← Zurück
Artikel
1998
Kameras
Minolta AF-E/Pentax PC35 AF-M
Die Stillen im Lande
Zwei Kompaktkameras nehmen dem Fotografen auch noch die Arbeit ab, die Filmempfindlichkeit einstellen zu müssen: die Minolta AF-E und die Pentax PC 35 AF-M.
Der Hauptunterschied zwischen diesen beiden kompakten Autofokuskameras mit eingebautem Blitz liegt im Gewicht: die Pentax wiegt 340 Gramm, die Minolta nur 245. Das kann für extreme Bergsteiger wichtig sein (95 Gramm Reis mehr!), uns Normalverbrauchern macht das nichts aus. Die Gretchenfrage bei diesen - inzwischen mehr und mehr beliebten! - Kameras lautet: wie hältst du es mit der Tasche? Auch da können wir frei nach Gusto wählen, denn jeder bessere Schneider wäre entsetzt und würde nie mehr für uns arbeiten, wollten wir eine von beiden in die Tasche eines eleganten Sakkos stecken. Man kann auch sowohl die Minolta als auch die Pentax einer Dame schenken, wenn sie zu jener Art gehört, die unergründliche Handtaschen liebt. Und damit sind wir endlich beim Thema: man kann auch mit jeder fotografieren und dies - wie an den Aufnahmen zu sehen ist - gleich gut!
Was für beide sehr wichtig ist: sie haben eine automatische Filmeinfädelung, wobei die der Pentax noch eine Spur automatischer ist. Sobald der Film drin ist, und Sie die Rückwand schließen, zieht ihn die Kamera zum ersten Bild durch; bei der Minolta hingegen müssen Sie sich der Mühe unterziehen, einmal auf den Auslöser zu drücken, bis die Kamera zum ersten Bild transportiert; eine Arbeit, die man dem Kunden zumuten kann.
Und nun muß ich ein wenig abschweifen, was die Pentax betrifft.. Es gab (und gibt) nämlich ein Vorläufer-Modell, die Pentax ohne das "M", also eine nackte PC35 AF. Sie ging in die Geschichte ein als "lachende Kamera", weil jedesmal entweder Pentax oder der Fotohändler lachte, wenn jemand sie kaufte.. Man mußte bei ihr nämlich - während anderswo bereits lange Zeit automatisch eingefädelt wurde! - den Film nicht nur in einen Spulenschlitz fummeln, sondern rieb sich beim Transport nach jeder Aufnahme den Daumen an dem Reibrad wund. War der Film belichtet, mußte man ihn per Hand zurückkurbeln. Zu alledem war diese grinsende Kamera auch noch tückisch: sie täuschte einen Filmtransport vor, auch wenn der Film nicht transportiert wurde! Schon der alte Wilhelm Busch wußte, daß der Mensch am liebsten aus Schadenfreude lacht. Nun, ich habe diese bösen Erfahrungen nicht verschwiegen, aber ich bilde mir nicht ein, daß mein derzeitiger Bericht Pentax veranlaßt haben könnte, dieser Kamera nun das "M" hinzuzufügen, was nicht weniger bedeutet als Motor. Noch nie schien mir ein "M" - von dem deutschen Wort Marsch abgesehen - so wichtig, wie bei dieser Kamera, die nun zu einem wahren Vergnügen ohne Reue geworden ist! Filmeinzug automatisch, Filmtransport automatisch, Filmrückspulung automatisch: alles per Mikromotor! Sollten Sie noch die Alte ohne "M" besitzen: geben Sie sie einem Fotohändler - wenn Sie einen so dummen finden! - in Zahlung für die Neue mit "M", oder schenken Sie sie jemanden, den Sie nicht ausstehen können.
Die Minolta AF-E ist nun etwas zu kurz gekommen, aber die hatte ja auch keine so laut lachende Vorgängerin. Beide haben hinten ein Fensterchen, damit Sie sehen, welchen Film Sie eingelegt haben; das ist bei beiden ein Phantom-Fenster, denn Sie sehen höchstens eine "36" bei normaler Filmlänge; welche Sorte können Sie nicht lesen, aber immerhin ist Kodak gelb, Fuji grün und Agfa ändert mal wieder die Farbe.
Einen gravierenden Unterschied werden Sie bei den Objektiven feststellen: die Pentax hat Lichtstärke 2,8 und fünf Linsen in fünf Gruppen während sich die Minolta mit Lichtstärke 3,5 und vier Linsen begnügt. Nun, die Differenz beträgt also weniger als eine volle Stufe, 3,5 bringt etwas mehr Schärfentiefe als 2,8, und vier Linsen spiegeln etwas weniger als fünf. Die Bilder sind jedenfalls bei beiden scharf genug, um z.B. Dias unter Dias jeden anderen Ursprungs mischen zu können. Und darauf allein kommt es an.
Beide Kameras schützen das Objektiv durch eine Abdeckung, bei der Pentax springt sie auf, was klingt, wie wenn einer eine Mauser durchlädt, die Minolta macht das geräuschlos.
Ein Vorteil der Pentax: wenn man den Auslöser leicht andrückt, erkennt man am unteren Sucherrand das Ergebnis des automatischen Scharfstellens: nah, mittel und fern.
Bei der Minolta müssen Sie sich unkontrolliert darauf verlassen, daß sie richtig mißt, und das tut sie auch.
Bei beiden Kameras ist es möglich, den Autofokus-Meßwert zu speichern, was bei diesen Kameras besonders wichtig ist. Das Meßfeld ist ja in der Suchermitte sichtbar und wenn Sie zwei Personen nebeneinander im Bild haben wollen, messen diese Kameras mitten durch auf unendlich, und die beiden Figuren im Vordergrund würden unscharf. Man verhindert das, indem man - bei beiden Kameras! - nur eine Person durch leichten Druck auf den Auslöser anmißt, diesen "Druckpunkt" festhält, dann den richtigen Bildausschnitt einstellt und richtig auslöst. Das gelingt mit der Pentax auch über den eingebauten Selbstauslöser, und zudem besitzt sie eine Gegenlichtkorrektur-Taste; auf beides muß man bei der Minolta verzichten.
Beide Kameras sind für die neuen "DX"-Filme ausgelegt, was Sie an elektrischen Kontakten in der Filmpatronen-Aufnahme erkennen: hier werden die neuen Patronen abgetastet und die Filmempfindlichkeit in die Kamera eingesteuert.
Da ist die Pentax der Minolta deutlich überlegen (dafür ist sie ja auch teurer!): sie mißt DX automatisch von ISO 25/15xGRADx bis 1600/33xGRADx, die Minolta nur von ISO 100/21xGRADx bis 1000/31xGRADx.
Manuell lassen sich bei der Pentax einstellen: ISO 100/21xGRADx, 200/24xGRADx, 400/27xGRADx und 1000/31xGRADx; bei der Minolta fehlen die ISO 1000/31xGRADx.
Die Blitzer sind bei beiden Kameras eingebaut; bei Pentax muß man, wenn Rotlicht im Sucher das anzeigt, den Blitzer herausspringen lassen, bei Minolta bleibt er immer im Gehäuse, funktioniert aber grundlegend anders. Hier erscheint bei leichtem Druck auf den Auslöser zunächst ein rotes Licht, was anzeigt, daß der Blitz noch nicht genug aufgeladen ist. Man muß nun den Auslöser für etwa drei Sekunden loslassen, dann leuchtet es bei Auslöserdruck nicht mehr rot, und dann kann geblitzt werden.
Fazit
Leichte Vorteile und kleine Nachteile wiegen sich gegenseitig auf, so daß es also eine reine Geschmacksfrage ist, für welche von beiden Sie sich entscheiden, wenn Sie's nicht nur nach dem Preis tun wollen, wo Minolta günstiger ist. (Zur Pentax gibt es eine Datenrückwand!)
{ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}