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Test & Technik Praxisbericht
Rolleiflex 6003 SRC 1000
Aus 8 mach 3
Neue Kameras aus Deutschland haben Seltenheitswert - vor allem wenn sie gar nicht für den deutschen Markt entwickelt wurden. Das jüngste Exemplar dieser Gattung heißt Rolleiflex 6003 SRC 1000. Was leistet die "abgespeckte" Version der Rolleiflex 6008 SRC 1000 in der Praxis?
Bereits bei den Trockenübungen mit der neuen Rolleiflex 6003 SRC 1000 fällt auf, daß die eigentliche Aufgabe der Entwicklungsingenieure aus Braunschweig in der "Wegentwicklung" einiger Ausstattungsmerkmale der bewährten Rolleiflex 6008 SRC 1000 bestand. Doch die hatte reichlich davon, so daß das "Hexeneinmaleins" nicht unbedingt negativ ins Gewicht fallen muß. Auf der Strecke geblieben sind die Wechselmagazine, die Multispotmessung, die Spiegelvorauslösung, der Funktionshandgriff, der Drahtauslöseranschluß und der Schalter für die Sucheranzeigen.
Was auf der Strecke geblieben ist, kann aber, mit wenigen Ausnahmen, auch ohne Zauberei wieder hinzugefügt werden. Die Filmrückwand der Rolleiflex 6003 kann gegen die Wechselmagazine der Rolleiflex 6008 ausgetauscht werden. Sogar das Polaroidmagazin und das Rollei Digital Scan-Pack können an die "abgespeckte" Kamera angeschlossen werden. Auch der Funktionshandgriff kann genauso wie bei der 6008 eingesetzt werden, vorausgesetzt, man hat einen solchen als Zubehör käuflich erworben. Mit den elektrischen Kabelfernauslösern MRC 120 und RC 120 ist Spiegelvorauslösung möglich.
Ansonsten bietet die 6003 die gleichen Ausstattungsmerkmale wie die 6008: Programm-, Zeit- und Blendenautomatik, manuelle Belichtungseinstellung, Mehrzonen- und Spotmessung, die Möglichkeit manueller Belichtungskorrektur, Belichtungsreihenautomatik, TTL-Blitzbelichtungsmessung in der Filmebene, Blitzsynchronisation bei allen Verschlußzeiten zwischen 1/1000 Sekunde und 30 Sekunden mit PQS-Objektiven (mit PQ-Objektiven nur bis zu 11500 Sekunde), motorischer Filmtransport (bis zu zwei Bildern pro Sekunde), Abblendtaste, Schalter für Mehrfachbelichtungen und einiges mehr. Selbstverständlich ist auch sämtliches Zubehör für die 6008 mit der 6003 voll kompatibel, darunter Prismensucher und andere Sucheraufsätze, Einstellscheiben, Makrozubehör, Akku und Ladegeräte, Timer, Blitzadapter sowie die gesamte Objektivpalette.
Die Funktionen
Die Funktionen der neuen Kamera sind weitgehend identisch mit denen der Rolleiflex 6008.
Um die Zeitautomatik mit Blendenvorwahl einzuschalten, wird das Verschlußzeitenrad auf "A" gestellt. Für die Blendenautomatik mit Zeitvorwahl muß der Blendenring in der "A"-Position arretiert sein. Die Programmautomatik wird aktiviert, wenn sowohl Verschlußzeitenrad als auch Blendenring in der "A"-Position arretiert sind. In Programm-, Blenden- und Zeitautomatik sowie bei manueller Belichtungseinstellung kann wahlweise mit der mittenbetonten Mehrzonenmessung oder mit der Spotmessung gearbeitet werden. Bei der Mehrzonenmessung sind sieben Silizium-Fotoelemente in fünf Gruppen angeordnet, so daß die Bildmitte und die untere Bildhälfte bei der Messung stärker berücksichtigt werden. Die Spotmessung erfolgt über eine Meßfläche von etwa einem Prozent der Bildfläche, was beim 80mm-Normalobjektiv einem Meßwinkel von etwa 3 Grad entspricht. Der gemessene Belichtungswert kann gespeichert werden.
Wenn der entsprechende Schalter arretiert ist, kann sogar die Programmautomatik über das Verschlußzeitenrad "geshiftet" werden, das heißt die Zeit-Blenden-Kombination kann bei konstantem Belichtungswert verändert werden).
Sehr sinnvoll ist die Belichtungsreihenautomatik, die im Abstand von ± 2/3 LW flankierende Belichtungen liefert. Weniger sinnvoll erscheint der Abstand von 2/3 LW zwischen den einzelnen Belichtungen, der wohl mit der Ausrichtung der Elektronik auf Drittelstufen zusammenhängt. Der Abstand von 2 /3 LW ist nämlich für Diafilme etwas zu groß (l/2 LW wäre optimal) und für Negativfilm ein wenig zu gering (ein Lichtwert wäre optimal, wobei flankierende Belichtungen bei Negativfilm selten erforderlich sind).
Die Filmempfindlichkeit wird an der Kamera eingestellt (von ISO 25/15' bis 2500/35'), und zwar über einen Schalter, der innerhalb des Einstellrads für die Belichtungsmeßart plaziert ist. Mit dem gleichen Schalter wird auch die Belichtungskorrektur, ebenfalls in Drittelstufen, eingegeben. Als Korrekturskala gilt die ISO-Skala; die Gefahr, daß man eine eingegebene Korrektur bei der nächsten Aufnahme vergißt, ist auch bei erfahrenen Fotografen nicht gering. Die Filmempfindlichkeit muß auch dann am Gehäuse der 6003 eingestellt werden, wenn man die Wechselmagazine der Rolleiflex 6008 verwendet.
Es ist empfehlenswert, den als Zubehör erhältlichen Funktionshandgriff gleich mit der Kamera zu kaufen, denn er verbessert die Ergonomie der 6003, vor allem bei der Arbeit mit Prismensucher, erheblich.
Fazit
Daß die Rolleiflex 6003, die ab Februar oder März 1994 auch auf dem deutschen Markt lieferbar sein wird, komplett mit Planar 2,8/80 mm HFT, Filmrückwand, NC-Akku und Schnelladegerät deutlich unter 7000 Mark kosten soll (nur das Gehäuse der 6008 bereits 4900 Mark), ist ein Argument für die "abgespeckte" Kamera. Ohne das Niveau der 6008 zu erreichen, bietet die 6003 mehr an Ausstattung als viele andere Mittelformatkameras. Wer dennoch die 6003 mit Funktionshandgriff und Wechselmagazinen zur 6008 aufrüsten und sich noch einen elektrischen Kabelauslöser für die Spiegelarettierung kaufen will, sollte sich besser gleich für das Spitzenmodell entscheiden die aufgerüstete 6003 ist nicht wesentlich billiger als die 6008 und bietet weder eingebaute Spiegelvorauslösung, Drahtauslöseranschluß, Einstellung der Filmempfindlichkeit am Wechselmagazin noch Multispotmessung. Diese Ausstattung ist auch gegen Aufpreis nicht erhältlich.
Auf jeden Fall kann man mit der 6003, auch ohne sie aufzurüsten, bei hohem Bedienungskomfort fotografieren. Die Rolleiflex 6003 SRC 1000 erhält das Prüfsiegel Praxisbericht sehr gut ****
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