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Artikel

1998

Normtest

Minolta X-500

Auf der Linie der Vernunft

... begann Minolta mit der X-Familie ein neues System aufzubauen, das in Zukunft für moderne Entwicklungen noch jeden Spielraum läßt. Erste, und bereits für einen breiten Anwenderkreis ausgelegte, Kamera dieser Familie war die Minolta X-700. Jetzt folgte die Minolta X-500, ein Zeitautomat.

Die Minolta X-500 ist eine kompakte einäugige Spiegelreflexkamera für das Kleinbildformat. Im NORMTEST wurde die Kamera mit der Gehäusenummer 6052464 untersucht, die mit einem normalbrennweitigen Objektiv Minolta MD 1:1,7/50 mm ausgerüstet war. Eine Zusammenstellung also, die dem oben erwähnten Vernunfts-Prinzip entspricht, zumal das Objektiv mit seiner Lichtstärke von 1:1,7 ein guter Kompromiß zwischen akzeptablem Preis und in der Mehrzahl aller Fälle ausreichender Lichtstärke ist. Für etwa 650 Mark (Kamera und Objektiv 1:1,7) bietet diese Minolta X-500 Zeitautomatik, Nachführbelichtungsmessung und mit einem systemgerechten Blitzgerät sogar TTL-Blitzautomatik.
Die Minolta X-500 besitzt einen elektronisch gesteuerten Zeitenbereich von 1 Sekunde bis zur 1/1000 Sekunde sowie für über eine Sekunde hinausgehende Langzeitbelichtungen die Auswahl "B". Alle Zeiten sind an einem griffigen Knopf in rastenden Stufen wählbar. Sie werden in ihrer jeweiligen Dauer von einem Quarzoszillator überwacht, der einmal mehr in diesem NORMTEST das akkurate Einhalten der vorgegebenen Zeiten unter Beweis stellte, das den elektronisch gesteuerten Verschlüssen zu eigen ist. Dabei soll jedoch nicht übersehen sein, daß das absolut genaue Maß, das der Quarzoszillator vorgibt, nur dann annähernd exakt eingehalten wird, wenn die Einflüsse der Mechanik des Verschlußsystems dementsprechend gering sind. Die Ergebnisse im NORMTEST sprechen dafür, daß der Verschluß ebenfalls als präzises Bauteil in dieser Kamera bezeichnet werden kann. Im Bereich der langen Zeiten läßt das Verhalten des Systems nur das Urteil "extrem genau" zu, während im Bereich der kurzen Zeiten eine Abweichung feststellbar war, die jedoch mit einem Fehler innerhalb +/- 1/6-Blendenwert der sehr guten Bewertung nicht widerspricht.
Ähnliches gilt für das Verhalten der Belichtungssteuerung im Automatikmodus der Kamera. Diese Belichtungssteuerung ist ungefähr 1/4-Blendenwert zu reichlich eingestellt, womit auch in dieser Betriebsart die nach der Norm tolerierbare Abweichung von +/- 1/2 Blendenwert bei weitem nicht ausgenutzt wird.
Die Belichtungsautomatik steuert über den manuell wählbaren Bereich hinaus längste Zeiten von bis zu vier Sekunden. Diese langen Zeiten werden im Sucher nicht angezeigt sondern nur durch eine Leuchtdiode (Dreiecksymbol) signalisiert sobald die 1-Sekunden-Marke überschritten wird.
Sobald längere Belichtungszeiten als vier Sekunden nötig werden, sobald also eine korrekte Belichtung durch die Automatik nicht mehr garantiert werden kann, schaltet die Elektronik der Kamera diese LED auf Blinklicht um.
Die Anzeige der Zeiten im Sucher wird durch LED-Symbole vorgenommen, die neben der Zeitenskala angebracht sind. Bei extrem schlechten Lichtverhältnissen kann man somit die Verbindung von LED-Symbol und daneben stehender Zeit verlieren. Dies spielt insofern jedoch keine Rolle, da bei wenig Licht höchstens Zeiten länger als 1/2- oder 1-Sekunde betroffen sein können, und hier wird die Anzeige bereits wieder durch den Wechsel vom normalen Strich sprechend kann das Meßfeld in vielen Fällen zur exakten Messung bildwichtiger Motivanteile herangezogen werden, die über die AE-Lock-Taste fixierbar sind. Minolta hat diese Taste mit dem Schalter für den Selbstauslöser kombiniert der in recht griffgünstiger Distanz an der Vorderseite der Kamera auslösernah angebracht ist. Es ist somit nicht schwer, das Motivdetail anzuvisieren und gleich darauf die AE-Lock-Taste zu drücken und festzuhalten, ohne den Finger vom Auslöser zu nehmen.
Bleiben wir beim kombinierten AE-Lock-/Vorlauf-Schalter: Sobald dieser Hebel in seine obere (rastende) Schaltstellung gebracht wird ist die Vorlaufzeit von zehn Sekunden eingeschaltet. Sie wird wie üblich durch Druck auf den Auslöser gestartet und kann jederzeit durch Zurückstellen des Schalters abgebrochen werden. Der Ablauf der Vorlaufzeit wird optisch durch eine LED (im Schalter) angezeigt. Während der ersten acht Sekunden der Vorlaufzeit blinkt diese LED mit einer Frequenz von 2 Hz. Darauf folgt für eine Sekunde eine schnelle Blinkfolge mit 8 Hz und für den Rest der Vorlaufzeit ein Dauerlicht. Ist der Piepser eingeschaltet, so wird der Ton in Abständen ausgestrahlt, die dem Blinken der LED entsprechen.
In der Nachführbelichtungsmessung muß der Fotograf sowohl die Blende als auch die Zeit bei der Einstellung der Kamera berücksichtigen. Die Anzeige der Kamera gibt nur Auskunft darüber, welche Belichtungsdaten die Belichtungsmessung gerade ermittelt. Je nach Anzeige muß eine der beiden Einstellungen nachgeführt werden entweder die Blende oder die Zeit beziehungsweise beide sofern die Voreinstellung weitab von der richtigen Belichtung vorgenommen wurde. Solange die Voreinstellung nicht der von der Belichtungsmessung ermittelten Kombination von Blende und Zeit entspricht, ist in der LED-Kette am rechten Sucherrand als blinkender Strich die vorgewählte Zeit angegeben. Ferner sind bis zu zwei weitere LED-Striche sichtbar, die oberhalb oder unterhalb der blinkenden LED zu sehen sind. Zwei zusätzliche LED-Anzeigen entsprechen dabei einem Zwischenwert. Das Nachführen der Zeit oder Blende muß nun solange vorgenommen werden, bis nur ein einziger LED-Strich noch sichtbar ist. Diese Anzeige blinkt weiterhin, dies ist jedoch nun ohne weitere Bedeutung.
Als weiterer Komfort dieser Kamera soll noch die Abblendtaste hervorgehoben sein. Eine wichtige Arbeitshilfe, die leider noch nicht von jeder Kamera geboten wird. Sie ist bei der Minolta X-500 links vom Objektiv zu finden und schließt die Blende bis auf den vorgewählten Wert, solange diese Taste hineingedrückt wird.
Auch die zusätzliche Synchronbuchse rechts vom Objektiv ist ein nicht selbstverständlicher Komfort, der den Anschluß aller Blitzgeräte bis hin zu Studioblitzanlagen garantiert.
Eine Belichtungskorrektur in rastenden Stufen fehlt jedoch leider. Hier muß man sich mit einer Korrektur über die Einstellung der Filmempfindlichkeiten behelfen, die einer Einrichtung zur Belichtungskorrektur ebenbürtig ist, jedoch immer ein Nachrechnen erfordert. Über das Design der Kamera läßt sich nur Lobendes erwähnen. Dabei ist es weniger der Anblick dieser Kamera, der dieses Lob herausfordert, als die ausgesprochen sinnvoll gestaltete "Griffseite". Hier ist sowohl an der Vorderseite als auch an der Rückwand mit Formstücken gearbeitet worden, die die Kamera so gut in der Hand liegen lassen, wie man es sonst nur durch einen zusätzlichen Handgriff erreichen könnte.
Als Zubehör sind zu dieser Kamera die bereits erwähnten Systemspezifischen Blitzgeräte zu erhalten. Ferner steht mit der Minolta X-500 die bekannt große Palette an Minolta-Objektiven zur Verfügung. An die Kamera kann ein Winder angeschlossen werden und auch die Rückwand ist austauschbar. Dies läßt wiederum den Anschluß intelligenter Rückwände zu, denn innerhalb der Kamera werden Kontakte sichtbar, die die elektrische Verbindung zur Rückwand herstellen. Auch die Multifunktionsrückwand ist anschließbar.
Die Kamera läßt sich ferner über die drahtlose Infrarot-Fernsteuerung zum weitgehend selbständig arbeitenden System ausbauen.

Fazit:

Die neue X-Familie hat wichtigen Zuwachs mit dieser Minolta X-500 bekommen. Sie ist auf die Zeitautomatik reduziert, doch beschäftigt man sich länger mit allen Möglichkeiten der Kamera, so zeigt sie sich als sehr vielseitiges Handwerkszeug zu einem sehr interessanten Preis an dem nichts schon gar nicht wesentliches auszusetzen ist.

+ Sehr gleichmäßige Belichtungsautomatik 
+ Exakte Zeitensteuerung
+ Griffiges Design
+ Zubehörfreundlich

- Keine Belichtungskorrektur
- Mattscheibe nur vom Service austauschbar

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