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Artikel

1998

Photographica

Kameras für Kleinstbildfilme

Das Super-16-Format

Oskar Barnack baute seine Leica für den normalen 35-mm-Kinofilm. Um ein größeres Negativ zu erhalten, vergrößerte er das ursprüngliche Filmbild auf das Doppelte, Anfang der sechsziger Jahre taten es ihm die Erfinder des Super-16-Formats nach. Sie nahmen den 16-mm-Kinofilm und verdoppelten die Bildgröße auf 12x17 mm.

Die Idee mit dem 16-mm-Film war nicht neu. Aber anfangs nutzte man nicht die volle Breite aus, üblich war das Format 10 x 14 mm. Das Super-16 Format war die konsequente Fortentwicklung. Die Handhabung der Filmkassetten ging wie beim 35-mm-Film vor sich; am Ende mußte der Film in die Kassette zurückgespult werden. Die bekannteste Kamera für dieses Format ist die Rollei 16. Hoher Fertigungsstandard und das Objektiv Zeiss Tessar 2,8/25 mm sorgen für eine gute Bildqualität. Die Belichtung wird in Verbindung mit einer Selenzelle automatisch geregelt; ein rotes Signal im Sucher zeigt unzureichendes Licht an. Filmtransport und Verschlußaufzug werden durch das Herausziehen des Sucherschiebers betätigt, ähnlich wie bei der Minox. Daß Rollei sich mit dieser Kamera an anspruchsvolle Amateure wendete, zeigt der Bajonettanschluß am Objektiv: Es wurden auch Tele- und Weitwinkel-Objektivvorsätze angeboten. Deshalb hat der Sucher zwei Leuchtrahmen. Der größere gilt bei Benutzung der Kamera ohne Vorsätze, der kleine mit Televorsatz, für Weitwinkelfotos gilt der äußere Sucherrand. Für Blitzaufnahmen wird die Blende an einer Scheibe am Kameraboden manuell eingestellt, die Belichtungszeit beträgt dann 1/30 Sekunde. Die Entfernung regelt man mit einem Rändelrad auf der Kamera; die Einstellung wird auf einer verschiebbaren Leiste angezeigt. Alles ist gut durchdacht; die Materialien wirken edel.

Die Edixa 16 erschien ebenfalls Anfang der sechziger Jahre, zunächst im Chromgehäuse, später schwarz und mit seitlich anschraubbarem, gekoppeltem Belichtungsmesser; bei diesem ragte ein Fühler in das Kameragehäuse und wurde von einer Exzenterscheibe auf dem Zeit- und Blendenrad betätigt, um zwei Zeiger zur Deckung zu bringen. Verschluß und Blende werden mit dem linken Einstellrad geregelt. Für schwaches Licht steht 1/30 Sekunde und Blende 2,8 zur Verfügung.

Belichtungseinstellung. Bei Drehung des Rades wird die Belichtungszeit bis zur 1/150 Sekunde verkürzt; erst dann wird die Blende auf kleinere Werte geschlossen. Diese Konstruktion vereinfacht die Bedienung. Wer trotzdem die freie Wahl von Blende und Belichtungszeit möchte, kann an dem kleinen Rädchen die Belichtungszeit einstellen und unabhängig davon an dem großen Rad die Blende; dann zeigt der Belichtungsmesser aber nicht mehr den korrekten Wert an. Das rechte Rad dient zur Entfernungseinstellung. Das Objektiv ist ein Schneider Xenar 2,8/ 25 mm, ein guter Vierlinser, der aber immer ein wenig im Schatten des berühmten Zeiss Tessars stand. Für den Filmtransport gibt es einen Schnellschalthebel wie bei einer Kleinbildkamera, der Filmanfang muß auch wie dort in eine Spule gesteckt und nachher zurückgespult werden. Das Design der Edixa 16 ist gelungen, die beiden großen Einstellräder sind gut zu bedienen. Eine gewisse Ähnlichkeit mit den Bedienungsrädern der berühmten Kleinbildkamera Rollei 35 ist sicher kein Zufall: schließlich war Heinz Waaske, der Konstrukteur der Rollei 35, früher bei Edixa tätig.

Diese Kameras waren zu hoher Leistung fähig. Trotzdem verschwanden sie Anfang der siebziger Jahre vom Markt: Der Pocketfilm mit etwa gleich großem Bildformat - von Kodak mit großem Werbeaufwand lanciert- kam den Knipsern entgegen, weil das Filmeinlegen idiotensicher war und das Rückspulen entfiel. Und für den Rollei-Freund gab es die Rollei 35, nur wenig größer als die Rollei 16, aber wesentlich leistungsfähiger. Die 16-mm-Kameras hatten ausgedient.

Für Sammler aktuell. Heute sind die Super-16-Kameras, wie fast alle Kleinstbildapparate, beliebte Sammlerstücke. Wenn man die Grenzen des kleinen Formats beachtet, kann man immer noch gut damit fotografieren. Da die Filmkassetten nicht mehr erhältlich sind, wird man auf den besagten Kinofilm zurückgreifen und ihn in alte Kassetten einfädeln. Selbstverarbeitung ist also angesagt. Zu beachten ist, daß Selen-Belichtungsmesser empfindlich sind und im Alter an Genauigkeit verlieren. Die automatische Rollei 16 steht und fällt also mit dem Zustand des Belichtungsmessers. Für diese Kameras werden heute mindestens um die 150 Mark verlangt.

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