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Artikel

1998

Der Alexander Borell Kommentar

Pentax program A

Drei Schritte vor und zwei zurück

Mit der Pentax Program A kommt nun das Schwestermodell der Super A auf den Markt; die neue Pentax KB-Spiegelreflexkamera wurde etwas "abgespeckt" und ist ca. 20 Prozent billiger als die Vorgängerin.

Das kleine luxemburgische Städtchen Echternach ist durch seine Springprozession bekannt geworden: drei Schritte vor, zwei zurück. Wenn man weiß, daß sie 800 n. Chr. zum Dank gegen die Erlösung vom Veitstanz entstanden ist, wird man solche Art der Fortbewegung akzeptieren. Völlig unverständlich hingegen ist mir die seit einigen Jahren von der Kameraindustrie eingeführte Art, erst ein Spitzenmodell einzuführen, um nach einiger Zeit - mit einem oder zwei Hupfern zurück - neue Modelle nachzuschieben. So kam - Sie erinnern sich? - die wundervolle Minolta XD-7, der die X-700 folgte. So kam die Nikon F3 vor der FA, so kam nach der Leica R4 die R4s, und so kommt nun nach dem gekürten Superstar Pentax super A das Schwesterchen "program A", bei dem einige Zutaten gespart wurden. Und dabei entsteht für mich eine grundsätzliche Frage: wenn diese Nachschuß-Modelle so gut sind, wie die Vorläufer, warum braucht dann z. B. die Pentax super A als Vorläuferin sechs Programme, während die neue "program A" mit vier Programmen "alle wichtigen Belichtungsprogramme in einem ansprechenden Gehäuse zu einem vernünftigen Preis bietet" - laut Pentax-Text. Ich fürchte, statt des Veitstanzes, der ja inzwischen ohnedies gesellschaftsfähig geworden ist, hat die Kamerahersteller eine Art von Schizophrenie (Bewußtseinsspaltung) befallen, so daß sie selber glauben, neben ein teures Spitzenprodukt ein preiswertes "Spitzenprodukt" setzen zu müssen. Sie werden künftig die Qual der Wahl haben, ob Sie nun die absolute Spitze mit sechs, oder Spitze mit nur vier Programmen ca. 20 % billiger! erwerben wollen.

Zwei Programme zuviel

Machen Sie sich schon jetzt den feinen Unterschied zwischen "Programm" und "Automatik" klar, denn die "program A" wird zwar mit vier Programmen angekündigt, hat aber "nur" drei Automatiken: Programm-, Zeit- und Blitzautomatik. Das vierte "Programm" ist die Möglichkeit, diese Kamera manuell nach der Nachführmethode einzustellen. Geht man davon aus, daß Profis so gut wie nie von einer Automatik Gebrauch machen, und daß für den engagierten Hobbyfotografen zwei Automatiken völlig ausreichen (Zeit- und Blendenautomatik!), so hat diese neue Pentax noch zwei Automatiken zuviel: die Programm- und die Blitzautomatik. Beide werden nur von Leuten gebraucht, die weder eine Glühbirne, noch eine Sicherung auswechseln können. Man muß, wie meine Großmutter zu sagen pflegte, Gott für alles danken, und so sind wir auch für die Programmund die Blitzautomatik Pentax zu Dank verpflichtet, insbesondere deshalb, weil die program A unter dieser Vielfalt nicht leidet.
Das Gehäuse ist schlank und sportlich, dabei dennoch klein, und die Bedienungselemente sind übersichtlich angeordnet." Dem stimme ich - nach praktischer Erprobung - zu, ausgenommen "sportlich": ich habe keine Ahnung, wie sich eine "unsportliche" KB-Kamera anfaßt und habe auch beim fotografieren mit der program A kein besonders sportliches Gefühl verspürt. Was jedoch sicher sehr wichtig ist: sie liegt, dank Griff und Daumenmulde, sehr gut in der Hand, in Verbindung mit dem weichen Auslöser sind lange Freihandzeiten möglich. Mit dem Griffstück hätte man, wie schon bei der super A, einen Behälter für Reservebatterien verbinden sollen: angeschraubte Luft ist nie ein Zeichen technischer Genialität. Apropos Batterien: zwei der üblichen Knopfzellen versorgen diese Pentax mit Strom, besser noch eine 3Volt-Lithiumbatterie.
Welche Arbeit diese Batterien leisten, können Sie auf zwei Displays in LCDs ablesen. Sie sehen links die manuell oder automatisch gesteuerten Verschlußzeiten oder ein "P" bei Programmautomatik, Sie sehen Über- oder Unterbelichtung, Sie erkennen "B" für Langzeitaufnahmen, und ein Blitzsymbol meldet den schußbereiten Blitz und sogar ob er ausgereicht hat oder nicht. Das rechte Schaufenster zeigt Ihnen die Blende bei Programmautomatik, bei Zeitautomatik oder manueller Einstellung bleibt das Feld leer.
Da, wo sonst bei Kameras das Verschlußzeitenrad sitzt' stellen Sie - ebenfalls über ein (gesichertes!) Rad die Programme ein: "Lock" als Verriegelung; Sie stellen auf "Auto" für die Automatik, auf "Man" für manuelle Bedienung bzw. Nachführmessung. Außerdem können Sie dort noch auf "1/100" für Fremdblitzgeräte und auf "B" für Langzeitaufnahmen einstellen. Das alles ist übersichtlich, und rasch in den Griff zu bekommen. Das Sucherbild ist nicht nur im Pentax-Text hervorragend, ich fand es auch in der Praxis so, und vor allem kann man mit Brille auch die Displays unter dem Sucherbild gut erkennen, vorausgesetzt, das Außenlicht reicht dafür aus, denn ein Innenlicht gibt's bei der program A nicht. Ebenso wenig lassen sich die Sucherscheiben auswechseln, was bedeutet, das Sie bei lichtschwachen Objektiven in der Bildmitte buchstäblich schwarz sehen, wie Sie das jederzeit kontrollieren können, weil diese Kamera - ein Lob für Pentax! über einen griffgünstigen und nicht popeligen Hebel die Kontrolle der Schärfentiefe durch Abblenden möglich macht.

Schlicht - aber auf jeden Fall leistungsstark

Der Film wird konventionell eingespult über die kleinen Pentax-Nadeln, die nur Pentax als magisch empfindet. Immerhin sind Sie wesentlich besser, als schwarze Schlitze in schwarzen Spulen, wie das andere Hersteller im Jahre 1984 noch immer fertig bringen.
Erwähnt muß auch noch werden, daß die Blitzautomatik natürlich nur mit einem Pentax-Blitzer möglich ist, eine TTL-Messung auf dem Film jedoch nicht. Ich halte sie ohnehin nur für einen Werbegag, denn ob mit Computerauge oder auf dem Film: ein weißes Segel im Vordergrund baut Ihnen nächtliches Schwarz in die restliche Landschaft.
Müßte ich mich entscheiden, ob super A oder program A, ginge es mir wie bei den Konkurrenten: die schlichteren Zweitmodelle sind mir lieber, als deren ältere Schwestern. Sie sind nicht so kapriziös und leisten - bei weniger Geld das gleiche.
Mir gefällt die Pentax program A recht gut!

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