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Artikel

1998

Kameras

Chinon CP-5s

Nicht zu unterschätzen

Noch immer ist die Kameramarke Chinon im Bewußtsein vieler Hobbyfotografen so gut wie nicht existent. Mit Multiautomatik und ausschaltbarer Spotmessung versucht die CP-5s Twin Program diesen unbefriedigenden Zustand zu ändern.

Auf den ersten Blick ist die Chinon mit dem langen Namen eine Kamera, wie man sie sich Canon T-70 zum Trotz - immer noch vorstellt. Der zweite Blick zeigt, daß der erste einer optischen Täuschung zum Opfer fiel. Das Rad, das sich- rechts vom Sucherprisma - um den silbern glänzenden Auslöser drehen läßt, ist mitnichten ein Verschlußzeitenrad und statt der gewohnten Zahlenreihe von 1000 bis 1 (von der 1/1000 bis zur ganzen Sekunde) liest man sieben Buchstaben. Immerhin: das B erweckt wieder heimische Gefühle und diesmal trügt der Schein nicht. B ist wie gewohnt die Langzeiteinstellung bei der der Verschluß solange offen bleibt, wie der Auslöser gedrückt gehalten wird.
Auch das "X", das "M" und das "A" sind so fremd nicht. Das "X" bedeutet, wie es sich gehört, Blitzsynchronisation mit einer Zeit von 1/100 Sek., was zwar noch nicht optimal ist aber besser als die allenthalben angebotene l/60. "M" bedeutet tatsächlich manuellen Belichtungsabgleich, aber wie soll der vonstatten gehen, ist doch die manuelle Einstellung der Verschlußzeiten dringend erforderlich, der Verschlußzeitenring aber nicht existent. Des Rätsels Lösung versteckt sich unter dem mit "M" gekennzeichneten Knopf zwischen Rad und Prisma. Pro Druck auf diesen Knopf wird die Verschlußzeit um eine Stufe verkürzt; wird gleichzeitig der Auslöser angetippt um eine Stufe verlängert. Die so manuell eingestellte Zeit wird im Sucher durch eine blinkende Leuchtdiode angezeigt, die von der Kameraautomatik für richtig befundene durch eine konstant leuchtende. Sind beide zur Deckung gebracht ist die Belichtungszeit korrekt eingestellt, d. h. passend zur Blende (die natürlich ebenfalls zum Abgleich herangezogen werden kann), zur Filmempfindlichkeit (ISO 25/15xGRADx-lSO 3200/36xGRADx) und zur Motivhelligkeit. Schneller bringt diesen Abgleich freilich eine der drei Automatiken zustande, die sich hinter den Buchstaben "A", "P1" und "P2" verbergen.
"A" steht für eine normale Zeitautomatik. Sie wählen die Blende vor, die Chinon übernimmt den Rest.
"P1" steht für Programmautomatik mit Priorität kurzer Verschlußzeiten gegen Verwacklungsgefahr und mit den Haupteinsatzgebieten Sport, Tiere Schnappschuß und Fotografie mit langen Brennweiten.
"P2" steht für Programmautomatik mit Priorität kleiner Blendenöffnungen für große Schärfentiefe mit den Haupteinsatzgebieten Landschaft, Architektur, Schnappschuß (wenn keine Zeit zum Fokussieren bleibt) und Fotografie mit kurzen Brennweiten.
Bei der Programmautomatik scheiden sich die Geister. Da sie Blende und Verschlußzeit bestimmt, nimmt sie dem Fotografen die Entscheidung für eine bestimmte Verschlußzeit oder Blende ab, der dafür aber sein Recht aufgibt, das Bild selbst zu gestalten. Die Programmautomatik ist also immer dann gut und nützlich, wenn es auf den Bildinhalt allein ankommt die (ebenso schnelle) Zeitautomatik beweist ihre Stärke dann, wenn Schärfentiefe oder Verschlußzeit das Bild prägen sollen und der Fotograf weiß, wie er damit umzugehen hat. Keinerlei Zwistigkeiten gibt es über die Nützlichkeit der Spotmessung, die in der Chinon CP5s nicht nur zusätzlich zur mittenbetonten Integralmessung angeboten wird sondern auch mit dieser kombiniert werden kann. Bei der Integralmessung wird die Belichtung aus dem gesamten Bild bestimmt, bei der Spotmessung nur aus einem etwa 2% der Bildfläche einnehmenden Punkt in der Mitte des Bildes. Wird zunächst die integral gemessene Belichtung (im "A" Betrieb) gespeichert, dann die selektiv gemessene Belichtung, so berechnet die Kamera einen Zwischenwert, der beiden Messungen gerecht wird.
Nicht nur durch die Kombimessung von Hauptmotiv und ganzem Bild lassen sich fehlbelichtete Bilder vermeiden - die Meßwertspeicherung ist schon allein ein probates Mittel und auch die Belichtungskorrektur um plusminus einen Belichtungswert (die mit der Filmempfindlichkeitseinstellung gekoppelt ist) macht es leichter, mit schwierigen Lichtsituationen fertig zu werden.

Fazit

Die Chinon CP-5s ist eine Kamera, die die Beachtung verdient, die vielen Chinon-Kameras nicht zuteil wurde. Auf alle Automatiken ist Verlaß. Keine Kritik? Doch! Die manuelle Belichtungseinstellung und die Meßwertspeicherung erfordern gelenkige Finger, die Kamera ist mit vielen Piepstönen versehen, die nervtötend aufdringlich sind und der Belichtungsmesser ist anfällig gegen Licht, das durchs Sucherokular fällt.

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