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Artikel
1998
Fototest
NORMTEST Contax 137 MA Quartz
Die Technik hält was das Design Verspricht
Eine Systemkamera, bei der voll auf die Elektronik gesetzt wurde, bei der sogar der Schnellschalthebel zugunsten eines eingebauten Winders weggelassen wurde, war die Contax 137 MD Quartz von "Geburt an". Als Contax 137 MA Quartz bekam sie zu ihren guten Eigenschaften noch die manuelle Zeitenwahl hinzu. Im Bereich von einer Sekunde bis zur Tausendstel werden auch sie elektronisch exakt gesteuert.
Das Design für die Contax RTS II stammt von F. A. Porsche und die Contax 137 MA profitierte ebenfalls davon - so ist zu hören. Um weitere Aha-Effekte zu erleben genügt es, sich mit den vielen Details dieser Kamera zu beschäftigen, mit den angenehmen Ausstattungsmerkmalen, die in dieser Kamera so unaufdringlich wie in kaum einer anderen SLR untergebracht wurden.
Stromversorgung aus nur einer Quelle
Die Contax 137 MA Quartz ist eine Spiegelreflexkamera für das Kleinbildformat 24 x 36 mm. Von ihren Besonderheiten zu sprechen bedeutet das Risiko einzugehen, vom "Hundertsten ins Tausendste" zu kommen. Die Stromversorgung aus nur einer Quelle gehört zu diesen (noch seltenen) Eigenschaften. Die Batterien sind im Bodenfach der Kamera untergebracht. Vier Mignonbatterien vom Typ AA zu je 1,5 Volt versorgen alle Stromabnehmer in der Kamera. Neben der Belichtungsmessung und der Verschlußsteuerung und neben der Versorgung der Leuchtdioden wird auch der Winder aus diesem Batteriesatz betrieben. Je nach Filmverbrauch bedeutet dieses Konzept einen häufigeren Wechsel der Batterien, häufiger als dies üblicherweise dort vorgenommen wird, wo die Kameraelektronik von kleinen Knopfzellen abhängt. Doch der Besitzer der Contax 137 MA Quartz kann sicher sein, daß mit jedem Batteriewechsel alle Funktionen der Kamera frisch versorgt werden - er muß nicht befürchten, daß einzelne Funktionen - abhängig von weiteren Batterien - ausfallen könnten.
Daß vier Batterien vom immerhin nicht gerade winzigen Typ AA nicht "auftragen" müssen und daß auch der eingebaute Winder eine Ersparnis bedeuten kann, läßt sich gleich auf mehreren Wegen belegen. Einmal beispielsweise durch den direkten Vergleich der Bauhöhe einer Contax RTS II Quartz und der der Contax 137 MA Quartz. Es sind nur wenige Millimeter, die die Contax 137 MA Quartz höher ist als der Vergleichspartner. Auch die übrigen Dimensionen - Breite und Tiefe - gehen in einem solchen Vergleich nicht zu Ungunsten der Contax 137 MA Quartz aus.
Ein weiterer Vergleich bietet sich mit einem SLR-Kameramodell an, das ähnliche Leistung, jedoch keinen eingebauten Winder bietet. Man wird wohl zu einer Kamera der Preisklasse zwischen 600 und 800 Mark greifen müssen, wozu allerdings ein Winder zwischen 260 und 350 Mark hinzuzuzählen wäre, um eine vergleichbare Kombination zu erhalten. Die Contax 137 MA Quartz inklusive Winder und mit einem normalbrennweitigen Objektiv zu einem Preis von etwa 850 Mark nimmt sich auch dabei nicht schlecht aus.
Sehr lange Zeiten im Automatikbetrieb
Im Automatikmodus ist die Contax 137 MA Quartz eine Zeitautomatik-SLR. Über den manuell wählbaren Bereich zwischen der Tausendstel-Sekunde und einer Sekunde hinaus werden Zeiten bis zu 11 Sekunden von der Automatik gesteuert. Dabei ist im Sucher über eine Skala und daneben angeordnete Leuchtdioden die Zeitenwahl der Automatik bis zu zwei Sekunden zu verfolgen. Über die Zeit von 2 Sekunden hinaus wird nur noch die Markierung "LT" (Longtime = Langzeit) ausgewiesen. Kein Handicap, da diese Zeitenbereiche nur noch vom Stativ aus genutzt werden dürften und ausschließlich Bewegungen im Motiv eine genaue Kenntnis der Belichtungszeit verlangen dürften.
Eine weitere Marke unterhalb der Langzeit-Markierung "LT" im Sucher ist mit dem Buchstaben "B" versehen. Eine LED daneben zeigt einerseits im manuellen Vorwahlmodus blinkend an, daß die Verschluß-"Zeit" B gewählt wurde, andererseits ist diese Anzeige auch im Automatikmodus von Interesse. Sie ist mit der nicht vorhandenen "Under"-Warnanzeige für eine Unterbelichtung gleichzusetzen und blinkt dann auch im Automatikmodus, um diese Gefahr zu signalisieren. Wird trotzdem ausgelöst, so steuert die Elektronik die längste Zeit von 11 Sekunden und schließt dann den Verschluß.
Die Verschlußzeiten der Contax 137 MA Quartz, der Zusatz "Quartz" in der Bezeichnung dieser Kamera deutet es bereits an, werden auf die exakten Schwingungen eines Quartz-Oszillators bezogen. Er ist mit dem zeitbestimmenden Hemmwerk der mechanisch gesteuerten Kamera (oder der Unruh einer Uhr) gleichzusetzen. Seine 32768 Schwingungen pro Sekunde werden "zum Zählen" benutzt, womit in der Elektronik der Kamera festgelegt ist, daß die Belichtungszeit von einer Sekunde nicht mehr und nicht weniger als diese 32768 Schwingungen dauern darf oder beispielsweise eine Achtelsekunde Belichtungszeit ebenso exakt nur mit 4096 Schwingungen gleichzusetzen ist. Verzögerungen der exakten Zeit, Abweichungen von der Vorgabe, sind dann zumeist nur noch durch die mechanischen Eigenschaften des Verschlusses möglich, durch Reibung der mechanischen Verschlußteile beim Ablauf. Die Contax 137 MA Quartz besitzt einen Tuchschlitzverschluß, der horizontal abläuft.
Die Prüfung der manuell gewählten Verschlußzeiten ergab nur geringfügige Abweichungen um maximal 1/3-Blendenstufe. Die Abweichung setzt ab der Sechzigstel-Sekunde ein und steigt auf die höchste Abweichung von 1/3-Blendenstufen bei der kürzesten Zeit an. In der Praxis spielt dieser weit innerhalb der DIN-Empfehlung angesiedelte Wert keine gravierende Rolle.
Ähnliches gilt für die Betrachtung der Testergebnisse der Belichtungsautomatik. Auch hier liegen die Abweichungen innerhalb +/- 1/3-Blendenstufen und damit ebenfalls weit innerhalb der DIN-Vorgaben. An der unteren Grenze des Arbeitsbereiches der Automatik wurde eine exakt eingehaltene Zeit von 11 Sekunden gemessen.
Die Verschlußzeiten im Automatikmodus werden stufenlos gesteuert. Abweichungen von der korrekten Belichtung können von der Belichtungsmessung, von der Blende oder auch der Zeit herrühren, beziehungsweise durch ein Zusammenwirken aus diesen drei Bereichen verursacht werden. Solange die Belichtung innerhalb der Vorgabe pendelt beziehungsweise so dicht in der Nähe der Null-Linie (siehe Diagramm) angesiedelt ist, wie bei der Contax 137 MA Quartz, ist es recht unerheblich zu wissen, wo der Grund für eine Abweichung zu suchen ist.
Viel Information im Sucher
Der Sucher der Contax 137 MA Quartz ist mit einer Mattscheibe ausgestattet, die im Zentrum einen Schnittbildindikator, umgeben von einem Mikroprismenring, besitzt. Eine fast bereits als Standard zu bezeichnende Ausstattung, in der die Trennung der bei den Schnittbildindikator-Hälften waagerecht verläuft. Der Sucherausschnitt deckt sich praktisch mit dem Filmfenster und ist nur minimal gegenüber diesem dezentriert. Das Sucherbild bleibt auch für die meisten Brillenträger im Allgemeinen gut überschaubar. Das gilt auch für die am Rand und in der Maske angebrachten Anzeigen. Am rechten Rand ist die Skala der Belichtungszeiten zu finden. Die Zeitenreihe zwischen 1/1000 s und 2 s wird durch die Begriffe "Over", "LT" und "B" ergänzt. Die Anzeige wird über 15 Leuchtdioden vorgenommen, die neben der Schrift angeordnet sind.
Die Unterscheidung zwischen stetig leuchtender LED und blinkender LED soll Sonderfunktionen der Kamera deutlicher erkennbar machen, beziehungsweise auf mögliche Fehler hinweisen. So ist im Arbeitsbereich der Automatik den Lichtverhältnissen entsprechend eine stetige Anzeige zu beobachten, die von Zeitangabe zu Zeitangabe springt bzw. auch neben zwei Zeiten gleichzeitig leuchtet, wenn eine Zwischenzeit von der Automatik eingesteuert wird. Eine blinkende LED-Anzeige ist im Automatikmodus nur neben dem Begriff "Over" und neben "B" zu sehen falls eine Gefahr der Über- oder Unterbelichtung besteht. Bei manueller Zeitenwahl arbeitet die Belichtungsmessung im Nachführprinzip. Die gewählte Zeit wird stets durch eine blinkende LED angezeigt. Die den Lichtverhältnissen entsprechende Zeit wird durch eine stetig leuchtende LED angezeigt, sofern sie sich von der vorgewählten Zeit unterscheidet. Sobald die Einstellung von Blende und Verschlußzeit der Belichtungsmessung entspricht, ist nur eine blinkende LED neben dem vorgewählten Wert in der Sucheranzeige zu sehen.
Meß- und Anzeigefunktionen werden durch den Hauptschalter eingeschaltet. Im Gegensatz zur Contax 137 MD schaltet die Kameraelektronik zur Stromersparnis die Stromversorgung nach zehn Sekunden ab. Sie kann dann wieder entweder über den Zentralschalter (Aus/An oder AE-Lock/An) oder Antippen des Auslösers aktiviert werden.
Zwei Mattscheiben-bestückte Aussparungen in der Nähe des Prismensuchers versorgen zwei weitere Anzeige-Fenster im Sucher mit Licht. Im oberen Rahmen der Suchermaske wird die Blende angezeigt. Dieser Wert wird bei der Contax 137 MA Quartz jedoch nicht, wie häufig zu beobachten, eingespiegelt sondern durch eine eingebaute Skala angezeigt. Sie ist mit einem "Zahnkranz" dicht hinter dem Objektivbajonett gekoppelt, der den am Objektiv eingestellten Blendenwert auf die Anzeige überträgt.
Eine ähnliche Übertragung findet von der Anzeige des Filmzählwerks auf die linke Seite des Sucherrahmens statt. Eine Anzeige, die auch ohne Blick in den Sucher in einem Fenster zwischen Dachkantprisma und Auslöser abzulesen ist, als in den Sucher eingespiegelte Information aber besonderen Wert hat.
Stromverbrauch in vernünftigen Grenzen
Durch die zentrale Stromversorgung, die sowohl die Elektronik der Kamera mit recht zahlreichen LED-Anzeigen als auch den Motor des Winders speisen muß läßt sich kein direkter Vergleich mit anderen Kameras vornehmen. In der Verbrauchsbilanz schlägt der Winder naturgemäß recht hoch zu Buche - mit 600 mA während des Filmtransports. Hervorzuheben sind bei dieser Kamera jedoch einige "Sicherheiten", die sich durch eine früh ansprechende Warnung ergeben. Bereits ab 5 Volt erlischt die Batteriekontroll-LED, die neben dem Hauptschalter angeordnet ist. Bei voller Spannung und Leistungsfähigkeit der Batterien wechselt die Betriebsanzeige der Kamera von rot auf grün, sobald der Hauptschalter in die nichtrastende Prüfposition gedrückt wird. Mit dem Erlöschen dieser Anzeige ist jedoch nur ein bald fälliger Batteriewechsel angezeigt - die Kamerafunktionen sind zu diesem Zeitpunkt noch voll leistungsfähig. Die nach zehn Sekunden einsetzende Sparautomatik, die elektronisch für eine Stromabschaltung sorgt, gibt zusätzliche Sicherheit und vor allem auch die beruhigende Gewißheit, daß (trotz Vergeßlichkeit) der Batteriestrom ökonomisch ausgenutzt wird.
Die mäßig mittenbetonte integrale Belichtungsmessung der Contax 137 MA Quartz bedeutet problemlose Funktion. Der Schwerpunkt der Messung liegt geringfügig von der Suchermitte seitlich versetzt. Der Einstellbereich der Belichtungsmessung ist für Filme der Empfindlichkeiten zwischen 12 und 3200 ASA (12 und 36 DIN) ausgelegt. Im Bereich von + 2 Blenden sind Korrekturen durch Lösen einer Sperre und Drehen eines Ringes einzugeben. Die Grenzwerte der Filmempfindlichkeitseinstellung sind auch die Grenzen für die Korrekturfaktoren - d. h. über 12 DIN ist keine verlängernde Korrektur, über 36 DIN hinaus keine verkürzende Korrektur vorgesehen.
Für die "Programmierung" des Winders ist auf der rechten Seite der Kamerakappe ein kleiner Schalter zu finden, mit dessen Hilfe zwischen "C" und "S" umgeschaltet werden kann. "S" steht für "Single", "C" für "Continue". In der Schalterstellung "S" wird nach jeder Auslösung um ein Bild weitertransportiert. In der Position "C" wird der Film solange weitertransportiert, wie ausgelöst wird, die Winder-Frequenz beträgt dann 3 Bilder pro Sekunde. Der selbe Schalter trägt noch eine dritte Markierung, die mit "S-T" für "Self-Timer", für Selbstauslöser also, beschriftet ist. Der Vorlauf von zehn Sekunden wird über den Kameraauslöser gestartet, die Vorlaufzeit wird ebenfalls durch die Elektronik quarzkontrolliert bemessen.
Blitzsynchronisation über Kabel oder Schuh
Die Verbindung eines Blitzgeräts ist sowohl über den Zubehörschuh (mit drei Kontakten) als auch über ein Kabel in der frontseitig untergebrachten Synchronbuchse möglich. In Verbindung mit den entsprechenden Blitzgeräten aus dem Contax-Programm beziehungsweise in Verbindung mit einem auf die Fähigkeiten der Contax 137 MA abgestimmten Blitzgerät ist es möglich, die TLA-Automatik zu nutzen. Dahinter verbirgt sich eine TTL-Blitztechnik, für die in der Contax 137 MA eine eigene Silizium-Diode eingebaut ist. Sie mißt das vom Film reflektierte Blitzlicht und schaltet den Blitz bei Erreichen der notwendigen Lichtmenge ab. Neben dieser TTL-Blitzautomatik sind, die drei Kontakte im Zubehörschuh verraten es bereits, Steuerfunktionen des TLA-Systems wichtig. Sobald ein systemgerechtes Blitzgerät im Zubehörschuh eingesetzt und eingeschaltet wird und die Blitzbereitschaft erreicht ist, wird der Verschluß der Kamera elektronisch auf die Synchronzeit umgeschaltet und durch eine blinkende LED neben der 60 im Sucher, sowie durch ein grün1euchtendes Blitzsymbol oberhalb der Zeitenskala die Blitzbereitschaft signalisiert. Das nach der Aufnahme kurzzeitig blinkende Blitzsymbol bedeutet die Erfolgsmeldung für eine korrekte Blitzbelichtung.
Fazit:
Eine angenehme Kamera, deren Vorgänger schon viel Freude machte. Auch die Contax 137 MA besitzt die vielen guten Eigenschaften (einschließlich TTL-Blitzautomatik) und zusätzlich nun die Möglichkeit zur manuellen Zeiten-Auswahl.
+ Sehr angenehme Handhabung
+ Volle Information ohne "Anzeigen-Überladung" im Sucher
+ TTL-Blitzautomatik (mit Contax TLA-Blitzgeräten)
- Korrekturfaktoren bei den geringsten und höchsten Filmempfindlichkeiten nicht auszunutzen
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