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Artikel
1998
Photographica
Minox-Kameras
Das Original
Vor 60 Jahren kam die Minox auf den Markt. Die Miniaturkamera war kaum größer als ein Taschenmesser und leichter als ein Feuerzeug. Dabei bot sie ein Negativformat von 8xll mm.
Als die Riga-Minox im Jahre 1938 in den Schaufenstern stand, wurde ihr kleines Format belächelt. Skeptiker bezweifelten, daß ein Negativformat von 8 x 11 mm für brauchbare Fotos ausreichend sei. Doch Geheimdienst und Detektive witterten sehr schnell das besondere Potential des Winzlings. Obwohl die Kamera so klein war, konnte sie eine komplette DIN-A4-Seite aufnehmen - ideal für die Reproduktion von Dokumenten. Ohne Spezialobjektive oder Vorsatzlinsen kann man mit der Minox Nahaufnahmen aus 20 cm Entfernung machen. Ob echte Spione, James Bond, Fotoamateure oder Profis - die Minox faszinierte viele mit ihrer kinderleichten Handhabung und ihren vielfältigen Einsatzmöglichkeiten.
Am Anfang war ein Holzklötzchen. Erfunden und konstruiert wurde die Minox-Kleinstbildkamera von Walter Zapp, geboren 1905 in Riga (Lettland). Die Minox-Idee ließ Walter Zapp seit seiner Lehrzeit 1922 bis 1924 in Reval (heute Tallin/Estland) nicht mehr los. Nach seiner Firmengründung 1932 in Reval brachte er zwei Jahre später den Prototyp, die Ur-Minox, mit einem Bildformat von 6,5 x 9 mm heraus. Ein von ihm angefertigtes 12,5 x 28 x 75 mm kleines Holzklötzchen stand Modell.
1938 begann die serienmäßige Produktion der Riga-Minox bei VEF (Valsts Elektrotechniska Fabrika, Riga). Trotz der Besetzung der baltischen Staaten durch die sowjetischen Truppen im Jahre 1940 lief die Produktion bis zum Einmarsch der Nationalsozialisten 1941 weiter. Im selben Jahr floh Zapp in den Westen nach Deutschland. Bei sich trug er die Ur-Minox, eine Riga Minox und das Holzmodell. Göring verwendete die im VEF-Werk erbeuteten Minox als Beigabe zum Ritterkreuz.
In Wetzlar erfolgte 1945 die Neugründung als Minox GmbH Wetzlar. Ein Jahr später war der erste Nachkriegsprototyp fertiggestellt. Um die Produktion zu finanzieren, stieg der Zigarrenkonzern Rinn und Cloos (R & C) ein. Die Produktion der ersten Minox-Kleinstbildkamera nach dem Krieg, der Minox A, begann dann 1948 in den neu eingerichteten Fertigungsstätten in Heuchelheim bei Gießen. 1950 kam es zur Trennung Walter Zapps von der Minox GmbH. Acht Jahre später erschien die Minox B mit eingebautem, gekuppelten Selen-Belichtungsmesser - ein Verkaufsrenner. Und 1969 folgte das Modell Minox C als welterste Kleinstbildkamera mit elektronisch gesteuerter Belichtungsautomatik. Doch 1989 mußte Minox ein Anschlußkonkursverfahren beantragen. Die Minox GmbH blieb sieben Jahre unter Konkursverwaltung, bis im April 1996 die Leica-Camera-Gruppe Minox kaufte.
Die Erste: Riga-Minox von 1938 bis 1943.
Sie erkennen die Riga-Minox am Edelstahlgehäuse und den auffälligen Gravuren: "VEF Riga" für die ersten Produktionsmonate, später "Made in Latvia" ausgefräst und ersetzt durch "Made in USSR" (frühe sowjetische Besatzungszeit). Bis zur Patenterteilung erhielten sie mitunter noch die Gravur "Pat. app.". Zur Ausstattung gehörten: Leuchtrandsucher mit automatischem Parallaxenausgleich, integrierter Gelbfilter und Einlamellenverschluß für Belichtungszeiten von 1/1000 bis 1/2 Sekunde, B und T. Allerdings fehlte ein eingebauter Belichtungsmesser. Heute kostet ein funktionsfähiges Modell über 2000 Mark.
Nach dem Krieg: Minox A von 1948 bis 1969.
Das hell oder schwarz eloxierte Leichtmetallgehäuse zeigt meist die "Wetzlar"- oder die "III"-Gravur (amerikanisches Modell).Verbessert wurde der Leuchtrahmensucher, neu war das vierlinsige Complan-Objektiv. Eine leichte Filmwölbung sollte die gekrümmte Bildebene kompensieren. Ab Mitte der 50er Jahre war das Complan farbkorrigiert. Legendär bleibt der weich ablaufende, schlagfreie Verschluß, robust bei Klima- und Temperaturschwankungen. 1954 kam die Minox A (III) s mit Blitzsynchronisation. Sehr selten ist die frühe A (II) mit Filmlinse (fünflinsiges Complan). Für die goldene Minox A zahlen Sammler 7000 bis 10 000 Mark.
Verkaufsschlager: Minox B von 1958 bis 1972
Die "B" bot vorschiebbare Grün- und Graufilter, das eingebaute UV-Filter und einen gekuppelten Selen-Belichtungsmesser: Hält man den Arretierungsknopf gedrückt, wandert die Nadel des Belichtungsmessers auf den Meßwert. Wird der Knopf losgelassen, bleibt der Zeiger auf dem letzten Wert stehen. Jetzt drehen Sie die Verschlußskala, bis die schwarze Dreiecksmarke mit dem Zeiger übereinstimmt - fertig. Besonders gesucht sind Minox-B-Exemplare aus den ersten Produktionsjahren mit dem seltenen "Wetzlar"-Schriftzug. Und auch die Schwarze gehört zu den Raritäten: Wert 600 bis 1000 Mark.
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