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1998

Kameras

Nikon FE 2 

Der Superlativ steckt im Detail 

Wie schon seit dem Erscheinen der Nikon FM 2 erwartet wurde, hat Nikon nun auch die FE durch ein neues Modell abgelöst. Auch die FE 2 wartet mit der 1/4000 S als kürzester Verschlußzeit auf und bietet die 1/250 S als Synchronisationszeit.Was es mit der neuen Nikon sonst noch auf sich hat, lesen Sie in diesem Erfahrungsbericht.

Die Nikon FE dürfte sich, im Gegensatz zu den meisten anderen, eigentlich für den Amateur gebauten automatischen Kameras, auch im Profilager hinreichend profiliert haben. Die Gründe dafür sind sicherlich in der soliden Gesamtkonzeption und Zuverlässigkeit dieses Zeitautomaten zu suchen; aber natürlich auch in der Systemgebundenheit vieler Nikon-fotografIerender Profis, die in der FE eine willkommene - sprich: kompakte und nicht zuletzt auch preiswerte - Ergänzung zur bewährten F 2 sehen.
Vor allem unter diesem Blickwinkel ist es nur verständlich, daß man beim Nachfolgemodell FE 2 an der bereits bewährten Bauweise festgehalten hat. Hinzugekommen sind aber eine Reihe neuer Details.
die - man kann das getrost voranstellen - in ihrer Mehrzahl dazu beitragen, die Kamera noch attraktiver zu machen.
Äußerlich präsentiert sich die neue Nikon wie gewohnt. Nur der "FE 2"-Schriftzug an der Frontseite des Gehäuses signalisiert unübersehbar, daß man Nikons jüngsten Sproß in Händen hält. Wenn man dann noch nebenbei registriert, daß der Auslöseknopf eine wohlgerundete "griffsympathische" Form angenommen hat, ist das Auge des FE-Kenners (fast) schon am Ende seiner Entdeckungsreise angelangt. Doch halt: Der Superlativ steckt in einem Detail, das man erst beim zweiten Hinsehen bemerkt. Auf dem Verschlußzeitenring ist als kürzeste Zeit 1/4000 S aufgedruckt, dazu die mechanisch gesteuerte Zeit 1/250 S.
Neben dem Schwestermodell FM 2 mit vollmechanischer Verschlußzeiten-Steuerung nun also die zweite Nikon mit "eingebautem Weltrekord"! Neue, besonders leichte Verschlußlamellen aus Titaniumfolie machen diesen extrem schnellen (vertikalen) Verschlußablauf möglich. Ziel dieser Entwicklung war vor allem das Erreichen einer Blitzsynchronisationszeit von 1/250 S, die kürzeste Belichtungszeit von 1/4000 S war dabei eine erfreuliche konstruktionsimmanente "Zugabe".
Ein neuer Rekord ist der verfügbare Zeitenbereich von acht Sekunden bis zu 4/4000 S. Diese achtungsheischende Zeitenreihe läßt sich sowohl bei manueller Verschlußzeitenauswahl als auch bei automatischer Belichtungsregelung voll nutzen. Ein Novum ist der Quarz-Oszillator, der für die exakte Einhaltung manuell eingestellter Belichtungszeiten sorgt.
Über den Praxiswert der 1/2000 und 1/4000 S kann man streiten, muß man aber nicht - wenn man sie hat! Gerade, wer viel mit hochempfindlichen Filmen arbeitet, handelt sich einen doppelten Vorteil ein: Diese extrem kurzen Zeiten machen beim Einsatz langer Telebrennweiten ein Verwackeln praktisch unmöglich; gleichzeitig bieten sie ein gutes Stück mehr Spielraum, wenn man aus Gestaltungsgründen mit möglichst großer Blende fotografieren will. Ebenfalls mehr Spielraum gewinnt man durch die Blitzsynchronisationszeit von 1/250 S, vor allem, wenn der Blitz zum Aufhellen eingesetzt wird.
Wer die FE aus der Praxis kennt, wird zunächst konstatieren, daß man bei der Arbeit mit der Neuen auf viel Bekanntes stößt. Die üblichen Bedienungselemente sind wie vom Vorgängermodell gewohnt angeordnet. Auch der kombinierte Selbstauslöser-/Meßwertspeicherhebel ist geblieben - die Meßwertspeicherung erfolgt, indem man besagten Hebel in Richtung auf den Spiegelkasten drückt und in dieser Stellung hält. Damit läßt es sich im Normalfall gut arbeiten, ein Arretieren des Hebels ist leider nicht möglich.
An der linken Kameraoberseite befindet sich das Einstellrad für die Filmempfindlichkeit von 12 ASA bis 4000 ASA- und, damit kombiniert, die Einstellung von Korrekturfaktoren im Bereich von + 2 Blenden-, bzw. Zeitstufen. Die Einstellung der Filmempfindlichkeit erfolgt durch Anheben und Verdrehen das gerändelten Ringes, die Korrekturfaktoren werden nach Drücken eines Knopfes durch Verdrehen der gesamten Einstellscheibe vorgenommen. Da letzteres eine ziemliche "Fummelei" ist, kann ich mich für diese Lösung nicht so recht erwärmen, noch dazu, wo's bei der "alten" FE genau umgekehrt (und praktischer) war: Eingeben des Korrekturfaktors über Rändelring und Einstellen der ASA-Zahl durch Verdrehen der Scheibe.

Die Sucheranzeige: Mut zur Nostalgie

Auch beim Blick in den Sucher zeigt sich das FE-übliche Bild. Links die Verschlußzeiten-Skala mit der bereits erwähnten Zeitenreihe und dem Meßzeiger. Für LED-Fetischisten mag dieser provozierend nostalgische Zeiger buchstäblich ein "Dorn im Auge" sein - ich möchte ihn, ehrlich gesagt, nicht missen. Vor allem bei der manuellen Nachführmessung ist diese Art der Anzeige an Übersichtlichkeit und Logik mancher LED-Lichterreihe überlegen.
Bei der Nikon zeigt dabei ein grüner Balken die manuell eingestellte Zeit an; durch Verstellen (Nachführen) der Blende wird der schwarze Meßzeiger dann zum Erzielen einer korrekten Belichtung mit dem Balken zur Deckung gebracht. Der Grad eventuell gewünschter Unter- oder Überbelichtung läßt sich an der Position des Meßzeigers unter- bzw. oberhalb des Balkens schnell und problemlos ablesen.
Einziger Nachteil: Bei Aufnahmen unter schlechten Lichtverhältnissen und/oder wenn die Anzeige in einer Dunkelzone des Motivs zu liegen kommt, wird das Ablesen zum Problem. Eine zuschaltbare Skalenbeleuchtung wäre einen Beifall wert gewesen, wurde aber offensichtlich wegen das damit verbundenen konstruktiven Aufwands nicht realisiert.
Neben der Blendeneinspiegelung und der oberhalb des Suchereinblicks gelegenen Leuchtdiode für die Anzeige der Blitzbereitschaft, signalisiert eine zusätzliche Diodenanzeige am rechten Sucherrand, wenn Sie einen Korrekturfaktor vorgewählt haben. Das ist erfreulich, allerdings verzichtete ich ohnehin meistens auf diese Korrekturmöglichkeit (siehe oben).

Kleine Verbesserungen erhalten die Freundschaft. . .

Nach diesem Motto hat man bei der FE 2 noch eine Reihe von Detailänderungen vorgenommen, die nicht spektakulär, aber im Interesse einer Bedienungsvereinfachung zu begrüßen sind. So entriegelt man zwar den Auslöseknopf nach wie vor (Nikon-typisch) durch Ausschwenken des Schnellschalthebels um 30xGRADx. Im Unterschied zu früher aktiviert man damit aber nicht gleichzeitig den Belichtungsmesser. Dieser schaltet sich viel mehr erst nach Antippen des Auslösers ein und nach 15 s automatisch wieder ab. Vor allem bei exakter Kontrastmessung sind 15 s meines Erachtens allerdings etwas knapp. Dafür wird jetzt nicht mehr unnötig Batteriestrom vergeudet, wenn Sie mal vergessen sollten, den Schnellschalthebel wieder zurückzustellen.
Und noch in einem Punkt hat die FE 2 das "Mitdenken" gelernt: Solange die Rückwand des Gehäuses zum Filmeinlegen geöffnet ist, läuft - unabhängig von der Allgemeinhelligkeit - beim Betätigen des Auslösers automatisch eine kurze Verschlußzeit (1/250 S) ab.
ebenso nach Schließen der Rückwand bis zum Erreichen der Zahl "1 " des Bildzählwerks. Dieser kleine Kunstgriff macht sich beim Filmwechsel positiv bemerkbar. Durch manuelles Einstellen einer kurzen Zeit können Sie zwar denselben Effekt erzielen, aber wehe, Sie vergessen dann die Umstellung auf Automatik!
Wenn man abschließend hinzufügt, daß die FE 2 über ein helleres Sucherbild (neue Einstellscheiben), innenliegende Kontakte zum Anschluß einer Data-Rückwand und die Möglichkeit der TTL-Blitzmessung mit den Nikon-Blitzgeräten SB-15 und (dem neuen) SB-16 verfügt, kann man zugestehen, daß die "Verjüngungskur" sichtbar Erfolge gezeitigt hat.

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