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Artikel

1998

Historie

Kleinstbildkameras für das 16er Format von Rollei und Minolta

Das vergessene Format

Wer kennt sie noch, die Vorläufer der Pocketkameras? Dabei ist es noch gar nicht so lange her, seit sie vom Markt verschwanden, runde zehn Jahre nämlich. Minolta und Rollei engagierten sich besonders im Bereich der Wer, doch das Erscheinen der Pocket-Kassette verdrängte diese kleinen Kameras.

Die Revolution kam, wie so oft auf dem Filmsektor, aus Rochester/USA. Der gelbe Riese Kodak brachte nach langer Entwicklungszeit 1972 die Pocketkassette auf den Markt. Der Gedanke, eine Kamera für die Hosentasche als ständigen Begleiter zu entwickeln, war freilich nicht neu und erst recht nicht das Verdienst von Kodak.
Schon in den dreißiger Jahren hatte ein Deutscher namens Walter Zapp im lettischen Riga die Idee zu einer Kleinstkamera. Sie wurde unter dem Namen Minox weltberühmt. Das Prestige, das sie ausstrahlte, ihre faszinierende Miniaturtechnik und der Hauch von James Bond führte in den sechziger Jahren neben den unbestreitbaren praktischen Vorzügen zu einem wahrhaften Minox-Boom. Es galt einfach als chic, eine Minox an der Meßkette spazierenzutragen. Und nicht zuletzt ihr Preis machte sie begehrenswert. Immerhin kostete eine Minox B im Jahre 1965 rund 400 Mark

Minolta - Pionier der kleinen 16er Kameras

In dem hohen Preis witterten die Japaner, allen voran Minolta und Mamiya ihre Chance. Minolta entwickelte eine Kamera für 16 mm-Kassettenfilm, Negativformat 10 x 14 mm. Die Modelle Minolta 16 P und 16 II von 1960 kosteten nur 80 bis 100 Mark. Die 16 II als Weiterentwicklung der 16 P besaß bereits einen Teleskopaufzug a la Minox und ein UV-Sperrfilter. Außerdem gab es Filter als Zubehör und Vorsatzlinsen für Nah- und für Unendlich-Aufnahmen(!).
Zwei Jahre später, zur photokina 1962, entdeckten auch die deutschen Firmen Edixa und Rollei den Reiz des 16mm-Formats. Sie brachten die Kleinstkameras Edixa 16 und Rollei 16 auf den Markt. Allerdings existieren bedeutende Unterschiede zu den Produkten aus Japan. Rollei sowie die Wiesbadener Wirgin-Werke - besser bekannt unter dem Produktnamen Edixa - konfektionierten den 16er-Film in Patronen für 18 Aufnahmen im Format 12x17 mm. Dies macht zwar am Filmende das Rückspulen erforderlich, verbesserte aber die Planlage des Films, da eine Andruckplatte wirksam werden konnte.
Diese Finessen trieben das Preisniveau jenseits der 300 Mark Grenze. Aber damit nicht genug. Die Rollei 16, 1965 nach einigen Detailverbesserungen in Rollei 16 S umgetauft, sprengte nach damaliger Rollei-Manier den Rahmen der Konkurrenz bei weitem. Vielleicht schossen die Braunschweiger auch etwas über das Ziel hinaus, wenn man den großen Aufwand in Relation zum Filmformat setzt: Eine mechanische Programmautomatik von dem Gossen-Selen-Belichtungsmesser gesteuert, wählt selbsttätig die richtige Zeit-Blenden-Kombination. Das Objektiv, ein Tessar mit den Kenndaten 2,8/25 mm, lieferte traditionsgemäß Carl Zeiss. Der Fotograf klappte den Sucher bei Bedarf mittels Knopfdruck seitlich aus. Die Filmempfindlichkeitseinstellung enthielt eine Minuskorrektur für unproblematische Gegenlichtaufnahmen.

Rollei 16 S - technischer Höhenflug mit 12x17 mm

Das Ganzmetallgehäuse bezogen die Rollei-Designer, die den Prototypen dieser Kamera liebevoll Bambino tauften, mit Eidechsleder. Dies alles konnte natürlich nicht billig sein. Im Auslaufjahr 1973 stand die Rollei 16 S mit 550 Mark in den Preislisten der Fotohändler, damit erreichte sie das Preisniveau der Minox C, ohne deshalb ähnlich elegant und chic zu gelten.
Minolta verfeinerte seine 16er Reihe nach der 16 II konsequent weiter, verzichtete dabei jedoch auf kostspielige technische Höhenflüge und behielt konsequent die Albumfotografen als Zielgruppe im Auge. 1962 kam die 16 EE heraus, immerhin schon für gewagte 200 Mark, doch mit automatischer Blendensteuerung und lichtstarkem 2,8/25 mm Rokkor-Objektiv.
Die 16 MG von 1966 besaß als besondere Finesse eine vorschiebbare Porträtlinse für das Fixfokusobjektiv, daß eine Naheinstellung von 1,20 m ermöglichte. Vier Jahre später stieg Minolta mit der MG-S auf das Format 12x17 mm um. Das bedeutet eine gleich um 50 Prozent vergrößerte Negativfläche. Außerdem wartete die MG-S mit so fortschrittlichen Details wie CdS-Belichtungsautomatik und einer Filmempfindlichkeitseinstellung von 15-27 DIN ausgestattet.
Beim Filmtransport kehrten die Minolta-Techniker zum Rändelrad zurück. Die 16 MG-S kostete 300 Mark.
Das letzte Modell der beliebten 16er-Reihe von Minolta, die 16 QT von 1972, wirkt schon optisch wie eine moderne Pocketkamera. Die Belichtungseinstellung funktioniert halbautomatisch mit Blendennachführung. Zwei Verschlußzeiten 1/30 Sek. und 1/250 Sek. sind wählbar. Für 150 Mark bot die Kamera einen reellen Gegenwert. Aber der Schwanengesang der 16er Kameras, für die es noch Filme gibt, war bereits zu hören, einfachere und vor allem billigere Pocketkameras eroberten den Markt.
Und wenn es nach Kodak ginge, hätte die Disc-Kamera, die 1981 auf den Markt kam, inzwischen die Pockets verdrängt, nach ebenfalls 12 Jahren "Amtszeit" genau wie bei den Sechzehnern.

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