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Artikel
1998
Photographica
Tessina
Der Alpen-Mini
Kameras aus der Schweiz findet man nicht so oft wie Uhren. Aber die, die man findet, können es in Sachen Feinmechanik mit den Uhren aufnehmen - wie es etwa die Tessina beweist.
Die Tessina stammt von Concava S.A., zu Hause im Schweizerischen Lugano. Sie als Miniaturkamera zu bezeichnen mag übertrieben sein, aber die Tessina ist klein - kleiner als eine durchschnittliche Zigarettenschachtel. Aber so klein sie auch ist - die Tessina ist eine echte zweiäugige Reflexkamera, sogar mit einem doppelten Reflexsystem. Die extrem flache Bauweise bringt es mit sich, daß der Film über den Boden der Kamera läuft und sein Licht nicht direkt vom 2,8/25-mm-Tessinon-Objektiv erhält, sondern über einen Umlenkspiegel. Ein zweiter Spiegel lenkt das Licht vom Sucherobjektiv, das neben dem Aufnahmeobjektiv sitzt, zur Mattscheibe, die von oben betrachtet werden kann. Ein aufklappbarer Lichtschacht, der diesen Namen wirklich verdient, ist zwar nicht vorhanden, aber wenn man den Sportsucher öffnet, stellen sich immerhin zwei Klappen auf, die störendes Seitenlicht in Maßen fernhalten. Wem das nicht reicht, dem bietet der aufsetzbare Lichtschacht mehr Schutz, und vollends komfortabel ist die Arbeit mit dem Pentaprismensucher. Freilich wird die Tessina durch ihn auch wesentlich klobiger.
Das Tessinon-Objektiv ist, entgegen den Vermutungen, die sich aus den technischen Daten ableiten lassen, kein Weitwinkel. Mit seinem Bildwinkel von 53xGRADx entspricht es einem Kleinbild-Standardobjektiv. Es kann im Bereich von unendlich bis etwa 22,5 cm fokussiert werden. Der Grund für die Diskrepanz zwischen "Weitwinkel-Brennweite" und Bildwirkung: die Tessina wird zwar mit Kleinbildfilm geladen, ist aber keine Kleinbildkamera. Bedingt durch die geringe Bauhöhe sind spezielle schlanke Patronen nötig. Einige Filme etwa von Adox oder Kodak - gab es passend konfektioniert. Herkömmliche KB-Filme müssen umgespult und dabei verkürzt werden. Je nach Dicke des Materials ergeben sich Längen von etwa 38 bis 44 cm für 18 bis 24 Aufnahmen mit einem effektiven Format von 14x21 mm. Das liegt zwar noch unter dem Halbformat mit 18x24 mm, ist aber deutlich größer als das 8x11-mm-Format der Kleinstbildkameras aus dem Hause Minox. Bei "normaler" Haltung der Kamera (waagerecht, wie ein Fernglas) ergeben sich Bilder im Hochformat. Für den Filmtransport sorgt, wie bei der legendären Robot, ein Federwerkmotor. Bis zu zehn Aufnahmen können in einem "Aufzug" nacheinanderweg belichtet werden. Für die Regulierung des Lichteinfalls sorgen der Zentralverschluß mit seinem Zeitenbereich von 1/2 bis 1/500 Sekunde und die Blende des Objektivs mit ihrem Einstellbereich von 1:2,8 bis 1:22. Ein aufschiebbarer Belichtungsmesser - als Zubehör erhältlich - kuppelt direkt mit dem Blendenrad! Einen speziellen Miniaturblitz gibt es im Zubehörprogramm nicht. Wer mit dem vorhandenen Licht nicht auskommt, kann aber herkömmliche Blitze an der Blitzbuchse anschließen und mit allen Verschlußzeiten einsetzen. All diese Technik steckt bei der Tessina in einem Metallgehäuse, das etwa 2,5 cm hoch, 6,8 cm breit und 5,3 cm tief ist und das außer in Chrom und Schwarz auch in Gold und Rot zu finden ist.
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