← Zurück
Artikel
1998
Kameras
Ricoh XR-P
Ein Multi-Talent
Eine Kamera - mehrere Meinungen, das ist keine Seltenheit. So sind auch bei der neuen Ricoh XR-P die Ansichten über dieses Programmwunder geteilt. Der kritischen Betrachtung einer Kamera, die als zukunftsweisendes Experiment der Fototechniker gesehen wurde (COLOR FOTO 6/84), stellen wir jetzt den Erfahrungsbericht eines Praktikers gegenüber, der die Vorzüge der Programmvielfalt lobt.
Wenn jemand Hunde nicht mag, kann man mit ihm weder über Dackel noch über Bernhardiner reden: er will beide nicht. Mein Verständnis moderner Kameratechnik, bzw. meine Meinung zu Automatiken und Programmsteuerung einer Fotokamera, habe ich in "Ubrigens" dargestellt, was Sie am besten zuerst lesen sollten. Dann wissen Sie nämlich, ob Sie jetzt weiterlesen oder diesen Erfahrungsbericht einfach überblättern.
In COLOR FOTO 6/84 hat L. A. Mannheim bereits ausführlich über die Ricoh XR-P berichtet; zu ausführlich, wie mir scheint. Unter dem Titel "Wer soll das bedienen?" kommt er zu dem Schluß, diese Kamera sei für den Benützer zu kompliziert, und statt dem Fotografen die Wahl einer Einstellung zu vereinfachen, müsse er jetzt noch die Wahl der Betriebsarten lernen. Wenn Sie das Innenleben dieser Ricoh XR-P interessiert: L. A. Mannheim erklärt es Ihnen detailliert in COLOR FOTO 6/84.
Nur was seine Schlußfolgerungen betrifft, bin ich anderer Ansicht; und auf die Frage, wer das bedienen soll, antworte ich: "Sie, natürlich!" Wobei ich voraussetze, daß Sie auch zum Autofahren nicht zu dumm sind. Oder will mir jemand einreden, er könne an einer Kamera einen Schalter nicht auf "TV" stellen, wenn er Aufnahmen vom Bildschirm machen möchte?
Die neue Ricoh garantiert korrekte Belichtungen
Wenn Sie sonntags durch die Landschaft wandern, stellen Sie auf "P" wie Programm: die Ricoh weiß dann schon, was sie machen muß, damit Sie ein korrektes Bild bekommen. Und wenn Sie für dieses Heft Geld ausgegeben haben, kann mir niemand weismachen, Sie wären nicht in der Lage, den Unterschied zwischen einem Springpferd und einer Blattwanze zu erkennen: Das Pferd fotografiert man mit möglichst kurzer Belichtungszeit, während man für die Wanze eine möglichst kleine Blende zwecks Schärfentiefe braucht.
Also stellen Sie bei der XR-P auf "PA", wie "Aktion", für das Springpferd, und auf "PD" (Depth of Field, Schärfentiefe!) für das Wanzenporträt.
Trumpf durch hohen Gebrauchswert
Natürlich hat die Ricoh XR-P noch ein paar weitere Einstellmöglichkeiten, aber die müssen sie ja nicht anwenden, die könnten Sie nur mal gelegentlich brauchen, und dann stehen sie eben zur Verfügung, und das bei einem Kamerapreis, für den Sie anderswo nur ein einziges Programm bekommen.
Selbstverständlich gibt es auch Blitzprogramme, aber Sie brauchen doch nur zu wissen, daß Sie ohne Nachdenken zu tadellosen Blitzaufnahmen kommen, wenn Sie den Ricoh-Blitz 300 P in den Sucherschuh auf der Kamera einschieben. Auch mit der Tatsache, daß Ihnen dann ein grünes Licht anzeigt: Batterien in Ordnung, Blitz lädt sich auf, und ein rotes Licht, über dem "Ready" steht, meldet die Blitzbereitschaft - übrigens auch im Sucher der Kamera! - also das werden Sie doch wohl auch noch schaffen, oder?
Daß jemand, der in einen bereits ziemlich besetzen Markt einbrechen will, dies nur kann, wenn er bei mindestens gleich guter Qualität mehr bietet als die Konkurrenz und das bei einem besonders günstigen Preis, ist Ricoh klar und wird Ihnen ebenfalls einleuchten. Allerdings hat diese Ricoh bei einem extrem hohen Gebrauchswert halt einen vergleichsweise geringen Angeberwert. Stört Sie das? Hinzu kommt noch, daß Ricoh dieser Kamera eine vorbildliche Bedienungsanleitung - durchwegs Deutsch! - mitgibt!
Für die Ricoh XR-P mit Standardobjektiv 1,7/50 mm zahlen Sie rund 700 Mark. Den Winder für etwa 220 Mark sollten Sie sich ebenfalls leisten: dann haben Sie - über den Selbstauslöser, der in 0Stellung zugleich ein Direktauslöser für Linkshänder ist! - einen Intervall-Schalter, für Schaltzeiten von 2, 15 und 60 Sekunden, - ganz ohne Data-Rückwand, die es zusätzlich noch gibt. Ich habe die Aufnahmen, die Ihnen über diese Kamera mehr sagen sollen als viele Worte, mit den beiden sehr ordentlichen und angenehmen Ricoh-Objektiven Zoom 4,0/28-100 mm (Drehzoom!) und dem Schiebezoom 3,9/70-210 mm gemacht.
Zwei Verbesserungsvorschläge möchte ich anfügen: das Rad für die Belichtungskorrektur (die zwar im Sucher blinkend angezeigt wird!) feststellbar machen, außerdem fehlt noch ein Hebelchen - ähnlich dem für Mehrfachbelichtungen! zum Umschalten auf Selektivmessung in allen Programmen.
{ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}