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Artikel

1998

Der Alexander Borell-Kommentar

Olympus AFL QUICK FLASH 

Wegen Grün nur Silber

Durch ein verschrobenes Farbenspiel bringt sich die neue Olympus Autofokuskamera um eine Goldmedaille.

Wenn man viele Jahre lang japanische Kameras beschrieben hat, gewöhnt man es sich an, zuerst nach irgend einem Unfug zu suchen, der nahezu in jedem Produkt der Erfinder des Ikebana und Harakiri steckt. Bei dieser neuen AFL Quick Flash wird man buchstäblich darauf gestoßen. Kann mir doch niemand erzählen, daß die Verkehrsampeln in Japan verkehrt herum und zur ganzen Welt konträr arbeiten: Rot ist freie Fahrt, Grün heißt Stop! So freuen Sie sich auch bei dieser Quick Flash, daß Ihnen im Sucher deutlich sichtbares Grünlicht freie Fahrt für die Aufnahme 
signalisiert. Und so belichten Sie halt Ihren ersten Film, immer mit Grünlicht und leisem Piepser: kann ja nichts schiefgehen. Dann wird Ihnen plötzlich ganz komisch: die hat doch einen eingebauten Blitz, aber selbst in völliger Dunkelheit braucht sie den noch nicht, sondern zeigt unbekümmert Grün und freie Fahrt. 
Schließlich gucken Sie doch mal in die Bedienungsanleitung - wer hat schon als alter Fotograf so was bei einer AF-Kamera nötig? - und die ist für die demnächst eintreffenden Rittersleut' von der anderen Galaxis gezeichnet. Und da steht dann, wenn Sie alles bildmäßig zustande gekriegt haben, unter Aufnahmetechnik auf S. 9 "Den Auslöser drücken langsam" und "Automatische Filmspulung". Genau das haben Sie und Ihre Kamera ja gemacht. Wie schön, daß man zusätzlich das grüne Licht im Sucher bekommt, als Gewißheit für gelungene Aufnahmen.
Nun lesen Sie doch weiter und erfahren, daß man mit der Klammer in der Sucherbild-Mitte die Entfernung mißt, von 0,85 m bis unendlich, und wie Sie den Film, falls belichtet, wieder aus der Kamera bekommen: motorisch, wobei das Schwänzchen nicht (!) in die Patrone schlüpft. Eine Kamera, die wirklich Vergnügen macht, aber warum heißt sie "Quick Flash"? Nun, der Blitz ist fast so schnell, wie Ihr Auslösefinger, er braucht nur eine Sekunde, um wieder da zu sein, und das macht gerade bei einer sonst so unkomplizierten Kamera großen Spaß. Ebenso macht es Freude, daß die Filmempfindlichkeit zur Verlängerung der Blitzreichweite ausgenützt wird, und sich nicht nur, wie bei manchen minderbemittelten Modellen, bei gleichbleibender Entfernung die Blende weiter schließt. Bei 100 ASA bis 4,5 Meter, bei 400 ASA bis 9 Meter, und programmieren können Sie 50, 100, 200, 400 und 1000 ASA . . . wie weit der Blitz dann reicht, wußte man bei Drucklegung dieser Anleitung offenbar noch nicht. Ich fand, 10-12 Meter sind drin.
Und dann trifft Sie - auf Seite 14 der Schlag. Da steht: "Wenn der Auslöser etwa halb durchgedrückt wird und die Beleuchtung für eine korrekte Belichtung nicht ausreicht, teilt Ihnen die Kamera mit Sicht- und Tonsignalen mit, daß Sie mit Blitz arbeiten sollen." Und das bei Grün! (Dafür nicht Gold, sondern nur Silber!) Und noch ein Hinweis: in der Quick Flash liegt ein kleines, hellgraues Kärtchen, auf dem steht, daß man dieses Kärtchen drinlassen soll, wenn man mit der Kamera ohne Film spielt. Das steht auf englisch und japanisch geschrieben, und da Sie japanisch können, ist das für Sie kein Problem. Sie sollten sich nur auch daran erinnern, wenn Sie mal nach dem ersten oder vierten Film jemandem die Kamera erklären wollen. Ohne dieses Plättchen geht gar nichts, und Ihr Gast grinst hämisch: "Schon kaputt?" Und Sie rennen am nächsten Tag zum Fotohändler, weil Sie das Plättchen längst fortgeworfen haben. Dafür halten die Batterien jahrelang und können nur von Olympus ersetzt werden!
Selbstverständlich wird der Film automatisch eingespult; bei geschlossenem Objektiv-Schutz ist der Auslöser blockiert; einen Selbstauslöser gibt es auch und so bleibt nur noch zu erwähnen, daß man mit der AFL Quick Flash tadellos fotografieren kann.

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