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Normtest
Bronica SQ-A
Kleinbildkomfort im Mittelformat
Mit der Bronica SQ-A hat das unabhängige Testinstitut NORMTEST Neuland betreten: zum ersten Mal befand sich eine Kamera im klassischen Mittelformat 6x6 cm auf seinem Prüfstand - nach vielen Testjahren wieder einmal eine Premiere. Kein absoluter Neuling ist dagegen die getestete Kamera selbst: vieles ist schon von der Bronica SQ bekannt, von der auch zahlreiche Zubehörteile übernommen werden können.
Allzu lange ist es noch nicht her, daß man unwidersprochen behaupten konnte, das Monopol für Bedienungsschnelligkeit und höchsten Aufnahmekomfort - analog dem letzten Stand der Technik - hätten die Kleinbildkameras für sich gepachtet. Freilich, in den letzten Jahren hat sich der Vorsprung der Kleinbildtechnologie gegenüber den Mittelformatkameras drastisch verringert. Nicht zuletzt das stark anwachsende Interesse vieler engagierter Amateurfotografen an den Vorteilen des größeren Formats hat dazu geführt, daß sich die Hersteller von Mittelformatkameras einiges einfallen ließen, um den Anschluß an im KB-Format übliche Standards zu erreichen.
Ein Schritt in diese Richtung ist die Zenza Bronica SQ-A.
Funktionen
Bei der Zenza Bronica SQ-A handelt es sich um eine einäugige Spiegelreflexkamera für das Mittelformat (6 x 6 cm) für Rollfilm 120 oder 220, ein Polaroidrückteil ist erhältlich. In der Standardversion ist sie mit einem Lichtschachtsucher ausgestattet, der gegen einen starren Lichtschachtsucher (Lupensucher) mit CdS Belichtungsmessung und Dioptrieneinstellmöglichkeit oder einen Automatikprismensucher (Zeitautomatik nach Blendenvorwahl) mit seitenrichtigem, aufrechtstehendem Sucherbild ausgewechselt werden kann. Der Filmtransport und Verschlußaufzug erfolgt beim Grundmodell über die bekannte Kurbel. Zur Erhöhung des Bedienungskomforts kann ein Schnellschalthandgriff montiert werden. Für den Filmtransport und Verschlußaufzug sind zwei Hebelschwünge erforderlich. Mit montiertem Griff wird über einen Auslöser am Griff ausgelöst, ohne Handgriff über den Auslöser, der sich auf der Vorderseite des Kameragehäuses unten rechts befindet.
Belichtungsmessung
Während mit dem Standard-Lichtschachtsucher eine Belichtungsmessung nicht möglich ist, verfügt der Lupensucher (CdS MF-Sucher S) über einen kreuzgekuppelten CdS-Belichtungsmesser. Der Meßabgleich erfolgt durch verändern der Blende (nur in ganzen Stufen) und/ oder der Belichtungszeit am Verschlußzeitenrad des Suchers. Der Belichtungsmesser wird durch Andrücken des zentral im Verschlußzeitenrad angeordneten Knopfes aktiviert und bleibt 30 sec lang eingeschaltet. In dieser Zeit sollte der Belichtungsabgleich über das LED-Display erfolgen, da der Belichtungsmesser sonst erneut aktiviert werden muß. Das Display zeigt Oberbelichtung durch ein rotes "+", Unterbelichtung durch ein rotes"-" und korrekte Belichtung durch einen grünen Punkt an.
Belichtungsmessung und automatische Belichtungssteuerung (Zeitautomatik nach Blendenvorwahl) ist mit dem Automatiksucher (AE Prismensucher S) möglich. Dazu ist es nötig, den Hauptschalter auf "On" und den Betriebsartenschalter auf "Auto" zu stellen. Der Belichtungsmesser wird durch leichtes Andrücken des Auslösers aktiviert und zeigt die zur - nur in vollen Stufen einstellbaren - Blende passende Belichtungszeit durch ein LED-Display am oberen Sucherrand an. Die LEDs sind als Zahlen ausgelegt (von "8 s" für 8 sec bis "500" für 1/500 sec) bzw. an beiden Enden der Skala als rote Pfeile für Ober- bzw. Unterbelichtungswarnung. Bei Automatikbetrieb ist der Verschlußzeitenschaltkreis des Gehäuses außer Betrieb. Das gilt nicht, wenn der Betriebsartenschalter des AE-Suchers in Stellung "Manual" gebracht wurde. In dieser Stellung ist eine etwas umständliche Nachführmessung möglich. Im Sucherdisplay blinkt die Verschlußzeit, die die Automatik einstellen würde und muß nun zur korrekten Belichtung auf das Verschlußzeitenrad des Gehäuses übertragen werden. Dazu muß die Kamera vom Auge genommen werden, da keine Rückmeldung der korrekten Einstellung vom Gehäuse zum Sucher erfolgt. Ist der Automatiksucher ausgeschaltet, wird beim Auslösen die 1/500 sec eingesteuert.
Die Belichtungsautomatik des AE-Suchers wurde bei Einstellung auf 100 ASA und Blende 8 überprüft. Dabei wurde die Objekthelligkeit von Lichtwert 15 bis Lichtwert 2 variiert und die Belichtung fotoelektrisch in der Filmebene gemessen. Die Automatik funktionierte über den vom Hersteller angegebenen Wert (EV 4) hinaus einwandfrei. Die Abweichungen lagen mit weniger als 1/3 Blende innerhalb der von DIN vorgegebenen Toleranzen. Die einzige größere Abweichung wurde bei der 1/500 sec festgestellt, worauf unter dem Stichwort "Verschlußzeiten" näher eingegangen wird.
Die Fehler der Anzeigegenauigkeit des CdS MF Suchers S lag innerhalb der Einstellgenauigkeit (l/2 Blende). Nur an der Grenze des Einstellbereichs (EV 4) wurde eine größere Abweichung von -2/3 Blenden festgestellt, die aber immer noch innerhalb der von DIN vorgegebenen Toleranzen liegt.
Verschlußzeiten
Die Verschlußzeiten können an der SQ-A auf drei verschiedene Arten eingestellt werden: Am Verschlußzeitenrad des Gehäuses in ganzen Stufen, am Verschlußzeitenrad des CdS MF Suchers S in halben Stufen und stufenlos durch die Automatiksteuerung des Automatiksuchers. Ein Problem für die Messung und Beurteilung der Verschlußzeiten liegt bei einer Kamera mit Zentralverschluß darin, daß die Blendenöffnung für die effektive Verschlußzeit eine nicht zuunterschätzende Rolle spielt. Das rührt daher, daß bei kleinen Blendenöffnungen durch die Lamellen des Verschlusses die Öffnung früher freigegeben und später geschlossen wird, als bei großen Blendenöffnungen. Die Verschlußzeitenmessung wurde nach DIN bei offener Blende durchgeführt. Zum Vergleich aber noch einige Zahlen (bezogen auf das Objektiv 2,8/80 mm): Die Abweichung beträgt bei Blende 2,8 und der 1/500 sec + 0,17 Blendenstufen (effektive Belichtungszeit 1/455 sec) bei Blende 22 und 1/500 aber +0,98 Blendenstufen (effektive Belichtungszeit 1/260 sec!). Die Abweichung bei Blende 22 wird geringer, je länger die Verschlußzeit wird: bei 1/250 sec beträgt sie 0,5 Blendenstufen, bei 1/125 sec nur noch 0,2 Blendenstufen und bei 1/60 sec 0,15 Blendenstufen.
Sucher
Die auf der Mattscheibe eingeritzten Linien bilden ein Quadrat mit einer Seitenlänge von 37,5 mm und entsprechen damit etwa dem Format eines Super-Slide Dias. Das Meßfeld des Automatiksuchers ist auf etwa dieses Feld begrenzt, die Meßcharakteristik ist integral, wie auch beim CDS-MF Sucher, bei dem die integrale Charakteristik stärker ausgeprägt ist. Der Sucher zeigt nur etwa 95% der Horizontalen und der Vertikalen. Die Einstellscheibe ist auswechselbar.
Sonstiges
Wie bereits eingangs erwähnt bildet die SQ-A zusammen mit dem Automatiksucher und dem Schnellschalthandgriff eine sehr handliche Aufnahmeeinheit. Positiv zu bewerten ist, daß jede Kassette mit einer Empfindlichkeitseinstellung versehen ist; die Filmempfindlichkeit wird über 2 Kontakte in die Belichtungsmesser der Sucher eingespeist. Weniger gut gelungen ist das Batteriefach und als ebenfalls sehr umständlich muß die T-Einstellung angesehen werden - allerdings reicht die Zeitenskala schon bis zu 8 sec. Der X-Kontakt am Handgriff ergab keine Beanstandungen. Der Auslöser der Kamera wie auch des Handgriffes kann arretiert werden. Brennweite und relative Öffnung des Objektivs lagen innerhalb der Toleranzen. Der Stromverbrauch des CDS-MF Suchers ist gering, der des Automatiksuchers bei Belichtungsmessung etwas hoch. Ein erwähnenswertes Detail ist eine rote LED am oberen Sucherrand, die das Ende des Verschlußablaufes anzeigt. Das ist wichtig bei längeren Verschlußzeiten, da der Spiegel nicht in seine Ausgangslage zurückkehrt. Der Spiegel kann über einen speziellen Schalter für einzelne Aufnahmen und für Serienaufnahmen vorausgelöst und arretiert werden. Für die Bronica SQ-A steht ein umfangreiches Zubehörprogramm zur Verfügung.
Plus/Minus
Plus
gute Belichtungsautomatik mit großem Arbeitsbereich
hoher Bedienungskomfort mit AE-Sucher und Handgriff
Minus
Batteriefach (Batterietausch sehr umständlich)
T-Einstellung sehr umständlich
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