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Artikel
1998
Fototest
NORMTEST Konica FT-1 Makina 67 Makina W67
Technik von morgen und ein Schuß Nostalgie
Drei Kameras aus zwei Welten standen dieses Mal im Mittelpunkt des NORMTEST. Die Konica FT-1, als "Schnellschalthebel-lose" eine Vertreterin einer in die Zukunft blickenden Kameratechnologie. Nostalgisch die beiden anderen Kameras, zwei Plaubel Makina-Sucherkameras, die dem Namen und dem Konstruktionsprinzip nach auf eine ruhmvolle Vergangenheit zurückblicken können. Mit fest eingebauten Objektiven weisen sie normal- und weitwinklige Brennweiten auf.
Die Konica-FT-1
ist eine Spiegelreflexkamera für das Kleinbildformat. Dank geschickter Änderung ihres Erscheinungsbildes ist sie gegenüber dem Vorgängermodell FS-1 erst auf den zweiten Blick zu unterscheiden. Ihre wesentlichen technischen Verbesserungen:
Ein Zentralschalter erlaubt, die Kamera völlig abzuschalten.
Ein Meßspeicher wird mit dem Zentralschalter in "AE-L"-Position gewählt. Hierzu ist ferner eine Sperre zu entriegeln.
Das Arbeitstempo des eingebauten Motors wurde auf 2 Bilder pro Sekunde erhöht.
Der Transport ist zwischen S und C für Einzeltransport und Serienaufnahmen umschaltbar.
Belichtungskompensation wird durch Verstellen eines Rändelrades rastend in Drittelstufen um plus/minus 2 Blendenstufen möglich.
Eine Filmtransportanzeige mit einer roten Nadel im Schauglas auf der Kamerarückwand zeigt den Transport des Films in beiden Richtungen an.
Das Batteriefach wurde flacher und griffiger durch Verwendung der raumsparenden Mignonbatterien vom Typ AAA.
Der Selbstauslöser wird über eine Taste nahe dem Zeiteinstellrad in Betrieb gesetzt und kann durch leichten Druck auf den Kameraauslöser gestoppt werden.
Die Taste der Rückwandverriegelung wurde griffiger.
Film-Ende-Signal mit roter Leuchtdiode
Das Filmende wird durch eine rote Leuchtdiode auf der Rückseite der Kamerakappe signalisiert. Diese Anzeige ist unabhängig vom Filmzählwerk und setzt beim Blockieren des Transports durch den Film ein. Im Normalfall also durch das Filmende, doch kann dieses Signal und das Abschalten des Motors auch durch einen vorzeitig blockierten Film ausgelöst werden. Eine erstaunliche Leistung, zumal das Filmtransportrad eine "kompromißlose" kräftige Übertragung der Motorleistung zeigt, doch es gab im Versuch keine ausgefranste Perforation.
Ein Teil der technischen Verbesserungen bewies im Test, daß man manches Mal höchstens von Veränderungen sprechen darf. Dies gilt zum Beispiel für die Verriegelunq des Batteriefachs.
In seiner Form ist es "in die Hand" konstruiert, so daß man es nur zu gern als Handgriff-Ersatz benutzen wird. Geöffnet wird das Fach durch eine Schiebetaste an der Rückseite, die vorher durch einen Druckknopf entriegelt werden muß. Die Konstrukteure dieser Konica haben also an die Sicherheit gedacht. Trotzdem gelingt es ohne große Verrenkung, Taste und Entriegelung unabsichtlich zu betätigender Absturz der Kamera ist dann nur durch den Trageriemen zu bremsen, den man tunlichst wenigstens um die Hand gelegt tragen sollte.
Stromversorgung
Die vier kleinen Batterien vom Typ AAA werden erstaunlich gut ausgenutzt. Doch wer mehr als die für einen Satz frischer Batterien im Durchschnitt mögliche Belichtung von zehn Filmen vorhat sollte zum zusätzlichen Batteriegehäuse greifen, das von Konica als Zubehör angeboten wird. Der schwache Batteriezustand wird über die im übrigen erfreulicherweise nicht überladene LED-Anzeige im Sucher signalisiert. Über diesen Zeitpunkt hinaus ist unter verlangsamtem Tempo des Motors noch die Belichtung weiterer Filme möglich.
Automatische Filmeinfädelung - perfekt
Die automatische Filmeinfädelung dieser Kamera hat einen perfekten technischen Stand erreicht. Dies gilt für die Sicherheit, mit der jede Filmsorte eingelegt werden kann und es gilt auch für die Anzeige des Transports, die jedes Mal dem Fotografen die letzte Gewißheit über die einwandfreie Funktion des Transports gibt. Nicht weniger Lobendes ist über die Belichtungsmessung und Automatik zu sagen. Ihre Abweichungen bewegen sich innerhalb + t/6-Blende, was in jedem Fall ausgezeichnete Belichtungsergebnisse bedeutet. Diese Abweichung ist identisch mit den Abweichungen der Verschlußzeiten - was für die hohe Zuverlässigkeit aller an der Funktion beteiligten Elemente spricht. Tadellose Aufnahmen sind auf Grund dessen die Regel. Fazit:
Fazit
Wenige (abstellbare) Mängel beeinträchtigen nicht den Gesamteindruck, den diese überaus zuverlässige Kamera hinterläßt.
+ Präzise Verschlußzeiten
+ Sehr genaue Belichtungsautomatik
+ Betriebssicher Filmeinspulung
- Batteriefach-Verriegelung
- Keine Anzeige der Nachführbeleichtungsmessung
- Keine Schärfentiefe-Kontrolltaste
Plaubel Makina
- dahinter verbirgt sich eine Sucherkamera, die mit Rollfilm in der 120eroder 220er-Konfektionierung benutzt wird. Eine Spreizenkamera, bei der das Objektiv über ein Spreizensystem in die richtige Position gebracht und auch fokussiert wird. Die lichtdichte Verbindung zum Kamerakörper wird durch einen Lederbalgen hergestellt. Auf dem bereits erwähnten Rollfilm wird ein Bildformat von 56 x 68 mm ausgenutzt. Die Maße des Kamerakörpers von 162 mm Länge, 115 mm Höhe und 54 mm Breite umschreiben ein Gehäuse, das zwecks eleganterem Ausehen an den Kanten gerundet wurde. Diese Maße umschreiben auch schon das, was der Plaubel Makina-Fotograf in der Hand hält und es ist durchaus den Vorzügen dieser Kameras nicht abträglich darauf hinzuweisen, daß das bei dieser Kamera entwickelte "Griffgefühl" nicht jedem liegt. Eine Makina muß man in die Hand nehmen, um sich mit ihr anfreunden zu können. Bezieht man sich nur auf ihre technischen Daten und Leistungen wäre kein objektives Urteil zu fällen. Zu diesem objektiven Gesamtbild gehört auch das Gewicht, und ab diesem Punkt sind Unterscheidungen zwischen den beiden Plaubel Makina-Sucherkameras, die im NORMTEST untersucht wurden, möglich.
Gemeinsame Merkmale dieser Sucherkamera
Die Plaubel Makina 67 ist die normalbrennweitige Ausführung dieser Rollfilm-Sucherkamera. Sie bringt 1280 Gramm auf die Waage.
Die Plaubel Makina W67, die ein ebenfalls fest eingebautes Objektiv besitzt, diesmal jedoch mit einer weitwinkligen kurzen Brennweite von 55 mm ausgerüstet ist, wiegt hingegen 1250 Gramm.
Die Unterschiede der Maße sind mit 54 mm Tiefe für die Plaubel Makina W67 und 56,5 mm für die Plaubel Makina 67 gering. Erst mit dem Objektiv in Arbeitsstellung (verriegelt) sind sie mit 72 mm für die weitwinklige Plaubel Makina und 113 mm für die Standardausführung größer. Diese zuletzt genannten Maße sind ein Anhaltspunkt, denn durch die Fokussierung der Objektive ändert sich auch geringfügig die Auszugslänge, die mit diesen Maßen verbunden ist.
Beide getesteten Kameras besitzen noch weitere Gemeinsamkeiten. So zum Beispiel den eingebauten Entfernungsmesser. Seine Meßbasis ist sehr groß. Die Teilbilder dieses Mischbild-Enffernungsmessers werden in die Suchermitte eingespiegelt und müssen deckungsgleich übereinandergebracht werden um die Entfernung korrekt einzustellen. Diese Einstellung im Zentrum des Suchers ist unproblematisch, sieht man von unterschiedlichen Kontrasten im Motiv und schlechten Lichtverhältnissen ab, die erfahrungsgemäß auch die Wirksamkeit eines guten Suchersystems dieser Art beeinträchtigen.
Rahmensucher mit Parallax-Ausgleich
Unproblematisch ist auch die Überschaubarkeit des Suchers und der in ihm eingespiegelten Rahmen sofern mit bloßem Auge gesehen werden kann. Brillenträger müssen je nach Brillenart und Stärke jedoch viel Beschnitt des Sucherbildes in Kauf nehmen. Ähnliches gilt für die Anzeige der Belichtungsmessung. Sie wird in beiden Kameras über Leuchtdioden-Symbole in der Art einer Lichtwaage vorgenommen. Plus- und Minussymbole in roten LED-Symbolen zeigen Über- beziehungsweise Unterbelichtung an. Eine große runde LED in grün leuchtet bei korrekter Einstellung der Belichtung. Alle Symbole sind in einer schwarzen Maske untergebracht, die bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen gute Erkennbarkeit garantieren soll. Der Einblick aus größerer Distanz oder auch ein schiefer Einblick, so wie man ihn als Brillenträger bei wenig geeigneten Suchern gewohnt ist, verschiebt jedoch auch die (scheinbare) Position dieser Leuchtdioden-Anzeige. Die Erkennbarkeit ist damit erschwert und ebenso das gleichzeitige Beobachten des Motivs im Leuchtrahmen und der Anzeige.
Der Leuchtrahmen ist unter guten Lichtverhältnissen sehr gut erkennbar. Bei schlechtem Licht nimmt naturgemäß auch seine Helligkeit ab, jedoch nie so stark daß eine einwandfreie Erkennbarkeit nicht gewährleistet ist. Der Leuchtrahmen besteht aus drei feststehenden abgerundeten Winkeln. Rechts oben und links unten sind diese Winkel zusätzlich mit Parallaxmarken versehen. Der linke obere Winkel wird außerdem der Entfernungseinstellung entsprechend nachgeführt, so daß ein einwandfreies Bewerten der Abweichung zwischen Sucherbild und dem vom Objektiv erfaßten Bereich möglich ist. Für diese gut gelöste Nachführung gelten die bereits erwähnten Einschränkungen für den Brillenträger.
Belichtungsmessung zwischen 25 ASA und 1600 ASA
Das Meßfeld des Belichtungsmessers stimmt ungefähr mit dem Feld des Mischbildentfernungsmessers überein. Die Messung wird durch Drücken einer Taste an der Rückseite der Kamera unterhalb des Schnellschalthebels vorgenommen. Filmempfindlichkeiten zwischen 25 ASA und 1600 ASA sind mit dem Fingernagel oder einer flachen Münze unterhalb des Objektivs einzustellen, wo auch die Skala untergebracht ist. Die Einstellung der Belichtung wird im Nachführprinzip vorgenommen. Blende oder Zeit beziehungsweise auch beide müssen so lange nachgestellt werden, bis im Sucher die grüne LED leuchtet. Die Einstellung der Blendenwerte bzw. der Zeit wird ebenfalls am Objektiv vorgenommen. Für jeden der beiden Einstellringe ist ein griffiger Hebel angebracht, womit die Einstellung sehr erleichtert wird. Während die Zeiten im Bereich zwischen einer vollen Sekunde und der Fünfhundertstel-Sekunde rastend eingestellt werden, ist die Blende stufenlos verstellbar. Für Langzeitbelichtungen bietet der Verschluß die Position B an.
Der Toleranzbereich wird voll ausgenutzt
Die Genauigkeit des Belichtungsmessers wurde durch Messung in der Filmebene festgestellt. Die Objektdichte wurde dazu von EV 15 bis EV 6 in der Einstellung auf 100 ASA verändert. Danach nutzte die Plaubel Makina 67 den vollen Toleranzbereich mit +2/3-Blendenstufen aus. Bei der Plaubel Makina W67 wurde eine um 1/2 Blende zu knappe Einstellung des Belichtungsmessers festgestellt. Somit können sich bei dieser Kamera bei allen Verschlußzeiten Belichtungen mit mehr als 2/3-Blenden Abweichung ergeben - zum Teil sogar Abweichungen von mehr als einer Blende.
In diesem Zusammenhang müssen die Eigenschaften der Zentralverschlüsse näher betrachtet werden. Ihre Abweichungen von der Sollzeit sind konstruktionsbedingt und stets im Zusammenhang mit der verwendeten Blende zu sehen. Der Zentralverschluß gibt das gesamte Bild von der Mitte der Verschlußlamellen ausgehend frei. Abhängig von der Blende ergibt sich eine Variation der Ist-Zeit. Das gilt auch für die mit der sehr geringen Toleranz von +/- 1/6-Blende sehr genauen Zentralverschlüsse in den Plaubel Makina-Kameras. Eine auf die Zeit und Belichtung bezogen noch sehr geringe Abweichung von 0,28 Blendenstufen bei einer Sollzeit von 1/512 S bei der Blende 2,8 durch die Effektivzeit von 1/421 S ist noch nicht sehr auffällig. Bei der selben Sollzeit nunmehr aber der Blende 22 verlängert sich jedoch die Effektivzeit bereits auf 1/242 S und der daraus resultierende Fehler in Blendenstufen steigt auf 1,08 an. Eine Abweichung, die um so stärker zum Tragen kommt je kürzer die Verschlußzeiten gewählt werden.
Die Handhabung der Kamera ist durch einen Schnellschalthebel wesentlich vereinfacht. Auch die Einstellung der Entfernung über einen großen Stellknopf über dem Schnellschalthebel ist recht angenehm.
Eine Schärfentiefenskala an diesem Knopf erleichtert das Abschätzen der bei vorgegebener Blende zu erwartenden Schärfentiefe. Der am selben Ort im Zentrum angebrachte Auslöser ist durch seine Größe und Form gut zu benutzen.
Fazit
Zwei Sucherkameras mit einem für diese Kameras ungewöhnlichen Format präsentieren sich als Handwerkszeug für Individualisten. Ihre Nikon Nikkor-Objektive garantieren gute Bildergebnisse. Trotz verbesserungsfähiger Gesamtbelichtungsfehler besitzen diese Kameras Vorteile, wenn der eilige Brennweitenwechsel verzichtbar ist oder durch Begrenzung auf die mit diesen Kameras gebotenen Bildwinkel abgedeckt wird.
+ Großes Bildformat
+ Exakte Verschlußzeiten
- Schlecht überschibarer Sucher (insbesondere für Brillenträger)
- Belichtungsmesser-Toleranz
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