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Artikel
1998
Kameras
Sigma SA-1
Sigma - auf die Kamera gekommen
Der unabhängige Objektivhersteller Sigma präsentiert nun eine eigene Kamera, die Sigma sa-1. Ein Novum: Sigma verzichtet ganz auf das herkömmliche Normalobjektiv und bietet den Kamera-Body nur mit Sigma-Zoom-Objektiven an.
Eine Kamera, die den bislang nur von Objektiven bekannten Namen "Sigma" trägt, gibt der Branche Anlaß zu Spekulationen.
Wird sie, wie Sigma sagt, mit Ausnahme des Verschlusses von Sigma gefertigt? Oder läßt Sigma mehr fertigen als nur den Verschluß? Und wenn ja, von wem?
Sicher sind die Antworten auf diese Fragen interessant, aber ebenso sicher haben sie für den Anwender keinerlei Bedeutung. Wer heute eine Leica R4s kauft, dazu das Vario-Elmar R 3,5/35-70 mm und das Summicron 2/90 mm, bekommt eine Kamera aus portugiesischer, ein Zoom aus japanischer und ein kurzes Tele aus kanadischer Fertigung. Leitz Wetzlar aber bürgt mit seinem Namen für Qualität. Es gibt keinen Grund anzunehmen, daß es bei Sigma anders wäre. Solange Sigma auf einer Kamera steht, wird Sigma das Lob einheimsen, das dieser Kamera gebührt, und solange wird Sigma den Tadel hinnehmen müssen, den diese Kamera verdient.
Um es vorweg zu nehmen: Es ist viel Lob und wenig Tadel.
Die gebremste Automatik
Es hat sich herumgesprochen, daß Belichtungsautomatiken das Fotoleben zwar ungemein erleichtern, daß es aber unerläßlich ist, ihnen mitunter das Vertrauen zu entziehen.
Die Väter der Sigma sa-1 haben das bedacht. Sie geben Ihnen drei Möglichkeiten an die Hand, die präzise Zeitautomatik nach Blendenvorwahl (quarzkontrolliert stufenlos gebildete Zeiten von 1/1000 Sekunde bis 16 Sekunden) zu überspielen.
Erstens: Die Meßwertspeicherung. Wenn es darum geht, ein oder zwei Bilder anders zu belichten, als die Kamera-Automatik das für richtig hält, so genügt es, eine Ersatzmessung durchzuführen, die die von Ihnen gewünschte Verschlußzeit erbringt, diesen Wert zu speichern und mit ihm das Bild zu belichten. Die Taste für den Meßwertspeicher ist im angedeuteten Handgriff untergebracht und Sie können ihn bedienen, ohne umgreifen zu müssen.
Zweitens: Korrekturfaktoren im Bereich von +2 bis -2 Belichtungsstufen. Auf diese Art werden Sie in die Arbeit der Automatik eingreifen, wenn Sie eine Serie abweichend von der Entscheidung der Automatik belichten wollen, ohne bei jedem Bild eine neue Ersatzmessung durchführen zu wollen (die Meßwertspeicherung erlischt nämlich mit dem Auslösen). Der volle Korrekturbereich steht nur mit Filmen von ISO 50/18xGRADx bis ISO 800/30xGRADx zur Verfügung, darüber und darunter wird er in Drittelstufen beschnitten bis bei ISO 12/ 12xGRADx und ISO 3200/36xGRADx keine Korrekturen mehr möglich sind.
Während die gespeicherte Verschlußzeit im Sucher angezeigt wird, erfolgt bei Eingabe von Korrekturfaktoren keine Warnanzeige, es wird lediglich die veränderte Verschlußzeit angezeigt. Es kann (und wird) also passieren, daß Sie nach einer korrigierten Serie mit eingestelltem Korrekturfaktor weiterfotografieren und am laufenden Band Fehlbelichtungen produzieren.
Drittens: Die manuelle Einstellung der Verschlußzeit. Der Zeitenbereich reicht dann "nur" noch von der 1/1000 Sekunde bis 8 Sekunden. Die Zeiten werden in ganzen Stufen am Verschlußzeitenrad eingestellt, das Sie sowohl im als auch gegen den Uhrzeigersinn aus der verriegelten "A"-Position drehen können. Sie können in dieser Betriebsart sogar per Nachführmessung über eine Quasi-Lichtwaage die zur vorgewählten Blende passende Zeit ermitteln - aber wofür? Die Automatik kann das auf jeden Fall schneller. Sie können aber auch - und das ist wieder sinnvoll - auf diese Art zu einer vorgewählten Verschlußzeit die passende Blende bestimmen. Zur Belichtungskorrektur werden Sie die manuelle Verschlußzeiten-Einstellung allerdings nur verwenden, wenn Sie absichtlich eine "Fehl"-Belichtung herbeiführen möchten, oder wenn die Korrekturfaktoren nicht ausreichen.
Praxisnah und übersichtlich
Die Sigma sa-1 ist, wie man so schön sagt, in die Hand hineinkonstruiert. Ihre Griffigkeit wird durch einen angedeuteten Handgriff und eine Daumenauflage auf der Kamerarückwand erhöht, die Einstellelemente sind da, wo Ihre Finger sie fast von alleine finden. Ein Knopf, besser gesagt: ein schmaler Steg, wird Ihre Aufmerksamkeit erregen. Denn Sie können Ihn betätigen wann Sie wollen - es tut sich nichts. Der Grund ist denkbar einfach. Sie werden die Kamera zum ersten Ausprobieren natürlich auf "A" schalten, und damit ist der Belichtungsmesser aktiviert. Er bleibt es für einige Minuten (der Stromverbrauch ist so gering, daß die beiden 1,5-V-Zellen im Kameraboden nicht darunter leiden), und wenn Sie in dieser Zeit die Taste betätigen, hat sie keine Funktion zu erfüllen. Sie reaktiviert die Kamera, wenn Sie sie nach den erwähnten "einigen Minuten" wieder zur Hand nehmen - und dabei den Steg nahezu automatisch niederdrücken.
Der Sucher als Kontrollzentrum weist eine interessante Verbindung von Analog- und Digitalanzeige auf. Der Zeiger, der über die Verschlußzeitenskala am rechten Sucherrand (Verschlußzeiten von 1/1000 Sekunde bis 1 Sekunde, LT für lange Zeiten) wandert, ist eine LCD (Flüssigkristallanzeige). Das stetige Leuchten des Zeigers geht in Blinken über, wenn der Meßwertspeicher aktiviert ist. Durch das Aufleuchten entsprechender Anzeigen werden weiterhin B-Einstellung, Manuell-Betrieb, Über- und Unterbelichtung und Blitzbereitschaft (mit dem Sigma Power-Light sa-240) angezeigt, wobei Über- und Unterbelichtungsanzeige die oben erwähnte "Quasi-Lichtwaage" bilden. Die Blende wird vom Objektiv eingespiegelt.
Was ist "Zoom Man"?
Die Sigma sa-1 wird nicht mit einem üblichen 50er als Normalobjektiv angeboten, sondern in Sets mit Sigma-Zoom-Objektiven. (Wer später zu anderen Objektiven greifen möchte, kann das tun - alle Objektive mit K-Bajonett passen auch an die sa-1.) Das Zoom Man Master-Set enthält zur Kamera das 35 - 70er (Preis ca. 780 DM plus Tasche und Trageriemen), das Travel-Zoom Man-Set besteht aus Kamera plus 28- 80-mm-Zoom (ca. 900 DM, wieder plus Hardcase und Trageriemen.) Das Double-Zoom Man-Set ist mit 35 - 70er und 70-21 Der das universellste Set und kostet ca. 1100 DM, dazu kommen eine Kombitasche für ca. 100 DM und der Kamera-Trageriemen. Diese Produktphilosophie trägt dem Trend zum Zoom anstelle des Standardobjektivs bereits voll Rechnung, es wäre der Kamera zu wünschen, daß das Konzept aufgeht.
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