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Artikel

1998

Sucherkameras

Vivitar Tec 35

Die Kamera mit dem Roboter-Blitz

Disc-Komfort jetzt auch fürs Kleinbildformat. Das Elektronenblitzgerät der Vivitar Tec 35 schaltet sich im Bedarfsfall automatisch zu ein - Mini-Elektromotor bringt es surrend in Bereitschaftsstellung.

Verspielte Zeitgenossen können sich beinahe stundenlang mit der neuen Vivitar Tec 35 beschäftigen, ohne in dieser Zeit auch nur ein einziges Bild zu belichten.
Auslöser für den Spieltrieb ist der eingebaute Elektronenblitz dieser Kleindild-Autofokus-Sucherkamera, der nicht - wie bei anderen Kameras dieser Klasse - von Federkraft beschleunigt in Bereitschaft springt, sondern von einem eigenen Miniaturmotor ausgefahren wird. Der Blitzmotor kann zwar auch durch einen Knopfdruck gestartet werden, der Blitzschalter weist aber außer "On" und "Off" noch eine dritte Position auf: "Auto" (= "auto flash control").

Noch mehr Komfort

Im Automatikbetrieb ist das Blitzgerät mit dem Belichtungsmeßsystem der Kamera verbunden. Stellt der Belichtungsmesser fest, daß das vorhandene Licht für eine korrekte Belichtung nicht ausreicht, wird der Blitz ausgefahren und lädt sich auf. Eine blinkende rote LED zeigt die Ladephase an, eine blinkende grüne LED und ein zusätzliches Piepsignal signalisieren Blitzbereitschaft.
Um die Automatisierung auf die Spitze zu treiben und den Spieltrieb noch mehr anzuregen, verschwindet der Blitz selbsttätig in der Versenkung, wenn er innerhalb einer guten Minute nicht eingesetzt wird, wenn ein Wechsel in der Beleuchtung seinen Einsatz überflüssig macht oder wenn man ihn abstellt, indem man den Blitzschalter auf "Off" bringt oder die Objektiv- und Sucherabdeckung schließt, die auch als Hauptschalter fungiert.
Auch die LCD-Anzeige auf der Kameraoberseite ist eher als Spielerei anzusehen. Doch solange sie nur die Bildzahl und den Batteriezustand (durch ein Batteriesymbol, das bei schwächer werdender Ladung zu blinken beginnt) anzeigt, stört sie zumindest nicht. Störend ist allerdings die Sache mit der Eingabe der Filmempfindlichkeit. Sie wird - wie von verschiedenen Blitzgeräten, darunter das Vivitar 5600, bekannt - im LCD-Display angezeigt und per Knopfdruck programmiert, wobei alle Stufen zwischen ISO 25/15xGRADx und ISO 400/27xGRADx zur Verfügung stehen. Nach dem ersten (natürlich motorischen) Filmtransport aber kann die Filmempfindlichkeit im Display nur noch sichtbar gemacht (wichtig für alle, die nur in größeren Zeitabständen fotografieren und jedesmal raten müßten, welchen Film sie in der Kamera haben) aber nicht mehr geändert werden.
Das heißt, daß der Fotograf auf Gedeih und Verderb der Belichtungsautomatik der Tec 35 ausgeliefert ist. Zwar ist auch bei anderen Autofokus-Kompaktkameras eine Belichtungskorrektur nicht üblich - über die Filmempfindlichkeitseinstellung lassen sich bei diesen Apparaten aber oft noch Aufnahmen realisieren, die mit der Tec 35 mißlingen werden. Zum Beispiel Gegenlichtaufnahmen. Hier ergibt eine um drei bis sechs DIN niedrigere Filmempfindlichkeitseinstellung eine um ein bis zwei Blendenstufen reichlichere Belichtung, das Motiv wird richtig belichtet, der Hintergrund zu hell wiedergegeben. Bei der Tec 35 ergibt dagegen das gleiche Motiv einen schwarzen "Scherenschnitt" vor hellem Hintergrund.
Im normalen Bereich ist aber auf die Programmautomatik der Vivitar Verlaß, ihr Blendenbereich reicht von 2,8 bis 16, ihr Zeitenbereich (bei ISO 100/21xGRADx) von 1/2 bis 1/500 Sekunde.
Das Objektiv der Tec 35 ist ein vierlinsiges 1:2,8/35 mm, das dank seiner großen Schärfentiefe eventuelle Einstellungenauigkeiten auffangt und so dem aktiven Infrarot-Autofokussystem entgegenkommt. Sowohl das Objektiv als auch die automatische Entfernungseinstellung machten in der Praxis einen guten Eindruck.
Ebenfalls positiv ist zu vermerken, daß die automatisch eingestellte Entfernung durch einfaches Antippen des Auslösers gespeichert werden kann. So ist es bequem möglich, auch Motive scharf abzubilden, die nicht in der Mitte des Bildformats zu finden sind. Die Mindesteinstellenffernung liegt bei einem Meter, Parallaxmarken zeigen die für solche "Nahaufnahmen" geltende obere Bildbegrenzung an. Im hellen Leuchtrahmensucher werden außerdem am unteren Bildrand die automatisch eingestellten Entfernungen über drei Symbole angezeigt, ein Quadrat mitten im Sucher markiert das Autofokus-Meßfeld.
Bei einer so automatischen Kamera, wie der Vivitar Tec 35 ist es nur logisch, wenn auch die Filmeinfädelung, der Filmtransport und die Filmrückspulung automatisch und motorisch funktionieren - die Rückspulung kann auch durch einen Knopfdruck ausgelöst werden, wenn etwa mitten im Film auf eine andere Empfindlichkeitsstufe umgestiegen werden muß.
Für Fotografen, die mit aufs Bild kommen möchten, ist ein Selbstauslöser vorhanden und wie heute üblich, piept er während des Ablaufs und eine rote LED leuchtet zunächst blinkend, dann stetig.

Fazit

Während der motorisierte Blitz wohl eher auf das Konto Spielerei verbucht werden muß und die Filmempfindlichkeitseinstellung mehr Tadel als Lob verdient, macht die Vivitar Tec 35 insgesamt gesehen doch einen guten und zuverlässigen Eindruck. Ein Minuspunkt, der allerdings nur Interessenten betreffen dürfte, die viel oder viel mit Blitz fotografieren: wiederauflaubare Akkus sind für diese Kamera verboten, es müssen jeweils zwei Batterien vom Typ AA eingesetzt werden. 

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