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Artikel

1998

Kameras

Minolta 7000

Achtung scharfe Kamera!

Mit dem neuen Modell 7000 bringt Minolta nicht nur eine "verbesserte" Kamera auf den Markt, sondern ein völlig neues System mit ebenso neuen Objektiven. Ist ein solches Autofokus-System ein Wagnis oder eine Notwendigkeit, dem Fotografen praxisnahe Technik anzubieten?

Während Sie diese Zeilen lesen, hält der Frühling seinen Einzug; während ich diese Zeilen schreibe, herrscht tagelanger Schneesturm bei -25xGRADxC, also optimales Wetter zur Erprobung von Kamera und Objektiven.
Bei Sonne ist ja alles scharf. Was aber fotografiert man, wenn die Menschen vermummt durch die Straßen rennen, die Tiere im Zoo sich verkrochen haben, kein Sport stattfindet und Skifahrer und Rodler nur Glühwein trinken? Man geht ins Glashaus in Bad Tölz. Und nun zur Sache:

Auf den ersten Blick

Die 7000 ist eine KB-Motorkamera mit dem typischen Griffstück, das die vier Batterien 1,5 V AAA enthält. Das allein ist nicht neu. Ebenso ist das nahezu automatische Filmeinlegen mit Durchzug bis zum ersten Bild nicht neu, und wer heute noch mit Handtransport und angebautem Winder arbeitet, ist selbst dran schuld. Auch Autofokus-Objektive sind nicht mehr neu, selbst Kameras mit eingebauter Autofokus bzw. Einstellhilfe gibt es bereits. Und trotzdem ist die 7000 völlig neu, weil es nicht so sehr auf das verteilte Was ankommt, sondern auf das in sich systemgeschlossene Wie. Und das ist bei der 7000 aufregend neu und - um es gleich vorweg zu nehmen unerhört leistungsfähig, handlich und praxisgerecht.
Wenn Sie mit Ihrer bisherigen Fotoausrüstung glücklich sind, sollten Sie jetzt nicht mehr weiterlesen; wenn Sie in Eile sind, lesen Sie zuerst den "Steckbrief", und wenn Ihnen dann nicht das Wasser im Munde zusammenläuft, oder Sie ein prinzipieller Gegner von Display, Drucktasten und Elektronik sind, können Sie den restlichen Artikel ebenfalls überblättern.

Auf den zweiten Blick...

...erkennen Sie auf der Kamera das " Display" - auch nicht mehr unbekannt! - mit den stromsparenden LCD-Informationen über alle Kamerafunktionen, die natürlich über einige Drucktasten eingegeben werden, vor allem die vier Belichtungsprogramme, die dem Fotografen je nach seinem Vorhaben zu optimalen Ergebnissen verhelfen: Programmautomatik, Zeit- und Blendenautomatik, sowie manuelle Einstellung. Eine wichtige Besonderheit vorab: ob Sie nun gerade manuell oder mit Zeit- bzw. Blendenautomatik arbeiten: ein Fingerdruck auf die spezielle "P"-Taste genügt, und die Kamera stellt auf "Programm" mit den entsprechenden Zeit/Blendenwerten.

Die Funktionstasten auf der Kamera

Rechts der Hauptschalter für den Betriebsstrom: Aus, Ein und Ein mit Piep, den Sie also nicht einzuschalten brauchen. Darüber die erwähnte Rückholtaste für "P". Vorn, direkt hinter dem Auslöser - der bereits bei Fingerberührung (nicht Eindrücken!) die Messungen aktiviert - zwei Tasten mit Symbolen für "Auf" und "Ab" Hiermit können Sie bei jedem Programm die Verschlußzeit nach oben oder unten, je nach Notwendigkeit, verändern, wobei die Blende selbstverständlich außer bei "M" _ mitkommt. Zusätzlich steuern Sie mit diesen Tasten auch die Funktionen "P" (Programm) "A" (Zeitautomat) "S" (Blendenautomat) und "M" (manuell) ein. Das Pendant dazu bilden zwei ebensolche Tasten links am Kamerabajonett (für den linken Zeigefinger!), mit denen Sie die Blende - z. B. für mehr oder weniger Schärfentiefe! beeinflussen, wobei natürlich die Verschlußzeit folgt. Links auf der Kamera haben Sie vier Tasten (Fingernagel!), die Folgendes steuern: Belichtungskorrektur +/- je vier Werte in halben Stufen, Eingabe der Filmempfindlichkeit, "Mode", also P, A, S, M; und schließlich die Betriebsart: "S" = Einzelbild, "C" = Serie und Selbstauslöser. Alles wird deutlich im Display angezeigt, aber auch im...
Sucher, unter (!) dem Sucherbild, soweit die Daten fotografisch wichtig sind, z. B. Zeit und Blende. Reicht das Licht draußen zum Erkennen dieser Daten nicht aus, beleuchtet die Kamera dieses Datenfenster automatisch für 10 Sekunden nach Antippen des Auslösers! Komfort da, wo er nützlich ist.
Im Sucher erkennen Sie auf der sehr hellen; aber sonst glatten Einstellscheibe - es stehen vier zur Verfügung, man kann sie selber wechseln! - ein kleines, nicht störendes Rechteck: das ist das Meßfeld für die neuartige Autofokus-Kamera Minolta 7000.
Das Autofokus-System der 7000 ist neu, funktionell und bietet in der Praxis eminente Vorteile.

Die Autofokus-Kamera Minolta 7000

Nun mag ein Wermutstropfen in den Freudenkelch aller bisherigen Minolta-Besitzer und Fans fallen: Bajonett und Objektive der 7000 sind neu, nichts von bisherigen Minoltas paßt! Und das kommt von dem neuen Autofokus-System. Die Werte aller Objektive werden über Kontakte in die Kamera übertragen. So der Autofokus, der schneller reagiert, als eine Schärfe-Einstellung von Hand möglich ist. Dabei reicht selbst geringer Kontrast und wenig Licht. Hat sich volle Schärfe eingestellt, erkennen Sie dies ebenfalls im Sucher an einem grünen Signal (auf Wunsch zusätzlich mit Piep). Solange sich die Schnittschärfe nicht eingestellt hat lobt sich die Kamera nicht auslösen! Nur mit Absicht und manuell erhalten Sie unscharfe Aufnahmen! Dieses System kann noch mehr: alle neuen AF-Objektive melden ihre jeweilige Brennweite - auch bei Zoomobjektiven! - der Kamera, die dementsprechend ihr Programm nach unten (bei Weitwinkel) bzw. nach oben (Tele) verschiebt! Dies können Sie bei Bedarf auch noch zusätzlich steuern, indem Sie das ganze Programm "shiften", also komplett verschieben.
Ein Schieber an der linken Kameraseite läßt sich auf "AF" also Autofokus, oder "M" stellen, wenn Sie manuell scharfstellen möchten. Selbst hier zeigen Ihnen rote Pfeile, nach welcher Richtung Sie am Objektiv drehen müssen; und wenn die Schärfe stimmt, haben Sie auch hier das grüne Signal.
Übrigens funktioniert der Autofokus mit der längsten Brennweite ebenso, wie im Makrobereich bis 1:1! Welcher Genuß, damit Jagd auf Kleintiere und Insekten zu machen!
Reicht das Licht nicht mehr, setzen Sie das Blitzgerät 2800 AF auf die Kamera: es schickt ein "Muster" auf das Motiv, die Kamera erkennt es und stellt scharf! Da stets das Gesamtlicht gemessen wird, gibt es auch beim "Aufhellblitz" mit der Minolta 7000 keine Probleme mehr.
Trotzdem: wer beim Fotografieren absolut nicht denken will, sollte dieses neue System nicht wählen.

Von Anfang an ein ganzes System

Es stehen bei Auslieferung der Minolta 7000 folgende AF-Objektive sofort zur Verfügung: Weitwinkel: 2,8/24 mm; 2,8/28 mm. Standard: 1,4 und 1,7/50 mm. Tele: 2,8/135 mm und ein Apo-Tele 2,8/300. Zoom: 3,5-4,5/ 28 - 85 mm, 4 - 4,5/28 - 135 mm; 4/35-70 mm; 3,5-4,5/ 35-105 mm und 4/70-210. Das Makro 2,8/50 mit Einstellung (ohne Ring!) bis 1:1. (Auch das mit Autofokus! )
Was Minolta hier geleistet hat, verdient volle Bewunderung nicht nur in fototechnischer Hinsicht, sondern auch damit, daß man sofort genug praxisgerechte Objektive zur Verfügung hat. Selbstverständlich baut Minolta dieses System in Zukunft noch weiter aus.
Ein Hinweis: Die vier kleinen AAA-Batterien sind zu schwach wenn jemand viel fotografiert. Dafür gibt es ein anderes Griffstück, das normale AA-Batterien bzw. NC-Akkus aufnimmt! Und dazu noch: In der Kamera ist eine Lithium-Batterie eingebaut, die alle Programme festhält, wenn Sie die Batterien wechseln; Lebensdauer laut Minolta 10 Jahre. Bleibt nur noch zu erwähnen, was für eine solche Spitzenkamera selbstverständlich ist: Sie können natürlich sowohl die Belichtungsdaten, als auch die Entfernungseinstellung festhalten, also speichern.
Die Bedienungsanleitung ist übersichtlich und verständlich. Und wenn Sie mehr über die neue Minolta 7000 wissen wollen, fordern Sie den Prospekt bei Minolta an: er ist - wie das Produkt- in Aufmachung und Darstellung ebenfalls einmalig!

Fazit

Wenn es an dieser Kamera überhaupt etwas zu kritisieren gibt, sind das meine Finger von denen sich japanische Konstrukteure offenbar keine Vorstellung machen können.

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