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Artikel
1998
Test
Rolleiflex 6003 Professional
Einstieg zum Aufstieg
Die neue Rolleiflex 6003 Professional ist als Einsteigerkamera in das 6000er Profisystem von Rollei gedacht. COLOR FOTO sagt Ihnen, ob diese "abgespeckte" Version der Rolleiflex 6008, des Spitzenmodells des Hauses Rollei, fit ist für den Einsatz im harten Profialltag.
Der Eintritt ins Profilager war niemals billig. Das Profi-Einsteigermodell Rolleiflex 6003 Professional kostet komplett mit Planar 2,8/80 mm HFT, Filmrückwand, Akku, Schnelladegerät und Trageriemen etwa 6500 Mark Dafür erhält der Profi oder anspruchsvolle Amateur aber eine hervorragend ausgestattete Mittelformatkamera, die ihm eine neue Dimension der Fotografie erschließt: Das 6x6-Format bietet aufgrund der größeren Aufnahmefläche (56x56 Millimeter) und des geringeren Nachvergrößerungsmaßstabes eine wesentlich bessere Bildqualität als Kleinbild- oder APS-Formate.
Die Ausstattung der Rolleiflex 6003 Professional ermöglicht sowohl bei Studio- als auch bei Außenaufnahmen eine professionelle Arbeitsweise. Die Einbindung in das Rolleiflex6000-System bringt weitere Vorteile: hochwertige Objektive mit Brennweiten von 30 bis 1000 Millimeter, Wechselsucher, austauschbare Einstellscheiben, Blitz
und Makrozubehör und vieles mehr. Gegenüber dem Spitzenmodell des Hauses wurde
die 6003 nur geringfügig "abgespeckt": beispielsweise bei den
Belichtungsmeßmethoden (keine Multispotmessung) oder beim Funktionshandgriff, der
nicht mitgeliefert wird, aber nachgekauft werden kann. Bedauerlich ist, daß
Wechselmagazine fehlen, aber bei den "abgespeckten" Rollei-Kameras hat das
Tradition; nur die Filmeinsätze können gewechselt werden. Ein wesentlicher Vorteil
der Mittelformat-Systemkameras, der beliebige Wechsel des Films, kann hier nicht
ausgespielt werden. Natürlich läßt sich die 6003, von der Multispotmessung
abgesehen, durch Zukauf von Funktionshandgriff und Wechselmagazinen (nach einem
kleinen Umbau) zur 6008 aufrüsten. Dann kostet sie allerdings fast so viel wie die
6008, so daß "Umbauinteressierte" gleich zum Spitzenmodell greifen sollten.
Dennoch ist diese Kamera das beste "abgespeckte" Modell des Hauses Rollei. Gegenüber dem Vorgängermodell Rolleiflex 6003 SRC 1000 bietet die 6003 Professional zusätzliche Ausstattungsmerkmale wie Spiegelvorauslöser, separate manuelle Belichtungskorrektur und Einstellung der Filmempfindlichkeit an der Filmrückwand. Die Rolleiflex 6003 Professional ermöglicht, von Gebrauchtkameras abgesehen, den preiswertesten Einstieg in das professionelle 6000er System. Die Kamera überzeugt durch gute Ausstattung bei solider Verarbeitung. Sie erhält das COLOR FOTO-Prüfsiegel sehr gut****.
PRO
sehr gute Grundausstattung
professionelle Ausführung
vielseitiger Systemausbau
KONTRA
Das Fehlen der Wechselmagazine. Sie fielen dem "Abspecken" zum Opfer. Ansonsten keine wesentlichen Nachteile
Programme
An Automatikkomfort mangelt es der Rolleiflex nicht, denn sie ist mit Programm-, Zeit- und Blendenautomatik sowie Belichtungsreihenautomatik ausgestattet. Die Abstände der Belichtungen bei der Belichtungsreihenautomatik von +2/3 EV sind als Kompromiß zwischen der Belichtung auf Dia- und auf Negativfilmen gedacht, denn bei Diafilmen wären Abstände von 1/2 EV und bei Negativfilmen von +1 EV besser. Die manuelle Belichtungseinstellung und die manuelle Belichtungskorrektur in Drittelstufen sind zwar sehr fein und präzise, in der Praxis wären aber halbe Stufen sinnvoller.
Sucher
Die Rolleiflex 6003 Professional verfügt über einen ausgezeichneten Sucher. Die Sucheranzeigen für Zeit, Blende und die Lichtwaage sind gut lesbar (siehe Abbildung), lediglich die Anzeigen für Belichtungsspeicherung, Spotmessung und Belichtungskorrektur erscheinen nicht so klar. Der Wert der Belichtungskorrektur wird nur sehr kurz angezeigt.
Filmtransport
Der eingebaute Motor ist mit einer maximalen Bildfrequenz von zwei Bildern pro Sekunde für eine Mittelformatkamera sehr leistungsfähig. Die Belichtung wird zwischen den einzelnen Aufnahmen automatisch geprüft und gegebenenfalls korrigiert. Der Fotograf kann mit dem Hauptschalter der Kamera zwischen Einzelbildschaltung oder Serienbildschaltung wählen.
Belichtungsmessung
Die Belichtungsmessung erfolgt wahlweise über eine in der unteren Bildhälfte gewichtete Mehrfeldmessung oder eine Spotmessung, bei der etwa ein Prozent der Filmfläche berücksichtigt wird. Das Verhältnis der Meßfläche zur Bildfläche bleibt zwar immer konstant, aber der Meßwinkel ändert sich mit der Brennweite. Er beträgt zum Beispiel 4 Grad bei 80 mm und 7 Grad bei 50 mm. Die Belichtungsmessung reagiert extrem schnell und präzise auf geringste Veränderungen der Lichtverhältnisse.
Blitztechnik
Die TTL-Blitzautomatik funktioniert hervorragend mit systemkonformen Blitzgeräten (SCA 300). Vorbildlich auch die Blitzsynchronisation: sämtliche Verschlußzeiten zwischen 1/1000 Sekunde und 30 Sekunden sind synchronisiert. Die Korrekturfaktoren für die Aufhellautomatik können bis zu -3 Lichtwerten in Drittelstufen eingegeben werden.
Manuelle Einstellungen
Bis auf den Filmtransport können sämtliche Einstellungen auch manuell durchgeführt werden. Neu bei einer "abgespeckten" 6000er Rolleiflex ist auch die Tatsache, daß man die Filmempfindlichkeit nicht am Gehäuse, sondern an der Filmrückwand eingeben kann.
Scharfeinstellung
Die mitgelieferte Standardscheibe liefert ein helles Sucherbild und bietet verschiedene Fokussierhilfen. Noch heller wird das Sucherbild, wenn man die neue High-D-Screen Einstellscheibe einsetzt (oben). Neben weiteren 7 Einstellscheiben, stehen 5 Wechselsucher zur Verfügung, die den Suchereinblick und das Fokussieren enorm erleichtern.
Lautstärke
Die Rolleiflex 6000er Modelle gelten nicht gerade als leise, und die 6003 Professional macht da keine Ausnahme. Die Arbeitsgeräusche würden wir uns auch für eine Mittelformatkamera mit motorischem Filmtransport dennoch etwas weniger lautstark wünschen.
Stromversorgung
Die Kamera wird von einem NC-Akku gespeist, der für etwa 500 Aufnahmen unter normalen Bedingungen ausreicht. Ohne Strom geht allerdings leider gar nichts.
Verarbeitung/Material
Wie der Namenszusatz es andeutet, ist die neue Rollei für den rauhen Profialltag gefertigt. Verarbeitung und Material sind von hoher Qualität. Das Gehäuse besteht aus einer widerstandsfähigen speziellen Aluminiumlegierung und die Zahnräder aus Bronze/Beryllium.
Ergonomie
Die Kamera liegt trotz relativ hohen Gewichts sehr gut in der Hand, vor allem in der typischen Mittelformathaltung (mit Lichtschacht, linke Hand umfaßt Kamera von unten). Mit dem als Zubehör erhältlichen Funktionsgriff (unten) wird die Ergonomie enorm verbessert (5 Sterne!). Die Bedienungselemente sind griffig gestaltet, eindeutig markiert und dort plaziert, wo man sie zuerst sucht. Bei arretiertem Belichtungsspeicher kann die Programmautomatik wahlweise mit dem Verschlußzeitenrad oder dem Blendenrad "geshiftet" werden (die Zeit-Blenden-Kombination kann bei konstantem Belichtungswert verändert werden.
Grundausstattung
Abgesehen vom Fehlen der Wechselmagazine, die dem Rotstift zum Opfer fielen, gibt es an der Grundausstattung der Kamera nichts zu bemängeln. Zur Verfügung stehen: Programm-, Zeit- und Blendenautomatik, manuelle Belichtungseinstellung, Belichtungsreihenautomatik, Mehrfeld- und Spotmessung, Belichtungskorrektur, Abblendtaste, Spiegelvorauslösung, Selbstauslöser, Belichtungsspeicher, Filmtransportentkoppelung sowie ein 14poliger Universalanschluß für elektronisches Zubehör.
Systemausbau
Die Einbindung in das umfangreiche Rolleiflex-6000-System bietet große Vorteile: hochwertige Objektive von 30 mm bis 1000 mm Brennweite, Wechselsucher, austauschbare Einstellscheiben, Blitz- und Makrozubehör, sowie Zubehör für die elektronische Fotografie. Sogar ein Unterwassergehäuse ist erhältlich.
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