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Artikel
1998
Der Alexander Borell-Kommentar
Canon T50
Sie knipst ... und knipst ... und ...
Als die ersten Automatiken Einzug hielten in die Spiegelreflexkameras, atmeten viele Hobbyfotografen erleichtert auf: endlich mehr Zeit für die Bildgestaltung und weniger Konzentration auf die Technik. Inzwischen sind viele Multiautomaten vielen Hobbyfotografen wieder zu kompliziert geworden. Canons Antwort auf diesen Trend heißt T 50. Alexander Baren stellt Ihnen diese Kamera vor.
Vielleicht denken Sie jetzt besonders wenn Sie noch jünger sind - an den Volkswagen. Tatsächlich hat Canon mit der T50 eine Art von Volks-Spiegelreflex-Kamera geschaffen. Sollten Sie jedoch etwas älter sein und gar das Vergnügen gehabt haben, eine gewisse Zeit östlich des Tausendjährigen Reichs Erfahrungen zu sammeln, denken Sie vermutlich an den beliebten T34, der ebenfalls lief, und lief, und lief ...
Die Armierung des Griffstücks dieser Spiegelreflex unterstützt Ihre diesbezüglichen Erinnerungen an den russischen Panzer. Die T50 ist eine Motorkamera, also mit eingebautem Motor. Das ist nicht neu, Konica hat's schon längst vorgemacht, aber es zeugt - gerade in dieser Branche - von Seelengröße, etwas Gutes zu übernehmen.
Da es Menschen gibt, die ausklinken, wenn technisches Verständnis von ihnen verlangt wird, hat Canon auch das Filmeinlegen automatisiert: Patrone rein, Filmanfang bis zur roten Markierung, Rückwand zu und zweimal auslösen. Das hat eine Dreijährige nach zweimal Zugucken zwei Stunden lang fehlerfrei gekonnt; dann waren die Batterien und ich erschöpft. (Apropos Batterien: Sie schieben zwei Stück, übliche 1,5 Volt, in die Kamera. NC-Akkus sind - wie bei Canon leider immer noch üblich verboten. Vielleicht bekommt Canon Prozente von Batterienherstellern?)
Der beste Film ist allerdings auch in dieser einfachen Kamera verdorben, wenn Sie vergessen sollten, die entsprechende DIN/ ASA-Empfindlichkeit einzustellen. An diesem - gesicherten! Rädchen können Sie auch, falls fortgeschritten, Belichtungskorrekturen vornehmen. Dann brauchen Sie nur noch ein weiteres Einstellrad zu betätigen. Stellen Sie es von "L" (Lock = gesichert) auf "B.C.": die Kamera zeigt mit Piepen an, daß die Batterien noch gut sind. Um zu fotografieren, stellen Sie auf das grüne (freie Fahrt!) PROGRAMM, Sie brauchen dann nur noch scharfzustellen und auszulösen: drücken Sie kurz, gibt's nur ein Bild, lassen Sie den Finger drauf, entsteht eine Serie von ca. 3 Bildern in zwei Sekunden. Schließlich können Sie noch auf das gelbe SELF einstellen, dann piept die Kamera ebenfalls, bis der Selbstauslöser seine Arbeit getan hat. Leuten, denen Hebel, Schalter und Knöpfe lieber sind als gute Bilder, wird die T50 kaum gefallen, denn mehr kann man an ihr nicht einstellen, und falsch machen schon gar nichts.
Auf unbeschwerte Art gute Bilder machen
Ich kann mir aber vorstellen, daß es Routiniers mit kompletten Spitzenausrüstungen besonderen Spaß macht, auf völlig unbeschwerte Art mit guten Aufnahmen nach Hause zu kommen; insbesondere wenn man schon Canon-Objektive besitzt, die natürlich alle auch an die T50 passen. Ich hatte sie - zum Ausprobieren - mit dem Zoom FD 3,5-4,5/35-70 mm: ein feines komplettes Allroundgerät, mit dem man obendrein noch in den Nahbereich kommt! Die Canon-Laser-Mattscheibe bietet ein tadelloses Sucherbild, das nur bei langen Brennweiten, bzw. bei geringerer Lichtstärke, von Schnittbild und Mikroprismen verdunkelt wird, die Einstellscheibe ist nicht austauschbar.
Am rechten Sucherrand leuchtet ein grünes "P", wenn die Programmautomatik innerhalb ihres Bereichs liegt, der immerhin von EV 1 -18 reicht. Blinkt dieses "P", sind längere Verschlußzeiten (ab 1/30 s bis zu 2 s) zu erwarten; man hält also besonders ruhig oder greift zum Stativ. Flackert das "P" sehr schnell, muß geblitzt werden, und wenn ein rotes "M" warnend blinkt, steht Ihr Objektiv nicht auf Automatik. Manuelles Einstellen ist bei der T50 weder möglich, noch nötig. Ist der Film voll belichtet, wird er konventionell von Hand zurückgespult.
Ein einfacher Drahtauslöser ist nicht zu verwenden; dafür können Sie einen elektrischen Auslöser seitlich an die Kamera ansetzen, der sich per zusätzlichem Kabel zum Fernauslöser machen läßt. Ein Druck am Griffstück löst einmal aus man kann auch auf "Serie" feststellen, bzw. dauernd drücken. Bei manchen Aufnahmen, z. B. Tierbildern, ist das ideal. Um diesen Auslöser anzubringen, muß ein kleiner Schraubdeckel von der Kamera entfernt werden, der die Kontakte vor Staub schützt. Wohin dann mit diesem kleinen Schraubverschluß? Den Reißbrettlern bei Canon ist da wieder mal kein Licht aufgegangen, dabei wäre im Griffstück genug Platz für eine Aufbewahrung gewesen.
Zur T50 gibt es ein ganz speziell für diese Kamera entwickeltes Blitzgerät, namens "244 T"- Man schiebt es in den Sucherschuh es kuppelt und stellt die T50 automatisch ein. Ein infraroter Vorblitz ermittelt dabei die Entfernung und die nötige Blitzdosierung. Das wäre ja eine großartige Sache, wenn ...
An der T50 können Sie ASA-Zahlen in Drittelstufen von 251600 einstellen, wie sich das für eine solche Kamera gehört. Haben Sie aber das Blitzgerät gekauft und z.B. einen Kodachrome 64 oder Ektachrome 200 geladen, glauben Sie's erst beim dritten Mal Hinschauen: An diesem Spezialblitz für die T50 können Sie nur ASA 100 oder 400 einstellen, - sonst nichts! Über diesen "Spezialblitz zurT50" haben die Täter am Reißbrett und in der Direktion die T50 zur unbedarften Albumpapierbildknipser-Kamera gemacht. Unbegreiflich - aber zu umgehen: kaufen Sie sich zu dieser vernünftigen Kamera ein vernünftiges Blitzgerät! Alles in allem eine Kamera, die keineswegs nur dem Knipser Freude machen kann, sondern die auch ein engagierter Hobbyfotograf bald zu schätzen weiß. Ich wünsche ihr, daß sie knipst ... und läuft ... und knipst ... und läuft ...
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