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Artikel
1998
Kameras
Minolta X-300
Mehr sein als scheinen
Im Frühjahr '82 wurde die Minolta X-700 vorgestellt, im Frühsommer vergangenen Jahres die X-500. Mit der Minolta X-300, die jetzt auf den Markt kommt, soll die "Familie" komplett sein.
Schon die Produktbezeichnung macht es deutlich, daß die Minolta X-300 unter den Modellen X-500 und X700 angesiedelt ist. Auch in einer Produkt-Information für die Presse wird die X-300 ausdrücklich als "ideal für Einsteiger und als Zweitgehäuse" angeboten. Diese Einstufung ins zweite Glied wird der neuen Minolta aber nicht gerecht. Sie bietet zu einem vernünftigen Preis - mit Normalobjektiv MD 1:2/50 mm wird er bei ca.500 DM liegen - alles, was man braucht, um bequem gute Bilder machen zu können.
In die Hand Konstruiert
Die Minolta X-300 zeichnet sich durch wenige, übersichtlich angebrachte und bequem zu bedienende Einstellelemente aus. Über den Auslöser wird auch die Belichtungsmessung aktiviert, er muß dafür nur leicht angetippt werden. Die minimale Feuchtigkeit der Haut genügt, um den Stromkreis zu schließen. Gleichwohl kann der Belichtungsmesser auch durch Niederdrücken des Auslösers eingeschaltet werden, wodurch es möglich ist, auch mit Handschuhen zu fotografieren. Der Belichtungsmesser bleibt ca. 15 s lang in Betrieb, ehe er sich zur Stromersparnis selbst abschaltet.
Den Auslöser umgibt, durch eine "Brücke" verdeckt, der Verschlußzeiten- und Programmwahlring, der sehr gut verstellt werden kann, während die Kamera sich in Aufnahmeposition am Auge befindet. Die Position "Auto" ist nicht arretiert, wohl aber ist die Rastung etwas schwergängiger ausgelegt als zwischen den anderen Werten, so daß es praktisch unmöglich ist, versehentlich in die "Automatik-Position" zu schalten oder sie unbeabsichtigt zu verlassen. Weiterhin ist es bei der X300 möglich, von 1 s direkt auf 1/1000 s weiterzuschalten - das Verschlußzeitenrad ist nach beiden Seiten anschlaglos drehbar. Die gravierten Zahlen bzw. die Gravuren "B" und "Auto" sind in einem schmalen Fenster links hinter dem Auslöser sichtbar. Ganz rechts auf der Kamerakappe werden ebenfalls in kleinen Fenstern die Bildnummer und der Filmtransport vor- und rückwärts angezeigt.
Links vom Dach des Prismensuchers ist der große Hauptschalter untergebracht, links daneben die Rückspulkurbel und die Filmempfindlichkeits-Einstellscheibe, die per Knopfdruck entriegelt werden muß.
Auch der Sucher der X-300 präsentiert sich übersichtlich. Leider wird die eingestellte Blende nicht eingespiegelt, ansonsten werden alle wichtigen Daten angezeigt, ohne das sehr helle Sucherbild zu stören.
Sichere Automatik
Die Minolta X-300 ist mit einer Zeitautomatik ausgestattet. Der Fotograf hat nichts weiter zu tun, als am Objektiv eine Blende vorzuwählen, die Kamera bildet die zu dieser Blende, zur Motivhelligkeit und zur eingestellten Filmempfindlichkeit passende Verschlußzeit stufenlos im Bereich zwischen 4 s und 1/1000 s.
Durch die Wahl der Blende wird nicht nur die Verschlußzeit, sondern auch die Schärfentiefe beeinflußt. Je kleiner die Blende, desto größer ist die Schärfentiefe, solange weder die Brennweite noch die Entfernung verändert werden.
Damit eignet sich die X-300 ganz besonders für Fotografen, die eher statische Motive fotografieren und sie durch das Spiel von Schärfe und Unschärfe modellieren wollen.
Dennoch ist es mit der X-300 möglich, sich schnell bewegende Motive zu fotografieren. Die dazu vorteilhaften kurzen Verschlußzeiten erreicht man, indem man die Blende möglichst weit öffnet. Ist die Automatik nicht in der Lage, eine zur vorgewählten Blende passende Verschlußzeit zu finden, so wird das im Sucher durch die Über- bzw. Unterbelichtungswarnung angezeigt.
Einfache Korrekturen
Nicht immer wird eine drohende Fehlbelichtung von der Kamera richtig erkannt. Bei Gegenlichtaufnahmen wird sie beispielsweise auf den lichterfüllten Hintergrund reagieren, das Motiv, das in seinem eigenen Schatten liegt, wird dadurch unterbelichtet und sich nur als Silhouette vor dem hellen Hintergrund abheben. Ist dieser Effekt, so reizvoll er ist, nicht erwünscht, so muß die Entscheidung der Automatik korrigiert werden.
Nehmen wir an, die Automatik würde zur Blende 8 als passende Verschlußzeit 4/500 S bei einer Filmempfindlichkeit von ISO 200/ 24ö ermitteln. Um das eigentliche Motiv richtig belichtet wiederzugeben, wäre es nun erforderlich, gegenüber dem von der Automatik gefundenen Wert eine Überbelichtung von ein bis zwei Belichtungsstufen herbeizuführen. Die Minolta X-300 macht das auf drei Arten möglich. Zum einen über den Memory-Lock (Belichtungsspeicher). In unserem Beispiel würde die Kamera geschwenkt, bis eine Belichtungszeit von 1/250 S bis 1/125 S angezeigt wird. Durch Drücken des Kombi-Schalters wird die Belichtungszeit gespeichert, die Kamera wird wieder auf das eigentliche Motiv gerichtet und ausgelöst. Die zweite Möglichkeit ist die Korrektur über die Filmempfindlichkeitseingabe.
Wird statt ISO 200/24xGRADx eine Empfindlichkeit zwischen ISO 100/21xGRADx und ISO 50/180 eingestellt, so reagiert die Kamera ebenfalls mit der gewünschten " Überbelichtung". Die dritte Möglichkeit ist, die entsprechende Verschlußzeit manuell einzustellen. Die beiden letzten Varianten werden aber nur dann zum Zuge kommen, wenn eine ganze Aufnahmeserie mit abweichenden Belichtungswerten geschossen werden soll.
Auch die Nachführ-Belichtungssteuerung wird selten angewandt werden. In diesem Fall müßte durch Verstellen von Zeit und/ oder Blende eine blinkende LED im Sucher mit einer konstant leuchtenden in Einklang gebracht werden. Das Ergebnis ist eine korrekte Belichtung, die die Automatik schneller und ebenso sicher zustande bringt.
Fazit
Die Minolta X-300 ist in das Minolta X-System eingebunden. Mit Ausnahme einiger Sonderfunktionen (TTL-Blitzbelichtungsmessung, Blitz-Programm-Automatik und Langzeit-Blitz-Automatik) und einiger verzichtbarer Ausstattungsmerkmale (Programmautomatik, akustische Warnsignale, Extra-Belichtungskorrektur über fest vorgegebene Korrekturfaktoren) kann die X-300 ebensoviel wie die "großen Schwestern". Besonders hervorzuheben sind die sichere Belichtungsautomatik, der bedienungsfreundliche Meßwertspeicher, das sehr helle Sucherbild, mit dem selbst lichtschwache Objektive gut zu verwenden sind, und die einfache Handhabung. Die Minolta X-300 ist mehr, als nur eine Abrundung des Systems.
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