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Artikel
1998
Kameras
Pentax A3
Die lachende Dritte
Kameraernte fünf Monate nach der Photokino '84: Die Minolta 7000 stellen wir Ihnen weiter vorne vor, die Gerüchte um eine Canon T80 verdichten sich und Pentax präsentiert eine A3, mit der man sich dem Trend im Kamerabau anschließt.
Aha, könnte man sagen. Sieh da. Nachdem die Minolta 7000 schon der Canon T70 ähnlich sieht zeigt die neue Pentax A3 wenigstens Ähnlichkeiten zur T50. Und man könnte vermuten daß da einer nach dem schönen alten Grundsatz "Lieber gut gestohlen als schlecht erfunden" gehandelt hat. Ganz so dürfte es aber nicht gewesen sein. Die Entwicklung einer neuen Kamera dauert einige Jahre und als die T50 und die T70 1983 und 1984 auf den Markt kamen standen die Konzepte für die 7000 und die A3 schon ziemlich fest.
Und dennoch sind es gerade Kleinigkeiten an denen sich verblüffende Parallelen zeigen. Da wird bei der A3 T-50-like an einem Knopf entweder program, B, 60, Lock und Batt(ery) C(heck) gewählt und nicht über Tipptasten, die Pentax selbst mit der ME-Super anno 80 auf den Markt brachte. Da wird auch (wie bei der T-50) noch die Filmempfindlichkeit an einem Rad eingestellt, obwohl Pentax mit der 645 bereits Tipptasten für diesen Zweck einsetzte - und die Einstellung auf einem Display anzeigte. Eine andere Kleinigkeit sind die breiten Ösen für den Trageriemen: Keine Splentringe mehr, die ebenso zuverlässig Fingernägel ruinierten, wie sie den Kameragurt hielten. Aber offensichtlich bringen die gleichen Probleme die gleichen Lösungen hervor, wenn die Zeit nur reif dazu ist.
Zur Kamera selbst. Sie heißt Pentax A3, gliedert sich damit in die Reihe von super A und program A ein und verfügt auch über deren Bajonett, das sich als KA-Typ durch Elektronikkontakte vom normalen K-Bajonett unterscheidet. So wie es aussieht sind übrigens noch nicht alle Kontakte besetzt und wenn man weiß, daß Pentax seinerzeit mit der ME-F die erste Spiegelreflex mit automatischer Entfernungs-Innenmessung anbot, und gleichzeitig an die Herausforderung "7000" denkt...
Wie es sich für eine Kamera der jüngsten Generation schickt, kann die Pentax A3 über sechs Doppelkontakte die Filmempfindlichkeit von DX-codierten Filmpatronen ablesen und richtig einstellen, egal wie das Filmempfindlichkeitsrad eingerastet ist. Da noch lange nicht alle Filme DX-codiert sind kann die Filmempfindlichkeit auch manuell eingestellt werden, wobei sich beide Male der Bereich von ASA 25 bis 1600 als nicht eben zukunftssicher erweist. ASA 1600 sind heute schon "locker drin" und höhere Empfindlichkeiten als ASA 3200 sind wohl nicht mehr lange nur Zukunftsmusik.
Das Einlegen eines Filmes - codiert oder nicht - erweist sich als zeitgemäß einfach. Der Filmanfang wird nach rechts zur Aufwicketwalze gezogen und die Rückwand geschlossen. Der eingebaute Winder transportiert nach dem ersten Druck auf den elektromagnetischen Zweistufenauslöser den Film zum ersten Bild - sparsames Einlegen und zwei Bilder mehr pro Film sind nicht mehr möglich. Der eingebaute Winder ist nicht eben ein Muster an akustischer Zurückhaltung, doch er ist auch nicht schlimmer, als andere. Die maximale Bildfrequenz ist 1,5 Bilder pro Sekunde. Das reicht allemal um sofort nach der Aufnahme wieder schußbereit zu sein und um kleine Serien zu fotografieren. Wer Supersequenzen aufnehmen will muß sich nach einer Kamera mit "richtigem" Motor und mindestens 5 Bilder pro Sekunde umsehen und wird sich umschauen, wenn er die Preise vergleicht- die neue Pentax liegt bei etwa 690 DM mit Normalobjektiv 1,7/50 mm und Winder. In die Patrone zurückbefördert wird der Film allerdings per Muskelkraft, das Rückwärtslaufen hat der Motor nicht gelernt.
Die Programmautomatik der A3 ist ganz normal ausgelegt, bevorzugt also weder kurze Verschlußzeiten gegen das Verwackeln noch kleine Blenden für große Schärfentiefe. Wer sich der Programmautomatik nicht immer anvertrauen möchte kann ihrem allesbestimmenden Einfluß entgehen, indem er den Blendenring des Objektivs aus der "A"-Stellung entriegelt. Dadurch wird aus der A3 ein Zeitautomat und der Fotograf kann via Blendeneinstellung die Schärfentiefe beeinflussen oder indirekt eine bestimmte Zeit wählen - um Bewegungen einzufrieren oder zu verwischen.
Die Verschlußzeit wird sowohl bei Programm- als auch bei Zeitautomatik im Sucher angezeigt. Durch grüne LED die Zeiten von der 1000stel zur 60stel. In Gelb erscheint die 1/30 Sekunde im Sucher, die gleich noch alle längeren Zeiten anzeigt und blinkend vor der Verwacklungsgefahr warnt. Ein "P" zeigt die Programmautomatik, ein Blitzsymbol steht für "Blitzbereitschaft" und "korrekte Blitzbelichtung", entsprechende Blitzgeräte vorausgesetzt. Leider fand die Blitzinnenmessung (TTL) keinen Eingang in diese Kamera. Das ist schade, denn wenn sich die A3 auch nicht nur an Leute wendet für die Fotografie Neuland ist so sind diese Einsteiger doch deutlich von ihr angesprochen und für diese Neu-Fotografen (und nicht nur für sie) ist TTL-Blitzen die beste aller Blitzmethoden. Aber auch die Programm-Blitzautomatik ist nicht von schlechten Eltern, erlaubt sie es doch, daß der Blendenring in der A-Position verriegelt bleiben kann. Die am Blitzgerät (AF 400T, AF280T, AF200T) eingestellte Blende wird automatisch aufs Objektiv übertragen, wodurch zumindest hier Einstellfehler ausgeschlossen sind.
So hat die A3 alles, was ein Fotografenherz begehren kann? Sie verfügt über eine Gegenlichttaste und bietet auch den Selbstauslöser, der allerdings nicht zur Vermeidung von Erschütterungen eingesetzt werden kann. Der Spiegel klappt auch beim Selbstauslösen erst unmittelbar vor der Aufnahme nach oben und die daraus entstehenden Schwingungen können (!) prekäre Aufnahmen - z. B. mit sehr großen Abbildungsmaßstäben - doch noch beeinflussen. Selbst ein Pieps fehlt nicht, er warnt vor Überbelichtung. Was sie nicht hat: die manuelle Zeiteneinstellung (die ist momentan der program A vorbehalten und mag auch einer A4 vorbehalten sein) und sie hat keinen Abblendknopf - der Fotograf kann die Schärfentiefe nicht im Sucher kontrollieren. Nicht nur für Pentax-Fans der ersten Stunde erfreulich: über einen Adapter können auch die guten alten M42-Objektive eingesetzt werden, bei Arbeitsblende freilich und ohne Programmautomatik.
Statt eines Fazits
Es ist uns buchstäblich in letzter Minute gelungen, ein erstes Exemplar der A3 zu bekommen, als die offizielle Auskunft aus Hamburg noch lautete, die Kameras seien noch nicht verfügbar. Deshalb war die Zeit für einen echten Erfahrungsbericht schlicht zu kurz. Ich werde mit dieser neuen Pentax natürlich noch einige Zeit arbeiten und Sie über die Ergebnisse in Kenntnis setzen.
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