sie doch den neuesten AF-Sensor CAM 246 und - noch wichtiger- die neueste Autofokus-Steuerungssoftware auf, die die automatische Scharfeinstellung deutlich beschleunigt. Das Profimodell F4 ist dagegen noch mit dem betagten Sensor Advanced AM 200 ausgestattet, mit dem auch die Einsteigerkameras F50 und F-601 ausgerüstet sind. Zudem ist der Sensor der F90X (wie auch der CAM 274 der F70) kreuzförmig angelegt und die Größe des Meßfeldes läßt sich von "klein" (3 mm Breite) auf "groß" (7 mm) umschalten. Features wie Schärfenpriorität, Auslösepriorität und Schärfenspeicher sind dagegen Allgemeingut der AF-Nikons.
Lediglich die F-601 fällt bei der Schärfenvorausberechnung aus der Reihe. Bei der Belichtungsmessung sind Matrixmessung (Nikon-Ausdruck für Mehrfeldmessung), mittenbetonte Integralmessung und Spotmessung anzutreffen.
Umfassendes Kamera- und Zubehörprogramm
Bei der F4 brauchen Sie für die Integralmessung einen speziellen Sucher; bei der F50 müssen Sie auf die Spotmessung verzichten. Die Umsetzung der Belichtungsmeßdaten in entsprechende Zeit/Blenden-Paare kann manuell, per Zeitautomatik, per Blendenautomatik oder per shiftbarer Programmautomatik erfolgen. Die F90X, die F70 und die F50 bieten zudem Programmvarianten, die auf bestimmte Motive zugeschnitten sind. Was gut zu einer Einsteigerkamera wie der F50 paßt, wirkt bei einem Profi-orientierten Modell wie der F90X etwas deplaziert (stört aber nicht).
Reicht das vorhandene Licht nicht aus, um zu fotografieren, brauchen die Besitzer einer F70, F50 oder F-601 nur den eingebauten Blitz zu aktivieren. Mit Leitzahlen zwischen 13 und 14 sind die Einbaublitze zwar keine Leistungsriesen, aber auf alle Fälle besser als nichts. Nur bei der F70 ist der eingebaute Blitz zusammen mit einer Matrix-TTL-Blitzbelichtungsmessung zu nutzen. Diese Technik, die mit entsprechenden externen Blitzgeräten bei allen aktuellen Nikon-AF-SLRs zur Verfügung steht, ist besonders interessant, wenn Objektive mit D-Charakteristik eingesetzt werden. Dann kann die eingestellte Entfernung in die Berechnung der nötigen Blitzenergie und der Leuchtdauer einfließen.
Weitere Gemeinsamkeiten der Kameras: Belichtungskorrekturfaktoren, Belichtungsmeßwertspeicher, eingebauter Motor, umfassende Information im Sucher und, mit Ausnahme der F4, auch auf dem LCD-Monitor.
Zwar stehen die AF-SLR-Kameras im Mittelpunkt des Interesses, sie sind aber nicht die einzigen SLR-Modelle, die den Namen Nikon tragen: immer noch im Programm sind die F3 und die FM-2, beide mit manueller Entfernungseinstellung. Auch die Unterwasserkameras RS AF (eine Autofokus-SLR) und Nikonos-V (eine Sucherkamera) sind zu erwähnen.
Nikon hat darüber hinaus SLR-Kameras zu bieten, die Bilder elektronisch speichern. Bei den Kompaktkameras ist Nikon ebenfalls gut vertreten und hat mit der 35Ti und der 28Ti (in technischer und preislicher Hinsicht) zwei Topmodelle auf dem Markt. Mit den Objektiven (36 AF- und 43 MF-Modelle, dazu Großformat- und Vergrößerungsobjektive), den Blitzgeräten und dem Zubehör ist die Produktpalette von Nikon noch nicht ausgereizt: Scanner und opto-magnetische Datenträger bilden den Anschluß an die Computertechnik, Brillen verschaffen Fehlsichtigen gute Sicht, Mikroskope sind in der Forschung, Vermessungsgeräte in der Industrie im Einsatz.

Nikon F4

Die erste AF-Profi-Kamera, die von den Profis akzeptiert wurde, ist seit acht Jahren auf dem Markt. Im klobigen Gehäuse, das ohne Objektiv und Batterien ein gutes Kilo auf die Waage bringt, arbeiten manche Komponenten, die von Neuentwicklungen aus dem eigenen Hause bereits überholt wurden. Für die Zielgruppe ist aber neueste Technik eher Nebensache - wichtig sind Details wie beispielsweise der Verschluß mit 1/8000 Sekunde und 1/250 Sekunde Blitzsynchronzeit, das 100%-Sucherbild, das Wechselsuchersystem, die "Flüsterschaltung" des Motors oder die Buchse zum Anschluß an Blitzanlagen. Varianten: F4S mit Batterieteil MB-21 für 5,7 Bilder/Sekunde und F4E mit Batterieteil für größere Kapazität. Zirka-Preis: 3780 DM

Nikon F90X

Wie die F4 wendet sich auch die F90X an Profis und Amateure mit sehr hohen Ansprüchen an ihre Ausstattung. Der Autofokus ist sehr schnell und sicher Die Schärfenachführung von Bild zu Bild funktioniert bis zu Bildfrequenzen von 4,1 Bilder/Sekunde. Ohne Nachführung ist der Motor etwas schneller (4,3 Bilder/Sekunde). Im Gegensatz zur F4 bietet die F90X auch sieben Motivprogramme, die von der angepeilten Zielgruppe aber kaum gewürdigt werden dürften - anders als das handliche Einstellrad, die ausgeteilte 3D-Blitztechnik, das helle Sucherbild und der als Zubehör erhältliche Hochformatgriff. Die F90X bietet als kürzeste Zeit 1/8000 Sekunde und als Synchronzeit 1/250 Sek. Zirka-Preis: 2000 Mark

Nikon F-601

Der letzte Vertreter der vorherigen Generation an Nikon-Autofokus-Spiegelreflex-Kameras bietet bereits alles, was man von einer Einsteigerkamera erwartet wenn bestimmte Merkmale auch nicht mehr ganz auf dem neuesten technischen Stand sind. Die Bedienung über doppelt belegte Tipptasten ist zwar nicht immer optimal, bereitet aber keine erwähnenswerten Probleme. Bei besonders kniffligen Lichtverhältnissen verhilft die Belichtungsreihenautomatik leichter zu einer größeren Ausbeute an brauchbar belichteten Bildern. Ein kleines Blitzgerät und ein Motor sind in das handliche Gehäuse ebenfalls mit eingebaut. Variante: F-601 Quartz Date mit Datenrückwand. Wie bei der Nikon F50 schafft der Verschluß der F-601 als kürzeste Zeit 1/2000 Sekunde und die Blitzsynchronzeit liegt bei 1/125 Sekunde. Zirka-Preis: 780 Mark

Nikon FM2

Die FM2 ist eine wahrhaft klassische, rein manuell zu steuernde und voll mechanisch arbeitende Spiegelreflexkamera, deren Ausstattung auf das Wesentliche beschränkt ist. Die Belichtungsmessung ist Nikon-typisch als mittenbetonte Integralmessung ausgelegt. Die Einstellung der erforderlichen Zeit-/Blenden-Kombination erfolgt manuell, und zwar mittels Nachführung entsprechend einer Anzeige durch drei Leuchtdioden, die Überbelichtung, Unterbelichtung oder richtige Belichtung signalisieren. Die Reihe der Belichtungszeiten beginnt bei 1/4000 Sekunde und endet bei 1 Sekunde (zusätzlich "B"); die Synchronisationszeit ist 1/250 Sekunde. TTL-Blitzmessung ist bei der FM2 nicht möglich. Der manuelle Filmtransport kann auch einem ansetzbaren Motor (MD-12, mit maximal 3,5 Bildern pro Sekunde) überlassen werden. Variante: FM2T mit Gehäuseteilen aus Titan. Zirka-Preis FM2: 1130 Mark

Nikon F70

Die F70 ist in vielen Details ist der F90X ebenbürtig (zum Beispiel schneller Zwei-Felder-AF mit kreuzförmigem Sensor), aber sie bietet einen etwas langsameren Verschluß (bis 1/4000 Sekunde; 1/125 Sekunde Blitzsynchronzeit) und einen etwas langsameren Motor (3,7 Bilder/Sekunde). Den eingebauten Blitz, der sogar Matrix-TTL-gesteuert wird, hat sie der "großen Schwester" voraus. Drei Einstellkombinationen, die der Benutzer der F70 immer wieder braucht, lassen sich speichern und per Knopfdruck abrufen. Das farbige LCD-Display und die Bedienung über verschiedene Einstellebenen sind gewöhnungsbedürftig. Variante: F70D mit Datenrückteil und Panoramaformat-Einstellung. Zirka-Preis der F70: 1250 Mark.

Nikon F50

Im Einsteigermodell in das Nikon-System verbergen sich zwei Kameras - eine für den Einsteiger ("SIMPLE-Modus" mit Universal- und Motiv-Programmautomatiken) und eine für den interessierten SLR-Fotografen ("ADVANCED-Modus" mit mehr Programmen, Zeit- und Blendenautomatik sowie verschiedenen Möglichkeiten, die Arbeit der Kamera zu beeinflussen, wie etwa Meßwertspeicher und Belichttungskorrektur). Während die Technik keinen Grund zu Beanstandungen gibt, ist die Bedienung zum Teil nicht das Gelbe vom Ei, denn manche Funktionen lassen sich nur über drei, vier und sogar fünf Einstellschritte erreichen. Blitz und Motor sind eingebaut. Variante: F50D mit Datenrückteil. Preis der F50: etwa 630 Mark

Nikon F3

Bei der F3 handelt es sich um eine Profikamera, die bereits 1980 vorgestellt wurde. Der Belichtungsmesser ist in das Gehäuse eingebaut und funktioniert mit allen Wechselsuchern. In der Grundausstattung muß der Filmtransport per Hand vorgenommen werden; es ist aber ein schneller externer Motor (MD-4 für maximal 6 Bilder pro Sekunde) erhältlich. Neben dem manuellen Belichtungsabgleich steht auch eine Zeitautomatik zur Verfügung. Belichtungskorrekturen und Meßwertspeicherung sind möglich. Die Verschlußzeiten von 8 Sekunden bis 1/2000 Sekunde werden elektronisch gesteuert, die 1/60 Sekunde steht als mechanisch gesteuerte Zeit sogar bei Batterieausfall zur Verfügung. Varianten: F3HP mit High-Eyepoint-Sucher als Grundausstattung, F3T mit Gehäuseteilen aus Titan. Zirka Preis F3: 2930 Mark

Zubehör

Das Nikon-Zubehörprogramm läßt sich in zwei Gruppen teilen, und zwar in das kameraspezifische Zubehör und in jene Produkte, die sich an allen bzw. mit allen SLRs einsetzen lassen. Vertreter der ersten Gruppe sind die Wechselsucher für die F4 (vier) und die F3 (fünf), unter denen sich Sport-, Lichtschacht- und Lupensucher befinden, die Einstellscheiben, die ansetzbaren Motoren für die MF-Kameras und die Batteriefächer für die F4. Auch die Rückwände für die einfache Datenenbelichtung bzw. für umfassende Eingriffe in die Kamerasteuerung (von Intervallaufnahmen über die zusätzliche Schärfenfalle bis hin zu Speicherung individueller Kombinationen verschiedener Grundfunktionen) sind auf bestimmte Modelle zugeschnitten. Anders die Aufsteck-, Stab- und Makro-Blitzgeräte, die sich mit allen Kameras verwenden lassen. Hier bestimmt die jeweilige Kombination, welche Funktionen der Blitze genutzt werden können (zum Beispiel 3-D-Matrix-Blitzsteuenung oder Synchronisation mit Verschlußzeiten bis 1/4000 Sekunde). Für die Blitzgeräte steht ein Zubehörsystem mit externen Batterieteilen, Adaptern und Streuscheiben bereit. Breiten Raum nimmt das Nahaufnahmezubehör ein, das von Zwischenringen über Vorsatzachromate und Balgengerät bis zum Reprogerät alles bietet, was Sie für den Vorstoß in die Welt der Mini-Motive brauchen.

{ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}