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Artikel

1998

Photographica

Kleinstkameras

Made in Germany

Zweimal Efbe, links für 8x11-mm-Film, rechts für Negative mit 7 mm Durchmesser

Die deutsche Kameraindustrie ist in den legten Jahrzehnten stark geschrumpft. Aber hin und wieder tauchen noch Kameras "Made in Germany" auf. Zwei zeigen wir hier: die Efbe-Kleinstkameras für 8x11-mmFilme und kleinere Formate.

Von weitem sehen die Efbe-Kameras wie Objektive aus. Doch es sind komplette Kleinstkameras mit Filmformaten von 7 mm Durchmesser beziehungsweise 8 x 11 mm. Gebaut hat sie Franz Brinkert, Ingenieur im Ruhestand und Tüftler. Die Efbe ist ein Sammlerstück und wurde in Handarbeit gefertigt. Kaum eine gleicht 100prozentig der andern. Die technischen Daten können sich sehen lassen: Das Objektiv ist von Enna (Ennit 2,8/20 mm) und der hochwertige Zentralverschluß bietet Zeiten von 1/100 bis 1/25 Sekunde und B. Die weiteren Bestandteile der Kameras sind einfacher: Der Filmhalter besteht aus einer angeflanschten Platte mit einer rückseitigen Vertiefung für eine runde Filmscheibe, die durch einen Deckel verschlossen wird. Ein Magnet hält den Deckel. Vor dem Auslösen muß der Verschluß an dem Drehknopf gespannt werden, der durch den Filmhalter ragt.
Der Auslöser ist ein kleiner Metallstreifen, der ursprünglich hinten aus dem Verschlußgehäuse ragte; für die Efbe wurde er zur Seite gebogen.
Den Anstoß zur Efbe gab ein Zufall:
1976 fielen Brinkert eine größere Menge Objektive und Verschlüsse der Kleinstbildkamera "Goldeck 16" in die Hände. Und was ein echter Ingenieur und Tüftler ist, der läßt sich durch so ein Angebot inspirieren. Brinkert baute eine erhebliche Anzahl Kameras, die überwiegend bei Sammlern landeten. Fünfzig Sätze stiftete er einer Schule für Unterrichtszwecke, aber vor kurzem bekam er sie zurück, weil sie dort doch nicht gebraucht wurden. So entstanden noch ein paar Efbes.
Mit der Efbe fotografieren. Den Film schneidet der Fotograf selber aus Kleinbild-, Roll- oder Planfilm, je nach Kameratyp mit 19, 40 oder 47 mm Durchmesser. Zum Transportieren drehen Sie den mit Leder ausgekleideten Deckel nach jedem Bild bis zur nächsten Markierung weiter. Dabei wird die Filmscheibe mittransportiert. So braucht der Film weder Kerben noch Perforationen.
Es gibt Ausführungen mit Sucher, aber meine haben keinen. Doch mit ein bißchen Erfahrung trifft man auch ohne Sucher das Motiv. Trotz der geringen Größe hat der Fotograf vollen Einfluß auf die Belichtung. Eine Entfernungseinstellung ist nicht vorhanden, dafür kann man am Objektiv ablesen, wie groß die Schärfentiefe bei der jeweiligen Blende ist beziehungsweise wie nah man je nach Blende an das Objekt herangehen kann. Eine Doppelbelichtungssperre fehlt. Und die Halterung des Filmkammerdeckels mit einem Magneten ist genial, aber riskant. Einfach so in der Tasche tragen sollte man die Efbe nicht. Sie verlangt schon etwas mehr Zuwendung. Ihre Form ist trotz der Kompaktheit nicht unbedingt handlich. Der Filmwechsel nach jeweils sechs Aufnahmen muß im Dunkeln geschehen. Aber eine intensive Nutzung der Efbe ist wohl nicht zu erwarten, denn sie wirkt in vielem recht improvisiert. Die Kleinserienteile sind vor allem an der Drehbank entstanden und passen gut zusammen.
Aber die Einzelteile sind nur verklebt, und die Verschlußzeiten-Skalen bestehen aus Papier und sind mit Tesafilm befestigt.
Wer braucht eine Efbe? Als Kind hätte ich mich über sie gefreut - wegen der geringen Film- und Entwicklerkosten, die mein Taschengeld geschont hätten. Das kleine Modell bringt immerhin um die 500 Bilder auf einen zerschnittenen 36er Kleinbildfilm. Heute dürfte die Efbe eher etwas für Sammler von Kleinstbildkameras und Kamera-Kuriositäten sein. Aber sie funktioniert und liefert mit ein bißchen Nacharbeit brauchbare Fotos - sofern man die Grenzen des kleinen Formats berücksichtigt.
McKeown, der amerikanische Preiskatalog für Sammler, gibt die Efbe mit 65 bis 125 Dollar an. In Deutschland wurden auf Versteigerungen schon über 250 Mark erzielt.

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