← Zurück
Artikel
1998
Zubehör
Polaroid SX-70 Mikroskop Adapter
Der Weg in eine neue Welt
Einer besonderen Art der Fotografie widmet sich Alexander Borell in diesem Beitrag, bei der ein Mikroskop das Objektiv "ersetzt" und Sofortbilder entstehen.
Es gibt die allgemeine Fotografie, der wir alle mehr oder weniger anspruchsvoll huldigen. Manche Fotografen haben sich innerhalb dieser allgemeinen Fotografie spezialisiert: Landschaft, Sport, Werbung, Mode usw. Es handelt sich hierbei grundsätzlich um eine Fotografie, die nur mit Kameras und Objektiven ausgeübt wird. Es gibt aber auch eine spezielle Fotografie, die ohne - im Grunde artfremde! - Zusatzgeräte nicht zu betreiben ist. Hierzu gehört z. B. das Fotografieren von Gestirnen, wozu man ein Teleskop benötigt. Der Schritt von der Makro- zur Mikrofotografie ist ohne Mikroskop nicht möglich. Wenn Sie sich also der faszinierenden Welt des Allerkleinsten zuwenden wollen, brauchen Sie vor allem ein Mikroskop. Grundsätzlich ist es hier nicht anders als bei der allgemeinen Fotografie: Sie können das Matterhorn mit einer Warenhaus-Pocket fotografieren, mit einer KB-Spitzenkamera, mit einer Mittelformatkamera oder mit einer Studiokamera auf 18 x 24. Die technische - nicht die bildmäßige! - Qualität der Aufnahmen steigt mit der Qualität der Kamera und dem Aufnahmeformat. Nicht anders verhält es sich mit den Mikroskopen, die Sie für Ihre Mikroaufnahmen verwenden wollen. In Warenhäusern und bei Optikern können Sie Mikroskope (mit Zubehör!) schon für weniger als 100 DM bekommen. Dieses Spielzeug können Sie vergessen, wenn Sie mikro-fotografieren wollen. Kaufen Sie sich ein gutes Markenmikroskop, wobei es zunächst nicht darauf ankommt, alle Finessen gleich zu haben, die es dazu gibt. Wichtiger ist, daß sich das Grundmodell mit Ihren steigenden Ansprüchen nach und nach weiter ausbauen läßt. Was Sie für den Anfang brauchen: das Grundmodell mit eingebauter Beleuchtung, dazu zwei Objektive, (4 x und 10 x) und ein Planokular, etwa 10 x. (Die Gesamtvergrößerung ergibt sich aus Objektiv x Okular!) Wählen Sie an Ihrem Mikroskop gleich einen vierfachen Objektiv-Revolver, Sie sind später froh darum und sparen sich nachträgliche Kosten. Ein solches Mikroskop erhalten Sie in bester technischer und optischer Qualität für ca. 1000 DM bis 1500 DM. An Zubehör (Objektträger, Deckgläser, einige Chemikalien und Präparierinstrumente) rechnen Sie noch mal etwa 100 DM.
Nun können Sie schon eine Welt beobachten, die Ihnen bisher nicht zugänglich war. Es gibt hinreichend Literatur über die Technik des Mikroskopierens.
Um nun das, was Sie sehen, im Bild (farbig natürlich!) festzuhalten, gibt es nichts, was so einfach und perfekt arbeitet, wie das neue Polaroid SX-70 Sofortbild-System. Dazu brauchen Sie wiederum zweierlei: einmal eine SX-70 Kamera, die mit einem Filmpack zehn Aufnahmen liefert. Diese Kamera also wird in einen Ansatz geschoben, dort befestigt, das Ganze über den Mikroskop-Tubus mit Okular geschoben und mit einer Schraube befestigt. Nun verbinden Sie noch zwei Kabel des Adapters mit der SX-70-Kamera, stellen Ihr Objekt im Kamerasucher scharf und drücken auf die Auslöse-Taste am Mikroadapter. Alles andere funktioniert nun automatisch, vom Adapter elektronisch gesteuert. Die Kamera mißt die Helligkeit, de' Spiegel klappt hoch, zwei Sekunden wartet die Kamera mit dem Auslösen, damit sich die ganze Vorrichtung beruhigen kann, und dann erfolgt die Belichtung: automatisch zwischen 1/10 und 12,5 Sekunden. Anschließend schiebt die Kamera in bekannter Weise das Bild heraus. Ist das Licht für eine Aufnahme zu hell oder zu dunkel, zeigt der Mikro-Ansatz dies über Leuchtdioden an und löst nicht aus. So werden Fehlaufnahmen vermieden. Für spezielle Aufgaben, z. B. Aufnahmen mit Dunkelfeld-Beleuchtung, kann auch manuell mit jeder beliebig langen Zeit belichtet werden.
Die Qualität der Bilder ist miserabel, wenn Ihr Mikroskop, bzw. dessen Optik, nichts taugt; und die Aufnahmen werden bestechend gut, wenn Ihr Mikroskop gute Bilder liefert.
Es funktioniert alles so einfach und problemlos, daß man es zunächst gar nicht glauben will.
Ich sehe in dieser Art von Mikrofotografie enorme Möglichkeiten. Da ist einmal der abgeschlaffte Hobbyfotograf, der trotz umfangreicher Ausrüstung kein Hobby mehr hat, weil er nicht weiß, was er noch fotografieren soll; da ist der Mensch, der ein Hobby sucht und bisher noch keines gefunden hat; da ist einer, der die große Natur liebt und sie nun auch im Detail durchforschen möchte, sei's im Wassertropfen, sei's, daß er Kristalle züchtet und ihr Entstehen im Bilde festhält.
Und ich sehe noch eine ganz besonders hervorragende Möglichkeit: Menschen, die behindert sind, die sich nicht frei in der Natur bewegen können, holen hiermit die Natur zu sich ins Zimmer und können sich so ein' überaus kreatives und spannendes Hobby aufbauen! (Der Preis für diesen "Mikro-Adapter' beträgt ca. 1500 DM.)
{ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}