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Artikel
1998
Der Alexander Borell-Kommentar
Die neue Pentax Super A
Sind sechs Programme noch sinnvoll
Wunder geschehen nur noch selten, dafür haben wir eine wahre Inflation an Sensationen, hauptsächlich in den Anzeigen der Kamera-Industrie. Pentax macht da mit der neuen Super A eine sympathische Ausnahme: sie wird nirgendwo als Sensation angekündigt. Sie ist auch keine, denn immer noch müssen Sie ein Motiv selber finden, es scharf einstellen und auf den Auslöser drücken. Aber Sie können mit dieser Kamera sechs Programme wählen, je nach der Aufgabe, die Sie sich und Ihrer Kamera stellen.
Wenn in Zusammenhang mit der neuen Pentax Super A von sechs Programmen die Rede ist, dürfen Sie den Begriff "Programm" nicht mit dem Begriff "Automatik" verwechseln, denn Automatik-Funktionen hat sie "nur" 4: Programm-, Zeit-, Blenden- und Blitzautomatik, letzteres natürlich mit dem speziellen Pentax-Blitzgerät.
Wir Hobby-Fotografen haben uns inzwischen an Mehrfachautomaten gewöhnt, es kommt uns auch nicht mehr auf die Anzahl der Automatiken an, sondern nur noch darauf, wie einfach wir sie in der täglichen Praxis anwenden können.
Was nützt uns ein halbes Dutzend Automatiken, wenn wir von einem Wochenende zum anderen vergessen haben, wie man sie einstellen muß. Und viel öfter kommen wir Hobbyfotografen ja leider - einmal vom Urlaub, der dann auch noch verregnet ist- ja ohnehin nicht dazu, unserem Hobby zu frönen.
Pentax hat das bei der Super A vorbildlich gelöst; ich muß mich beherrschen, um nicht zu schreiben "sensationell".
Die "Steuerzentrale" oben auf der Kamera neben dem Transporthebel sieht so bescheiden aus, daß man auf den ersten Blick glauben könnte, es handle sich bei dieser Kamera um ein Modell für Anfänger.
Aber der Schein trügt hier ganz gewaltig, obwohl Sie diese Kamera auch einem Anfänger in die
Hand geben können, wenn Sie ihm die "P"-Automatik einstellen. Das tun Sie, indem sie das - gesicherte! - Stellrad um den Auslöser auf "Auto" stellen und das Objektiv ebenfalls.
Und damit sind wir bei den Programmen:
1.) Programmautomatik
Sie lösen mittels Fingerdruck den Hauptschalter von "L" - da ist er gesichert, Strom ist abgeschaltet! - und stellen auf Auto. Das Objektiv stellen Sie ebenfalls auf "A", wo es gegen Verstellen blockiert ist, und dann stehen Ihnen zur Aufnahme programmierte Zeit-Blendenkombinationen zur Verfügung, innerhalb EV 1-19 und je nach Empfindlichkeit des Films. Der gesamte Meßbereich erstreckt sich von 15-1/2000 Sekunden, was ausgezeichnete und praxisnahe Werte sind.
Beim Blick durch den Sucher erkennen sie unterhalb des Sucherbildes zwei helle Felder mit gut lesbaren LCD-Zeichen: hier werden - auch bei Programmautomatik - neben dem "P" auch die jeweiligen Daten für Verschlußzeit und Blende angegeben. Wird's zu dunkel, können Sie die Displays beleuchten.
2.) Zeitautomatik
Sie lassen den Wahl- bzw. Hauptschalter auf Auto stehen, entriegeln aber das Objektiv und wählen diejenige Blende, die Ihnen für Ihr Motiv geeignet scheint, z. B. wegen erforderlicher Schärfentiefe.
Zu dieser Blende wählt die Super A dann die entsprechende Verschlußzeit, die Sie im linken Display ablesen können. (Die Blende wird hier nicht angegeben, die kennen Sie aber, weil Sie sie ja eingestellt haben')
3.) Blendenautomatik
Mit diesem Programm werden Sie vorwiegend arbeiten, wenn es gilt, schnelle Bewegungen mit der kürzesten Verschlußzeit einzufangen. Sie stellen hierzu den Hauptschalter auf "M" - (manuell!) - und lassen das Objektiv auf "A" stehen. Nun können Sie auf dem Display links die gewählte Verschlußzeit ablesen - oder korrigieren -, und rechts sehen Sie welche Blende die Automatik der Pentax Super A wählt.
4.) Manuelle Einstellung
Es kann gelegentlich erwünscht sein, auf alle Automatiken zu verzichten und manuell Zeit und Blende zu wählen.
Auch das kann die Super A, die Sie damit zu einer manuellen Kamera mit Belichtungsmesser machen. Sie lassen hierzu den Hauptschalter auf "M" stehen und lösen die Verriegelung an Ihrem Objektiv.
Nun können Sie frei wählen. Auf den Displays sehen Sie links Ihre gewählte Zeit, rechts Zahlen von -3 über +0 bis +3. Sie ändern Verschlußzeit oder Blende solange, bis Ihnen das +0 die richtige Kombination anzeigt. In Drittelstufen können Sie so auch Ihre Werte gezielt nach + oder - beeinflussen. Das ist ungewohnt, in der Praxis aber gut und sicher zu beherrschen.
5.) TTL-Blitzautomatik
Mit dem Blitzgerät Pentax AF 200 T haben Sie die Möglichkeit, jede Blende innerhalb des Blitzbereichs frei zu wählen, die Synchronzeit stellt sich automatisch ein (1/125 S). Gemessen wird in der Kamera über einen Sensor vom Filmreflex. Sie stellen hierzu den Hauptschalter auf Auto und wählen am Objektiv die Blende. Beides wird dann, mit einem zusätzlichen Blitzsymbol, in den Sucherdisplays angezeigt, ebenso wie Blitzbereitschaft und ob der Blitz korrekt war.
6.) Programmierte Blitzautomatik
Mit diesem Programm erzielen Sie den höchsten Blitzkomfort. Stellen Sie dazu an Ihrer Super A entweder Kamera und Objektiv auf Auto (Programmautomatik!) oder auf Blendenautomatik (Kamera auf "M" und Objektiv auf Auto). Am Blitzgerät wählen Sie den gewünschten Blitzbereich (rot, grün, gelb). Die Verschlußzeit stellt sich so auf 1/125 S, und wieder kontrollieren Sie alles auf den beiden Displays.
Weitere Details der Super A
An einem griffigen Stellrad - an dem auch die ASA-Zahl eingegeben wird - können Sie die Belichtung nach oben oder unten um bis zu zwei Blendenstufen korrigieren. Und hier bekommt die Super A von mir den ersten Minuspunkt: dieses Rad verstellt sich so leicht, daß es schon beim Herausnehmen aus der Tasche passieren kann. Sie sehen dann zwar die Korrektur über ein "FE" im Display, aber darauf achtet man nicht immer im Eifer der Aufnahmen, und dann haben Sie einen unter- oder überbelichteten Film. Hier muß Pentax dringend Abhilfe schaffen! Vermutlich haben die Hersteller mit der Super A nie praktisch gearbeitet.
Ein Selbstauslöser (mit 10 s Vorlaufzeit) ist natürlich vorhanden, er blinkt rot nach vorne.
Eine griffige und richtig angeordnete Abblendtaste ermöglicht die Kontrolle der Schärfentiefe.
Die sehr gute Einstellscheibe in üblicher Art (Schnittbild und Mikroprismen) soll sich, so wurde versprochen, werksseitig auswechseln lassen. Ich meine, bei solcher Kamera hätte Pentax das ruhig dem mündigen Fotografen überlassen können, welche Scheibe er für welchen Zweck schnell wechseln möchte. Der Schlitzverschluß besteht aus Metall-Lamellen, und die Aufwickelspule arbeitet nach dem Pentax-Prinzip der "magic needles", der magischen Nadeln, die ich gar nicht so unerhört magisch finden kann. Wann endlich gibt es auch bei Spitzenkameras die längst bekannten, auch von Pentax anderswo verwendeten, Einspul-Automatiken?
Sehr angenehm ist die Tatsache, daß sich der Verschluß nach dem Filmeinlegen zunächst selber auf die 1/1000 s einstellt, bis man die Leerschaltungen getätigt hat. Sie werden vergeblich nach einem Rad suchen, um die Verschlußgeschwindigkeit einzustellen. Das gibt es bei der Super A nicht! Dafür haben Sie zwei Tasten: drücken Sie oben, wird die Verschlußzeit kürzer, drücken Sie die untere, wird die Zeit langsamer. Sie können das im linken Display über den Sucher kontrollieren. Aber auch - und das finde ich nun wieder besonders pfiffig! - auf einem Extradisplay auf der Kameraoberseite. Die Anzeigen kommen bei leichtem Druck auf den Auslöser, nach 30 s verschwinden sie wieder, um Strom zu sparen. Auch das hat Pentax praxisnah gelöst.
Die Kamera selber ist klein und relativ leicht, jedoch beides nicht so, daß sie zum Spielzeug wird. An der Rückseite ist die Aufnahme für den Filmabschnitt als Erinnerung bereits integriert, vorne hat man der Super A ein "Griffstück" - annehmbar! - angeschraubt, und hier verließ Pentax ebenfalls das Praxisdenken: Ich halte es für Unsinn, aufwendig (Plastik und Metall!) Luft an eine Kamera zu schrauben. Mit ein wenig Nachdenken hätte Pentax dieses Griffstück als Aufnahmefach für zwei Reservebatterien ausbilden können, oder etwa nicht?
Und schließlich wird es höchste Zeit, daß die Kamerahersteller endlich einmal ihren Spitzenkameras eine Schnellkupplung für den Trageriemen spendieren. Fummelt man bei der Super A den Textilriemen in die schäbigen Sprengringe, hört man hierzulande den Schlager vom Nippel, den man erst durch die Lasche ziehen muß. Vielleicht übersetzt das mal jemand ins Japanische und schickt es nach Tokyo, damit man dort selber feststellen kann, wie sehr ein so vernachlässigtes Detail die Freude an einer sonst so fortschrittlichen und prachtvollen Kamera vergällen kann.
Man wird trotzdem mit dieser Pentax Super A sehr schnell warm, und die sechs Filme, die ich unter allen Bedingungen mit ihr aufgenommen habe, entsprechen allen Erwartungen an eine Spitzenkamera. Pentax ist mit ihr auf dem Weg dorthin, wo schon einmal jeder Fotograf war, der auf sich hielt: die weltweite Anerkennung für die legendäre "Spotmatic" könnte auch der Super A wieder zuteil werden.
P.S.: Mit der Super A hat Pentax gleichzeitig ein neues Objektivprogramm gestartet. Zwar handelt es sich hierbei um das übliche "K"-Bajonett, dem jedoch elektrische Kontakte hinzugefügt wurden. So hat man alle Programme nur mit den neuen "A"-Objektiven. Es können jedoch auch alle bisherigen Objektive verwendet werden, allerdings nur manuell oder mit schlichter Zeitautomatik. Immerhin: man muß sie nicht als Schrott verscherbeln.
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