← Zurück

Artikel

Unterwasserkameras

Mit dem Sucher auf Tauchstation

Die Urlaubs- und Tauchsaison steht vor der Tür. Kamillo Weiß stellt deshalb "Amphibienkameras" vor, mit denen Sie unbesorgt Ihrem Hobby frönen können.

Der Trend zur kleinen, vielseitig einsetzbaren Taschenkamera ist unverkennbar und ungebrochen. Ermöglicht wird er nicht zuletzt durch die zunehmende Miniaturisierung der Elektronik. Die Mikroprozessoren befreien den fotografischen Laien von Problemen der Belichtungssteuerung. Probleme gibt es aber meistens, sobald die Kamera Bekanntschaft mit dem feuchten Element macht, An Bord, in der Brandung, im Regen, oder auf Skitour im Tiefschnee bieten sich oft lebenssprühende Fotomotive. Doch leider liegt die Kamera dann meistens wohlverwahrt zu Hause oder in der sicheren Fototasche.
Derartige Aufnahmesituationen müssen nicht ungenutzt vorbeigehen, denn es gibt in der Zwischenzeit eine ganze Reihe von Kameras, welche amphibische Eigenschaften besitzen. Da gibt es auch für die verschiedensten Ansprüche eine preiswerte Lösung.

Die Wetterfeste

Mit der Fujica HD-S können sie schon einige Überraschungen erleben und für ein wenig Überraschung sorgen. Da erschrickt das Zimmermädchen des Hotels, weil man die Kamera unter dem Wasserhahn wäscht. Hilfsbereite Menschen nehmen die Kamera aus dem Regen und wundern sich, daß man sich noch nicht einmal sonderlich bedankt. "Vorsicht - Ihre Kamera ist in den Schnee gefallen!" erklingt der hilfsbereite Ruf, obwohl man sie nur ein wenig unsanft ablegte. Derartige Situationen sind mit der Allwetterkamera Fujica HD-S leicht möglich, denn man sieht ihr die Allwettertauglichkeit nicht gleich an. Klein ist sie, kompakt und robust, aber auch durch den eingebauten E-Blitz für schlechte Lichtverhältnisse ausgerüstet. Ihr Einsatzgebiet geht jedoch nur bis zur Wasseroberfläche, denn tauchtauglich ist sie laut Hersteller nicht und kann auch nicht hierfür empfohlen werden. Dennoch hat sich gezeigt, daß sie bei einem kurzen Eintauchen in das Wasser zu keinen Ängsten über ein eventuelles Eindringen von Wasser Anlaß gibt. Dies soll jedoch keine Aufforderung zur ausgiebigen Tauchkur sein, für die der Hersteller keinerlei Garantie übernimmt.
Mit einem Gewicht von 460 g und bei Abmessungen von 135 x 73 x 63 mm ist diese Kleinbildkamera immer noch sehr handlich.
Die Belichtungsautomatik mit CdS-Fotozelle garantiert eine korrekte Belichtung. Die Kombination von Belichtungszeit und Blende entsprechend den Lichtverhältnissen durch die Programmsteuerung ergibt auch stets günstige Schärfentiefebereiche. Mit dem günstigen Aufnahmewinkel des 1:2,8/38-mm-Objektives ist man recht gut für viele Situationen ausgerüstet, in denen bei kurzem Aufnahmeabstand ein großes Bildfeld erfaßt werden soll. Die Bedienung der Kamera ist schon fast narrensicher zu nennen. Wird der Objektivschutzdeckel nicht abgenommen, so ist der Sucherdurchblick nicht gegeben. Bei Gefahr der Unterbelichtung mit längeren Belichtungszeiten als 1/30 sec leuchtet im Sucher eine kräftige rote Leuchtdiode auf. In diesem Fall heißt es entweder die Kamera sehr ruhig halten, da sie mit Belichtungszeiten bis 1/8 sec arbeitet oder durch den Druck auf den weißen Knopf das Blitzgerät einschalten. Mit den beiden Minibatterien Typ AM 3 stehen rund 180 Blitze mit einer LZ von 12 zur Verfügung. Dies ist bei der Verwendung von höher empfindlichen Filmen ausreichend. Werden Fuji-Filme verwendet, so wird die Filmempfindlichkeit von der Kamera automatisch registriert, sofern man die beiden roten Punkte auf der Filmempfindlichkeitseingabe zur Deckung bringt. Andere Filmmaterialien können mit manueller Eingabe der Filmempfindlichkeit von 19 bis 27 DIN ebenfalls verwendet werden.

Ein Zwerg im Tauchanzug

Leistungsfähige kleine Taschenkameras im KB-Format gibt es bekanntlich in der Zwischenzeit eine ganze Reihe. Keine hiervon ist jedoch tauchtauglich. Andererseits hat ein Tauchanzug die Eigenschaft, daß er sich hauteng anschmiegt, und von dieser Idee scheint man wohl bei Cosina geleitet worden zu sein: Das formschöne kompakte UW-Gehäuse liegt buchstäblich hauteng um den motorisierten Winzling Cosina CX-2 mit Winder. Jedes Detail ist durchdacht und man kann bei diesem "Apollo"-UW-Gehäuse der CX-2 keineswegs von einem Kompromiß sprechen, denn durch diesen "Tauchanzug" wird die CX-2 zu einer echten Amphibienkamera.
Die Auslegung der CX-2 bringt einige Pluspunkte für den Einsatz mit sich. Sie ist so leicht zu bedienen, daß es ein Kinderspiel ist. Mit der 90xGRADx-Drehung der Objektivabdeckung werden das Objektiv, der Sucher und die Auslöseknopfsperre frei gegeben. Mit dem 1:2,8/35 mm Objektiv besitzt man ein echtes Weitwinkel mit 60xGRADx Bildwinkel, unter Wasser 45xGRADx. Durch den günstigen Schärfentiefebereich erübrigt sich auch eine allzugenaue Entfernungseinstellung. Im Gegensatz zu anderen Taschenkameras besitzt die CX-2 nicht nur eine programmgesteuerte Belichtungsautomatik mit Belichtungszeiten von 2 sec bis 1/500 sec, sondern es können auch manuelle Blendenwerte eingegeben werden. Bei längeren Belichtungszeiten als 1/45 sec warnt die rote Leuchtdiode vor Unterbelichtung und Verwacklungsgefahr. Mit der manuellen Blendenwahl und einer für die UW-Fotografie günstigen Blitzsynchronisationszeit von 1/45 sec ist ein guter Kompromiß gegeben, denn es lassen sich hiermit schöne Mischlichtaufnahmen realisieren. Klein und fein ist auch der Winder, welcher eine Bildfrequenz von 1 pro Sekunde erlaubt und wodurch der manuelle Kameraaufzug entfällt. Der Einbau der Kamera in das UW-Gehäuse ist rasch und unkompliziert und man kann eigentlich nichts falsch machen. Die Kamerahalterung ist bewundernswert stabil ausgelegt, denn sie erfolgt mit einer Stativgewindeschraube und einer genau geformten Kameraaufnahmeplatte als auch zusätzlich mit dem Blitzaufsteckschuh an der Kameraoberseite. Hiermit ist die Kamera absolut zuverlässig an ihrem vorgesehenen Platz. Die Kamera paßt übrigens nur dann in ihre Halterung, wenn auch für die Einrastung der Bedienelemente gesorgt wurde und wenn die Objektivabdeckung der Kamera um 90xGRADx gedreht worden ist. Angenehm ist, daß zum Filmwechsel die Kamera in der Halterung des UW-Gehäuses verbleiben kann. Das UW-Gehäuserückteil aus Metall wird über die im Detail fein ausgearbeiteten Kniehebel mit dem Frontteil aus Kunststoff verbunden. Nicht minder einfach als die CX-2 selbst, ist auch das UW-Gehäuse unter Wasser zu bedienen. Der auf einer Schiene angebrachte Handgriff kann beim Transport dicht an das Gehäuse angelegt werden und wird bei Gebrauch bis zum Anschlag herausgezogen. Damit wird auch gleichzeitig eine Auslösesperre am UW-Gehäuse entriegelt. Die Bedienungselemente sind anatomisch gerecht angeordnet und lassen sich selbst mit klammen Fingern gut bedienen. Es sind dies Auslöser, Entfernungs- und Blendeneinstellung. Das Bildzählwerk als auch der Suchereinblick sind durch die Sichtfenster am UW-Gehäuse recht zufriedenstellend einzusehen. Die Rastmarken für 0,9-1,5 und 3 m Entfernung erleichtern ganz entschieden die Entfernungseinstellung unter Wasser. Der Blitzsynchronanschluß ist identisch mit dem der Nikonos, womit viele UW-Blitzgeräte verwendet werden können. Mit einer zugelassenen Tauchtiefe bis 50 m ist diese UW-Kamera sogar für den echten Tauchsportler eine interessante Alternative.
Bei Abmessungen von 160 x 135 x 70 mm und einem Gewicht von 1100 Gramm (Kamera und UW-Gehäuse) ist es sicherlich das kleinste Seriengehäuse für KB-Taschenkameras. Nicht weniger interessant als das, was mit dieser Kamera möglich ist, ist der attraktive Preis. Die Kamera einschließlich UW-Gehäuse kostet nur knapp über 600 DM im Fachhandel. Damit erhält man eine vielseitige Taschenkamera, welche auch noch ein zuverlässiger Begleiter in größere Tiefen ist.

Serienbilder mit der Ricoh AD-1 Marine

Sie ist zwar nicht die kleinste Taschenkamera aber durch ihre Auslegung recht interessant. Ist es bei der Cosina CX-2 für den Filmtransport der zusätzliche elektrische Winder, so ist es bei der Ricoh AD-1 der in die Kamera integrierte, federmotorische Aufzug. Dafür benötigt er aber auch keine Batterien und schafft immerhin 2 Bilder pro Sekunde. Damit können schon recht nette Serien von bewegten Motiven aufgenommen werden. Voll aufgezogen schafft der Federmotor bis zu 15 Aufnahmen. Für den Kleinbildfilm 24 x 36 benötigt man somit nur ein dreimaliges Aufziehen des Federmotors. Ein besonderer Pluspunkt kommt hierbei dem Betriebsartenschalter zu. Bei Buchstabe "S" für" single" erfolgt Einzelbildschaltung, und wenn das rote "C" für "continous" sichtbar wird, lösen sie eine Bildserie aus. Als Taschenkamera verfügt sie sogar über eine Datiereinrichtung, wie man sie oft nur bei den "Großen" findet. Nach Wunsch kann diese Datiereinrichtung ein- oder ausgeschaltet werden. Die eingestellten Daten von Jahr, Monat und Tag werden auf das Negativ oder Dia am unteren Rand einbelichtet. Hiermit kann man Ordnung in die Urlaubsaufnahmen bringen und über den Aufnahmetag entstehen keine Diskussionen mehr. Wer die Data-Einrichtung ein wenig zweckentfremdet, der kann damit auch die Filme der Reihe nach durchnumerieren. Als Belichtungsautomatik kommt auch hier die narrensichere, programmgesteuerte Belichtungsregelung zur Anwendung. Die Belichtungsautomatik weist einen Belichtungszeitenbereich von 1/30 bis 1/250 sec auf. Da längere Belichtungszeiten fehlen, entfällt die Gefahr von verwackelten Bildern. Der helle Leuchtrahmensucher ist groß und übersichtlich. Mit dem 1:2,8/ 35 mm Objektiv ist ebenfalls ein vielseitiger Anwendungsbereich gegeben. Speziell zu dieser Kamera hat Ricoh das Marine AD UW-Gehäuse herausgebracht. Es handelt sich hierbei um ein formschönes, praktisches und durchsichtiges Kunststoffgehäuse, welches Tiefen bis 30 m erlaubt. Mit den Abmessungen von 143 x 116 x 81 mm und einem Gewicht von 900 g für Kamera und UW-Gehäuse liegt man in einem wirklich handlichen Bereich. Der Einbau und Ausbau der Kamera geht spielend leicht vonstatten. Unter Wasser können Auslöser, Federaufzug und Entfernung eingestellt werden. Nachteilig ist die Konstruktion der Entfernungseinstellung am Frontstellring, denn mit zunehmender Tiefe ist sie immer schwerer zu verstellen. Eine Bildkontrolle unter Wasser durch den Leuchtrahmensucher der Kamera ist auch mit der Tauchmaske gut möglich. Speziell zu dieser Kamera hat Ricoh ein UW-Elektronenbiitzgerät in handlicher Größe mit einer LZ von 24 herausgebracht. Der Blitzarm mit Raststellung erleichtert die Ausrichtung des Blitzgerätes entsprechend der Aufnahmeentfernung. Der Blitzanschluß mit dem UW-Gehäuse erfolgt jedoch in fester Verbindung und verfügt über keine rasche Steckverbindung. Bemerkenswert ist jedoch der attraktive Preis, denn Kamera und UW-Gehäuse kosten je ca. 250 DM und das Blitzgerät etwa 400 DM.

Die badende Minolta

Ein pfiffiges Kerlchen ist sie schon, die Minolta Weathermatik-A, denn als tauchfeste Pocketkamera verfügt sie auch noch über ein eingebautes Elektronenblitzgerät. Sie ist wahrhaft kinderleicht zu bedienen, was sich anläßlich eines UW-Fotowettbewerbes für Kinder gezeigt hat. Der große Sucher erlaubt auch unter Wasser eine gute Bildkontrolle. Der Leuchtrahmensucher ist auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen gut sichtbar und weist für den Nahbereich Parallaxenmarken auf. Des weiteren befinden sich im Sucher Symbole für die jeweilig eingestellte Entfernung und Belichtung, als auch eine rote Kontrolldiode für die Unterbelichtung. im Falle der Unterbelichtung braucht man nur noch das Blitzgerät einschalten, um dann auch unter ungünstigen Lichtverhältnissen fotografieren zu können. Bei hochempfindlichem Film und einer LZ von 12 ergeben sich mit dem eingebauten Blitzgerät sowohl unter als auch über Wasser viele Einsatzmöglichkeiten. Der Film- und Batteriewechsel kann auch von zarter Hand leicht durchgeführt werden. Das vergütete, mehrlinsige 1:3,5/26 mm Objektiv besitzt einen Bildwinkel von 45' an Land und 34' unter Wasser. In signalgelber und schwimmender Ausführung geht diese Kamera auch beim Spiel in der Brandung nicht verloren, wobei noch eine kleine Handschlaufe zur Verfügung steht. Die Aufnahmequalität dieser wahrhaft kleinen Amphibienkamera ist verblüffend.

Der tauchende Profi

Dieses Attribut ist bei der Nikonos IV durchaus gerechtfertigt, denn durch Wechselobjektive und deren hervorragende Bildqualität wird diese echte Tauchkamera auch den Ansprüchen von Berufsfotografen gerecht. Dieser Kameratyp ist fast schon eine Legende.
Im Gegensatz zu den Vorgängermodellen besitzt die Nikonos IV einen großen, gelungenen Sucher mit Leuchtrahmen für das 35 mm Objektiv. Dieser Sucher gewährt auch unter Wasser einen bequemen Einblick. Die Belichtungsautomatik liefert auch in schwierigen Beleuchtungsituationen einwandfreie Ergebnisse. Bei Automatikbetrieb und längeren Belichtungszeiten als 1/30sec beginnt die ' rote Warnanzeige im Sucher zu leuchten. Bei der Belichtungsautomatik handelt es sich um eine Zeitautomatik, weiche die Belichtung direkt auf der Filmoberfläche mißt. Neben der automatischen Belichtungsregelung verfügt sie noch über die manuell einstellbare Verschlußzeit von 1/90 sec, was auch gleichbedeutend mit der Blitzsynchronisationszeit ist - des weiteren über "B"-Einstellung für Langzeitbelichtung. Die besondere Gehäusekonstruktion erlaubt einen raschen Filmwechsel an Land. Tauchfest ist diese Kamera bis 50 m Tiefe, sie hat aber auch größere Tiefen unbeschadet überstanden. Das besondere an dieser UW-Kamera ist das umfangreiche Zubehör. Außer den Nikon Wechselobjektiven werden von verschiedenen Herstellern noch 10 weitere Objektive geliefert, so daß fast jeder Brennweitenbereich erfaßt wird. Auch umfangreiches Zubehör für Nah- und Makroaufnahmen wird angeboten. Der Preis dieser Kamera liegt etwa zwischen 800 und 900 DM. Erwähnt werden muß hier auf jeden Fall noch das SB 1 01 Elektronenblitzgerät von Nikon zur Nikonos, welches auch unter Wasser als Computerblitz arbeitet und damit die Blitzbelichtung ganz wesentlich vereinfacht. Da hierbei ein externer Sensor verwendet wird, werden viele Fehlerquellen der UW-Blitzfotografie ausgeschaltet.

Hinweis

Wer nun ein wenig mehr über Amphibienkameras und die Praxis der UW-Fotografie erfahren will, der hat die Möglichkeit sich in dem Band "Unterwasser-Fotografie" und im farbenprächtigen Fotobuch "Wunderwelt der Unterwasser-Fotografie" (beide von Kamilio Weiß, erschienen im Verlag Laterna magica) zu informieren.

{ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}