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Artikel

1998

Kameras

Vergleichstest Hanimex Amphibian - Nikonos V

Auf Tauchstation

Zwei Kleinbild-Unterwasserkameras für Tiefen bis rund 50 Meter streiten um die Gunst der Taucher, Schnorchler, Surfer und Segler: Hanimex Amphibian und Nikonos V. Ist die eine die "Knipserkamera", die zur Not auch mal naß werden kann, und die andere das Profiwerkzeug für Anspruchsvolle?

Den größten Unterschied zwischen beiden Sucher-Unterwasserkameras macht auf den ersten Blick die Gehäuseform und bei näherer Information der Preis aus. Die Hanimex-Kaufleute geben sich mit 500 DM zufrieden, während für die Nikonos mit dem Objektiv 2,8/35 mm rund 1200 Mark bezahlt werden müssen.
Sie hat tatsächlich etwas Ähnlichkeit mit einem Spielzeug, die Hanimex Amphibian. Das grell orange Kunststoffgehäuse, etwas grobschlächtig und unförmig, läßt sie wie ein Requisit fürs Kinderzimmer wirken. Die abgerundeten, griffsicheren Bedienungselemente für die Blende- und Entfernungseinstellung könnten auch für tolpatschige Kinderhände gemacht sein. Doch der erste Eindruck täuscht. Wer in der Bedienungsanleitung blättert, erfährt daß die Amphibian bis zu "ernsthaften" 45 Metern Tiefe dichthält. Eine O-Ring bewehrte, wabenartig versteifte Rückwand und ein 
solides Kunststoffgehäuse machen es möglich. Daneben bietet sie ausgesprochene Komfortattribute wie den motorischen Filmtransport und Rücklauf und das eingebaute, wenn auch nicht besonders leistungsfähige Blitzgerät. Die Reichweite unter Wasser beträgt mit einem 400er-Film lediglich drei Meter.

Amphibian - begrenzte Einsatzmöglichkeiten

Eine spezielle Programmautomatik steuert zur vorgewählten Blende eine passende Zeit hinzu. Leider erfährt der Fotograf nicht welche, denn auf eine Sucheranzeige wurde der Einfachheit halber gleich verzichtet. Ein Grünsignal auf der Rückseite zeigt allerdings an, ob der Kamera die vorgewählte Blende für die entsprechende Zeitkombination genehm ist oder nicht. Zwei rote Leuchtdioden zeige Über- bzw. Unterbelichtung an. Die Bedienungshebel für Blende (links) und Entfernung (rechts) an der Vorderseite der Kamera sind gut positioniert und lassen sich auch mit ungelenken Handschuhfingern gut einstellen.
Klappt man mit Hilfe eines griffigen Drehknopfes die stabile Rückwand auf, so stößt man auf die Filmempfindlichkeitseinstellung, die leider nur drei Filmtypen vorsieht: ISO 64/19xGRADx, 100/21xGRADx und 400/27xGRADx. Außerdem werden Objekte unter der Wasseroberfläche größer wiedergegeben, Entfernungen scheinen demzufolge zu schrumpfen. Dieser Tatsache trägt das eingebaute 2,8/35 mm Objektiv Rechnung, denn sein Bildwinkel entspricht dem eines 50mm-Normalobjektivs an Land.
"Wir sehen in der Hanimex Amphibian keine Konkurrenz zu unserer Nikonos", konstatiert Alfred Scheffer von der Deutschen Nikon GmbH selbstbewußt. Das Design wirkt eindeutig professioneller als bei der Amphibian. Trotz des höheren Gewichts - das Gehäuse aus einer Kupfer-Aluminium-Legierung zeichnet dafür verantwortlich - liegt sie wesentlich besser in der Hand.
Auch die Ausstattungsmerkmale der Nikonos können sich sehen lassen, gilt sie doch als echte Systemkamera, bestückbar mit fünf Wechselobjektiven von 15 mm, 28 mm, 35 mm und 80 mm Brennweite. Obendrein ist sie noch ein Zeitautomat mit Blendenvorwahl.
Wahlweise können die Verschlußzeiten 1/1000 Sek. bis 1/30 Sek. jedoch auch manuell eingestellt werden. Die Kamera zeigt die manuell gewählte oder automatisch ermittelte Verschlußzeit bei leichtem Druck auf den Auslöser im hellen Leuchtrahmensucher an.
Problemlose Blitzaufnahmen erlaubt die TTL-Blitzsteuerung mit dem Systemblitzgerät Nikon SB 102 im wasserdichten Gehäuse. Ab einer Wassertiefe von fünf Metern empfiehlt der Hersteller Blitzaufnahmen zur Farbneutralisierung wegen des dann vorherrschenden Blau-Grün-Stichs bei natürlichem Licht.
Blende und Entfernung stellt der Fotograf über walzenförmige Rändelräder am Objektiv ein. Nicht neu, aber praktisch ist der Schärfentiefenindikator, der sich mit der Blendeneinstellung automatisch verändert. Das 2,5/35 mm Nikkor-"Normalobjektiv" garantiert eine vorzügliche Schärfe und kontrastreiche Aufnahmen auch oberhalb des Meeresspiegels. Die Amphibian kann da nicht ganz mithalten. Als weitere Besonderheit der Nikonos - die übrigens früher Calypso hieß und als Prototyp von dem Meeresforscher Jacques Cousteau entwickelt wurde - fällt das leise Auslössgeräusch in sattem, dumpfen Ton auf. Das massive Gehäuse wirkt als Schallschlucker.

Fazit: Die Nikonos, eine jahrzehntelang bewährte und ausgereifte Systemkamera, die speziell für die Unterwasserfotografie konstruiert wurde, kann natürlich höhere Ansprüche erfüllen als die Kompromißlösung von Hanimex. Bei ihr hat man den Eindruck, eine normale Sucherkamera wurde in ein robustes Kunststoffgehäuse eingebaut. Sie wird jedoch Amateuransprüchen durchaus gerecht. Für die theoretisch erreichbaren 45 Meter Tiefe reicht die Blitzleistung bei weitem nicht aus. Die Domäne der Amphibian ist wohl eher der Bereich bis 10 Meter Tiefe. Auch beim Surfen und Segeln kann eine wasserdichte Kamera nützlich sein, zumal die Amphibian mit einem Preis von 500 Mark kaum teurer ist als eine Autofokus-Sucherkamera.

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