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Artikel

1998

Normtest

SIGMA SA-1

Die erste Fremde kommt von Sigma

Das Fremdobjektiv zur Kamera ist heute bereits eine gewohnte Sache - doch wie sieht es mit der "Fremdkamera" aus? Im Zuge eines angebracht gestiegenen Selbstbewußtseins kam mit der Sigma sa-1 die erste "Fremde" auf den Markt.

X-beliebig viele Fremdobjektiv-Hersteller gab es bereits - keiner von ihnen kam bislang auf die Idee (oder vermochte diese Idee konsequent zu vollziehen), eine eigene Kamera zu seiner Objektivmarke auf den Markt zu bringen. Sigma, in einer Zeit des gesteigerten Selbstbewußtseins der Fremdmarken, ist mit dem Kameramodell sa-1 der erste Fremdobjektiv-Hersteller, der jetzt eine eigene Spiegelreflexkamera präsentiert. Diese Kamera für das Kleinbildformat ist mit dem K-Bajonett ausgerüstet, womit sich über das Angebot von Sigma hinaus die Verwendbarkeit fremder Objektive in der häufigsten Bajonettfassung eröffnet.
Wie fast stets mit dem Erscheinen neuer Produkte verbunden wurde auch bei dieser Kamera die Frage laut, wer denn nun wirklich als Hersteller zu verzeichnen sei. Eine Frage, die natürlich nicht innerhalb eines NORMTEST geklärt werden muß - schon gar nicht, wenn aus dem für die Messung der Belichtungszeiten zuständigen Institutsbereich die alles sagende Bewertung "Super" zu vernehmen ist.
Anlaß für diesen "Jubelschrei" ist ein vertikal ablaufender (von unten nach oben) Metallamellen-Schlitzverschluß, der quarzkontrolliert gesteuert wird. Das NORMTEST-Diagramm zu den Verschlußzeiten sagt in diesem Fall sehr viel über die sehr präzise Steuerung aus, und es verrät auch, daß hier nicht nur Wert auf genaue Zeiten gelegt wurde sondern auch alles an der Mechanik getan wurde um diese Zeiten nahezu unbeeinflußt wirksam werden zu lassen.
Belichtungsfehler, die sich in der Automatik-Betriebsart zeigen, dürfen also praktisch voll auf die Belichtungsmessung zurückgeführt werden. Diese Fehler steigern sich von der Null-Linie ausgehend bis auf den Wert von +1/2-Blendenstufe. Sie bleiben somit innerhalb der durch die DIN-Vorschriften vorgegebenen Toleranz. Im Mittel liegt demnach die Belichtung im Automatikmodus um 1/3 bis 1/4 Blende zu hoch und diese Abweichung ist praktisch kaum von Bedeutung. Auch die Tatsache, daß für die Verwendung von Dia-Filmmaterial eine eher etwas zu knappe Belichtungstendenz günstiger wäre, spielt somit keine gravierende Rolle zumal wie gesagt die Belichtungsautomatik gut innerhalb der Toleranz arbeitet und ferner bei Bedarf ein Ausgleich, eine Anpassung also, an geringfügig knappere (oder auch reichlichere) Belichtung über die AE-Korrektur-Scheibe in rastenden Drittelstufen vorgenommen werden kann. Die Einstellung der Filmempfindlichkeiten kann an einem Rändelrad (unterhalb der Rückspulkurbel) zwischen 12 ASA und 3200 ASA vorgenommen werden. Am selben Einstellrad ist auch die eben erwähnte Korrektur der Belichtungsautomatik vorgenommen worden. In rastenden Drittelstufen sind über diese Korrektur +2 Blendenstufen nutzbar und die einzige Einschränkung wird in den Endbereichen der Empfindlichkeitseinstellung bemerkbar. Im Automatikmodus, bei der Sigma sa-1 handelt es sich um eine Zeitautomatik, steht eine Zeitenskala von 16 Sekunden bis zur 1/1000-Sekunde zur Verfügung. Alle Zeiten mit Ausnahme der 1 6-Sekunden sind auch im manuellen Modus erreichbar. Über 8 Sekunden hinausgehende Belichtungen werden jetzt nur über die Position "B" erreichbar. Im manuellen Modus arbeitet die Belichtungsmessung der Kamera als Nachführbelichtungsmessung.
Die Anzeige, die natürlich in der
manuellen Einstellung der Kamera besonders wichtig ist, ist auf der rechten Seite des Sucherrahmens zu finden. Es ist eine "Pseudo-Analog"-Anzeige, die aus einem LCD-Feld (Flüsskigkristall) gebildet wird. Die Anzeige trägt in farbigem Aufdruck alle Zeiten von der 1/1000-Sekunde bis zu einer Sekunde und ferner die Bezeichnung "LT" (Longtime = lange Zeiten). Sobald die Messung aktiviert ist wird mit einem LCD-Zeiger die Belichtungszeit angezeigt. Im manuellen Modus springt der Zeiger in ganzen Zeitwerten, während im Automatikmodus auch Zwischenwerte (halbe Werte) angezeigt werden. Solange man im Automatikmodus bleibt, dient diese Anzeige also nur zur Information über die zu erwartende Belichtungszeit. Im manuellen Modus ist über diese Skala auch die Nachführung der Belichtungsmessung verwirklicht. Dabei erscheint ganz oben auf der Skala der elektronisch angesteuerte Buchstabe "M" für "Manuell".
Der Abgleich der Belichtung im Nachführprinzip ist mit Hilfe zweier Pfeilsymbole vorzunehmen. Sobald ein Pfeil "nach oben" am oberen Ende der Zeitenskala erscheint entspricht die Einstellung einer Überbelichtung. Wurde eine Zeit-Blende-Kombination eingestellt, die zu einer Unterbelichtung führen muß, so erscheint das Symbol "Pfeil nach unten" am unteren Ende der Zeitenskala. Nur bei korrekter Einstellung der Belichtung erlöschen beide Pfeile und das blinkende "M" bleibt. Durch die relativ weit auseinanderliegende Anzeige ist diese Form der Nachführbelichtungsmessung ziemlich gewöhnungsbedürftig und nicht optimal gelöst. Die Probleme vergrößern sich für den Brillenträger, der insbesondere bei Querformataufnahmen keinen Überblick über das gesamte Sucherfeld einschließlich Anzeige behält. In den Sucher wird nur noch die Blendenzahl vom Objektiv eingespiegelt. Ein Überangebot an Anzeige-Details geschieht somit erfreulicherweise nicht in diesem Sucherbild.
AE-Lock (zum fixieren einer im Automatikmodus gefundenen Belichtung), Selbstauslöser und ein die Messung aktivierender Schalter sind gut erreichbar in das Gehäuse konstruiert. Eine Abblendtaste ist ebenfalls sehr gut erreichbar eingebaut.
Der Stromverbrauch dieser Kamera ist minimal, so daß auch die lange Zeit (mehrere Minuten) die vergeht, bevor Anzeige und Messung sicherheitshalber zur Stromerspanis abgeschaltet werden, keinen Nachteil bedeutet.

Fazit

Mit der Sigma sa-1, der ersten "fremden" Kamera, ist eine saubere Konstruktion auf den Markt gekommen, die sich in den Leistungsdaten nur Gutes nachsagen lassen kann. Die Beliebtheit der Zoom-Brennweite 35-70 mm und nicht nur die gute Leistung dieses Objektivs sorgen dafür, daß man eine normale Festbrennweite (die es von Sigma in dieser Ausrüstung nicht gibt) erst gar nicht vermißt. 

+ Sehr präzise Belichtungszeiten
+ Minimaler Stromverbrauch
+ Griffgünstig angeordnete Bedienungselemente

- Sucherüberblick für Brillenträger erschwert
- Nachführ-Belichtungsmessanzeige

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