← Zurück
Artikel
Normtest
Nikon FG
Nikon setzt den Hebel an
Mit der Nikon FG geht Nikon den ersten Schritt zu einer Blendenautomatik, ein Schritt auf den man lange warten mußte. In der FG gesellt sich zu der bekannten Zeitautomatik eine Programmautomatik, die gerade Aufsteigern in die SLR-Klasse die Umstellung auf die neue Technik erleichtert, bietet sie doch den Komfort, den sie von Pocket- oder Kompakt-Kleinbildkameras gewohnt sind.
Nach den Multiautomaten der ersten Generation, die die Kluft zwischen den Anhängern von Zeit- bzw. Blendenautomatik überbrückten, indem sie beide Automatiken anboten, gibt es nun die Multiautomaten der zweiten Generation. In ihnen ist eine der beiden herkömmlichen Belichtungsautomatiken mit einer' Programmautomatik kombiniert. Das setzt aber auf jeden Fall voraus, daß zum einen die vom Belichtungsmesser ermittelte Blende auf das Objektiv übertragen werden kann, da bei der Programmautomatik ja sowohl die Zeit als auch die Blende - in definierten Paaren einander zugeordnet - von der Kamera gesteuert werden und daß die Kamera zum anderen die Anfangsöffnung des Objektivs kennt, die bei der Blendensteuerung als Bezugspunkt dient.
Nikon hielt über viele Jahre hinweg an der Zeitautomatik nach Blendenvorwahl fest, solange, daß viele Fans glaubten, Nikon hätte den Anschluß verpaßt.
Aber schon mit der Nikon EM zeigte sich erstmals, daß man im Hause Nippon Kogaku K.K. nicht gewillt zu sein scheint, den Markt der Multiautomaten ganz den anderen Herstellern zu überlassen. Die Nikon EM nämlich - selbst noch ein normaler Zeitautomat - verfügte über einen kleinen Hebel im Spiegelkasten, über den die Kamera die Anfangsöffnung des Objektivs erfährt. Die Al-Objektive sind mit einer "Nase" als entsprechendem Gegenstück ausgerüstet. Was bei der EM nur wichtig war, um mit dem Blitzgerät SB-E richtig belichtete Bilder zu erhalten, eröffnete insgesamt gesehen schon damals neue Perspektiven: der Hebel im Spiegelkasten und die "Nase" an den Al-Objektiven machten es prinzipiell möglich, einen Nikon Blendenautomaten bzw., Multiautomaten zu bauen.
Diese Einleitung scheint nötig zu sein, um der Nikon FG den ihr gebührenden Platz innerhalb der Nikon-Familie zuzuweisen. Die FG ist die erste Nikon, die die mit der EM und den Al-Objektiven gegebenen Möglichkeiten ausnutzt.
Die reizvolle Schwester
Während die Nikon FG über die gleichen Außenmaße verfügt wie die EM (Folge: die Motoren MD-E und MD-14 sind kompatibel), ist sie von ihren inneren Werten um einiges reizvoller.
Sie bietet zur Belichtungssteuerung neben Programmautomatik auch Zeitautomatik und manuelle Einstellung von Zeit und Blende mit Nachführanzeige und sie bietet mit dem Blitzgerät SB-15 TTL-Blitzbelichtungssteuerung, ein Feature, das bei Nikon bislang dem Flaggschiff F3 vorbehalten war. Wie erstmals die EM (und wie viele Mitbewerber inzwischen auch) warnt die FG durch ein akustisches Signal, wenn die Verschlußzeit länger wird als 1/30s bzw. wenn Ober- oder Unterbelichtung droht. Der Pieps ertönt allerdings nur, wenn die akustische Warnanzeige eingeschaltet ist und der Auslöser gleichzeitig leicht angetippt wird.
Für die Aktivierung des Belichtungsmessers und der Sucheranzeigen genügt es hingegen, den Auslöser nur einmal kurz anzutippen. Nach 16 s schaltet die Kamera den Belichtungsmesser und die Anzeigen selbsttätig wieder ab, was zur Energieersparnis dienen soll und gleichzeitig zur Batterieprüfung dient.
Diese Lösung erscheint nicht ganz logisch, da die 16-Sekunden-Frist bis zur Stromabschaltung auch dann eingehalten wird, wenn eine Auslösung erfolgte. Also wird auch dann 16 s lang Strom verbraucht, wenn man die Kamera ans Auge nimmt, schnell fokussiert und auslöst, wofür die FG dank der P-Einstellung ja prädestiniert ist.
Die weitere Ausstattung der Nikon FG ist nicht gerade üppig zu nennen. So bietet sie zwar einen Selbstauslöser aber keine Abblendtaste, bietet eine Gegenlichttaste (+ 2 Blendenstufen) und eine Belichtungskorrekturmöglichkeit im Bereich von +2 Blendenstufen (halbstufig rastend und arretierbar), verzichtet aber auf eine Memorytaste, mit der eine solche Korrektur einfacher zu bewerkstelligen wäre.
Weitere Details: Das Verschlußzeitenrad ist in den Stellungen "A" für Zeitautomatik und "P" für Programmautomatik zu arretieren; der Schnellschalthebel ist mit einem Gelenk versehen, kann so bündig an das Kameragehäuse angelegt werden und sich nirgends festhaken; geradezu rührend ist das Ergebnis des Versuches ausgefallen, der FG einen Haltegriff mitzugeben, von dem man allerdings guten Gewissens sagen kann, daß er nicht stört. Eine Einrichtung für problemlose Doppelbelichtungen wurde nicht vorgesehen, wird aber auch nur von wenigen Anwendern vermißt werden.
Wenn auch das Filmeinlegen mit den altbekannten Schwierigkeiten verbunden ist, die eine Mehrschlitzspule so mit sich bringt, so ist in diesem Zusammenhang lobend zu erwähnen, daß das Belichtungsmeßsystem erst dann in Aktion tritt, wenn effektiv das erste Bild belichtet wird. Vorher ist der Verschluß automatisch auf die 1/90 s eingestellt. Das ist von Vorteil, wenn bei wenig Licht oder aufgesetztem Objektivdeckel ein Film in die Kamera eingelegt wird. Ohne die automatische Vorsichtsmaßnahme würden nun nach jedem Auslösen lange Zeiten gesteuert, das Filmeinlegen also unnötig verlängert.
Was die Integration der FG in das Nikon-Programm betrifft, so wurde bereits erwähnt, daß auch der Motordrive MD-E, der für die Nikon EM konstruiert wurde, an der FG eingesetzt werden kann. Ohne TTL-Messung können auch die Nikon-Blitze (gegebenenfalls über Adapter) an der FG eingesetzt werden und für Überwachungsaufgaben bzw. für vergeßliche Hobbyfotografen steht die Datenrückwand MF-15 bereit.
Betrachtet man die Zielgruppe dieser Kamera, so sollte es nicht überbewertet werden, daß manche Objektivtypen Oberhaupt nicht, andere bis zu einer bestimmten Seriennummer nicht und wieder andere nur bei Programmautomatik nicht eingesetzt werden können. Schließlich wird es nicht allzuviele Hobbyfotografen geben, die um nur ein Beispiel zu nennen ein Zoom-Nikkor ED 11/360-1200 mm ihr Eigen nennen und nun auf die FG verzichten müssen. Genauere Hinweise auf die Verwendungsfähigkeit einzelner Objektive zusammen mit der FG sind der Bedienungsanleitung zu entnehmen, die recht übersichtlich ausgefallen ist.
Präzise Zeiten dank Ouartzsteuerung
Für diesen NORMTEST stand der Kamerabody mit der Nummer 8220434 und das Serie-E Normalobjektiv 1,8/50 mm mit der Nummer 2296277 zur Verfügung. Die Belichtung wurde fotoelektrisch in der Filmebene gemessen.
Verschlußzeiten: Als manuell einstellbare Verschlußzeiten stehen alle ganzen Werte von 1 s bis zu 1/1000 s, die mechanisch gesteuerte Verschlußzeit 1/90 s und B zur Verfügung. Alle längeren Verschlußzeiten wurden dank der Quartzsteuerung äußerst präzise eingehalten, aber auch die 1/1000 s kann mit einer Abweichung von nur 1/6 Blendenstufe als sehr genau bezeichnet werden. Der manuelle Belichtungsabgleich erfolgt über die LED-Anzeige im Sucher, wobei die von der Belichtungsautomatik ermittelte Belichtungszeit von blinkenden LED , die am Verschlußzeitenrad eingestellte Zeit durch eine stetig leuchtende LED angezeigt wird. Beginnt die blinkende LED konstant zu leuchten, so ist die korrekte Belichtungszeit eingestellt, was die Zeitautomatik aber schneller kann. Man wird also hauptsächlich dann die Zeit nachfahren, wenn ein besonderer Effekt angestrebt wird.
Zeitautomatik: Bei Betrieb mit Zeitautomatik arbeitet die Nikon FG sehr genau mit nur 1/6 Blendenstufe Abweichung. Der Meß- und Steuerbereich der Belichtungsautomatik kann nach unten etwas überschritten werden. So ergeben sich bei Belichtungszeiten von 4 s noch keine nennenswerten Belichtungsfehler. Ein stabiles Stativ vorausgesetzt bedeutet das in der Praxis, daß man die Blende gegenüber dem Wert, zu dem die 1 s als korrekte Verschlußzeit angezeigt wird, noch um 2 Werte schließen kann, allerdings ohne Gewähr. Das Vorgehen bei Zeitautomatikbetrieb ist problemlos. Das Verschlußzeitenrad wird in der Einstellung "A" (grün markiert) arretiert, die gewünschte Blende (und davon abhängig die Schärfentiefe) werden vorgewählt und die Kamera bildet die passende Verschlußzeit stufenlos.
Programmautomatik: Bei Betrieb mit Programmautomatik kann der Nikon FG mit einem größten Belichtungsfehler von ca. 1/3 Blendenstufe gute Genauigkeit bestätigt werden.
Auch bei Programmautomatik kann der Meßbereich nach unten etwas überschritten werden.
Laut Bedienungsanleitung ist bei der Nikon FG das Verschlußzeitenrad auf "P" (orange markiert) und gleichzeitig der Blendenring auf Blende 11 oder kleiner einzustellen, wenn die Programmautomatik richtig funktionieren soll. Bei unseren Messungen stellte sich heraus, daß die Programmautomatik auch bei Einstellung auf größere Blenden arbeitet, solange der Arbeitsbereich nicht überschritten wird. Dabei muß allerdings in Kauf genommen werden, daß kleinere Blendenwerte als der eingestellte nicht gebildet werden können.
Die Programmautomatik der Nikon FG arbeitet mit Priorität der kurzen Verschlußzeiten, d. h. sie hält auf Kosten der Schärfentiefe zunächst die Blende offen und verkürzt die Verschlußzeit, ehe sie beginnt, B lande und Zeit zu beeinflussen.
Belichtungsmesser: Die Belichtungsmessung erfolgt bei der Nikon FG laut Bedienungsanleitung mit eindeutigem Schwergewicht auf einem zentralen Kreis von 12 mm Durchmesser im Sucher. Die Messung ergab, daß dies nicht in dem Ausmaß richtig ist, wie bei anderen Nikon Kameras, daß aber durchaus berechtigt von einer mittenbetonten Maßcharakteristik die Rede ist.
Der Meßbereich des Belichtungsmessers (Messung erfolgt mit Siliziumzelle) reicht insgesamt von EV 1 bis EV 18, der gesamte Bereich wird allerdings nur mit Filmen von 12-100 ASA abgedeckt, beim 200- und 400-ASA-Film reicht er von EV 3 bis EV 18, bezogen auf ein 1,4/50-mm-Objektiv. Es können Filmempfindlichkeiten zwischen 12 und 3200 ASA eingestellt werden.
Sucher: Der Sucher ist übersichtlich und mit den für Nikon typischen Einstellhilfen versehen. In der Mitte ein Schnittbildkeil mit waagerecht angeordneter Schnittkante, darum ein Mikroprismenring und diesen umgebend die Markierung für die Maßzone. Rechts innerhalb des Sucherbildes die Verschlußzeitenskala von 1/1000 s bis 1 s und Blitzsymbol, außerhalb des Sucherbildes die zugehörigen Leuchtdioden plus zwei Leuchtdioden für Ober/Unterbelichtungswarnung, die abwechselnd blinken, wenn bei Programmautomatikbetrieb nicht auf Blende 11 oder kleiner eingestellt wurde. Eine Anzeige der Blende fehlt, ebenso eine Warnung bei eingestelltem Korrekturfaktor.
Keine Economy mehr
Alles in allem stellt sich die Nikon FG als Kamera für alle die dar, die einerseits fotografieren möchten, ohne sich viele Gedanken zur Technik machen zu müssen (Programm- und TTL-Blitzautomatik), die sich aber andererseits von der Kamera nicht das Heft aus der Hand nehmen lassen möchten (Korrekturmöglichkeit, manuelle Einstellung). Aufgrund ihrer Vielseitigkeit hebt sie sich schon recht deutlich von der kleinen Schwester EM ab.
Plus und Minus
Plus
präzise Belichtungssteuerung
TTL-Blitzautomatik
präzise Belichtungssteuerung
TTL-Blitzautomatik
Minus
keine Memorytaste
keine Abblendtaste
{ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}