← Zurück
Artikel
1998
Kameras
Drei Autofokus-SLR
Alle scharf?
Mit der Minolta 7000 kam ein neuer Impuls für Autofokus in Spiegelreflexkameras. Wie stehen die beiden älteren Autofokus-Spiegelreflexkameras, die Nikon F3-AF und die Olympus OM-30 neben der Neuen?
Da die Canon AL-1 einerseits nicht mehr, die Canon T-80 andererseits noch nicht verfügbar ist, und da Pentax für die ME-F noch keinen Nachfolger vorgestellt hat, bleiben nur drei Spiegelreflexkameras, die auch den Namen Autofokuskamera verdienen. Die Minolta ist als Newcomer seit Januar erhältlich, die Nikon F3-AF und die Olympus OM-30 sind schon länger im Markt.
Während die Nikon F3-AF erst durch den Spezialsucher AF-Finder DX-1 zur Autofokusreflex wird, die die Scharfeinstellung in zwei motorbestückten AF-Objektiven übernehmen kann mißt die Olympus OM-30 nur die Schärfe, vermag sie aber nicht zu steuern - das tut das AF-Objektiv selbst, das auch jede andere Olympus-SLR zu einer Autofokuskamera machen kann. Am konsequentesten ging bislang Minolta den Weg zur Scharfstellung in einer Spiegelreflexkamera, denn im Gehäuse ist nicht nur das Meßsystem sondern auch der Motor untergebracht, der das Dutzend AF-Objektive scharfstellt.
Allerdings ist der Preis für die Bequemlichkeit, daß alle anderen Minolta-Objektive nicht zu verwenden sind - der zweite Affront für treue Minolta-Fotografen, nachdem mit der Einführung der MD-Objektive schon einmal Minolta-Objektive abgewertet wurden.
Auch die manuelle Scharfstellung nach Anzeige im Sucher ist bei der Minolta nur den AF-Objektiven vorbehalten, während die Schärfeanzeige bei Nikon und Olympus (fast) allen anderen Objektiven zugute kommt - sie müssen eine Mindestlichtstärke von 1:3,5 (Nikon) bzw. 1:4 (Olympus) aufweisen.
Minolta 7000: komplett die Kleinste
Der Vergleich der drei Gehäuse bringt der OM-30 einen kleinen Vorsprung, denn es ist das kleinste im Feld.
Doch dieser Vorsprung täuscht. Die wuchtiger wirkende Minolta 7000 ist nur wenige Millimeter breiter und höher- bietet aber eingebaut einen Handgriff, der die Handlichkeit erhöht, und sie hat einen eingebauten Winder vorzuweisen, der den Film zwei Mal pro Sekunde transportiert.
Handgriff und motorischer Filmtransport kommen bei der OM-30 erst durch den Winder 2 ins Spiel, der die Kamera wieder vergrößert.
Bei der Nikon F3-AF hält sich die Gehäusegröße zwar in Grenzen, der AF-Sucher ist aber ein Klotz und der Motor MD-4 mit Bildfrequenzwandler MK-1 (nötig für AF-Serienaufnahmen) lassen die komplette Einheit schließlich auf die doppelte Höhe der Minolta 7000 aufragen und die OM-30 ist selbst mit Winder-2 immerhin ungefähr eine Gehäusehöhe niedriger.
Daß für unbedarfte Gemüter die Nikon F3-AF am deutlichsten "fotografische Potenz" signalisiert, darf nicht verwundern - daß pekuniäre Potenz vom künftigen F3-AF Benutzer verlangt wird, ist klar, wenn man die recht umfangreiche Liste der Einzelteile betrachtet.
Unter dem Strich stehen für die
Nikon F3-AF etwa 3200 DM wozu noch etwa 2650 DM für das 80er und 1100 DM für das 200er kommen. Die Minolta wird mit Normalobjektiv etwa 1000 DM kosten, das AF 35-70er kostet ca. 400 DM das AF 70-210er etwa 600 DM womit eine Allroundausrüstung bezahlt ist. Die Olympus schließlich schlägt komplett mit Winder 2, AF-Zoom und In-Focus Trigger Cord mit etwa 1900 DM zu Buche. Dieser Vergleich muß natürlich unter dem Vorbehalt gesehen werden, daß die F3-AF eine ausgewachsene Systemkamera ist und der Motor MD 4 (ohne AF) sechs Bilder pro Sekunde durchzieht.
Für das Geld bekommt man von Nikon eine riesige und teilweise unübersichtliche Aufnahmekombination mit vielen Hebeln und Knöpfen, deren Bedeutung möglicherweise erst nach einem Blick in die Gebrauchsanweisung wieder ins Gedächtnis zurückkehren.
Minuspunkte für die Handhabung
Die Objektive sind trotz der eingebauten Motoren nicht zu groß - beide weisen neben dem Autofokus-Manuell-Umsteller zwei Fokusfeststeller zur Speicherung der Schärfe auf, damit nach dem Fokussieren auf ein Motivteil in der Suchermitte das Bild noch gestaltet werden kann. Ohne Feststellung regelt sich die Schärfe 16 Sekunden nach dem Antippen des Auslösers ständig nach - es ist kein Problem, ein sich ständig bewegendes Motiv in der Schärfe zu halten.
Anders bei der Minolta, bei der die Schärfenbestimmung und -Speicherung in dem Augenblick erfolgt, in dem der Auslöser angetippt wird - das Verfolgen eines bewegten Motivs ist also schwieriger.
Was die Bedienungsfreundlichkeit im ganzen angeht, so macht die Minolta 7000 einen guten Eindruck - bis man versucht, schnell mit den fummeligen Tasten zurechtzukommen. Mit ihnen ist das Arbeiten unter normalen Bedingungen schon nicht lustig, mit Handschuhen wird es zum Ärgernis. Ebenfalls deutlich zu schmal ausgefallen sind die Ringe zur manuellen Scharfeinstellung vorne am Objektiv - ein Zeichen für Minoltas Selbstsicherheit, wenn es um die Funktionstüchtigkeit des AF-Systems geht. Die Nikon- und Olympus-Ingenieure haben dem Notfall der nichtautomatischen Fokussierung mehr Platz zugestanden.
OM-30 Die "Aufgeräumte"
Die Olympus OM-30 macht einen ordentlichen und aufgeräumten Eindruck- ungewohnt ist immer wieder der Olympustypische Verschlußzeitenring um das Bajonett. Das bauchige AF-Objektiv ist keine Schönheit und wirkt neben den Minolta- und Nikon-Objektiven klobig - es trägt dafür auch die gesamte AF-Einrichtung, den Motor und Batterien in sich. Das Objektiv ist außer mit dem Hauptschalter noch mit zwei Fokussiertasten versehen, die für die motorische Fokussierung per Knopfdruck verwendet werden können, im Zusammenhang mit dem In-Focus Trigger-Cord auch als Auslöser für Scharfstellung, Verschluß und Winder dienen.
Sowohl bei der Minolta 7000 als auch bei der OM-30 ist es im AF-Modus nicht möglich auszulösen, wenn die Schärfe nicht korrekt eingestellt wurde.
Da alle drei Kameras die Schärfe passiv einstellen, sind alle drei darauf angewiesen, daß das Motiv beleuchtet ist und Kontraste aufweist. Erwähnenswert ist, daß alle drei waagerechte Linien nicht lieben, die durch das Meßfeld verlaufen. Bei kräftigem Kontrast bleiben alle drei Kameras recht lange einsatzfähig - in der Praxis zeigte sich, daß Blende 4 und eine Sekunde für keine ein Problem bedeutete. Bei schwächerem Kontrast blieb die Minolta allerdings am längsten im Rennen, solange die Helligkeit nicht weiter vermindert wurde.
Favorit in der Dämmerung
In Situationen mit wenig Licht und Kontrast kommt zum Tragen, daß die Minolta nicht als Einzelkamera das Licht des Fotomarktes erblickte, sondern zusammen mit einem ganzen System, zu dem auch der Program Flash 2800AF gehört, ein Spezialblitzgerät mit einem Zweitreflektor für Rotlicht. Unter schlechten Licht- und Kontrastverhältnissen gibt ein roter Vorblitz der 7000 den zur Fokussierung nötigen Kontrast - was leider mit längeren Brennweiten als 50 mm nicht sicher funktioniert. Auch mit dem Normalobjektiv ist der Bereich auf fünf Meter begrenzt.
Wenn wenig Licht und wenig Kontrast das Motiv auszeichnen, kann die Minolta also (wenn teilweise auch mit fremder Hilfe) Pluspunkte für sich verbuchen. Wenn es darum geht, Serienaufnahmen von einem Motiv in Bewegung mit automatischer Scharfeinstellung zu machen, so liegen die Autofokussysteme gleichauf. Die Nikon kann für sich verbuchen, um ein Bild pro Sekunde schneller zu sein, die OM-30 ist bequemer, weil die Nachführung dank des größeren Meßfeldes nicht so genau sein muß. Dieser gute Eindruck wird gedämpft, weil die beiden Fokusauslöser sich nur mit recht großem Kraftaufwand betätigen lassen.
Ein abschließendes Fazit zu finden, fällt nicht ganz leicht. Keine der drei Kameras vermag letztlich die Ansprüche an ein Autofokussystem zu erfüllen, die ein kritischer Profi oder engagierter Amateur stellt. In kritischen Situationen mit sehr wenig Licht und sehr wenig Kontrast ist das menschliche Auge immer noch der bessere Schärfeindikator, wenn's auf eine Aufnahme ankommt, ist die manuelle Einstellung von vornherein sicherer als die Automatik, die im letzten Moment noch melden kann, daß sie die Situation nicht beherrscht. Unter den vielen Situationen aber, in denen genug Licht die Szenerie erleuchtet und das Motiv Kontrast bietet, sind alle drei Autofokussysteme eine nicht zu verachtende Erleichterung des Fotoalltags - Olympus mit Schwächen im Handling.
Deutlichere Unterschiede ergeben sich aus den Kamerasystemen im ganzen. Die klobige und schwere Nikon wird wohl weniger Hobbyfotografen ansprechen, da auch das Objektiv mit einem 80er und einem 200er eher dem Profi mit einem sehr eng umrissenen Aufgabengebiet angepaßt ist. Die Minolta, die mit Programmautomatik ebenso betrieben kann wie mit manueller Einstellung und die den gesamten Brennweitenbereich von 28 mm bis 210 mm lückenlos mit Zooms abdeckt, wird wohl eher den Hobbyfotografen liegen und bietet sich sowohl dem an, der völlig "techniklos" fotografieren als auch dem, der die Technik im Sinne seiner Bilder beherrschen möchte. Die OM-30 mit dem Autofokus-Objektiv schließlich wird sich in dieser Form gegen die Minolta 7000 nicht halten können, deren Zielgruppe sie ebenfalls anspricht. Viel eher ist der OM-30 Body für Fotografen sehr empfehlenswert, die bereits im OM-System zuhause sind und sich auf ihre Augen nicht so ganz verlassen können.
{ewl Thnhlp32.dll,THIN,SKIN.LZH;STEIMERM.BMP}