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Artikel

1998

7 Fototricks

Pentax Auto 110 Super

Pocket auf Abwegen

Unser Autor ging davon aus, daß die Pentax-Mini-SLR mit entsprechendem Zubehör ähnliches leisten könnte wie ihre großen Schwestern. Fast eine kleine Sensation: Mit einem Selbstbau-Zwischenring ging die Rechnung glatt auf. Makro-, Mikroskop-, Fernglas-Aufnahmen und Doppelbelichtungen mit einer Pocket 110 gab es bisher noch nicht.

Ich hatte schon immer eine Vorliebe für Kameras, die sich ohne Gebrauchsanleitung bedienen lassen. Die Pentax auto 110 super verdient das Prädikat "bedienungsfreundlich" ohne jede Einschränkung: Sie wurde mir ohne Bedienungsanleitung übersandt und ich kam auch ohne sie gut zurecht. Sie ist eine echte Spiegelreflexkamera mit dem Vorzug, daß Sie Schärfe und Bildfeld auch mit Wechselobjektiven (2,8/ 18 mm, 2,8/24 mm, 2,8/50 mm, 2,8/70 mm und Zoom 2,8/20-40 mm) und Sonderzubehör im Sucher beurteilen können. Und schon sind wir bei den Lücken im System angelangt. Im Pentax 110-Angebot sind zwar Winder und Blitzgeräte enthalten, nach einem Pentax 110 Zwischenringsatz sucht man jedoch vergeblich. Wozu Zwischenringe, wenn es doch schon Nahlinsen, Schärfebereiche 15-20 cm, bzw. 16-26 cm im Systemzubehör-Angebot gibt? Was aber tun, wenn man näher als 15 cm an das Fotomotiv heran will? Ich wollte mit der Pentax auch Briefmarken formatfüllend fotografieren und Kleinbild-Dias auf 110pocket-Format verkleinern. Hier kam ich mit den Nahlinsen nicht mehr zum Ziel und mußte zu einer Bastellösung greifen. Warum eigentlich nicht? Die Gefahr einer Randabschattung ist zwar gegeben, Vignettierungen lassen sich aber vermeiden, wenn man sich mit einer Auszugsverlängerung (Zwischenringstärke) von 12 mm begnügt. Wie man den Zwischenring aus zwei Pentax Schutzdeckeln leicht selbst herstellen kann, wird weiter unten ausführlich erklärt. Daß sich die Arbeit gelohnt hat, beweisen meine Testergebnisse: Bei Makro-Aufnahmen und KB-Dia-Reproduktionen auf 110 Pocketfilm, ja sogar bei Aufnahmen durch Mikroskop und Fernglas 8x30 wird das Format voll ausgezeichnet. Ich kann daher mit Recht sagen: Die Pentax auto 110 super ist trotz der Minimaße eine vollwertige SLR-Kamera. Auch das vielgeschmähte pocket-Kassettensystem und die Nur-Automatik der kleinen Pentax können mein positives Urteil nicht schmälern. Beide lassen sich überlisten, wie Sie gleich sehen werden. Drei der folgenden Tricks gelingen ohne Sonderzubehör, drei weitere setzen etwas Bastelarbeit voraus, und eine angenehme Dreingabe ist, daß man die Pentax-Objektivwinzlinge (wegen ihrer kurzen Brennweite 18 und 24 mm) auch als Lupenobjektive für KB-Kameras zweckentfremden kann. Die Ergebnisse sind sehr gut.

Trick 1: Doppelbelichtungen

Der folgende Trick dürfte alle Besitzer von Pocketkameras interessieren, sofern sie auch mit der 110er-Kassette mehrfachbelichten wollen. Ob Pentax auto 110 super oder x-beliebiges Pocket-Modell, Sie brauchen nur diese 6 Schritte nachzuvollziehen: 1. Normale Aufnahme ohne jede Manipulation. 2. Öffnen der Kamerarückwand um ca. 45xGRADx. Keine Angst! Ein Lichteinfall auf den Film wird durch den Kassettenschacht, der das Bildfenster lichtdicht umgibt, wirksam verhindert. 3. Drücken Sie nun auf die rechte (!) Hälfte der Pocket-Kassette, so daß sie per Hebelwirkung links um einige Millimeter angehoben wird und den Zahnrad-Transportkontakt verliert. 4. Gleichzeitig mit dem Niederdrücken erfolgt ein Leertransport. 5. Rückwand schließen. 6. Zweitaufnahme ohne jede Manipulation. Hätten Sie's gewußt?

Trick 2: Manuelle Festzeit

Auch ohne Blick in die Gebrauchsanweisung wird dem Benutzer der Kamera sofort klar, wofür der Druckknopf links oben neben dem Blitz-Einschraubgewinde gut ist. Es wird bei aufgesetztem E-Blitz eingedrückt und schaltet die automatische Belichtung auf die "lange" Blitzsynchronzeit 1/30 S um. Eine feine Sache, wenn Sie die Pentax auto 110 super "gegen den Strich" benützen wollen! Drücken Sie diesen Blitzzeit-Umschaltknopf mit einem beliebigen 4-5 mm dicken Gegenstand herunter, und schon haben Sie die einzige mit dieser Kamera realisierbare von 1/30 S auch für nicht geblitzte Aufnahmen eingeschaltet. Kurz zwei Anwendungsbereiche: a) Wenn z. B. bei Innenaufnahmen eine starke Lichtquelle die Automatik blenden würde. b) Aufnahmen vom Fernsehschirm gelingen unter folgenden Bedingungen am besten, wie ich in der Praxis feststellen konnte: 21 DIN/ 100 ASA-Film, Blende 2,8 Festzeit 1/30 S, Skylight-Filter.

Trick 3: Effekt-Zubehör

Mit dem Pentax-Schlumpf als Zweitkamera können Sie alle Trickvorsätze, Prismenlinsen, Diffraktionsfilter, Sterneffekfilter, Weichzeichner etc., die Sie für Ihre KB-Objektive mit 49-mm-Filtergewinde angeschafft haben, ohne die geringste Bastelarbeit am 2,8/70 mm Pentax-Tele (entspricht einem 135-mm-KB-Tele) einsetzen, denn letzteres hat auch das 49-mm-Filtergewinde. Was Ihre Effektfilter bewirken, können Sie sofort im Reflexsucher beurteilen. Eine kleine Unsicherheit bleibt allerdings: Die Arbeitsblende kann bei der Aufnahme kleiner sein als bei der Offenblendeneinstellung und eine andere Filterwirkung zur Folge haben. Vorschlag für die Halterung von Trickvorsätzen größerer Durchmesser auch am Normal- bzw. WW-Objektiv: Eine 3 bis 4 mm starke Kunststoffscheibe aussagen, die in einen Tricksystem-Adapterring paßt. In die Scheibe ein Loch mit 27,7 mm Durchmesser (für das Normalobjektiv) bzw. 33,5 mm Durchmesser (für das WW-Objektiv) sägen und ein Pentax-Skylight-Filter eindrücken. Einen fertigen Reduzierring für diese kleinen Filtergewinde von 25,5 mm bzw. 30,5 mm 0 gibt es leider nicht im Handel.
Ein Zufall sei am Rande vermerkt: Die Trickeinsätze des Rodenstock Rogonar SC Effektzubehörs passen genau auf das Pentax Normalobjektiv. Diese Querverbindung wissen vor allem die Hobby-Laboranten unter unseren Lesern zu schätzen; es ergibt sich dadurch eine Reihe kreativer Möglichkeiten.

Trick 4: Zwischenringe aus der Hobbywerkstatt

Der Nahbereich, den man mit den Pentax-Vorsatzlinsen erreicht, endet bei 15 cm. Ein Bastelzwischenring mit 12 mm Auszug erschließt der Minireflex auch den Makrobereich bis zum Maßstab 1:2 (halbe natürliche Größe) bei einem Bildfeld von 24x36 mm. Sie können also KB-Dias auf Pocket-110-Film reproduzieren. Für den Do-it-yourself Zwischenring können Sie auf Pentax Systemzubehör zurückgreifen: je 1 Gehäuseschutzdeckel (Body Cap Art. Nr. 31201 ) und 1 Objektivschutzdeckel mit Pentax Bajonett (Lens Mount Cap Art. Nr. 31200), beide aus schwarzem Kunststoff. Kurzanleitung zur Herstellung der Zwischenringe: 1. Sägen Sie je ein Loch mit 17 mm 0 in beide Schutzdeckel. 2. Feilen Sie die Oberseite glatt zu, so daß 1 mm Auszug eingespart wird. 3. Kleben Sie beide Ringe Rücken an Rücken mit Uhu Plus o. ä. zusammen. Fertig. Wichtig ist folgendes: Von der Konstruktion der Pentax her ist es unmöglich, die Kamera ohne eingeklinktes Objektiv auszulösen, auch nicht bei eingesetztem Gehäusedeckel. Ein elektrischer Kontakt wird nicht geschlossen, so daß versehentliche Auslösungen verhindert werden. Wie es trotzdem funktioniert, will ich Ihnen verraten: Sie brauchen den Zwischenring nur um ca. 190xGRADx versetzt einzuklinken und der Automatikverschluß arbeitet normal!
Mikroskop- und Makro-Aufnahmen gelingen mit diesem Zwischenring, auch wenn es der Hersteller nicht vorgesehen hat. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Kamera bei diesem Trick Schaden leidet, möchte aber doch betonen, daß Verfasser und Redaktion nicht für Schäden an Kamera und Objektiven haften.. Fotobastler tragen das Risiko einer eventuellen Beschädigung selber.
Keine Vignettierung (bei offener Blende 2,8) ist zu befürchten, wenn das Normalobjektiv in Retro-Stellung eingesetzt wird, allerdings muß auch hier eine Bastellösung für die Praxis gefunden werden.
Der notwendige Retro-Zwischenring sieht bei mir wie folgt aus: Ein Gehäuseschutzdeckel (17-mmLoch aussagen!) wird mit einer leeren 25,5-mm-Filterfassung (z. B. Skylight-Filter) zusammengeklebt. Beim Einsetzen an Drehung denken! Die Bildfeldbreite ist in Retro-Stellung 14 mm, der Abbildungsmaßstab größer als 1:1

Trick 5: Vignettierungsfreie Mikroskop-Aufnahmen

Ich habe noch nie von pocket-110 Mikroskop-Aufnahmen gehört also eine kleine Sensation oder Weltpremiere? Von 3 Möglichkeiten, mit der Pentax Mini durchs Mikroskop zu fotografieren, habe ich die einzig optimale ausgewählt: Ich verwende die Pentax auto 110 super ohne Objektiv, dafür aber das Mikroskop mit Okular 15x. Es gilt, die Kamera möglichst nahe ans Okular heranzubringen. Zur Halterung verwende ich einen T 2 Mikroskopadapter (Hama Art. Nr. 4690 oder Rowi Art. Nr. 2145), von dem ich den T 2-Tubus abschraube und durch einen 20 mm hohen zylindrischen Ring (aus einer Agfachrome-Diafilm-Dose abgesägt, den Wulst am Ende geringfügig zugefeilt) ersetze. In diesen Adapterring paßt der nach Trick 4 hergestellte Zwischenring, ohne den die Pentax nicht auslösebereit wäre. Wichtige Praxistips: 1. Ich löse den Verschluß über den Selbstauslöser (10 s Vorlaufzeit) erschütterungsfrei aus. 2. Die mitgelieferte Sucher-Abdeckkappe verhindert Fehlbelichtung (20fache Unterbelichtung!) durch Streulicht auf die TTL-Sensoren. 3. Zur Beleuchtung lenke ich mit einem diffusen Reflektor (nicht Spiegel!) Sonnenlicht in die Mikroskop-Optik. Belichtungszeit ca. 3-5 s. Das volle Bildformat wird ohne jede Abschattung ausgezeichnet, eine leicht kissenförmige Verzeichnung ist auf die Mikroskop-Optik zurückzuführen.

Trick 6 und 7 

Sie können sich durch Handprobe überzeugen, wie gut das geht. Wenn Sie den Okular-Schutzring des Fernglases abschrauben, kommen Sie dem Fernglasokular (14 mm 0) noch um gute 6 mm näher, so daß (bei offener Blende 2,8) im Sucher der Pentax auto 110 super keine Vignettierung auftritt. Das Normalobjektiv 2,8/24 mm (Frontlinsen-Durchmesser 16 mm) wird auf unendlich gestellt, die eigentliche Schärfeeinstellung erfolgt mit dem Rändelrad-Trieb des Fernglases. Die Pentax belichtet auch durchs Fernglas 8x30 automatisch richtig. Die neue Brennweite errechnet sich so: 8x24 mm = 192mm,wasfürdasKB-Format ein Super-Tele mit 385 mm Brennweite bedeuten würde. Mit dieser Fernglas-Pentax-Mini-Kombination sind interessante Mondfotos möglich: Sie bekommen den Vollmond nur dann richtig belichtet auf den Film (24 DIN/200 ASA), wenn Sie die Automatik abschalten und die Zeit auf 1/30 S verkürzen.
Teure Lupenobjektive und die Pentax-Winzlinge 18 mm bzw. 24 mm haben eines gemeinsam: die kurze Brennweite. Was lag näher, als letztere einmal als Lupenobjektive an KB-SLR-Kamera zu testen. Die etwas kühne Rechnung ging glatt auf. Die Pentax-Objektive sind mit 2,8 relativ lichtstark. Eine Lichtbeugung an Blendenlamellen ist jedenfalls nicht zu befürchten, denn Pentax 110 Objektive haben keine eingebauten Irisblenden. Die einzige Schwierigkeit bestand darin, die Pentax Winzlinge am KB-Makrozubehör zu Haltern. Hier meine Lösung 1:
In einen OM-2N Gehäuseschutzdeckel (mit Olympus-Außenbajonett) wird ein 25 mm großes Loch eingesägt. 2: Ein Pentax 110 Objektiv-Schutzdeckel mit Innenbajonett bekommt ein 17 mm durchmessendes Loch und wird in den KB-Gehäusedeckel eingeklebt. Achtung, nicht verkanten! 3: Montage am KB-System in folgender Reihenfolge: 1. Kamera ohne Objektiv, 2. ein Satz Zwischenringe (oder Balgengerät oder Schnecke); 3. der Do-it-yourself-Adapterring); 4. das Pentax-"Lupen"-Objektiv.

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