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1998
Kameras
Minolta Dynax 800si
Spitzenmodell liefert Glanzvorstellung
Darauf haben Minolta-Fotografen schon lange gewartet: auf das neue Spitzenmodell der Dynax-si-Serie. Die neue Minolta Dynax 800si löst die Dynax 9xi als neues Flaggschiff des Hauses ab und enttäuscht die hohen Erwartungen nicht. Denn sie bietet gegenüber der 700si viel mehr als die schlichte Zahlensteigerung auf 800si vermuten läßt. Wir haben die neue Kamera exklusiv für Sie getestet.
Die Minolta Dynax 800si ist eine imposante Erscheinung. Dafür sorgt vor allem die Blitzabdeckklappe. Sie verbirgt das leistungsstärkste Zoom-Blitzgerät, das jemals in eine SLR-Kamera eingebaut wurde. Der herausklappbare Kamerablitz ist mit einem Zoomreflektor ausgestattet, der im Bereich von 24-80 mm automatisch der Objektivbrennweite angepaßt wird. Je nach Reflektorstellung schwankt die Leitzahl zwischen 14 (bei 24 mm) und 20 (bei 80 mm). Der Kamerablitz klappt sehr weit nach oben auf so daß ein größerer Abstand zur optischen Achse entsteht. Das bringt handfeste Vorteile in der Praxis, denn es verringert den "Rote-Augen-Effekt" bei Porträtaufnahmen und verhindert die Abschattung durch lange Brennweiten, wie sie bei gewöhnlichen Kamerablitzen entstehen kann (dunkler Halbkreis in der unteren Bildmitte - weil das Bild ja kopfstehend belichtet wird). Zum ersten Mal ist ein eingebauter Kamerablitz mehr als nur ein Notbehelf und kann wie ein Aufsteckblitz der unteren Leistungsklasse eingesetzt werden. Vom Feinsten sind auch die anderen Blitzfunktionen, wie Kurzzeitsynchronisation bis zur 1/8000 s mit dem Systemblitz 5400HS, Blitzbelichtungsreihen-Automatik, Synchronisation auf den zweiten Verschlußvorhang, drahtlose TTL-Blitzsteuerung mit systemkonformen Blitzgeräten, Aufhellblitz, Vorblitz und natürlich die automatische TTL-Blitzsteuerung in allen Belichtungsprogrammen. Sämtliche Blitzfunktionen arbeiten in der Praxis tadellos; die TTL-Blitzbelichtungssteuerung führt zu ausgewogenen Bildergebnissen. Das gilt sowohl für den Einsatz des Kamerablitzes als auch des Systemblitzes 5400HS. Durch eine separate Synchronbuchse kann die Kamera sogar an eine Studioblitzanlage angeschlossen werden. Professionelle Blitzfotografie ist mit der Dynax 800si also uneingeschränkt möglich.
Das Autofokussystem. Größe und Anordnung der AF-Sensoren entsprechen der Dynax 9xi, 7xi und 700si, die Software wurde aber verbessert: Zwei übereinander stehende AF-Sensoren werden von zwei vertikalen AF-Sensoren flankiert. Dadurch entsteht ein großer AF-Rahmen, der auch außermittige Objekte erfaßt. Bei Hochformathaltung wird ein AF-Sensor abgeschaltet, so daß ein Hochformatrahmen entsteht. Die AF-Sensoren können aber auch einzeln aktiviert werden, und zwar mit dem vorderen Einstellrad bei gedrückter AF-Taste. Die Lage der manuell aktivierten AF-Sensoren und die Lage des jeweiligen Rahmens werden auf der mit einem Grafik-, Display unterlegten Einstellscheibe angezeigt. Die Dynax 800si arbeitet wahlweise mit drei AF-Betriebsarten, die mit der im Klappenfach untergebrachten ACS-Taste eingestellt werden. C bedeutet kontinuierliche Schärfenachführung, S bedeutet statischer AF und A automatische Umschaltung zwischen beiden AF-Betriebsarten. Die AF-Kreuzsensoren sind anderweitig patentiert, so daß die vier AF-Sensoren der Dynax 800si Liniensensoren sind. Sie können nicht auf Strukturen fokussieren, die parallel zu ihrer Ausrichtung verlaufen. Durch die clevere Anordnung von zwei vertikalen und zwei horizontalen AF-Sensoren entsteht ein Meßfeld, das sowohl horizontale als auch vertikale Strukturen "erkennen" kann. Der Autofokus der Minolta Dynax 800si arbeitet schnell und präzise mit akzeptabler Lautstärke. Die Kamera kann auch bei drei Bildern pro Sekunde zwischen den einzelnen Aufnahmen fokussieren. Bei korrektem Einsatz lieferte die 800si stets scharfe Aufnahmen.
Das Belichtungssystem. Mit drei Belichtungsmeßarten ist die Dynax 800si für jede Lichtsituation gut gerüstet. Bei der autofokusgekoppelten Mehrfeldmessung ist die gesamte Bildfläche in 13 wabenförmige Segmente eingeteilt. Der verbleibende Hintergrund geht als 14. Meßfeld in die Messung ein. Die gezielte Messung und Auswertung der Meßwerte in den einzelnen Meßsegmenten führt in der Praxis sogar bei kontrastreichen Motiven und leichten Gegenlichtsituationen zu einer korrekten Belichtung. Bei der mittenbetonten Integralmessung konzentrieren sich 80 Prozent der Meßempfindlichkeit auf die mittleren drei Wabensegmente. Die Integralmessung ist in der Praxis gut geeignet für Motive mit durchschnittlichen Motivkontrasten und relativ gleichmäßiger Verteilung der hellen und dunklen Motivpartien. Mit etwas Erfahrung kann die Wirkungsweise der Integralmessung besser als die der Mehrfeldmessung eingeschätzt werden. Daher können manuelle Belichtungskorrekturen bei Integralmessung gezielter durchgeführt werden. Die Spotmessung berücksichtigt 2,7 Prozent des Sucherbildes, das Meßfeld wird im Sucher angezeigt. Das Meßfeld hat natürlich stets die gleiche Bildfläche, de Meßwinkel wird jedoch mit zunehme der Brennweite enger und umgekehrt Der Meßwinkel erlaubt aber sogar mit Weitwinkelobjektiven immer noch eine gezielte Messung bildwichtiger Motivdetails. Wer die Arbeitsweise der drei Belichtungsmeßarten kennt, wird stets ausgewogen belichtete Aufnahmen erhalten. Hilfreich dabei ist auch der sogenannte Belichtungsindikator. Bei Druck auf die AEL-Taste wird, je nach aktivierter Meßart, die Abweichung der Belichtung von einem bestimmtet Meßwert angezeigt.
Bei der Belichtungssteuerung bietet die Minolta Dynax 800si "volles Programm". Die shiftbare Programmautomatik ist die Grundbetriebsart der Kamera, in der die Zeit-Blenden-Kombination bei gleichbleibendem Belichtungswert mit jedem der Einstellräder verändert werden kann. Dadurch kann die für die Bildgestaltung erforderliche Blende (Schärfentiefe) oder Verschlußzeit (Darstellung der Bewegung) problemlos gewählt werden. Auch die Blenden- und Zeitautomatik sowie die manuelle Belichtungseinstellung arbeiten tadellos. Für Anfänger, die professionell wirkende Aufnahmen anstreben, hat Minolta die Dynax 800si mit fünf Motivprogrammen ausgestattet, bei denen die Steuerung von Blende und Verschlußzeit motivspezifisch erfolgt. Die Programme können mit jeder der drei Belichtungsmeßarten kombiniert werden, was sehr praxisgerecht ist.
Ergonomie und Ausstattung. Die Minolta Dynax 800si ist üppig ausgestattet. Hier nur einige Beispiele: Belichtungsreihenautomatiken für Dauer- und Blitzlicht, bei denen sich sowohl Anzahl als auch Abstand der flankierenden Belichtungen manuell eingeben lassen, 16 Individualfunktionen, Speicherfunktion mit drei Speicherplätzen und vieles mehr. Trotz zahlreicher Funktionen läßt sich die Dynax 800si sehr gut bedienen. Die wenigen Bedienungselemente für wichtige Funktionen sind auf dem Gehäuse griffgünstig verteilt. Die Bedienungselemente für selten genutzte Funktionen und Einstellungen sind im Klappenfach untergebracht. Leider ist auch die Umschaltung der Belichtungsmeßart dort "gelandet", was nicht so praxisgerecht ist.
Die Kamera liegt sehr gut in der Hand und die Bedienungselemente sind dort plaziert, wo man sie als erstes sucht. Hilfreich nicht nur für Anfänger ist auch die Programm-Rückstelltaste (P, "Panik-Taste"), mit der per Tastendruck alle ursprünglichen Kameraeinstellungen wieder aktiviert werden.
Fazit. Mit der Dynax 800si ist Minolta zweifellos eine exzellente Kamera geglückt. Ausstattung und Bedienung sind für professionelle Ansprüche ausgelegt. Die Kamera ist aber dennoch gleichermaßen auch für Anfänger sehr gut geeignet, die mit ihrer Kamera "wachsen" wollen. Von wenigen kleinen Schwächen im Detail abgesehen, hat die Dynax 800si eine überzeugende Vorstellung geliefert und erhält die höchste COLOR FOTO-Auszeichnung, das Prädikat hervorragend*****.
+ sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
+ leistungsstarker Kamerablitz mit Zoomreflektor
+ Belichtungsreihenautomatik für Dauer- und Blitzlicht, bei der sich Anzahl und Abstand der flankierenden Belichtungen frei wählen läßt
+ drei Meßmethoden (Mehrfeld-, Integral- und Spotmessung)
+ Belichtungsindikator im Sucher
+ leistungsstarkes AF-System
+ Blitzsynchronisation auf den 2.Verschlußvorhang
+ drahtlose TTL-Blitzsteuerung
+ Kurzzeitsynchronisation bis zur 1/8000 s (mit 5400HS)
+ Synchronbuchse für Studioblitzanlagen
+ Abblendtaste großer Sucher mit exzellenten Anzeigen, Dioptrienkorrektur und auswechselbaren Einstellscheiben
+ 16 Individualfunktionen
+ 3 Speicherplätze für individuelle Kameraeinstellungen
+ Programmrückstelltaste
- eingebauter Kameramotor schafft "nur" drei Bilder/Sekunde
- Schalter für die Umschaltung der Belichtungsmeßmethode leider im Klappenfach untergebracht
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