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Test & Technik Neuvorstellung

Minolta Dynax 700si

Die beste Minolta?

Mit spektakulären Produktneuheiten geht man mittlerweile auch in Japan sorgfältiger, vielleicht sogar behutsamer um. So besteht die neue Minolta Dynax 700si überwiegend aus Bewährtem, Neuheiten stecken nur im Detail. Denn die neue Kamera ist nicht als Antwort auf die Herausforderung der Konkurrenz, sondern aus dem Forderungskatalog engagierter Fotografen entstanden, der in einer aufwendigen Befragung erstellt wurde.

Bei der Entwicklung der neuen Minolta Dynax 700si stand eine großangelegte Kundenbefragung im Mittelpunkt der konzeptionellen Überlegungen. Die neuen Techniken, die von Minolta-Ingenieuren in langjähriger Forschungsarbeit entwickelt wurden, sind bei der Dynax 700si nur insofern berücksichtigt worden, als sie mit den Wünschen und den Anforderungen der befragten Fotografen im Einklang waren. Die Ergebnisse der Befragung zeigten vor allem drei Anforderungen an eine neue Spiegelreflexkamera auf: Sie sollte über hochentwickelte Automatikfunktionen verfügen und dennoch alle Möglichkeiten der kreativen Steuerung bieten (was nichts anderes heißt, als Abschaltung der Automatik oder manuelle Korrektur), und der Fotograf sollte außerdem seine Bildidee mit höchstem Bedienungskomfort in ein Foto umsetzen können.
Die größte Herausforderung an die Entwicklungsingenieure stellten jedoch nicht die Automatikfunktionen und die Eingriffsmöglichkeiten in diese Funktionen, sondern eine einfache Bedienung. Übersichtliche Bedienungselemente, geräuscharm mechanische Abläufe und ein neuentwickelter, als Zubehör erhältlicher Funktions-Handgriff, mit dem die wichtigsten Bedienungselemente auch bei Hochformathaltung problemlos bedient werden können, sind die Antwort auf diese Herausforderung. Das High-Speed-Autofokus-System der Dynax 700si arbeitet, wie bei der Dynax 7xi und 9xi, mit einem großen AF-Meßfeld, das aus vier hochempfindlichen AF-Sensoren besteht.

Verbesserter Autofokus

Die Größe des AF-Meßfelds ist optimal auf die multidimensionale Prädiktionssteuerung abgestimmt, so daß das System auch plötzliche Geschwindigkeits- und Richtungsänderungen des Hauptobjekts erfassen kann. Durch einen gegenüber der Vorgängermodelle verbesserten Steuerungsalgorithmus ist bei der Dynax 700si die Reaktionszeit extrem kurz, und das Autofokussystem kann sowohl senkrechten, als auch parallelen und diagonal zur Filmebene verlaufenden Bewegungen folgen und die Position des Objekts im Aufnahmemoment vorausberechnen. Das AF-Meßfeld reagiert auch auf die Kamerahaltung und paßt sich gegebenenfalls der für das Hochformat typischen Motivsituation an, indem der obere horizontale Sensor automatisch abgeschaltet wird. Die Wahl der AF-Sensoren erfolgt automatisch. Jeder der vier AF-Sensoren kann aber auch einzeln eingeschaltet werden. Selbstverständlich ist manuelle Scharfeinstellung ebenfalls möglich.

Belichtungsmessung

Das Belichtungssystem der Dynax 700si arbeitet mit einer Mehrfeldmessung, die im Minolta-Jargon 14-Segment-Wabenfelder-Mehrzonenmessung (Honeycomb) heißt. Die Silizium-Fotodiode ist in 13 gleich große Wabenfelder sowie ein zusätzliches Segment für den Hintergrund aufgeteilt. In Abhängigkeit von der Lichtsituation und der Position des Hauptobjekts gewichtet die Fuzzy-Logik-Steuerung der Kamera die Meßsegmente automatisch. Da auch die vom Autofokus ermittelten Daten in diese Bewertung einfließen, wird das Meßmuster, so Minolta, präzise an die Position des Hauptobjekts angeglichen, was besonders für Gegenlichtsituationen und Objekte am Bildrand wichtig ist. Die neue Minolta Dynax 700si verfügt außerdem über eine mittenbetonte Integralmessung und eine Spotmessung. Bei der mittenbetonten Integralmessung werden die mittleren drei Wabenfelder mit 80 Prozent und die übrige Fläche mit 20 Prozent gewichtet. Bei der Spotmessung gehen nur 2,7 Prozent des Sucherbildes in die Messung ein. Die drei Meßmethoden können einzeln aktiviert werden. Die manuelle Belichtungskorrektur kann im Bereich von e3 LW in halben Stufen erfolgen.
Der Belichtungsindikator ist eine willkommene Hilfe bei der Beurteilung der Arbeitsweise des hochkomplexen Belichtungssystems der Dynax 700si. Ist die Mehrfeldmessung aktiviert, zeigt der Belichtungsindikator (eine senkrechte Skala am linken Sucherrand) die Abweichung zum Ergebnis der mittenbetonten Integralmessung an.

Belichtungsindikator

Der Fotograf kann daran erkennen, wie die Mehrfeldmessung bei extremen Lichtverhältnissen, wie zum Beispiel Gegenlicht, reagiert. Bei aktivierter Spotmessung zeigt der Belichtungsindikator den Unterschied zwischen dem gespeicherten Spot-Meßwert und der jeweils anvisierten Motivpartie an. Bei manueller Belichtungseinstellung veranschaulicht der Belichtungsindikator die Abweichung der manuellen Einstellung von den Werten, die die Kamera automatisch gewählt hatte. Außerdem zeigt der Belichtungsindikator eingestellte Belichtungskorrekturen und automatische Belichtungsreihen an.

Freie Programmwahl

Die Grundfunktion der Minolta Dynax 700si ist die Programmautomatik, die aus jeder anderen Programmeinstellung über eine separate Rückruftaste aktiviert werden kann. Unter der Bezeichnung "Dynax-Expert-Programmwahl" verbirgt sich eine Programmsteuerung, die anhand der vom Autofokussystem ermittelten Objektparameter wie Abstand, Position, Bewegungsrichtung und Abbildungsmaßstab, typische Motivsituationen erkennt (beispielsweise Porträt-, Landschafts-, Nah- oder Actionaufnahme), und steuert mit Hilfe von Fuzzy-Logic eine geeignete Belichtungseinstellung. Die Programmautomatik der Dynax 700si ist "shiftbar", das heißt, die Zeit-Blenden-Kombination kann über jedes der beiden Einstellräder bei gleichbleibendem Belichtungswert verändert werden. Selbstverständlich verfügt die neue Kamera auch über Zeitautomatik mit Blendenvorwahl, Blendenautomatik mit Zeitvorwahl sowie manueller Belichtungseinstellung.

High-Speed Synchronisation

In Funktionseinheit mit dem neuen Programmblitzgerät 5400HS verfügt die Dynax 700si über automatische High-Speed-Synchronisation. Dadurch sind extrem kurze Blitzsynchronzeiten bis zu 1/8000 Sekunde in jeder Belichtungsfunktion möglich. Wird automatisch oder manuell eine Verschlußzeit kürzer als 1/200 Sekunde gewählt, aktiviert die Dynax 700si automatisch die HSS-Blitzfunktion. So läßt sich beispielsweise die Schärfentiefe geblitzter Porträtaufnahmen bei Tageslicht viel besser steuern, da nun auch sehr große Blendenöffnungen möglich sind.
Das eingebaute Blitzgerät mit Leitzahl 12 leuchtet den Bildwinkel eines 24 mm-Objektivs aus. In der Programmautomatik wird das eingebaute Blitzgerät, oder auch ein angesetztes Programmblitzgerät, automatisch gezündet, wenn die Lichtverhältnisse dies erfordern, beispielsweise als Aufhellblitz. Der Blitz wird sensibel gesteuert, denn die Dynax 700si registriert mit ihrer TTL-Direktmessung die korrekte Belichtung auf der Filmebene. Die Blitzbelichtungskorrektur kann im Bereich von ±3 LW in halben Stufen eingegeben werden.

Sonstiges

Der helle Sucher mit Grafikdisplay informiert den Fotografen über alle relevanten Kameraeinstellungen der Dynax 700si. Ferner helfen Funktionen wie zum Beispiel die einzeln anwählbaren AF-Sensoren oder der Belichtungsindikator, das Bild zu beurteilen und gegebenenfalls Änderungen vorzunehmen. Die Dynax 700si verfügt auch über eine Abblendtaste, mit der die Objektivblende auf den im Sucher und im Datenmonitor angezeigten Wert geschlossen wird. Dadurch kann die Schärfentiefe vor der Aufnahme im Sucher beurteilt werden. Eine Belichtungsreihenautomatik, bei der zusätzlich zur korrekt belichteten Aufnahme zwei frankierende Belichtungen, und zwar im Abstand von +/- 0,5 LW, durchgeführt werden, ist ebenfalls vorhanden.
Die Speicherfunktion ist eine besondere Funktion der Dynax 700si, mit der verschiedene Kameraeinstellungen, wie zum Beispiel Belichtungsfunktion, Blende und Verschlußzeit, Korrekturwerte, Belichtungsmeßart, gewähltes AF-Meßfeld, Schärfe- oder Auslösepriorität und Filmtransportfunktion gespeichert und bei Bedarf auf Knopfdruck abgerufen werden können. So ist es möglich, zwischen den Standard-Einstellungen der Kamera und der individuellen Einstellung des Fotografen per Knopfdruck zu wechseln.
Durch eine neuartige Vibrations- und Geräuschdämpfung ist der motorische Filmtransport bei der Minolta Dynax 700si recht leise geworden. Die Drehzahl des Filmtransportmotors wurde begrenzt, um beim motorischen Rückspulen eine möglichst konstante Geschwindigkeit zu erzielen. Diese Maßnahme reduziert Geräusche und Vibrationen ebenso wirksam wie der neuentwickelte Transportmotor mit Stoßdämpfern aus Kunststoff. Die Minolta Dynax 700si soll etwa 1300 Mark kosten.

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