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Erfahrungsbericht

Nikon FM2

Mit Knall durch die Schallmauer

Nikon stellt drei neue Kameras vor: eine modifizierte FM, die FM2; einen einfach zu bedienenden Zeit- und Programmautomaten (zum ersten Mal mit Blendensteuerung!), die Nikon FG, und schließlich eine Nikon F3 mit einem Spezialsucher für Brillenträger, der alle Chancen hat, der Sucher der Zukunft zu werden. Am wichtigsten und wohl auch für Profis oder sehr engagierte Hobbyfotografen am interessantesten scheint mir die Nikon FM2 zu sein: 1/4000 Sekunde als kürzeste Belichtungszeit und 1/200 Sekunde für Blitzsynchronisation. Das eröffnet völlig neue fotografische Möglichkeiten, die es bisher noch nicht gab.

Was soll's denn? meinte ein Hobbyfotograf, nachdem ich ihm von der neuen Nikon FM2 erzählt hatte, "was ich mit der 1/1000 nicht mehr bekomme, kriege ich auch mit einer 1/4000 nicht mehr."
Im ersten Augenblick mag das so scheinen, aber dann erklärte ich ihm weiter:
"Und was Sie mit der 1/60 nicht scharf bekommen, wird auch mit der 1/250 nicht scharf? Von der üblichen 1/1000 bis zur 1/4000 ist es der gleiche enorme Unterschied." Da hatte er es begriffen, was Nikon mit dieser FM2 geleistet hat: man kann mit der 1/4000 schnelle Vorgänge bei normalem Tageslicht fotografieren, wo man bisher - um so kurze Zeiten zu erhalten - unbedingt blitzen mußte!
Dem Profi kann das bei bestimmten Aufgaben das Leben ungemein erleichtern; dem Hobbyfotografen erschließt die FM2 fotografische Aufnahmegebiete, die ihm bisher unerreichbar waren. Ganz abgesehen von dem Vergnügen, mit dieser Kurzzeit-Fotografie neue Motive zu entdecken.
Fast ebenso wichtig ist die Blitzsynchronisation mit 1/200 Sekunde. Damit hat Nikon eine gewaltige Bresche in einen Wald von z.T. recht kümmerlichen Synchronzeiten geschlagen. Wie viele, sonst sehr brauchbare Kameras, laborieren hier immer noch mit der 1/60 Sekunde und stellen damit fast jeden Fotografen vor große Schwierigkeiten, wenn es gilt, bei hellem Tageslicht einen Aufhellblitz loszuwerden. Mit der 1/200 können Sie jetzt unbekümmert auch ein junges Mädchen, das im Sonnenschein tanzt, mit dem Blitzlicht aufhellen.
Um das Endresultat vorwegzunehmen: Ich besitze seit einiger Zeit die FM2, sie ist mein Eigentum, aber ich war mit der Kamera allein nicht zufrieden. Ich habe mir die FM2 gleich als "Aggregat", als ganz spezielle Fotografier-Maschine angeschafft, und zwar mit dem Motordrive MD-12 und zwei Objektiven: dem Micro-Nikkor 4,0/105 mm, das mir als Universalobjektiv zugleich den Nahbereich erschließt, in dem sich bekanntlich auch unerhört schnelle Bewegungen abspielen; und - um auch bei weniger gutem Licht die 1/4000 noch ausnutzen zu können, das herrliche Nikkor 1,4/85 mm. So habe ich nun in diesem Spezialgerät eine kompakte Einheit, ein Werkzeug, mit dem ich ohne jeden Aufwand fotografische Themen erfassen kann, die mir bisher unzugänglich waren.
Die FM2 ist eine mechanische (!) Kamera, man hört bei den längeren Zeiten wieder das leise Schnurren des Verschlusses: ein geradezu nostalgisches Vergnügen, das zudem die Gewähr dafür bietet, daß mir keine Elektronik bei Kälte oder in tropischer Feuchte einen Strich durch meine Rechnung macht. Trotzdem muß man der Kamera zwei 1,5 Voll Knopfzellen spendieren, um die TTL-Belichtungsmessung zu aktivieren. (Der Verschluß arbeitet mit sämtlichen Zeiten, also von B über 1 Sekunde bis zur 1/4000 ohne Batterien, wenn Sie den Schnellspannhebel bis zur Raste ausklappen, weil er angelegt den Auslöser verriegelt.) Die Belichtungsmessung ist, wie bei allen Nikons, leicht integral und deutlich, mit Meßkreis gekennzeichnet, mittenbetont. Wenn Sie den Auslöser antippen, erscheinen rechts neben (!) dem Sucherbild rote Leuchtdioden, und zwar ein "+", wenn Sie nach unten korrigieren müssen, ein wenn Sie unterbelichten würden, ein "o", wenn die Zeit/Blendenkombination eine korrekte Belichtung ergibt. Diese Signale leuchten ca. 30 Sekunden, dann schalten sie sich automatisch ab.
Das alles ist sehr zweckmäßig, sauber und klar durchdacht, wenngleich ich mir - nach soviel Automatikgewöhnung! - in manchen Situationen eine Automatik zu dieser Kamera gewünscht habe. Dann fiel mir ein, daß ich auch schon früher fotografierte, als wir noch nach einem Blick zum Himmel wußten, was wir einstellen mußten, und von da an war ich mit den Leuchtdioden nicht mehr so pingelig, und siehe da, das Ergebnis war einwandfrei. Ich glaube, man muß sich einfach innerlich von dieser "Stufenlosigkeit" einer 1/364 oder 1/127 Sekunde lösen.
Die Einstellscheiben können ausgewechselt werden, und mit den Nikon Al-Objektiven sehen Sie oben über dem Sucherbild die gewählte Blende, und links die eingestellte Verschlußzeit. Was wollen Sie von einer robusten Gebrauchskamera noch mehr verlangen?
Ich wüßte noch etwas: das Filmeinfädeln auf diese uralte Aufwickelspule macht diese patente Kamera beim Filmwechsel genauso langsam wie jede andere. Hier sollte Nikon, und sei es nur für die FM2, eine würdigere und sinngemäßere Lösung finden.
Als kleines Äquivalent für dieses Manko haben Sie mit der FM2, in Verbindung mit dem neuen Blitzgerät SB-15, zusätzlich eine Blitzautomatik.
Ebenso ist lobend zu erwähnen, daß ein eigener kleiner Hebel Mehrfachbelichtungen mit und ohne Motor ermöglicht. Stellen Sie sich die Phasen vor, wenn Sie mit 1/4000 mehrfach auf das gleiche Dia belichten!

Fazit

Ich habe Ihnen - egal ob und welche Fotoausrüstung Sie bereits besitzen - bewußt den Mund wäßrig gemacht in der Voraussetzung, daß es Ihnen ebenso viel Freude machen könnte, ein neues fotografisches Gebiet zu erobern, wie mir.
Und wenn Sie sich ohnedies ein Makro-Objektiv anschaffen wollten, dann kaufen Sie sich das Micro-Nikkor 4/105 mit der FM2 gleich dran. Noch etwas: 30 DIN-Film Porträt und kleine Blende - so war's bisher, und der Hintergrund wurde gestochen scharf. Mit der FM2 können Sie auch bei Sonne - aufblenden!

Die Nikon F3 HP

Bisher ist es für Brillenträger, oft auch "normale" Fotografen, nicht immer leicht, das gesamte Sucherbild einer Kamera zu überblicken. Dem hilft die neue Nikon F3 HP ab, wobei "HP" für "High-Eyepoint" steht. Das heißt, während man sonst mit dem Auge direkt an das Sucherokular herangehen muß - was eben bei Brillenträgern zum Problem werden kann - ist der neue F3-Sucher so konstruiert, daß Sie schon aus 25 mm Abstand das gesamte Sucherbild überblicken können. Die F3 selber ist im Original geblieben, es handelt sich also nur um ein Modell mit dem neuen Sucher, den Nikon vorerst nicht allein verkaufen will. "Später" heißt es da, womit man vermutlich einen allzu hohen Termindruck abfangen will. Warten Sie also ein wenig, wenn Sie schon eine F3 haben, aber schicken Sie mindestens jede Woche eine Postkarte an Nikon, wann endlich Sie den HP-Sucher bekommen können. Er ist - ob mit oder ohne Brille - eine Wucht!

Die Nikon FG

Ebenfalls neu ist die Nikon FG. Neu ist vor allem neben dem grünen "A" auf dem Verschlußzeitenrad (für die längst bekannte Zeitautomatik) ein rotes "P", was "Programm-Automatik" bedeutet. In dieser Stellung schaltet die FG also Verschlußzeit u n d Blende je nach vorhandenem Licht. Für Nikon ist das sensationell, weil man bisher der Meinung war ich auch! - in den Nikon-Objektiven ließe sich keine Blendenkupplung mehr unterbringen. Nun also doch, und wenn's auch lange gedauert hat. Meinen herzlichen Glückwunsch!
Ansonsten ist die FG eine brave Normalkamera, deren Funktionen wie heute als Standard üblich - über LEDs im Sucher angezeigt werden. Sie ist - und das läßt sich nicht leugnen - die Normalverbraucherkamera von Nikon.
Ob es sehr klug von Nikon ist, sich nach der billigen EM - nun mit dieser FG noch weiter von dem elitären Ruf dieses Namens zu entfernen, mag dahingestellt sein. Wer bisher als Profi profiliert erscheinen wollte, sorgte für das NIKON auf seiner Kamera, das gelegentlich schlechte Bilder in Profibilder verwandeln
konnte.

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