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Artikel

1998

Makrofotografie

Olympus OM-30

Sie findet, wo andere noch suchen ...

... und in der Praxis war das "Zero-in-Focus"-System, die elektronische Einstellhilfe für exakte Schärfe, noch lange nicht am Ende auch nicht bei nahezu "Null-Kontrast" und wenig Licht.

Elektronische Einstellhilfen für die Schärfe genossen bislang den Ruf optischer Krücken. Einige Eigenschaften dieser mit einer Vielfalt von Namen und Umschreibungen belegten Hilfsmittel haben sicher dazu beigetragen, daß man ihnen zwar Beachtung schenkte, im selben Augenblick aber bekennen mußte, daß hier eine gute Idee noch einer Weiterentwicklung bedarf. "Schwachsichtige", sprich nicht ausreichend lichtempfindliche Elektronik-Sensoren waren verantwortlich, wenn das System keine Schärfe bestätigen konnte, obwohl das Auge noch genügend Anhaltspunkte für die Einstellung der Schärfe fand.
Olympus hat aufgeräumt mit diesem Nachteil. "Zero-in-Focus" besitzt eine hohe Empfindlichkeit. Die insbesondere vom Sensor abhängige Fähigkeit, auch sehr schwache Kontraste im Motiv noch auswerten zu können, hat zumindest einen Zeitgenossen veranlaßt, ein geflügeltes Wort von heute abzuwandeln: "Null Kontrast auf gar nichts", heißt es seitdem.
Im "Fall OM30" schien es besonders interessant, die Grenzen der Leistung zu finden, zumal doch ein solches elektronisches Hilfsmittel wie "Zero-in-Focus" auch dann ein willkommenes Mittel zum Zweck ist, wenn die Leistungsfähigkeit der eigenen Augen zu wünschen übrig läßt. Ich habe "Zero-in-Focus" in diese Grenzsituationen gebracht, in denen mir selbst eine eindeutige Beurteilung schwerfällt. Bei schlechten Lichtverhältnissen und vor allem auch
bei unzureichenden Kontrasten war so immer noch eine korrekte Einstellung der Schärfe kein Problem. Schlechtes Licht, der mit bloßem Auge kaum feststellbare Kontrast, der selbst auf der zerknitterten Oberfläche einer Tüte noch eindeutig feststellbar war, waren der Ausgangspunkt für diese Versuche. Dabei war das, was hier gerade als "Kontrast auf der Tüte" bezeichnet wurde, eigentlich nur auf einer einheitlich grauen Papierfläche entstanden und rührte nur von den Unterschieden her, die sich durch die verschiedenen Winkel und Reflektionen ergab, die diese angeknüllte Oberfläche einnahm.
Alle diese Versuche spielten sich bereits im Nahbereich ab und führten schließlich dazu, daß ich dieses System auch unter Makro-Distanzen ausprobierte. Mit Erfolg, wie gesagt, der ohne Zweifel als Empfehlung dienen kann. Zwei Objektive, eine Nahlinse, ein fester Tubus und schließlich sogar der "Teleskop-Tubus" von Olympus der ein ähnlich bequemes Arbeiten wie mit dem Balgengerät und vor allem stufenlose Verstellung der Distanz zwischen Objektiv und Kamera ermöglicht, waren an diesen Testaufnahmen beteiligt. Die Praxis bewies, daß dieser "Aufbau" bestens für Aufnahmen im Makrobereich geeignet ist. Gerade dort, wo es um Bruchteile von Millimetern geht, ist Immer eine eindeutige Anzeige zu finden. Mehr noch, das System ermöglicht sehr bequem, die Distanz zu ändern man achtet dann (fast nur noch) auf die Rot-Grün-Anzeige der Einstellhilfe, die man "ganz nebenbei" im Sucher sieht und verliert nie das Motiv aus dem Blickfeld. Man ist ganz konzentriert mit der Gestaltung der Aufnahme beschäftigt - die grüne Leuchtdiode wird zum "roten Faden", zum zielsicheren Wegweiser.
Die auf diese Weise - ausnahmslos freihändig - ohne Stativ und ohne den Kunstgriff zur extremen Abblendung - entstandenen Bilder auf diesen Seiten sollen einen Teil der Begeisterung weitergeben. Ganz absichtlich wurde auf den statischen Aufbau verzichtet, mit dem natürlich eine Verwacklungsgefahr gemindert wird. Es war volle Absicht, nicht den Blitz zu nehmen, dessen starkes Licht den Griff zur kleinsten Blende erlaubt zur winzigen Blendenöffnung von 22 oder 32, deren große Schärfentiefe nur die Aussage über die Zielsicherheit dieses Systems verwischen würde.
Blendenwerte zwischen 4 und 8 verschaffen diesen Aufnahmen einen Reiz, den derjenige kennt, der gern mit langen Teleobjektiven arbeitet, dort zumeist die offene Blende verwendet und so das Motiv plastisch vom verwischten Hintergrund abhebt. Sicher auch in der Makrofotografie ein reizvoller Weg, der den von vorn bis hinten scharfen Aufnahmen nicht ihre Berechtigung entzieht. "Zero-in-Focus" ist geeignet, sowohl die Verfechter der einen Aufnahmephilosophie als auch die der anderen zu unterstützen - ihre Arbeit zu erleichtern und die Erfolgsquote sprich die Anzahl guter Diapositive - zu erhöhen.
"Zero-in-Focus" ist eine elektronische Einrichtung. Zur Zeit sogar die modernste, die in die Arbeit der Kameraelektronik, in den Entscheidungsprozeß der Kameracomputer einbezogen werden kann. Ein Bauteil, das seine Existenz der stürmischen Entwicklung von Halbleiterelektronik verdankt. Elektroniker sprechen gern vom Zeitalter der Sensor-Technik wenn sie unsere achtziger Jahre meinen, und sicher wird auch mit diesem Sensor die Entwicklung noch nicht abgeschlossen sein. Doch mit dem Arbeitsprinzip wurde bereits der richtige Weg gefunden, bei dem es auch in Zukunft noch eine Weile bleiben dürfte. Sensor - ein Halbleiterbauteil wie gesagt, das im Prinzip dem schon länger bekannten Transistor entspricht und in der Winzigkeit seiner zahlreichen Bestandteile kaum der Mikro-Miniatur-Technologie der Computerchips nachsteht - ist innerhalb der Kamera untergebracht. Eine Zeile voneinander unabhängiger lichtempfindlicher Halbleiterpunkte, die einen winzigen Anteil des Motivs zu sehen bekommt, bildet diesen Sensor. Als knapp zehn Millimeter langer "Strich" hinter einem winzigen Fenster ist er zu sehen, wenn man sich einmal die Mühe macht, das Objektiv herauszunehmen und die Kamera in der Position "B" auszulösen. Die Motivinformation wird im Zentrum des Schwingspiegels, das wesentlich durchlässiger als das Umfeld ist, und über einen Hilfsspiegel in das kleine Fenster des Sensors ausgespiegelt und kann somit von diesem ununterbrochen bewertet werden. Die Meßstrecke des Sensors ist in 48 Doppelpunkte aufgeteilt, große und kleine Halbleiterpunkte, und ihre Anzahl wird elektronisch zu- oder abgeschaltet, um je nach Objektiv-Lichtstärke die Empfindlichkeit zu steigern oder abzusenken. Durch die Anordnung der Punkte ist es möglich, sehr fein aufgelöst das Bild, das vom Objektiv auf den Sensor projiziert wird, in elektrische Signale umzusetzen, die sich wesentlich voneinander unterscheiden, sobald die Einstellung der Entfernung verändert wird. Nur im Bereich der korrekten Schärfe sind somit von der Elektronik saubere, "scharfe" Signale feststellbar eine Rechenarbeit, bei der der Signalvergleich in der nachgeschalteten Elektronik besonders wichtig ist. Durch die unterschiedliche Projektion, beispielsweise einer Linie, gibt es eine Zone, in der sie nur einmal und scharf begrenzt sichtbar ist. "Links und rechts" von der korrekten Schärfe-Einstellung unterscheidet sich diese Linie, die nun praktisch verwaschen dargestellt wird, und je nachdem ob die eingestellte Entfernung vor oder hinter dem Motiv liegt, trifft das stärkste Signal auf einen anderen Sensor auf. Der Vergleich der Elektronik kann somit sogar feststellen, nach welcher Richtung das Objektiv verstellt werden muß, um auf die korrekte Einstellung der Schärfe zu treffen. Soviel - natürlich in vereinfachter aber damit anhand der Zeichnungen nachvollziehbarer Form - zum Prinzip dieses Schärfe-Indikators. Nicht verschwiegen werden soll eine Eigenart, die die Elektronik noch nicht in den Griff bekommen hat, obwohl fieberhaft an der Lösung gearbeitet wird: In Bereichen weitab von der richtigen Schärfe kann es ebenso wie bei sehr feinen Mustern zum Irrtum kommen. Der Sensor sieht dann praktisch "zweimal Maximum" und bildet sich Schärfe ein oder er vergleicht zwei unterschiedliche Linien, die parallel verlaufen, und sieht ebenfalls eine Übereinstimmung, die es in Wirklichkeit nicht gibt. Ein Fehler, den man sogar beim geeigneten Motiv mit dem eigenen Augenschein und dem Schnittbildindikator selbst zustande bringt. Doch diese Eigenart, Olympus weist darauf in der Anleitung zur Kamera hin, fällt bei den sonstigen sehr guten Leistungen von "Zero-in-Focus" nicht ins Gewicht.

Fazit:

Mit dieser neuen Generation sind die elektronischen Einstellhilfen einen wichtigen Schritt weitergekommen. "Zero-in-Focus" ist der in der Olympus OM30 verwirklichte Beweis dafür. 

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