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Artikel

1998

Beratung

Nikon FA und Olympus OM-4

Ärger mit Fremdobjektiven

Die Objektive der freien Hersteller sollen bei einigen der neuen Mehrfachautomatik-Kameras zu Schäden führen. COLOR FOTO befragte die deutschen Importeure von "Fremdobjektiven", wie sie zu diesem Vorwurf - erhoben von Nikon und Olympus - stehen.

Seit einiger Zeit warten Kamerakonstrukteure mit neuen Betriebsarten und -programmen auf, die zusätzliche Informationsübertragung zwischen Kamera und Objektiv erfordern. Nicht alle unabhängigen Hersteller waren darauf vorbereitet. Sowohl Olympus als auch Nikon hielten es für angebracht, Benützer ihrer neuesten Kamera (OM-4 und Nikon FA) ausdrücklich vor Beschädigungsgefahr durch Fremdobjektive zu warnen. Auch bei Pentax und Ricoh gibt es neue Informationsträger in der Objektivfassung, die nicht mit alten Objektiven funktionieren.

Olympus: Der verflixte Schaltstift

Das Problem bei der OM-4 ist der aus der Kamerafassung hervorstehende Kunststoffstift, der beim Ansetzen des Objektivs einen Schalter schließt. Dieser Schalter ermöglicht erst das Arbeiten der Belichtungsmessung und der Meß- und Dauerspeicher dieser Kamera. Kurz nach der Markteinführung der OM-4 liefen bei Olympus-Reparaturstätten jedoch neue OM-4 Modelle mit abgewetztem Schaltstift ein. Schuld daran waren bestimmt Fremdobjektive mit einer abweichenden Anordnung der Fixierschraube im Objektivflansch.
Wenn man von hinten auf ein Olympus-Objektiv sieht, so daß der rote Punkt am Objektivrand (Ansatzpunkt beim Einsetzen) und die daneben liegende Schraube oben liegen, dann befinden sich zwei weitere Schrauben um 115xGRADx versetzt nach links und rechts. Bei bestimmten Fremdobjektiven mit höher oben liegender Schraubbohrung gleitet diese aber beim Einsetzen über den Stift hinweg.
Bestenfalls bleibt diese Schraubbohrung über dem Stift stehen, so daß der Stift nicht ganz eingedrückt wird und sich die Belichtungsmessung unter Umständen nicht einschalten läßt. Hat man Pech, so schneidet die manchmal scharfe Kante der Schraubvertiefung beim Zurückdrehen des Objektivs (zum Abnehmen) etwas von der Stiftkuppe ab. Nach einem mehrmaligen Einsetzen und Abnehmen des Objektivs ist dann der Stift so weit abgetragen, daß er den Schalter nicht mehr betätigen kann.

Nikon: macht FA Fremd-Objektivwechsel unmöglich?

Einen zusätzlichen Stift am Kameraflansch hat auch die Nikon FA. Er schaltet beim Eindrücken in der Kamera einen Ausgleichsstromkreis ein, der die Meßautomatik an die Abblendmechanik der älteren Objektive angleicht. Objektive mit modifizierter Mechanik haben hinten neben der Entriegelungsnut eine halbrunde Mulde, die den Messumschaltstift wieder heraustreten läßt. Nach dem Erscheinen der FA erhielt Nikon reparaturbedürftige FA-Modelle. bei denen sich die Objektive nicht mehr abnehmen ließen.

Objektivhersteller passen sich den Kameras an

In einem von COLOR FOTO an die deutschen Vertretungen der Objektivhersteller gerichtete Rundschreiben nahmen die Importeure für Kiron, Tamron, Tokina und Vivitar Stellung.
Diese vier Firmen bestehen darauf, daß die Übertragungselemente ihrer Objektive genau den Kameraspezifikationen und Toleranzen entsprechen. Kiessling und Partner garantiert die einwandfreie Funktion von Kiron-Objektiven für fünf Jahre und "sind darüber hinaus bereit, jede Kamera, die nachweislich durch die Verwendung von Kiron-Objektiven beschädigt wird, auf unsere Kosten reparieren zu lassen". Tamron führt aus, daß lediglich das Kurzzeitprogramm mit Brennweiten über 135 mm nicht benützt werden kann.
Uniphot (Tokina) erklärt: "Alle seit 1979 gefertigten Tokina-Objektive mit Nikon AI-Anschluß sind praktisch uneingeschränkt an dem Nikon-Modell FA zu verwenden."
Die gegenwärtigen Objektive entsprechen aber auch der Fassung AI, also vorläufig ohne die Mulde und AI-S-Merkmale. Ilford (für Vivitar) ergänzt noch: "Vivitar hat viele gegenseitige Lizenzvereinbarungen mit Herstellern von Reflexkameras in Bezug auf optische und elektronische Ausführung, die auf die Hauptprodukte dieser Firmen abgestimmt sind." Vivitar erwähnt auch fortlaufend Kontrollen und Überprüfungen der ordnungsgemäßen Funktionsübertragung an Reflexkamera-Objektiven sowie Stichproben, um versteckte Änderungen der Kamerahersteller am Bajonett zu untersuchen.
Bleibt zum Schluß noch festzustellen, daß es zwar gewisse Anpassungsschwierigkeiten an die neue Kamerageneration gibt, daß aber von Seiten der Fremdhersteller Lösungen gefunden wurden oder zumindest fieberhaft an solchen gearbeitet wird.

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