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Artikel
1998
Normtest
Kompaktkameras
Vier Kleine für den Spaß am Foto
Von vier benutzerfreundlichen und unkomplizierten Kleinbild-Kompakt-Kameras wollten wir durch einen präzisen Test erfahren, ob sie tatsächlich halten, was die Werbung für sie verspricht.
Kompaktkameras gibt es mittlerweile "wie Sand am Meer". In jedem Jahr kommen neue hinzu und wenn über technische Leistungsdaten oder ein ausgefallenes Design der Wert der einzelnen Kamera kaum noch zu steigern ist, dann sind Farbvariationen der Gehäuse zu erwarten, die allerdings eher in Standardfarben denn in "Modefarben" zu erhalten sind.
Kompaktkameras setzen fort, was in den fünfziger und sechziger Jahren weitverbreitet war: Das beliebte Angebot der Sucherkameras. Ihre Technologie hat sich seitdem grundlegend geändert. Wo Mechanik einst dominierend war, ist heute Elektronik, die elektronische Steuerung und der auf ein Minimum begrenzte elektromechanische Antrieb zu finden. Die Kameras wurden dadurch sicherer in ihrer Anwendung - die Ausbeute an guten Bildern kann mit ihnen weitaus umfangreicher sein, als die selbst ein erfahrener Amateur mit den Vorgängermodellen dieser Kameras, den Sucherkameras der fünfziger und sechziger Jahre, erhoffen durfte.
Kompaktkameras werden nach modernsten Methoden hergestellt - an kaum einer anderen Stelle der Kamerafabrikation findet man einen derart hohen Anteil an Produktionsrobotern, die eine kostengünstige Produktion bei hoher und gleichmäßiger Qualität des Endprodukts absichern sollen. Trotzdem findet man beim Ausprobieren der Kompaktkameras zum Teil gravierende Unterschiede. So gibt es Kompaktkameras, deren Entwickler den Album-Bilder-Fotografen im Auge hatten, die in der Regel auf Negativfilm fotografieren. Ihre Kameras haben durchweg eine mehr oder minder starke Neigung zur Überbelichtung, die für den Negativfilm vernachlässigt werden kann, eine Aufnahme auf Diafilm ohne besondere Kunstgriffe jedoch unmöglich macht.
Für den NORMTEST haben wir uns nun vier Kameras ausgesucht, die in den technischen Eigenschaften ähnlich sind, im Preis jedoch die Grenze von 300 bis 450 Mark nicht über- beziehungsweise unterschreiten. Wie stets in solchen Fällen konnte dabei auf regionale Preisunterschiede oder Tagespreise einer Werbeaktion Ihres Fotohändlers keine Rücksicht genommen werden.
Die Wahl fiel auf Nikon mit dem Modell Nikon L35AF, auf Olympus mit der Olympus AFL, auf Vivitar mit der Vivitar TEC 35 autofocus und auf die Yashica TAF Alle Kameras besitzen, wie die Buchstabenkombinationen in den Kamerabezeichnungen schon andeuten, eine automatische Schärfeeinstellung, ein Autofokus-System. Die Zuverlässigkeit dieser Systeme kann nicht bemängelt werden, wobei nicht vergessen werden darf, daß alle getesteten Kompaktkameras dieses Testberichtes kurzbrennweitige Objektive besitzen, weitwinkelähnliche Objektive mit einer Brennweite von 38 mm beziehungsweise 35 mm, die die Nachteile einer nicht besonders präzisen Scharfeinstellung in bestimmten Grenzen sowieso auszugleichen verstehen. Die empfohlene Mindestdistanz (80 cm beziehungsweise 1 m) vermeidet, daß der Benutzer in Bereiche kommt, in denen auch bei dieser Brennweite eine genauere Einstellung notwendig wäre.
Alle vier Kameras sind motorisiert, das heißt, der Transport nach der Aufnahme wird motorisch vorgenommen. Zusätzlich wird der Film bei allen vier Kameras nach der Belichtung der letzten Aufnahme motorisch zurückgespult. Im Fall der Vivitar Tec 35 autofocus geschieht dies sogar automatisch, wenn der Film nach der letzten Aufnahme transportiert werden soll und durch das Filmende der Transport um eine volle Bildlänge verhindert (blockiert) wird.
Bei allen vier Kameras kann das Rückspulen jedoch auch manuell ausgelöst werden. Nur bei zweien der Kameras scheint dies für einen Wechsel "zwischendurch" auf eine andere Filmsorte sinnvoll, denn diese beiden (die Nikon und die Olympus) ziehen den Film nicht vollständig in die Patrone ein.
Drei der Kameras sind für die Einstellung der Filmempfindlichkeit zwischen 50 ASA und 1000 ASA (laut Gravur) vorgesehen. Die Kamera von Vivitar, die die Einstellung mit Flüssigkristall-Anzeige bekanntgibt, beginnt bereits bei 25 ASA, endet jedoch bei 400 ASA. Olympus benutzt als einzige dieser Testreihe die Bezeichnung "ISO/ASA", Nikon zeigt "ASA/ I SO", bei der Yashica hat man sich auf "lSO" beschränkt, während Vivitar bei ASA blieb. Im Vergleich ist die Kritik angebracht, daß die Kamerahersteller sich einig werden sollten über die korrekte Bezeichnung, die empfohlene Schreibweise benutzen könnten (wenn letztlich auch die Skala weiterhin nur die ASA-Werte und nicht die Kombination wie bei ISO/ASA zeigt) und somit die vielbeschworene "Benutzerfreundlichkeit" praktizieren könnten, die bereits bei so kleinen und einfachen Dingen wie dem Maß für die Hinzustellende Filmempfindlichkeit beginnt.
Zwei interessante Details, die ebenfalls allen vier Kameras zu eigen sind: Für die Einstellung der Entfernung wird das eingebaute Objektiv in Drehung versetzt. Dabei wird das gesamte Objektiv und nicht nur die Frontlinse gedreht.
Der Verschluß, ebenfalls gleichartig bei aller vier Kameras, ist elektronisch gesteuert. Hier kommt eine sehr moderne Steuerung zur Anwendung, die mit den Verschlußlamellen gleichzeitig die Blendenöffnung festlegt. Somit liegen beide Funktionen in einer Ebene und die Anzahl der mechanisch bewegten Lamellen ist "halbiert". Eine positiv zu bewertende Konstruktion, die mögliche Störungen der Funktion von vornherein reduziert. Die Messung der Bildfrequenz ergab, daß mit der Yashica die schnellsten Aufnahmeserien möglich sind. Ihr Motor Scham 1,6 Bilder pro Sekunde. Zum Vergleich: Nikon 0,9 B/Sek., Olympus 1,2 B/Sek. und Vivitar 0,6 B/Sek.
Nikon L35AF
Mit dieser Kamera brachte Nikon die erste Autofokus-Kompaktkamera dieses Hauses auf den Markt.
Mit einem Gewicht von 390 Gramm liegt die Nikon L35AF im guten Mittelfeld der Kompaktkameras. Ihren Strombedarf zieht sie aus zwei Mignonzellen (Typ AA), die hinter einer bequem zu bedienenden Bodenklappe verschwinden. Messung, Steuerung und Filmtransport werden aus diesen Batterien versorgt. Es werden Alkali-Mangan-Batterien empfohlen, Nickel-Cadmium-Akkus sind in diesem Fall nicht geeignet. Wird der Blitz nicht benutzt, so darf man mit einem Batteriesatz eine Ausbeute von etwa dreißig Filmen erwarten, bei vollem Blitzeinsatz reduziert sich die Ausbeute auf fünf Filme, jeweils mit der Länge von 36 Aufnahmen. Für eine längere Party unter Fotografierfreudigen empfiehlt es sich somit, einen Satz Ersatzbatterien mitzunehmen. Zum Filmeinlegen ist nur darauf zu achten, die Patrone in das Aufnahmefach zu legen und den Filmstreifen bis zu einer roten Marke vorzuziehen. Nach schließen der Rückwand und einmaligem Druck auf den Auslöser wird der Film automatisch bis zum ersten Bild transportiert. Es sollte eine zusätzliche Leeraufnahme gemacht werden, da sich in der Praxis mit unterschiedlichen Labors zeigte, daß diese erste Aufnahme zumindest zur Hälfte verloren geht. Im Bereich mittlerer Lichtwerte arbeitet die Belichtungsautomatik innerhalb der zulässigen Toleranzen. Nur bei hohen Lichtwerten (14 bis 15) besteht eine Neigung zur Überbelichtung, bei niedrigen Lichtwerten (LW 6 und knapp darüber) eine Neigung zur Unterbelichtung. Ab Lichtwert 8,5 wird der Blitz automatisch in Funktion gesetzt. Der Auslöser bleibt dann solange mechanisch gesperrt, bis die volle Blitzleistung garantiert ist. Ferner stellen sich in diesem Meßbereich (LW 8,5 bis LW 6) längere Zeiten ein, die die Verwendung eines Stativs ratsam erscheinen lassen. Bezüglich der Blitzbelichtung, die im Bereich zwischen 0,8 und 3 m gemessen wurde, schnitt die Nikon L35AF von allen vier untersuchten Kameras am besten ab. Die Kamera besitzt (links neben dem Objektiv) einen Gegenlichthebel - eine nützliche Einrichtung, auf deren Aufgabe jedoch nur in der Gebrauchsanweisung, nicht an der Kamera selbst ein Hinweis zu finden ist.
Olympus AFL quick flash
Eine sehr schnelle Blitzfolgezeit zeichnet diese Kamera aus dem Hause Olympus aus, die ausschließlich aus Lithium-Batterien versorgt wird.
Mit einem Gewicht von 370 Gramm liegt die Olympus AFL quick flash in der mittlerer Gewichtsklasse aller vier getesteten Kameras. Ihre besonderen, auffälligen Merkmale: Ein grünes "Flackerlicht" im linken Rahmen des Suchereinblicks signalisiert den einwandfreien Filmtransport. Mit etwas Geschick kann ihr Benutzer diese Prüfung vornehmen, für die man in den anderen Fällen stets das Auge vom Sucher nehmen muß. Eine weitere Besonderheit: Der Objektivschutz. Mit einem kleinen Schieber unterhalb des Objektivs werden zwei Klappen vor das Objektiv geschwenkt, ein wirksamer Schutz gegen Staub, Fingerabdrücke und mechanische Beschädigung. Im selben Moment wird der Auslöser blockiert, womit Fehlbelichtungen ausgeschlossen werden. Die Belichtungsautomatik zeigt eine leichte Tendenz zur Unterbelichtung (im wesentlichen innerhalb der Grenzen bis -2/3 Blendenstufen, bei LW 6 jedoch etwas außerhalb der Grenze). In Verbindung mit dem Blitz werden die Toleranzgrenzen bis zu einer Entfernung von 2,6 m eingehalten. Auf weitere Distanzen ist mit einer Unterbelichtung von 1 Blendenstufe (bei drei Meter Entfernung) zu rechnen. Das Filmeinlegen ist bei dieser Kamera weitgehend automatisiert und vereinfacht. Die Patrone ist auf der linken Seite in das Aufnahmefach einzulegen, der Filmanfang in ein rot markiertes Feld vorzuziehen. Mit dem Schließen der Rückwand wird automatisch der Transport bis zur ersten Aufnahme eingeleitet. Auch hier gilt, daß eine Leeraufnahme zu Filmbeginn gemacht werden sollte, da im Labor mit dem Verlust des ersten Bildes zu rechnen ist. Die Stromversorgung dieser Kamera ist mit zwei fest eingebauten Lithium-Batterien (a 3 Volt) abgesichert. Blitz, Transport, Autofokus und Messung und Steuerung der Belichtung sind hiervon abhängig. Zu den sparsamen Stromverbrauchern in dieser Kamera zählen auch die Anzeige-Mittel, wie die (nur im Impuls betriebene) Transportanzeige und der "Piepser". Bei Blitzaufnahmen wird über die Bereitschaft keine Auskunft gegeben, der Verschluß wird nicht blockiert. In schneller Aufnahmefolge kann es zu Fehlbelichtungen kommen.
Vivitar TEC35 auto focus
Modernes Design und eine Bedienbarkeit im Stil des "elektronischen Zeitalters" kennzeichnen diese Kompaktkamera von Olympus.
Doppelten Schutz bietet die Vivitar Tec35 autofocus dem Objektiv: einerseits durch eine leicht zu reinigende Filterscheibe, die fest vor dem Objektiv eingebaut ist, andererseits durch einen Schieber, der Objektiv und Sucherbereich abdeckt. Mit 450 Gramm ist diese Kamera die schwerste in diesem Test, sie ist ferner ein paar Millimeter größer als die anderen getesteten Kameras. Soweit es die Einstellung der Filmempfindlichkeit, die Anzeige des Filmlaufs und eine Batteriekontrolle betrifft, wurde die modernste Technologie eingebaut: Tipptastenbedienung der Elektronik und Anzeige auf einem LCD-(Flüssigkristall)-Display. Für die stromfressenden Funktionen werden zwei Batterien (Alkali-Mangan, Typ AA) benötigt. Zur Erhaltung der Filmempfindlichkeitseinstellung und der Filmzählwerk-Anzeige ist eine Pufferbatterie fest eingebaut, eine Lithiumzelle, die ihren Dienst den Angaben entsprechend auf fünf Jahre zu versehen hat. Die Belichtungsautomatik neigt zu reichlicher Belichtung. In der Hauptsache bedeutet dies eine (sogar recht gleichmäßige) Überbelichtung um 2/3-Blendenstufen, oberhalb des Lichtwerts 13 nimmt die Überbelichtung bis auf 1 Blendenstufe zu. Unterhalb des Lichtwertes 7 nimmt die Überbelichtungsneigung ab, in diesem Bereich (unterhalb von LW 9,5) ist ferner damit zu rechnen, daß der Blitz von der Kamera automatisch ausgefahren und benutzt wird. Die Blitzbelichtung neigt zu knapper Belichtung. Bis zu einer Entfernung von 2,10 m bewegt sie sich innerhalb der Toleranzgrenzen. Auf noch größere Entfernung erreicht (bei ca. 2,5 m) die Unterbelichtung schnell die Größenordnung von 1 Blendenstufe. Das automatische Filmeinlegen (bis zum ersten Bild) muß mit einem Druck auf den Auslöser in Gang gesetzt werden. Beim Zurückspulen, das die Kamera selbsttätig einleitet, wird der Film voll in die Patrone eingezogen. Ein Filmwechsel zwischendurch ist somit nicht zu empfehlen. Als Besonderheit wäre noch zu erwähnen, daß das Blitzgerät sowohl manuell zugeschaltet werden kann, als auch abschaltbar ist, womit Langzeitbelichtungen ermöglicht werden.
Yashica TAF
Die leichteste Kamera in diesem Test kommt von Yashica, die man korrekterweise sogar "Kyocera/Yashica" nennen müßte.
Yashica TAF heißt die leichteste der in diesem NORMTEST vertretenen Kameras. Mit einem Gewicht von 300 Gramm unterschreitet sie den Durchschnitt beachtlich. Neben der Beschriftung für die Kamera (Yashica) und der für das Objektiv (Carl Zeiss Tessar) fällt ein neues Zeichen auf: Kyocera, das Yashicas Zugehörigkeit zu dem großen japanischen Keramik-Konzern verrät. Die Stromversorgung der Kamera wird aus zwei Alkali-Mangan-Batterien (Typ AA) sichergestellt. Alle Funktionen hängen davon ab, so daß ihr Benutzer mit jedem frischen Batteriesatz auch mit einer einwandfrei abgesicherten Funktion der Belichtungsmessung und Steuerung rechnen kann. Die zu erwartende Ausbeute von 120 Filmen der 24er-Länge ist erstaunlich hoch, sie reduziert sich selbstverständlich, wenn man das manuell zuschaltbare Blitzgerät benutzt. Wird ausschließlich mit Blitz belichtet, so ist eine Ausbeute von 12 Filmen der gleichen Länge zu erwarten. Auch diese Kamera besitzt einen eingebauten Motor für den Filmtransport und die Filmrückspulung. Als Besonderheit beim Filmeinlegen ist anzumerken, daß sich bei dieser Kamera im Gegensatz zu den anderen drei getesteten Kameras das Patronenfach auf der rechten Seite befindet. Eine leichte Umstellung, denn im weiteren ist das Filmeinlegen auch bei dieser Kamera nicht schwieriger als bei den anderen. Der Filmanfang muß bis zur Aufwickelspule gelegt werden und nach Schließen der Rückwand muß der Transport bis zur ersten Aufnahme durch einen einmaligen Druck auf den Auslöser in Gang gebracht werden. Die Rückspulung muß in jedem Fall durch einen kleinen Hebel im Boden der Kamera manuell gestartet werden. Auch diese Kamera zieht den Film vollkommen in die Spule zurück. Ferner muß darauf geachtet werden, daß man den Hebel für die Rückspulung wieder manuell zurückstellt, da eine automatische Endabschaltung nicht vorgesehen ist. Der Objektivschutz dieser Kamera ist sehr wirksam gestaltet. Eine kräftige, durchsichtige Folie ist vor die Frontlinse geschoben und wird bei jeder Aufnahme motorisch aus dem Strahlengang gebracht und anschließend wieder vorgeschoben.
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