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Artikel
1998
Kameras
Noblex 135U und Noblex Pro 175
Der Superbildwinkel: 138xGRADx
Die Noblex-Kameras erfassen mit rotierenden Objektiven faszinierende Panoramaperspektiven. Wir haben für Sie ein Kleinbild- und ein Mittelformatmodell getestet.
Auf den Noblex-Bildern ist die Mitte oft besonders betont, da der Abbildungsmaßstab nicht konstant ist.
Der sächsische Kamerahersteller Noblex hat sich auf Panoramamodelle spezialisiert. Die großen Bildwinkel von über 135xGRADx entsprechen fast einem Halbkreis. Dabei verzichtet Noblex auf teure Spezialobjektive mit einem derart großen Bildwinkel. Statt dessen drehen sich die Noblex-Objektive während der Aufnahme von links nach rechts. Wie ein Auge "schaut" das Noblex-Objektiv also in die verschiedenen Richtungen und macht so ein breites Panoramabild. Die Noblex-Bilder wirken eigenartig, da ein zentral angeordnetes Objekt in der Bildmitte größer als am Rand abgebildet wird. Diese übertriebene Räumlichkeit hat aber ihren besonderen Reiz, wenn sie der Fotograf gezielt einsetzt. Hinzu kommen einige typische Verzerrungen, besonders bei bewegten Motiven: Wenn ein Auto in der Drehrichtung vorbeifährt, wirkt es gedehnt. Im umgekehrten Fall bekommen Sie ein "gestauchtes" Auto. Zudem krümmt die Rotation waagerechte Linien außerhalb der Bildmitte wie ein Fisheye-Objektiv. Senkrechte Linien, also Laternen und Bäume, bleiben gerade.
Die Noblex 135U ist eine leichte Variante für Kleinbildfilme mit eingebautem Sucher und Fixfokusobjektiv. Die Kamera erfaßt einen Bildwinkel von 136xGRADx bei einem Filmformat von 24 x 66 mm. Ein 36er-Film reicht für 19 Fotos.
Die Noblex Pro 175 U erfaßt 138xGRADx. Sie arbeitet mit 120er Rollfilm. Bei einer Negativgröße von 50 x 170 mm passen vier Aufnahmen auf einen Film. Beide Noblex-Modelle haben keinen eingebauten Belichtungsmesser.
Die Praxis. Der größte Stolperstein liegt am Anfang: wegen der komplizierten Filmführung ist das Filmeinlegen sehr kompliziert. Kalkulieren Sie zwei bis drei Probefilme ein. Die restliche Bedienung ist einfach, mit wenigen Funktionen: Filmtransportrad, Blendenring, Mehrfachbelichtungsschalter und ein ASA-Merkrad. Wenn Sie von kurzen zu langen Zeiten wechseln, müssen Sie den Objektivantrieb umschalten. Bei der Pro 175 stellen Sie außer der Blende auch noch die Entfernung ein. Allerdings liegen die beiden Einstellräder so eng beieinander, daß man mit dem einen Rad oft das andere mitverstellt. Während der Aufnahme muß die Kamera absolut waagerecht stehen, um ungewollt verzerrte Bilder zu vermeiden. Sehr brauchbar ist die in den Sucher eingespiegelte Rundlibelle. Das eigentliche Sucherbild hilft kaum, da es zu ungenau ist. Beide Objektive sind relativ streulichtempfindlich. Für die Belichtungsmessung brauchen Sie einen Handbelichtungsmesser oder den speziell entwickelten Panolux 135 beziehungsweise Panolux Pro. Mit diesem kann man eine 33xGRADx-Objekt- oder eine 150xGRADx-Lichtmessung machen und beide Kameras als Zeitautomaten verwenden. Fazit. Nicht perfekt, aber reizvoll: Die beiden Noblex-Modelle sind etwas kompliziert zu bedienen. Sie liefern jedoch sehr interessante Aufnahmen mit einer exotischen Perspektive. Für gute Ergebnisse sind ein gezielter Einsatz und viel Erfahrung notwendig.
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