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Artikel
1998
Titelstory
NIMSLO: 3D START IN DEUTSCHLAND ALLES ÜBER: TECHNIK, ENTWICKLUNG UND PREISE
Sensationell 3D ohne Brille
Jahrelang geisterte das Nimslo 3D Verfahren als eher exotisches Spekulationsobjekt durch die Spalten der Foto- und noch mehr der Wirtschaftspresse. Ab September ist dieses Verfahren nun tatsächlich auf dem deutschen Markt; die Firma Uniphot hat den Vertrieb übernommen. COLOR FOTO ist weltweit die erste auflagenstarke Foto-Publikumszeitschrift, die ihren Lesern ein Original Nimslo 3D Bild präsentieren kann (siehe Titel). Verlag und Redaktion scheuten weder Kosten noch Mühe, um Ihnen einen solchen Service bieten zu können. Für diesen Beitrag recherchierte ein Redaktionsteam bei Nimslo in Atlanta; außerdem mußten 150.000 Bilder in einer atemberaubend kurzen Zeit in den USA hergestellt, nach Deutschland geflogen und hier von Hand(!) auf jede Titelseite dieser Ausgabe aufgeklebt werden.
Für die Redaktionsmannschaft von COLOR FOTO bedeutet die Nimslo-Aktion zwei ganze Wochen Dauerstreß: gleich nachdem uns die Information erreicht hatte, Nimslo werde nun in Deutschland mit der 3D Kamera und dem gesamten dazugehörigen System auf den Markt kommen, fanden die ersten Kontakte mit dem Deutschland-Vertreter Uniphot und Nimslo Atlanta statt. Mit einer eilig aus den USA eingeflogenen Nimslo-Kamera machte der Münchner Fotograf Klaus Hager (BFF) im Auftrag von COLOR FOTO die dreidimensionalen Aufnahmen, die Sie auf unserem Titel sehen können.
Das Filmmaterial brachte ein COLOR FOTO-Redaktionsmitglied sofort in die USA. Dort wurden die ersten Probeprints hergestellt. Im Nimslo-Kopier-Zentrum in Atlanta wurden dann in einer Rekordzeit von 14 Tagen die 150.000 Bilder geprintet, die wir für diese Ausgabe benötigten. Um diese Menge in so kurzer Zeit zu bewältigen, mußte Nimslo die Laufzeit der Normalaufträge um zwei Tage verlängern und zudem wochentags und an zwei Wochenenden Sonderschichten einlegen. Wer die strengen Vorschriften amerikanischer Gewerkschaften kennt weiß, welche Probleme die Nimslo-Geschäftsleitung hatte, die notwendige Mehrarbeit genehmigt zu bekommen. Wenn man den Preis von ca. drei Mark pro Nimslo-Bild zugrundelegt, davon die Verdienstspanne abzieht und diesen Preis dann mit 150.000 multipliziert (der Zahl der für diese Ausgabe geprinteten Fotos) können Sie sich, lieber Leser, den finanziellen Aufwand für diese Aktion in etwa ausrechnen.
Für das Aufkleben der Nimslo-Bilder auf die Titelseite von COLOR FOTO mußten zunächst verschiedene Klebetechniken und Materialien getestet werden. In Zusammenarbeit mit der 3M Deutschland GmbH gelang es schließlich, eine geeignete Klebetechnik und ein optimales Klebematerial zu finden (Transparenter Acrylat Klebstoff-Film, verarbeitet mit dem ATG-Abrollsystem von 3M).
Ein selbstbewußter Hersteller
An Selbstbewußtsein, Motivation und optimistischer Zukunftseinschätzung fehlt es weder den leitenden Mitarbeitern der Nimslo Corporation in Atlanta noch Firmenchef Dr. Jerry C. Nims selber: "Unser 3D System" so sagte er, "wird die Fotografie, so wie wir sie heute kennen verändern, und zwar von Grund auf. Die Welt ist dreidimensional, wir sehen sie in der dritten Dimension, deshalb wird die Zukunft dem dreidimensionalen Bild gehören, nicht nur in der Fotografie, sondern auch in anderen Bereichen wie zum Beispiel Fernsehen, Film und Video. Bis sich diese Erkenntnis durchsetzt, wird etwas Zeit vergehen, ähnlich wie das zum Beispiel auch bei Einführung der Farbfotografie der Fall war. Wir haben es als erste in der Welt zustande gebracht, eine 3D Kamera zu konstruieren und zu einem niedrigen Preis herzustellen, mit der jedermann ohne Probleme mit handelsüblichen Kleinbildfilmen dreidimensionale Aufnahmen machen kann. Wir haben außerdem ein Printmaterial und einen Printer entwickelt, die es möglich machen ein dreidimensionales Bild herzustellen, das ohne alle bisher notwendigen Hilfsmittel betrachtet werden kann, wie jedes zweidimensionale Bild. Unsere Kamera tut genau das, was das Auge des Menschen tut, und unser Printer leistet das, was das Gehirn des Menschen leistet, nämlich die durch die Augen aufgenommenen Bilder zu einem dreidimensionalen Bild zusammenzufügen"
Dr. Nims läßt keinen Zweifel daran, daß er alle bisherigen 3D Bilder, für deren Betrachtung Hilfsmittel notwendig sind (Brillen, Stereobetrachtungsgeräte u. ä.) für Hokuspokus hält (Nims-Originalton: "lf you use glasses, it's a gimmick"). Freilich, um wirkungsvolle 3D Bilder zustande zu bringen, die ein Optimum an Qualität aus den Möglichkeiten des Systems herausholen, muß beim Fotografieren (und bei Betrachtung und Auswahl der Motive) gegenüber der normalen Aufnahmetechnik etwas umgedacht werden. Wenn einige wenige Grundregeln nicht beachtet werden, wird man von den Ergebnissen enttäuscht sein. Welche die Grundregeln sind und wie die Kamera arbeitet, erfahren Sie im weiteren Verlauf dieses Beitrags.
Die Nimslo Kameras wurden bis 1982 von der Firma Timex hergestellt, seit 1982 liegt die Kamerafabrikation jedoch in den Händen der Firmen Sunpak und Ricoh. Dieser Schritt erfolgte unter anderem im Hinblick auf die erwartet hohe Stückzahl. Schon 1984 sollen ein bis zwei weitere Nimslo 3D Kameramodelle fertig sein.
3D oder Stereo-Fotografie - Was ist das wirklich?
Zwei Ohren hat der Mensch - und sie verschaffen ihm die Möglichkeit, eine Schallquelle im Raum der Umgebung zu orten.
Zwei Augen hat der Mensch - und abgesehen von ganz seltenen Abweichungen verschaffen sie ihm einen Eindruck von Breite, Höhe und Tiefe - ein dreidimensionales Bild, ein Raumbild also. Insbesondere der Eindruck der Tiefe befähigt uns auch, Entfernungen zu schätzen oder die Ausdehnung, die Dimensionen von Körpern zu begreifen. Freilich - viel bringt die Gewohnheit mit sich und wer probehalber einmal ein Auge zudrückt wird merken, daß - Macht der Gewohnheit - der Unterschied zur räumlich erlebten Umwelt nicht sehr groß ist obwohl nun tatsächlich (mit einem Auge) dem den Seheindruck verarbeitenden Gehirn nur ein zweidimensionales Bild zur Verfügung steht. Wir ergänzen - beispielsweise durch Beobachtung von in der Ferne scheinbar zusammenlaufenden Linien - zum gewohnten Bild.
Aus zwei mach eins
Zwei einzelne jeweils nur zweidimensionale (also flache Bilder ohne räumliche Tiefe) sieht der Mensch. Doch diese beiden Bilder werden mit einem einzigen Abstand voneinander gesehen, mit dem Augenabstand, und während beispielsweise das linke Auge frontal auf einen Gegenstand blickt, sieht das rechte Auge den gleichen Gegenstand etwas versetzt und dazu noch ein bißchen mehr vom "seitlichen Standpunkt" Beide Bilder werden im Gehirn kombiniert, sie ergänzen sich zum Raumbild, in dem der Eindruck der Tiefe nicht mehr fehlt. Jetzt ist es möglich, Entfernungen annähernd richtig zu schätzen, die Größe eines Tortenstücks zu erkennen und auf Anhieb richtig zur Gabel zu greifen. Unsere Umwelt ist nicht mehr "platt" oder flach - jedenfalls nicht dort, wo die Natur entsprechend vorgesorgt hat.
Die Arbeitsweise der Nimslo-3D-Kamera
Genau besehen ist diese menschliche Seh-Weise eine Täuschung der Sinne, die jedoch so einfach und trotzdem wirkungsvoll und naturgetreu arbeitet, daß man sie auch mit einer Kamera nachahmen kann. Die Nimslo-3D-Kamera ist das aktuellste Beispiel dafür. Sie besitzt vier Objektive, die unsere zwei Augen ersetzen. Zwei der Objektive verschaffen den Eindruck von räumlicher Tiefe, wozu die zwei zusätzlichen Objektive gut sind wollen wir später betrachten.
Die zwei äußeren Objektive sind in einer Distanz voneinander angebracht, die einem durchschnittlichen Augenabstand der menschlichen Augen entsprechen. Damit sehen diese beiden Objektive auch die zwei "Teilbilder" wie wir sie sehen würden. In der späteren Wiedergabe dieser Bilder werden diese Teilbilder jeweils einem Auge zugeführt - dem jeweils anderen Auge jedoch verborgen - so daß sich wieder ein Eindruck von räumlicher Tiefe beim Betrachten der Bilder einstellen kann.
Dieser Eindruck wird bei den Nimslo-Bildern durch die besondere Beschaffenheit des Papiers erreicht, das die Verarbeitung in den Spezial-Printern (Spezial-Vergrößerungs-Geräte) erfordert.
Die Technik und Funktion der Nimslo-3D-Kamera
Die Nimslo-3D-Kamera ist eine Sucherkamera zur Verwendung von KB-Filmen mit 100 ASA oder 400 ASA Empfindlichkeit. Es werden ausschließlich Farbnegativfilme verwendet, da die Printer der Nimslo-Entwicklungsbetriebe nur vom Negativ positive Papierbilder anfertigen.
Die Kamera besitzt vier Objektive mit einer Brennweite von 30 mm (die natürlich für jedes Objektiv identisch ist). Es sind vergütete Glasobjektive vom Triplet-Typ, die die Lichtstärke von 1:5,6 besitzen und als Fixfokus-Objektive bereits bei voller Öffnung ab zwei Meter Distanz bis Unendlich scharf zeichnen.
Die Kamera besitzt eine programmierte Belichtungsmessung wobei die Elektronik der Kamera für eine stufenlose Verstellung von Blende und Zeit sorgt. Der Verstellbereich der Blende reicht von der Blende 5,6 bis zur Blende 22 während die Zeit im Bereich von 1/30-Sekunde bis zu 1/500-Sekunde eingestellt wird.
Die Elektronik wird von drei Knopfzellen mit Strom versorgt, die im Boden der Kamera hinter einem kleinen Deckel mit Bajonettverschluß eingelegt werden.
Solange eine einwandfreie Belichtung zu erwarten ist wird dies durch eine große, grüne Leuchtdiode im Sucher signalisiert. Wenn das Licht nicht mehr ausreicht, erscheint ebenfalls im Sucher ein rotes LED-Signal als Aufforderung, jetzt den Blitz aufzustecken.
Verschluß und Blende besitzen einige Besonderheiten, die auf den ersten Blick nicht auffallen und dennoch eine kleine technische Sensation sind: genau genommen besitzt diese Kamera vier Verschlüsse und vier Blenden. Sowohl die Zeiten müssen exakt übereinstimmen als auch die Blendenwerte. Die Elektronik in der Nimslo-Kamera stellt dies sicher und auch für die ebenfalls erforderliche synchrone Auslösung der vier Verschlüsse ist gesorgt.
Diese synchrone Auslösung in Verbindung mit den kurzen von dieser Kamera benutzten Belichtungszeiten erlaubt auch die Aufnahme von bewegten Motiven - dies ist nicht immer bei dreidimensionalen Aufnahmen eine selbstverständliche Voraussetzung.
Bei jeder Aufnahme werden vier Negative im Hochformat belichtet. Außerdem wird durch eine winzige LED in der Filmführung ein kleiner Punkt aufbelichtet, der in der späteren Verarbeitung durch den Printer zur Einstellung benötigt wird. Die Kamera wird in der üblichen Haltung benutzt, wobei schon an dieser Stelle erwähnt sein soll, daß mit dem Nimslo-Verfahren keine Querformataufnahmen gemacht werden sollen, da in diesen die Bezugspunkte für räumliche Abbildung fehlen.
Die Belichtungsmessung wird durch einen winzigen Sensor ermöglicht, der in der Mitte der breiten Sucherabdeckung untergebracht ist. Wer einmal durch Hin- und Herbewegen der Kamera zwischen Schatten- und Lichtpartien pendelt, der merkt, wie empfindlich diese Belichtungsmessung reagiert und welch eng begrenztes Feld in der Messung berücksichtigt wird. Es ist nahezu eine Spotmessung, die hier für zuverlässige Bewertung der Motivhelligkeit verantwortlich ist.
Hinter der Sucherabdeckung ist der Sucherdurchblick eingebaut, in den die Signale der Leuchtdioden eingespiegelt werden. Diese großen LED-Signale, grün am unteren Rand zwischen den eingespiegelten Bildfeldbegrenzungen sowie rot im Zentrum des Suchers tatsächlich unübersehbar, sind bei jeder Motivhelligkeit (natürlich erst recht bei schlechtem Licht) bestens zu sehen. Außerdem verbirgt die Sucherabdeckung noch ein mattiertes Feld, das für einen strahlend hellen Leuchtrahmen sorgt, der in die Optik des Suchers gespiegelt wird.
Vom Filmeinlegen bis zur ersten Aufnahme
Das Filmeinlegen funktioniert bei dieser Kamera so einfach, wie es sich für einen kommenden Publikumsliebling gehört. Durch Hinausziehen der Rückspulkurbel auf der (von hinten betrachtet) linken Seite schnappt die Rückwand auf. Klappen Sie sie ganz zur Seite, damit sie die weiteren (aber wenigen) Handgriffe nicht behindert. Nun wird die Filmpatrone auf der linken Seite bei hinausgezogener Rückspulkurbel eingelegt. Wenn Sie jetzt die Rückspulkurbel gleich wieder hineinschieben kann die Patrone nicht mehr hinausrutschen. Dann wird der Filmanfang langsam zur rechten Seite gezogen und dort in die geschlitzte Mitnehmerspule eingesteckt, in der außerdem ein kleines Zähnchen für ein sicheres Greifen des Filmanfangs sorgt. Betätigen Sie jetzt den Schnelltransporthebel und prüfen Sie dabei gleich, ob die Perforation des Films in das kleine Zahnrad einrastet, das unterhalb des rechten der vier Aufnahmefenster zu sehen ist. In der Nimslo-3D-Kamera ist nur auf der einen Seite dieses Zahnrad vorhanden, so daß Sie gleich sobald der Film straff angezogen ist, die Rückwand schließen können.
Transportieren Sie den Film nun solange weiter, bis im kleinen Schauglas vor dem Schnelltransporthebel die "1" sichtbar wird. Bis jetzt (Sie mußten zwischendurch einmal auslösen) haben Sie den Film also zweimal transportiert und sind aufnahmebereit. Beim ersten Transport fällt auf, daß der Hebel nur über einen recht kurzen Weg bewegt werden muß, obwohl ja die vier Hochformat-Aufnahmen den doppelten Platz einer üblichen Kleinbild-Aufnahme verbrauchen. Die andere Übersetzung des Transports ist der Grund für diesen angenehm verkürzten Weg. Stellen Sie nun noch den Schalter für die Filmempfindlichkeit auf den richtigen Wert. Es gibt nur die Stellungen 100 ASA oder 400 ASA zur Auswahl und den Hebel finden Sie vor dem Zubehörschuh, der erforderlichenfalls ein Blitzgerät aufnimmt, wozu (wir kommen später darauf) natürlich das systemgerechte Nimslo-Blitzgerät, ein hochmoderner Elektronenblitzer, zu empfehlen ist.
Weitere Einstellungen, weiteren Service, müssen Sie dieser Kamera nicht angedeihen lassen (außer einmal auch die Batterien auszuwechseln). Sie müssen nun nur noch durch den Sucher Ihr Motiv anpeilen und auslösen.
Ist es zu dunkel - die Kamera teilt es Ihnen durch die rote LED im Zentrum das Suchers rechtzeitig (bei leichtem Druck auf den Auslöser) mit, dann brauchen Sie nur das Nimslo-Blitzgerät in den Sucherschuh einzuschieben und anzuschalten. Dazu ist ein kleiner Schalter am Blitz vorhanden, der (ähnlich wie bei der Kamera) aus der OFF-Position in eine der beiden "Ein-Positionen" zu schieben ist. Damit wählen Sie auch am Blitz die richtige Voreinstellung, die gleich die Empfindlichkeit des benutzten Films (100 ASA oder 400 ASA) berücksichtigt. Alles weitere überlassen Sie der Kamera und der elektronischen Steuerung des Blitzgeräts, das als Computerblitzgerät mit zwei Reflektoren auch dann korrekt belichtete Aufnahmen liefert, wenn Sie einen (den oberen) der beiden Reflektoren für indirekte Beleuchtung gegen die Decke des Zimmers blitzen lassen. Übrigens: Bei diesem Blitz sind, was die Verstellung des oberen Reflektors betrifft auch Zwischenstellungen wählbar, denn von "Geradeaus" bis zu "90 Grad gegen die Decke" besitzt er mehrere rastende Zwischenstufen.
Umdenken in die dritte Dimension
Haben Sie schon einmal fotografiert? Dann lernen Sie ein wenig um für Aufnahmen mit der dritten Dimension. Als kürzeste Aufnahmedistanz sind ungefähr zwei Metergenau richtig. Einerseits entspricht diese Distanz der Einstellung der Objektive, die wie bereits erwähnt zwischen zwei Meter und Unendlich scharf zeichnen und das selbst bei offener Blende garantieren. Andererseits ist jedoch gerade im dreidimensionalen Bild ein Motivdetail mit kürzerer Distanz nicht sehr bildwirksam. Ab zwei Meter jedoch können Sie damit rechnen, daß der Raumeindruck "sehr nahe und plastisch" sich gut einstellt.
Denken Sie bei Hervorausplanung der dreidimensional wirkenden Bilder daran, daß nicht nur nicht das Motiv (das als "Information in der Breite und Höhe" bezeichnet werden kann) sondern auch die Staffelung des Motivs in die Tiefe wichtig ist. Gut ist es, wenn Sie dafür sorgen können, daß eine Staffelung in der Tiefe mit jeweils ein bis zwei Meter Abstand vorhanden ist. Damit stellt sich eine Tiefenstaffelung ein, die einen besonderen Reiz der 3D-Bilder ausmacht.
Achten Sie nicht auf diese Staffelung, so wird natürlich auch ein räumlicher Eindruck entstehen, doch man sollte bei den dreidimensionalen Bildern darauf bedacht sein, den räumlichen Eindruck zu steigern, ja notfalls sogar zu "überziehen" um das Optimum aus den Bildern herauszuholen. Sehr empfehlenswert - so zeigten es die ersten Versuche - ist auch, den nahen Vordergrund links und rechts am Bildrand anzuordnen, womit eine Art "Einblick in einen Raum" entsteht.
Der stärkste räumliche Eindruck ist bei der oben genannten Staffelung der Motive zu beobachten. Weniger stark tritt er bei Motivbestandteilen auf, die selbst keine große Ausdehnung in die Tiefe besitzen. Auch das sollten Sie beachten, und in der Praxis kann das beispielsweise bedeuten, daß man einen gut gedeckten Tisch nicht auf der Längsseite sondern von der Schmalseite aufnimmt, von wo aus der Tisch mehr Ausdehnung in die Tiefe bekommt.
Der räumliche Eindruck, der in diesen Bildern zu sehen ist, variiert mit der Distanz der Motivbestandteile. Die besten Ergebnisse werden zwischen zwei und zwanzig Meter zu erhalten sein. Wenn auch der Eindruck von Tiefe bei weiter entfernten Bestandteilen der Aufnahme nicht ganz verloren geht, so ist doch eine Abschwächung des Eindrucks zu beobachten, die eine ganz natürliche Erklärung findet: Auch der Eindruck, den man sich mit bloßem Auge verschaffen kann, hat seine Grenzen in der großen Distanz. Dafür reicht einerseits der Augenabstand nicht, andererseits reicht der Abstand der Objektive (die Stereobasis) nicht. Sie wurden ja optimal dem Auge angepaßt und auf den Bereich abgestimmt, in dem wir auch im Alltag die beste dreidimensionale Sehleistung besitzen. Dabei bietet die Nimslo-3D-Kamera in Wirklichkeit sogar mehr als es unsere Augen je vermögen - sie sieht die Umwelt sogar in sechs "Stereopaaren" Nummerieren wir einmal die vier Objektive (in Aufnahmerichtung wäre das linke Objektiv, das unserem linken Auge entsprechend sieht dann die Nummer 1) von 1 bis 4. Dann ergibt sich aus den beiden äußeren Objektiven das "Stereopaar" 1 und 4 und dabei ist dieses Paar mit dem menschlichen Augenabstand gleichzusetzen. Ein weiteres Stereopaar (auf der Basis zweiäugigen Sehens) ergibt sich aus den Objektiven 1 und 2. Ein drittes dann aus den Objektiven 1 und 3, ein viertes aus den Objektiven 2 und 3, ein fünftes aus den Objektiven 2 und 4 und das sechste Stereopaar schließlich aus den Objektiven 3 und 4.
Für die Papierbilder, die aus diesen Aufnahmen entstehen sollen, ist diese differenzierte Sehweise der Kamera besonders wichtig, und wenn wir uns einmal an die nach einem ähnlichen Prinzip entstandenen 3D-Postkarten erinnern oder an die kleinen Bildchen, die man hin- und herbewegen konnte um zwei unterschiedliche Bilder zu sehen so ist diese Voraussetzung auch verständlich. Zur Betrachtung einer Aufsichtsvorlage ist nämlich unser Augenabstand wieder zu groß, so daß hier auf dem Papier für Zwischenbilder gesorgt werden muß, die in jeder Betrachtungsposition den Augen ein komplettes Bild mit räumlicher Tiefe zur Verfügung stellt.
Papier und Prismen im Lentikular-Verfahren
Es wäre müßig zu fragen, wer zuerst da war - die Kamera oder das Papier. Bekannt war - auch schon vor der Nimslo-3D-Kamera - das Lentikular-Verfahren" mit dem einige ganz erstaunliche Bilder produziert wurden, zumeist jedoch ziemlich abschreckende Beispiele entstanden. Dort wo man von gelungenen Aufnahmen sprechen konnte (so wie sie jetzt für jedermann mit der Nimslo-3D-Kamera möglich sind) waren Aufnahme-Verarbeitungs-Verfahren im Spiel, die - angefangen bei der Kamera - kaum für den Profi erschwinglich waren. Der technische Kniff dabei ist die Veränderung der Papieroberfläche, die wir von der normalen Papiervergrößerung bestenfalls als "Matt" "Halbmatt" oder "Hochglänzend" kennen. Für das Lentikular-Verfahren, und insbesondere für die Methode, nach der die Nimslo-3D-Kamera arbeitet, mußte eine neue Papieroberfläche geschaffen werden.
Zuerst einmal wurde diese Oberfläche dazu aus einem Kunststoff hergestellt, der eine weitere Bearbeitung ermöglichte und dazu auch noch die notwendige Formbeständigkeit bis zu sehr hohen Temperaturen aufwies.
In dieser Oberfläche werden Rille eingeschliffen (gehen Sie einmal sanft mit dem Fingernagel darüber - dann hören Sie sie sogar). Diese "Rillen" sind tatsächlich sehr genau berechnete Linsen, die ein Nimslo-Bild praktisch aus vier Betrachtungswinkeln sichtbar machen. Diese Winkel sind zudem man kann sich diesen präzisen Schnitt kaum vorstellen - genau auf die Blickrichtungen der vier Objektive in der Nimslo-Kamera abgestimmt.
Das Papier, das bislang und wohl auch in der fernen Zukunft, nur von einem immens teueren Printer im professionellen Nimslo-Labor verarbeitet werden kann, bekommt nun im richtigen Winkel alle vier Negative aufbelichtet. Im Prinzip wechseln damit ein schmaler Streifen von Negativ Nummer 1, dann ein schmaler Streifen von Negativ Nummer 2, gefolgt von einem schmalen Streifen von Negativ Nummer 3 und schließlich ein ebenso schmaler Streifen von Negativ Nummer 4. Danach geht die Aufzeichnung mit dem nächsten Streifen von Negativ Nummer 1 weiter. Die Linsen der Oberfläche sorgen dafür, daß wir bei der Betrachtung des Bildes selektiv versorgt werden. Das linke Auge sieht also nur alle Streifen des einen Negativs, das mit dem für das linke Auge zuständigen Objektiv aufgenommen wurde. Notfalls sieht das linke Auge noch einen Teil des Bildes, der mit einem der weiter innen liegenden Objektive aufgenommen wurde.
Das rechte Auge sieht dementsprechend nur die (für das Auge von den Linsen-Rillen auf dem Papier zusammengesetzten) Linien aus dem Negativ, das mit dem für das rechte Auge zuständigen Objektiv aufgenommen wurde - für ein begleitendes Zwischenbild gilt das vorher für das linke Auge gesagte in der selben Weise.
So erklärt sich auch, daß von der Rückseite einer Nimslo-Vergrößerung her nur ein einzelnes Bild zu sehen ist - die schmalen Streifen kann man unter einer Lupe sehen, doch nur, wenn die Linsenfolie auf der Vorderseite entfernt wurde. Kippen Sie das Nimslo-Bild seitlich, so werden Sie bestimmte Motivpartien "springen" sehen dies ist ein weiterer interessanter Versuch, der einem die persönliche Sehweise erklärt aber auch das Prinzip der Nimslo-3D-Kamera verständlich macht. Kneifen Sie dabei ein Auge zu und Sie sehen praktisch nacheinander alle vier Teilbilder, die in der zweiäugigen Betrachtung zu einer "optischen Täuschung von räumlicher Tiefe" führen - was Sie bitte nicht negativ verstehen wollen, zumal diese optische Täuschung sehr lebensnah der menschlichen Sehgewohnheit nachempfunden wurde und der uns angeborene optischen Täuschung absolut entspricht. Sie brauchen - und das ist besonders wichtig - keine Hilfsmittel zum dreidimensionalen Betrachten dieser Bilder, denn soweit das menschliche Auge Unterstützung bei der dreidimensionalen Betrachtung eines an sich doch flachen Papierbildes braucht, ist diese Lebenshilfe beim Nimslo-Bild schon "eingebaut".
Sie sehen die Nimslo-Bilder in natürlichen Farben, denn der Gewaltakt mit roten und grünen Augengläsern, wie er dem Anaglyphen-Verfahren anhaftet, ist vermieden. Sie müssen auch nicht ein sonstiges Hilfsmittel, wie einen Stereobetrachter, mitschleppen und können die räumlichen Schnappschüsse dennoch ganz flach in der Brieftasche mitnehmen - was will man mehr? Ach ja, natürlich diese Kamera erst einmal kaufen um eigene Schnappschüsse machen zu können - und dafür haben wir Ihnen im Kasten unten alles Wissenswerte zusammengestellt.
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