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Artikel
1998
Kameras
Pentax auto 110 super
Manche mögens klein
Kleine und handliche Kameras, die man jederzeit bequem bei sich tragen kann, sind im sonst verwirrend vielfältigen Kameraangebot noch immer eine Seltenheit. Vor allem, wenn man sich nicht mit minderer Qualität zufrieden geben will, sondern eine "Kleine" sucht, die hohen Qualitätsansprüchen gerecht werden soll. Eine solche Kamera, die auch Hobbyfotografen befriedigt, die Wert auf tadellose Bildqualität legen, ist die Pentax auto 110 Super. Alexander Borell hat diese Kamera für COLOR FOTO-Leser ausprobiert.
Hinter der Code-Nummer 110 verbirgt sich ein Filmformat, das seit Jahren unter dem Begriff "Pocket" bekannt ist. Man kauft diesen Film (Negativ oder Dia) in kleinen Kassetten und verwendet ihn normalerweise in einer "Pocket"-Kamera. Mit den Bildern, sofern sie Albumgröße nicht übersteigen, sind inzwischen weltweit Millionen Knipser ganz zufrieden, zumal die kleinen, handlichen Kameras an den Fotografen keinerlei Ansprüche stellen. Kassette rein, Blick durch den Sucher, Druck auf den Auslöser: fertig! Viele mögen's so klein, leicht und unbeschwert. Aber nicht alle, am wenigsten solche Fotografen, die Wert auf tadellose Bildqualität legen.
Daß es Pentax schon vor Jahren gewagt hat, für diesen Film ein echtes Spiegelreflexsystem zu riskieren, zeugt von Mut und Selbstvertrauen. Beides hat sich wohl gelohnt, denn nun überrascht uns Pentax mit einer Weiterentwicklung dieser netten Kamera zur Pentax auto 110 Super.
Fast wie programmiert ist die Reaktion. die ich bei allen festgestellt habe, denen ich bisher diese winzige Kamera in die Hand gab: "Gott, ist die niedlich!" Und dann fängt jeder an, damit zu spielen, und mir erging es um kein Haar anders: ich war fest entschlossen, über diese Kamera als besonders reizvolles Spielzeug zu berichten. Aber schon während der "Arbeit" mit dieser Kamera - man kann wirklich kaum von Arbeit sprechen! - geriet mein Entschluß ins Wanken, und als ich die ersten Resultate sah, sagte ich das gleiche wie alle, denen ich die Bilder zeigte: "Donnerwetter, mit der kann man ja fotografieren." Ich bekam die Kamera übrigens von Pentax mit einem kleinen Zoomobjektiv 2,8/20-40 mm, ein ebenso niedliches wie optisch ausgezeichnetes Kleinod, genau dem angepaßt, was man z. B. auf einer Reise braucht. Um es gleich vorwegzunehmen: Sie bekommen zu dieser Kamera fünf weitere Objektive, von 18-70 mm, darunter ein Fixfocus-Objektiv. Das reicht von der Party bis zur Weltreise.
Was an dieser "Super" neu ist, ist zugleich zweckmäßig und macht aus ihr tatsächlich eine Kamera, die ernst zu nehmen ist. Neu ist die Programmautomatik: Zeit- und Blendenkombinationen stellen sich selber ein, je nach den Lichtverhältnissen.
Neu ist der elektromagnetische Auslöser - genau an der richtigen Stelle! - der verwacklungsfreies Fotografieren erleichtert. Das ist gerade bei leichten Kameras mit kleinem Format eine besonders wichtige Voraussetzung.
Neu ist der Schnelltransporthebel, der nur einmal geschaltet zu werden braucht, um den Film zu transportieren und den Zentralverschluß zu spannen.
Neu ist die Taste zur Korrektur der Belichtung, falls man z. B. bei Gegenlicht fotografiert und keine Silhouetten wünscht.
Neu ist schließlich auch der Selbstauslöser, den man ja im Urlaub nicht vermissen will. Und was hat diese kleinste Spiegelreflexkamera der Welt an Raffinessen sonst noch zu bieten?
Natürlich wird die Belichtung durch das Objektiv gemessen, und das hat sich in der Praxis hervorragend bewährt. Die Objektive haben ihr eigenes Bajonett, man wechselt spielend mit einem Handgriff.
Die Einstellscheibe des Prismensuchers - mit Schnittbild und Mikroprismenring - ist konventionell und gibt ein exzellentes Bild, das man selbst mit diesen relativ kurzen Brennweiten deutlich scharf einstellen kann. Rechts unterhalb des Sucherbildes zeigt eine grüne Leuchtdiode freie Fahrt an, wenn eine Verschlußzeit schneller als 1/30 Sekunde möglich ist; andernfalls leuchtet es gelb als Warnung oder Aufforderung, Blitzlicht zu verwenden. Der Zentralverschluß - hinter den Objektiven - schafft 1/400 S, längste Zeit 1 s, und ist bei 100 ASA mit 1/30 S blitzsynchronisiert, bei ASA 400 mit 1/125 S. Der Meßumfang reicht von EV 3 - EV 17. Das sind keine Spitzenwerte, jedoch für normale Alltagsfotografie ausreichend. Man kann, wie ich festgestellt habe, mit dieser kleinen Kamera auch schwierigere Aufgaben lösen, wenn man sich die Mühe macht, sie kennenzulernen. (Wenn keine LED im Sucher leuchtet, sind die zwei 1,5 Volt-Silber-Batterien erschöpft.)
Die Kleine ist wirklich eine Systemkamera: Sie können einen Winder ansetzen (Pentax Winder II), was ich nicht übers Herz brächte, denn er nimmt dieser Kamera den ganzen Charme.
Eine Kamera mit System
Um so besser gefällt mir der Pentax-Blitzer AF 100P, der zu dieser Kamera gehört und paßt: er wiegt nur 100 Gramm und schaltet die Kamera automatisch auf die richtige Synchronzeit, je nach verwendetem Film. Der Blitzbereich von 0,8-3,6 Metern reicht in den meisten Fällen aus; scheint Ihnen das zu wenig, wählen Sie den etwas größeren Blitz AF 130P, dann schafft man die Distanz von rund 5 Metern.
Spielzeug und Werkzeug in einem
So kann ich meine eingangs gestellte Frage klar beantworten: die Pentax auto 110 Super ist beides, sowohl Spielzeug als auch Werkzeug, es liegt ausschließlich an ihrem Besitzer, was er aus ihr machen will oder- kann. Für die meisten aber wird sie das sein, was sie mir inzwischen geworden ist: Spielzeug und Werkzeug in einer überaus glücklichen Kombination. Pentax sollte ihr eine hübsche Tasche aus elegantem Leder spendieren: sie würde damit zur idealen Damenkamera.
Noch ein Tip:
Meine Ergebnisse mit Negativfilm sind besser als alles, was ich bisher mit einer üblichen Pocketkamera erreichen konnte. Sie können aber noch eine weitere Qualitätsstufe erreichen, wenn Sie Diafilm verwenden und davon - soweit Sie das wünschen - Papierbilder machen lassen. Außerdem sehen Sie im Vergleich bereits im Laden, wenn das Labor Murks gemacht hat.
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