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Normtest
Rolleiflex SLX
Ein Klasse für sich
Was auf dem Kleinbildsektor erst relativ spät vorgestellt wurde, wies die Rolleiflex schon vor sechs Jahren auf: einen eingebauten Motor für den Filmtransport! Aber auch die Blendensteuerung erfolgt bei dieser Kamera motorisch!
Nach den Wirren um Rollei steht nun fest, daß weiter produziert wird, "Made in Germany" - wie die Braunschweiger Presseabteilung betont. Neben dem Überblend-Diaprojektor Rollei P 3801 IR, dem 6x6 Projektor P 66 S mit Steuergerät für Multivisionsschauen und der Kleinbildkamera Rolleiflex SL 2000 F werden auch die ungleichen Mittelformatschwestern Rolleiflex SL 66 und Rolleiflex SLX weitergebaut.
Während die Rolleiflex SL 66 auf bewährter Mechanik beruht, handelt es sich bei der Rolleiflex SLX um die z. Z. am weitesten elektronisierte Mittelformatkamera des Marktes, die - das soll vorweggenommen werden - vom Bedienungskomfort her die im letzten Heft getestete Bronica SQ-A sogar noch übertrifft.
Funktionen
Bei der Rolleiflex SLX handelt es sich um eine einäugige Spiegelreflexkamera für das Mittelformat (6x6 cm) für Rollfilme 120 und 220 und mit Belichtungsautomatik (Blendenautomatik nach Zeitvorwahl). In die Objektive eingebaute Linearmotoren übernehmen die Blendensteuerung; die manuelle Einstellung der Blende ist selbstverständlich auch möglich. In der Grundausstattung wird die Kamera mit einem Faltlichtschacht geliefert, der auch als Sportsucher verwendet werden kann (siehe große Abbildung). Wechselsucher sind erhältlich - zur Verfügung stehen zwei Prismensucher für seitenrichtiges, aufrechtstehendes Sucherbild mit 45' bzw. 90' Suchereinblick und ein starrer Lupenlichtschacht.
Die Auslösung ist über zwei Auslöser unten rechts und links an der Kameravorderseite möglich, der Filmtransport erfolgt über einen eingebauten Motor sofort nach der Belichtung und der Rückschwingspiegel kehrt sofort in seine Ausgangsstellung zurück. Über einen Betriebsartenschalter kann der Motor auf Einzelbildschaltung (S) oder Serienbildschaltung (C) eingestellt werden, im letzteren Fall werden ca. 1,5 B/sec belichtet. Für die Kontrolle des Bildaufbaus oder der Lichtführung vor der eigentlichen Aufnahme steht ein Polaroid-Rückteil als Zubehör zur Verfügung
Belichtungsmessung
Die Belichtungsmessung erfolgt über drei Meßzellen, die in Form eines gleichzeitigen auf der Spitze stehenden Dreiecks im Rückschwingspiegel untergebracht sind - eine Konzeption, die bei keiner anderen Kamera Anwendung findet. Um die Belichtungsmessung solcherart durchfuhren zu können, ist der Spiegel lichtteildurchlässig und bei Verwendung von Linearpolfiltern kann es vorkommen, daß eine Wechselwirkung von teildurchlässigem Spiegel und Polfilter die Messung verfälscht. Die Verwendung von Zirkularpolfiltern ist also anzuraten. Die Anordnung der Meßzellen schlägt sich natürlich auch in der Meßcharakteristik nieder. Bemerkenswert ist, daß Belichtungsmessung und -automatik mit allen Suchern einsetzbar sind!
Der Belichtungsmesser wird durch Druck auf den Auslöser aktiviert, gleichzeitig erfolgt aber bereits die Belichtung. Zur Belichtungskontrolle wird eine Taste auf der rechten unteren Seite des Kameragehäuses angedrückt. Ist der Blendenring auf "Automatik" arretiert, so schwingt ein weißes Dreieck zunächst über die gesamte Blendenskala und zeigt den Wert an, den die Automatik bei einer Belichtung einsteuern würde. Über- bzw. Unterbelichtungswarnung erfolgt durch zwei rote LEDs im Sucher; leuchten beide LEDs gleichzeitig auf, ist der Meßbereich überschritten. Er reicht bei 21-DIN-Film und einem Objektiv mit Anfangsöffnung 1:2,8 von LW 3 bis LW 18.
Die Belichtungsprüftaste muß für jede neue Messung neu gedrückt werden, was einerseits umständlich ist, was andererseits aber eine Meßwertspeicherung zuläßt. Bei der Belichtungsprüfung schließt sich die Blende auf den von der Automatik gebildeten Wert, wodurch die Schärfentiefe kontrolliert werden kann.
Die Belichtungszeit wird am großen Verschlußzeitenrad an der rechten Seite des Kameragehäuses eingestellt. Der Zeitenbereich reicht von 1/1000 sec bis zu vollen 30 sec. B-Einstellung ist möglich, natürlich nur dann, wenn auch die Blende manuell eingestellt wird. Ebenfalls am Verschlußzeitenrad wird die Filmempfindlichkeit im Bereich von 15 DIN bis 39 DIN gewählt, die in zwei kleinen Fenstern in DIN- und in ASA-Werten angezeigt wird.
Die Belichtungsautomatik wurde bei der Verschlußzeit 1/60 sec und mit Einstellung auf 21 DIN Filmempfindlichkeit gemessen und ergab zwischen LV 9 und LV 15 eine durchschnittliche Unterbelichtung. Bedingt aber durch die Tatsache, daß die eingestellten Verschlußzeiten bei kleineren Blendenöffnungen länger werden (vergleiche Stichwort "Verschlußzeiten") ergibt sich bei höherer Objekthelligkeit und die dadurch bedingten kleineren Blenden eine etwas reichlichere Belichtung.
Verschlußzeiten
Wie eben erwähnt hängen auch bei der Rolleiflex SLX (wie bei Mittelformatkameras mit Zeritralverschluß üblich) die effektiven Verschlußzeiten von der Blendenöffnung ab. Das hängt damit zusammen, daß die Blendenöffnung durch die Verschlußlamellen bei großen Blenden später freigegeben und früher geschlossen wird, als bei kleinen Blenden.
In der Praxis bedeutet das: die Abweichung vom Sollwert beträgt bei Blende 2,8 und 1/500 sec +0,12 Blendenstufen, bei Blende 22 und 1/500 sec aber + 1,04 Blendenstufen. Dieser Effekt wird bei kleinen Blenden mit zunehmend längerer Verschlußzeit aber geringer: die Abweichung beträgt bei Blende 22 und 1/60 sec nur noch 0,31 Blendenstufen.
Sucher
Welche Sucher zur Verfügung stehen, wurde bereits eingangs erwähnt. Auffällig ist zunächst ein etwas dunkles Sucherfeld. Ein quadratisches Liniennetz mit einem Linienabstand von 9,5 mm macht bei allen Einstellscheiben (außer Mattglasscheibe) die Festlegung kleinerer Formate möglich und erleichtert die Ausrichtung der Kamera. Insgesamt stehen sechs Einstellscheiben zur Verfügung, mit denen man allen Anforderungen gerecht wird.
Sonstiges
Neben den anderen, bereits erwähnten Punkten unterscheidet sich die Rolleiflex SLX von ihren Mitbewerbern u. a. auch dadurch, daß Wechselmagazine fehlen.
Dieses Fehlen von Wechselmagazinen könnte als Mangel empfunden werden, wenn die Rückwand nicht gegen ein Polaroid-Rückteil und ein Rückteil für das Format 4,5x 6 cm ausgetauscht werden könnte. Zudem ist hervorzuheben, daß leichte - und leicht wechselbare - Filmeinsätze für die SLX zur Verfügung stehen.
Der hohe Stromverbrauch der Kamera fällt nicht ins Gewicht, da die Kamera von einem aufladbaren Akku mit Strom versorgt wird. Eine Ladung reicht für ca. 1000 Aufnahmen - bei einer Reserve von 40 Bildern warnt eine LED im Sucher. Durch Schnelladung steht nach 10-15 Min. Kapazität für ca. 100 Aufnahmen zur Verfügung.
Weder die Überprüfung der Übereinstimmung von Mattscheiben- und Filmebene und des X-Kontaktes noch der Vergleich der Objektivdaten mit den Herstellerangaben geben Anlaß zu Beanstandungen.
Plus und Minus
Plus
sehr hoher Bedienungskomfort
Belichtungsautomatik mit allen Suchern einsetzbar
Minus
Hohes Gewicht
dunkles Sucherbild
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