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Artikel
1998
Vergleichstest
Vier Autofokus-Kompaktkameras
Kleine Kameras auf Reisen
Nicht jeder, der gerne fotografiert, hat auch immer eine Spiegelreflexausrüstung zur Hand. Die kleinen Autofokuskameras bieten sich als ständige Begleiterinnen an - vier aus der schier unübersehbaren Menge haben wir uns genauer angesehen.
Ich habe nichts gegen die Post und gönne ihr jeden Pfennig ihrer kargen Einkünfte von Herzen. Ich habe auch nichts gegen Leserbriefe und dennoch möchte ich diesem Bericht einige Zeilen vorausschicken, die den einen oder anderen unter Ihnen vielleicht vom Schreiben eines Leserbriefes abhalten und die dadurch die Post um einige Mark und Pfennige bringen.
Die vier Kameras, die wir Ihnen im Vergleich vorstellen sind nicht repräsentativ für all die vielen Kleinbildsucherkameras. Es soll auch nicht Sinn und Zweck sein, aus der großen Masse aller Kompaktkameras mit gleichen Ausstattungsmerkmalen die beste zu küren - vielmehr ist es unsere Absicht an vier Beispielen zu zeigen, was mit solchen "Kleinen" möglich ist. Der Zufall wollte es, daß sich vier Kameras in der Redaktion befanden, als dieser Beschluß gefaßt wurde.
Gemeinsame Merkmale: Kleinbildformat, eingebauter Blitz, automatische Scharfstellung und neu auf dem Markt.
Drei der Kameras kommen aus Häusern, deren Namen traditionell mit der Fotografie in Verbindung gebracht werden, während die vierte, die Panasonic C-600 AF, dem Namen nach eher nach Unterhaltungselektronik klingt.
In der Tat ist die Panasonic neu auf dem Kameramarkt, allerdings nur neu unter eigenem Namen. Bisher wurden Panasonic-Kameras unter anderen Labels verkauft, doch der Vorstoß in Richtung elektronische Stehbildkamera verlangt offensichtlich, auch auf dem Kameramarkt präsent zu sein.
Die anderen drei Prüflinge: Die Fuji DL-200 kommt aus einem Haus, das eher durch seine Filme als durch seine Kameras im Gedächtnis der Hobbyfotografen verankert ist, obwohl Fuji eine ausgewogene Palette an Spiegelreflexkameras anbietet (allerdings nur über Stützpunkthändler und mit punktueller Werbung) und zur PMA ein neues SLR-Modell vorstellte.
Die Pentax "Sport" trägt als einzige des Quartetts einen Namen und bleibt so sicher besser im Gedächtnis haften als die Buchstaben plus Ziffernkombinationen der anderen, die eher an geheime Codes als an Fotoapparate erinnern.
Pentax - erst neulich mit der A3 ausgezogen, um der Canon T50 das Fürchten zu lehren galt lange Jahre als der klassische Spiegelreflexhersteller und bemüht sich erst seit 1983 um Kunden auf dem Sektor der kompakten Sucherkameras.
Ricoh - nach dem Alphabet der letzte in dieser Gruppe - überraschte die Fotowelt im letzten Jahr mit der XR-P, einer Spiegelreflexkamera mit neun Programmen, nachdem die Firma sich von einem relativ unbekannten Kamerabauer zu einer etablierten Marke mausern konnte. Die Ricoh AF-50 ist die jüngste im Viererbund.
Die größte im Quartett ist die Panasonic C-600 AF, die Fuji DL-200 ist zwar genauso breit, aber etwas niedriger ausgefallen. Nur geringfügig höher als die kleinste - die Ricoh AF 50 ist die Pentax Sport. Als Hosen oder Hemdentaschenkamera ist keine der vier kompakten Autofokus-Sucherkameras zu empfehlen, wenn man von Overalls mit ihren großen Taschen einmal absehen will.
Größe und Bedienung
Gemeinsam ist allen vier Kameras des Feldes ein angedeuteter Handgriff auf der (in Aufnahmerichtung gesehen) rechten Seite des Gehäuses, wodurch die Handlichkeit gegenüber "glatten" Modellen zunimmt, insbesondere bei der Fuji und der Panasonic, die jeweils noch eine Daumenmulde auf der Rückseite bieten.
Die Objektive sind, wenn sie nicht gebraucht werden, bei allen vier Modellen durch Deckel geschützt. Während bei der Fuji, der Pentax und der Ricoh der Deckel zur Seite bzw. im Fall der Ricoh nach unten geschoben wird, verleitet ein Griffstück an der rauchfarbenen Abdeckung der Panasonic auch zum Schieben, was aber nicht zum gewünschten Erfolg führt. Zum Öffnen der Abdeckung dient eine Tasse unterhalb des Objektivs, bei deren Betätigung die Abdeckung mit einem leisen Klack zur Seite schnellt. Das angesprochene Griffstück dient zum Schließen der Klappe.
Die Auslöser sind bei allen vier Kameras leichtgängig und bei drei Modellen mit der Speicherung des Meßwertes verknüpft. Wird der Auslöser nur halb durchgedrückt, so bleibt die gemessene Entfernung bis zur Aufnahme gespeichert, wodurch es möglich wird, den Bildaufbau auch so zu wählen, daß das wichtigste Motivteil nicht in der Mitte liegen muß. Es wird nur für den Moment der Entfernungsmessung in die Suchermitte gebracht und dann - bei gespeicherter Entfernung - dort im Bild plaziert, wo der Fotograf es haben möchte. Einzig die Pentax AF-50 bedient sich eines zweiten Knopfes für den "Fokus-Lock". Er sitzt links unterhalb des Objektivs und wird mit dem Zeigefinger der linken Hand bedient.
Filmeinlegen und Filmempfindlichkeit
Das Filmeinlegen ist bei der Panasonic, der Pentax und der Ricoh auf sehr ähnliche Weise gelöst. Auf Knopf- oder Tastendruck öffnet sich die angelenkte Rückwand, die Filmpatrone wird in die dafür vorgesehene Kammer gelegt, der Filmanfang bis zu einer Markierung gezogen und die Rückwand geschlossen. Die Pentax und die Ricoh transportieren den Film nun sofort zum ersten Bild, die Panasonic erst, wenn der Auslöser leicht angetippt wird. Daß bei der Pentax und der Ricoh die Filmkammer rechts ist, sei nur am Rande erwähnt.
Ein ganz neues Filmeinlegegefühl vermittelt die Fuji DL-200. Nicht durch das Drop-in-System, das ähnlich schon bei Meßsucher Leicas praktiziert wurde und auch bei anderen Fuji Kompaktkameras Anwendung findet: Der Deckel öffnet sich nur einen Spalt weit, die Filmpatrone wird, nachdem der Filmanfang ein Stückchen herausgezogen wurde, in die Kamera "geworfen". Das Neue ist, daß der eingebaute Motor sehr lange werkelt, und das aus gutem Grund. Er muß den Film in der gesamten Länge aus der Patrone ziehen, in die er beim Fotografieren Aufnahme für Aufnahme zurückgespult wird. Nach dem letzten Bild kann der Film dann sofort entnommen werden. Vorteil dieser Methode soll sein, daß nur unbelichteter Film Schaden leidet, wenn die Rückwand versehentlich geöffnet wird, die belichteten Bilder in der Patrone aber unversehrt bleiben. Sicher ist dieses Argument nicht falsch, aber es zieht auch nicht so recht, denn es ist nie der ganze, bereits entwickelte Film durch Lichteinfall verdorben, wenn die Rückwand versehentlich geöffnet und sofort wieder geschlossen wird. Allenfalls vier oder fünf Bilder werden tatsächlich unbrauchbar. Wenn der Film von Anfang an aus der Patrone gespult wird - kann er dann noch "mittendrin" gewechselt werden? Er kann. Ein kleiner Rückspulknopf ermöglicht die außerplanmäßige Rückspulung des Films in die Patrone. Damit die nicht versehentlich ausgelöst wird, ist der Knopf versenkt und kann nur mit einem spitzen Gegenstand betätigt werden. Die motorische Rückspulung gehört also zum Prinzip der Fuji DL-200, auch die anderen bieten sie, jedoch wird bei ihnen erst der ganz belichtete Film in die Patrone zurücktransportiert. Bei der Ricoh wird die Rückspulung automatisch nach dem letzten Bild gestartet und die Filmlasche bleibt außerhalb des Patronenmauls greifbar, ein nicht zu unterschätzender Vorteil für Selbstverarbeiter von SW- oder Farbnegativfilmen. Die Panasonic und die Pentax transportieren erst auf Knopfdruck den Film motorisch zurück und ziehen ihn ganz in die Patrone, was die Fuji nach dem letzten Bild auch noch macht.
Die Panasonic ist die einzige im Bunde, die noch keine DX-Codierung bietet, da aber noch lange nicht alle Filme DX-codiert sind, ist dies keinesfalls als Mangel anzusehen. (DX-Codierung heißt, daß die Kamera von der Filmpatrone die Filmempfindlichkeit ablesen kann und sie automatisch in die Belichtungsberechnung einbezieht.) Die Fuji ist als anderes Extrem nur darauf abgestellt, die Filmempfindlichkeit von der Filmpatrone abzulesen, alle nicht codierten Filme führen zu einer Filmempfindlichkeitseinstellung entsprechend ISO 100/21xGRADx. Während die Fuji alle Filmempfindlichkeiten zwischen ISO 50/ 18xGRADx und ISO 1600/33xGRADx von der Patrone übernehmen kann, ist der Filmempfindlichkeitsbereich der anderen drei doch deutlich eingeschränkt, und zwar jeweils auf die ganzen Stufen von ISO 50/18xGRADx bis ISO 1600/33xGRADx bei der Panasonic und auf ISO 100/21xGRADx bis ISO 1000/31xGRADx bei der Pentax und der Ricoh. Bei allen drei Kameras können diese Filmempfindlichkeiten auch manuell eingegeben werden und bei allen dreien überspielt die DX-Codierung die manuelle Einstellung.
Belichtung mit und ohne Blitz
Um die Belichtung braucht sich niemand zu sorgen, der mit diesen Kameras fotografiert - sie wird über Programmautomatiken gesteuert, wobei die längsten Verschlußzeiten 1/20 Sek. (Pentax), 1/30 Sek. (Panasonic Ricoh) und 1/40 Sek. (Fuji) sind, die kürzesten Verschlußzeiten werden mit 1/4000 Sek. (Fuji, Pentax) und 1/500 Sek. (Panasonic, Ricoh) angegeben. Die Messungen bei NORMTEST ergaben, daß die Fuji, die Panasonic und die Ricoh exakt belichten (maximal + l/4 Blendenstufe Abweichung) und daß diese Kameras damit auch mit Diafilmen eingesetzt werden können, vorausgesetzt, deren Filmempfindlichkeit läßt sich an der Kamera einstellen. Etwas schlechter muß die Ricoh bewertet werden, die mit einer Toleranz von +0,6 bis -1,2 Belichtungsstufen mit Negativfilm noch gut belichtete Bilder ergibt, da der einen größeren Belichtungsspielraum hat. Interessant ist, daß die Ricoh bei wenig Licht zum Unterbelichten neigt, daß heißt, das Bild wird noch etwas dunkler, als es das Motiv ohnehin schon war. Als einzige AF-Kompaktkamera bietet die Fuji DL-200 eine Art der Belichtungsmessung die sonst SLR- und Meßsucherkameras vorbehalten ist: Die Belichtungsmessung durch das Objektiv.
Um auch im Dunkeln noch einsatzfähig zu sein, verfügen alle vier Geräte über eingebaute kleine Elektronenblitzgeräte. Fuji, Panasonic und Ricoh bieten hier den größten Komfort da das Blitzgerät automatisch zündet, wenn es dunkel ist und der Auslöser gesperrt ist, solange der Blitz aufgeladen wird. Bei der Fuji bleibt der Blitz im Gehäuse, bei der Panasonic springt er vor der Aufnahme heraus, bei der Ricoh wird er nach oben so ausgeklappt daß der Reflektor senkrecht angeordnet ist. Die Pentax schließlich weist per LED-Anzeige darauf hin, daß der Blitz eingeschaltet werden muß, der dann auf Knopfdruck aus dem Gehäuse springt.
Da der Auslöser nicht gesperrt wird, wenn der Blitz lädt oder das LED-Signal mißachtet wird sind mit der Pentax auch Bilder ohne Blitz im Dunkeln möglich Andererseits kann auch bei hellem Umgebungslicht der Blitz gezündet werden, was durch Drücken des Fill-in-Flash-Knopfes mit der Fuji ebenfalls möglich ist, ein wichtiges Merkmal, wenn aufgehellt werden soll.
Entfernungseinstellung
Die aktiven AF-Systeme auf Infrarotbasis bestimmen die Entfernung so genau, wie das für Kompaktkameras mit 32-mm- oder 35-mm-Weitwinkelobicktiven und großer Tiefenschärfe nötig ist. Die Schärfeleistung der Objektive reicht für Papierbilder im Albumformat allemal aus und wer seine Diaserie mit Bildern aus der "Kleinen" ergänzen will, kann das ruhig tun, wenn er nicht allzu kritisch ist.
Fazit
Mit der Einschränkung auf Negativfilm im Fall der Ricoh sind alle vier Kameras als Reisebegleiter zu empfehlen. Allerdings kommt noch der Preis ins Spiel, der bei der Fuji mit etwa 440 DM am höchsten liegt. Hier spielt noch eine Rolle, daß die Fuji mit Lithium-Batterien ausgestattet ist, für die Fuji die Lebendsdauer mit etwa fünf Jahren annimmt. Das entspricht etwa 1000 Aufnahmen, davon die Hälfte mit Blitz. Nach dieser Zeit muß die Fuji zum Kundendienst, wo die Batterien gewechselt werden. Es ist auch die Fuji, die das lichtstärkste Objektiv aufweist und die die exakteste Belichtung zeigt, so daß diese Kamera am ehesten als Ergänzung einer SLR-Ausrüstung, mit der hauptsächlich Diafilme belichtet werden, dienen kann. Auch die anderen drei Prüflinge bieten ein vertretbares Preis/Leistungsverhältnis.
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