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Normtest
Minolta X-700
Für die Zukunft programmiert
Die X-700 ist eine faszinierende Kamera - für Hobbyfotografen und Profis gleichermaßen. Sie bildet den "harten Kern" eines umfangreichen zukunftsträchtigen Systems, das erhöhte Aufmerksamkeit verdient.
Drei Buchstaben auf der linken Vorderseite der Minolta X-700 zeigen an, welchen Anspruch Minolta an diese Kamera stellt - vorausgesetzt man weiß die Buchstabenkombination zu deuten. "MPS" heißt "Minolta Programm System" und bedeutet, daß man diese Kamera als Mittelpunkt eines umfassenden Systems sieht, das einerseits dem Hobbyfotografen die Möglichkeit geben soll, unbeschwert von technischen Problemen einer Vielzahl von Aufnahmesituationen gewachsen zu sein und das andererseits dem Profi helfen soll, die vielseitigen Aufgaben des Berufsalltags zu lösen.
Funktionen
Bei der Minolta X-700 handelt es sich um eine einäugige Spiegelreflexkamera für das Kleinbildformat 24 x 36 mm mit festeingebautem Pentaprismensucher für aufrechtstehendes und seitenrichtiges Sucherbild und Belichtungsmessung durch das Objektiv. Die Belichtungssteuerung kann über Zeitautomatik nach Blendenvorwahl, Programmautomatik (gleichzeitige Steuerung von Verschlußzeit und Blende) oder manuelle Steuerung (ggf. mit Nachführbelichtungsmessung) erfolgen.
Weiterhin bietet die Minolta X-700 Blitzautomatik mit Blitzbelichtungsmessung durch das Objektiv (TTL), wenn das entsprechende Blitzgerät eingesetzt wird und sie kann mit der Multifunktionsrückwand und motorischem Filmtransport in einen "Fotografier-Roboter" umgewandelt werden, der z. B. Überwachungsaufgaben vollautomatisch durchfuhrt.
Belichtungsmessung
Wie bereits erwähnt, erfolgt die Belichtungsmessung durch das Objektiv, sie wird bei offener Blende über eine Silizium-Fotodiode vorgenommen.
Der Meßbereich erstreckt sich von 1 sec/Blende 1,4 bis 1/1000 sec/Blende 16 bei Verwendung von 21-DIN-Filmen.
Die Aktivierung des Belichtungsmessers erfolgt durch Berühren des touch-switch Auslösers; hat der Fotograf extrem trockene Finger oder trägt er Handschuhe, so muß der Auslöser leicht angetippt werden. Nach dem Auslösen ist der Belichtungsmesser sofort deaktiviert, erfolgt keine Aufnahme, so wird er nach 15 sec automatisch abgestellt, um die beiden 1,5-V-Zellen, die die Kamera mit Strom versorgen, nicht unnötig zu belasten. Obwohl also der Belichtungsmesser nur arbeitet, wenn er gebraucht wird, verfügt die X-700 über einen Hauptschalter mit den Schaltstufen "ON", "OFF" und "ON»)", wobei das letzte Symbol bedeutet, daß akustische Signale die Unterschreitung der Freihandgrenze bzw. den Ablauf des Selbstauslösers anzeigen.
Die Meßcharakteristik des Belichtungsmessers ist integral mit einer leichten Mittenbetonung, was als durchaus angebracht angesehen werden kann, da die X-700 durch ihre Belichtungsautomatiken für den "schnellen Schuß" prädestiniert sein dürfte, der mit einer exakt definierten Punktmessung nicht immer möglich ist.
Die Filmempfindlichkeit wird an einem Rändelring eingestellt, der die Rückspulkurbel umgibt und der durch Anheben entriegelt wird. Der Bereich der einstellbaren Filmempfindlichkeiten ist leider nicht sehr üppig ausgefallen: er reicht von 15 DIN bis 33 DIN und entspricht so dem heute in der Mittelklasse üblichen Durchschnitt.
Am gleichen Ring werden auch Belichtungskorrekturwerte im Umfang von +2 bis -2 Blendenstufen eingegeben, der Ring rastet in halben Blendenstufen. Korrekturwerte von 1/3 Blendenstufen können durch Veränderung der Filmempfindlichkeit eingestellt werden.
Im Zusammenhang mit der Eingabe der Korrekturwerte ist als lobenswert zu erwähnen, daß auch an den Grenzen des Filmempfindlichkeitsbereiches die volle Korrekturmöglichkeit gegeben ist und daß die Eingabe des Korrekturwertes im Sucher angezeigt wird.
Einfacher läßt sich die Belichtung durch die Speichertaste beeinflussen, die sich griffgünstig vorne am Gehäuse unterhalb des Auslösers befindet. Durch Niederdrücken der Speichertaste wird der Belichtungsmesser aktiviert und der gemessene Wert bis zur Auslösung festgehalten. Zu bemängeln ist, daß die Speichertaste nicht arretiert werden kann. Wird am Stativ gearbeitet, so kann die Belichtungsmessung durch Streulicht beeinflußt werden, das durch das Sucherokular in die Kamera fällt. In diesem Fall ist es nötig, das Sucherokular durch ein aufsteckbares Plättchen zu verdecken.
Zeitautomatik
Ist das Verschlußzeitenrad auf das organgefarben ausgelegte "A" eingestellt und der Blendenring entriegelt, so stellt sich die X-700 als Zeitautomat konventioneller Prägung dar.
Beim Betrieb mit Zeitautomatik stehen die elektronisch gesteuerten Zeiten von 1 sec bis 1/1000 sec mit 21-DIN-Film stufenlos zur Verfügung, mit 15-DIN-Film sogar von 4 sec bis zur 1/loco sec.
Die Belichtungssteuerung der Zeitautomatik erwies sich bei den Messungen als sehr gut - selbst die größte Abweichung (bei 4 sec) betrug weniger als 1/3 Blendenstufe.
Programmautomatik
Ist das Verschlußzeitenrad auf das grün ausgelegte "P" eingestellt und der Blendenring eines MD-Objektivs auf die kleinste Blende eingestellt (bei neuen MD-Objektiven verriegelbar), so steuert die Programmautomatik der X-700 Verschlußzeit und Blende gleichermaßen - mit Priorität der kürzeren Verschlußzeit. Auch beim Betrieb mit Programmautomatik stehen die Verschlußzeiten von 1 sec bis 1/1000 sec bei 21-DIN-Film (ab 4 sec bei 15-DIN-Film) stufenlos zur Verfügung.
Bei der Messung zeigte sich, daß die Belichtungssteuerung bei Programmautomatik nicht so gleichmäßig arbeitete, wie bei Zeitautomatik, daß die Ergebnisse aber innerhalb der nach DIN zulässigen Toleranzen blieben und daß der angegebene Arbeitsbereich geringfügig nach unten überschritten werden kann.
Manuelle Belichtungssteuerung
Zusätzlich zu den beiden Belichtungsautomatiken ist es möglich, sowohl die Verschlußzeit als auch die Blende manuell einzustellen, gegebenenfalls auch mit Nachführbelichtungsmessung.
Die Möglichkeit des manuellen Eingriffes darf nicht mit einer mechanischen Funktion der Kamera verwechselt werden - ohne Batterien geht mit der X-700 nichts mehr!
Als manuell einstellbare Verschlußzeiten stehen die Zeiten zwischen 1 sec und der 1/1000 sec in vollen Stufen zur Verfügung. Die 1/60 sec als(leider recht lange) Synchronzeit für den Einsatz von "normalen" Blitzgeräten ist rot markiert; für längere Zeiten als 1 sec steht die "B"-Einstellung zur Verfügung, jedoch bietet die Multifunktionsrückwand eine elegantere Lösung, lange Zeiten zu verwenden.
Bei manueller Einstellung der Verschlußzeiten sind die Abweichungen vom Sollwert sehr gering, in der Praxis spielen sie keine Rolle.
Sucher
Das Sucherbild der X-700 ist zwar angenehm hell und aufgeräumt, für Brillenträger aber nicht ganz zu überschauen, was ständige "Augengymnastik" nötig macht, will man Motiv und Sucherinformationen im Auge behalten.
Die Standard-Einstellscheibe der X700 verfügt über einen waagerechten Schnittkeil und einen Mikroprismenring als Einstellhilfen, sie kann vom Kundendienst durch eine von 8 anderen Scheiben ersetzt werden.
Alle Sucherinformationen sind außerhalb der Einstellscheibe angeordnet.
Unter dem Sucherbild ist die eingespiegelte Blende abzulesen, die natürlich nur bei manueller Einstellung und bei Zeitautomatik der zum Einsatz kommenden Blende entspricht.
Rechts neben dem Sucherbild ist die Zeitenskala angeordnet, deren Ziffern in "bewährter Manier" nicht mehr abzulesen sind, wenn sich rechts im Sucherbild ein dunkler Teil des Motivs befindet. Jeder Ziffer ist eine rote LED zugeordnet, die durch Aufleuchten anzeigt, welche Verschlußzeit die Belichtungsautomatik als die richtige ermittelt hat.
Die LED neben der" 60" zeigt zudem durch langsames Blinken Blitzbereitschaft bzw. durch schnelles Blinken korrekte Blitzbelichtung an, wenn das Auto-Electroflash 280 PX verwendet wird, Blitzbereitschaft auch mit dem Auto-Electroflash CLE und Auto-Electroflash-Geräten vom Typ X. Leuchten zwei LED gleichzeitig, so wird eine Zwischenzeit eingesteuert.
Oberhalb und unterhalb der Zeitenskala warnen blinkende rote LED in Pfeilform vor Bereichsüber- bzw. Unterschreitung und es wird die Betriebsart angezeigt. Ein rotes "M" signalisiert manuelle Einstellung , ein rotes "A" Zeitautomatik und ein grünes "P" Programmautomatik. Blinkt das "P", so wurde vergessen, den Blendenring auf die kleinste Blende einzustellen.
Unter der Skala zeigt eine rote LED in Form eines Sternchens blinkend die Eingabe des Korrekturfaktors an.
Sonstiges
Wie es der heutigen Kameramode entspricht, bietet auch die X-700 akustische Warnsignale, und zwar bei
Unterschreitung der Freihandgrenze (pauschal für alle Brennweiten auf 1/30sec festgelegt, obwohl sie bei längerbrennweitigen Objektiven schon früher erreicht wird!), und beim Ablauf des Selbstauslösers. Das Tonsignal kann aber abgeschaltet werden.
Der Ablauf des Selbstauslösers wird auch durch eine blinkende Leuchtdiode an der rechten Kameravorderseite angezeigt.
Der Selbstauslöser-Schalter ist mit der (weiter oben beschriebenen) Speichertaste kombiniert.
Zur Oberprüfung der Schärfentiefe vor der Aufnahme verfügt die X-700 Über eine Abblendtaste, die links unten neben dem Objektiv und damit griffgünstig für den Daumen der linken Hand plaziert ist, wenn diese das Objektiv von unten umfaßt und so die Kamera stützt. Leider ist die Abblendtaste etwas schwergängig. Oberhalb der Abblendtaste befindet sich der Anschluß für Draht- bzw. Fernauslöser, der an dieser Stelle ungewohnt ist.
Ebenfalls ungewohnt (und bei angesetztem Motordrive 1 unpraktisch) ist die Lage des Synchronkabelanschlusses rechts unten neben dem Objektiv.
Im Gegensatz dazu gewohnt ist, daß man zum Batteriewechsel Kleingeld parat haben sollte (Münzschlitzschraube) und daß das Filmeinlegen zwar vereinfacht, aber immer noch nicht optimal gelöst ist.
Zubehör
Wie bereits erwähnt, soll die X-700 Mittelpunkt des Minolta Programmsystems (MPS) sein.
Neben diesem Blitzgerät gehören zum System der X-700:
die Multifunktionsrückwand
Infrarotfernsteuerung
Motor-Drive 1 bzw. Winder G
Power-Grip 2
Erst die Steuermöglichkeiten der Multifunktionsrückwand, die sich in der Größe von herkömmlichen DataBacks kaum unterscheidet, in Zusammenhang mit dem Motor-Drive 1 machen aus der X-700 eine Kamera, die sich von anderen Kameras ihrer Klasse unterscheidet.
Hinter einem Türchen auf der rechten Seite der Multifunktionsrückwand verbergen sich 7 leider sehr klein geratene Tasten und ein Schieber.
Fünf der Tasten dienen der Programmierung der Multifunktionsrückwand. Mit den Tasten "F l" und "F II" können zwei Funktionsbereiche angewählt werden, mit der Taste "Mode" die einzelnen Funktionen innerhalb dieser beiden Bereiche.
Der Bereich "F l" umfaßt die Registriereinrichtung, d. h. die Daten, die ins Bild einbelichtet werden können. Dazu gehört die Uhrzeit, drei verschiedene Varianten des Datums (Jahr/Monat/Tag, Monat/Tag/Jahr und Tag/Monat/Jahr), eine beliebig einstellbare Codenummer mit 6 Stellen (von0000 01 bis 99 99 99) und die fortlaufende Bildnummer, die automatisch mitgezählt wird.
Außerdem kann in diesem Funktionsbereich die Helligkeit der einbelichteten Zahlen beeinflußt werden. Die Einbelichtung selbst kann automatisch mit jeder Aufnahme erfolgen oder manuell dann vorgenommen werden, wenn sie gewünscht wird. Die Art der Dateneinbelichtung wird am Schieber (im Programmierfeld unten links) eingestellt, soll sie unterbleiben, ist der Schieber in die Position "Off" zu bringen. Für die manuelle Einbelichtung dient als Auslöser ein nicht gekennzeichneter Knopf.
Der Funktionsbereich "F II" umfaßt die automatische Kamerasteuerung. Die erste Funktion, die abgerufen werden kann ist "1" für Intervall, d. h es kann der Abstand zwischen zwei Aufnahmen bestimmt werden. Die zweite Funktion wird durch ein "F' gekennzeichnet; hier kann die Zahl der Belichtungen, die in Reihe gemacht werden sollen (und zwar entweder mit dem zeitlichen Abstand der durch die Funktion "1" festgelegt wurde, oder mit der am Motor fest gelegten Bildfrequenz) programmiert werden. Ist das Intervall zwischen zwei Aufnahmen lang genug, kann der Filmtransport natürlich von Hand erfolgen, sinnvoll erscheint allerdings nur der Einsatz mit Winder bzw. Motor.
Die dritte Funktion "U' (Langzeitbelichtung) kann entweder mit den beiden eben genannten Funktionen kombiniert werden oder für sich als Ergänzung des Zeitenbereichs angesehen werden. Soll eine Serie von Langzeitaufnahmen automatisch aufgenommen werden, so ist zu beachten, daß das Intervall von Belichtungsbeginn zu Belichtungsbeginn gerechnet wird. D.h.: sollen Langzeitaufnahmen von 10 sec Dauer im Abstand von 11 sec gemacht werden, so ist als Intervall 21 sec anzugeben.
Der Start des automatischen Programmablaufs erfolgt durch Druck auf die Taste "S", soll der Programmablauf gestoppt werden, so genügt es, auf den Funktionsbereich "F l" zurückzuschalten.
Zur Programmierung der Zahlenangaben dienen die Tasten "0-9" und " f ", wobei mit der Taste " e " die zu verändernde Stelle der sechsstelligen Zahl, mit der Taste "0-9" der gewünschte Zahlenwert eingegeben wird. Zur Kontrolle dient ein LCD-Display, das im Normalfall die quarzgesteuerte Uhrzeit anzeigt.
Plus und Minus
Plus
Gute Belichtungsautomatik, sehr gute TTL-Blitzautomatik
Sehr gute Möglichkeit, die Kamera einschließlich Blitz automatisch zu steuern
Minus
Speichertaste nicht arretierbar
Abblendtaste etwas schwergängig
{ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}