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BERATUNG Kaufberatung

Fuji FZ-3000 Zoom Date

Das Ufo von Fuji

Bridgekameras genießen unter SLR-Fotografen keinen besonders guten Ruf. Die Vorurteile richten sich gegen das Design und die im Vergleich mit Systemkameras eingeschränkten technischen und gestalterischen Möglichkeiten. Kann die Fuji FZ-3000 Zoom Date diese Vorurteile ausräumen?

Zugegeben - die Freude auf das Frühlingswochenende wurde ein wenig getrübt, galt es doch, eine Pflichtübung zu absolvieren. Das gute Wetter und die grünende und blühende Natur luden zum Fotografieren ein, aber in der Fototasche steckte nicht etwa eine Nikon F3 oder eine Pentax LX, zwei meiner Lieblingskameras. Stattdessen sollte ich mich ein wenig mit einer neuen Kamera beschäftigen, einem Bridge-Modell noch dazu, vom Typ Fuji FZ-3000 Zoom Date, um entweder meine Vorurteile gegenüber Bridgekameras mit dieser Roßkur als therapeutischer Maßnahme ein für allemal über Bord zu werfen oder um danach nie wieder ein solches Zwittergerät anzurühren.
Das fotografische Aufgabengebiet für die Bridge war von vornherein klar abgesteckt. Sie sollte als Begleiterin einer Ausfahrt ins malerische Chiemgau führen. Ein bißchen Architektur, viel Landschaft, ab und zu ein paar Nahaufnahmen von Blüten und Blättern, ein Schnappschuß hier, eine Tele-Einstellung dort. Genau das, wozu ich in der Freizeit sonst meist eine Spiegelreflexkamera hernehme.
Die Fuji FZ-3000 hat das unauffällige Jedermann-Gesicht einer typischen All-in-One-Kamera, wie all jene neuerdings sagen, die den abwertenden Begriff "Bridge" vermeiden wollen.
Als Spiegelreflex-Fotograf geniere ich mich zunächst ein wenig, mit dem schwarzen Ding zu fotografieren, das ich wie ein Fernglas vors Auge halten muß. Deshalb suche ich zunächst die Einsamkeit der Natur, bis alle Griffe sitzen. Die Haltung ist so ungewohnt, daß sie verunsichert. Hoffentlich berührt man mit irgendeinem der um das Kameragehäuse herum angeordneten Finger nicht versehentlich einen der zahlreichen, in modischem Lila gehaltenen Knöpfe. Nimmt man die Handschlaufe zur Hilfe, so läßt die FZ-3000 sich besser halten. Die Kamera ist groß, aber dennoch kompakt. Dies ist heutzutage kein Widerspruch mehr. Das Fujinon-Zoom 38-115 mm, 1:4,4 bis 8,9, glänzt nicht gerade durch Lichtstärke, besitzt aber dafür einen großen Brennweitenbereich und eine Makroeinstellung. Bei kürzester Brennweite verschwindet das Objektiv völlig in der Kamera. Nein, eine Spiegelreflexkamera ist sie nicht, wie ein einfacher Test beweist: Hält man die Hand vors Objektiv, so bleibt es im Sucher trotzdem hell. Der Sucher ist sehr hell und mangels Anzeigenfülle sehr übersichtlich. Es gibt nur das Autofokus-Meßfeld, zwei Parallaxenmarken und eine grüne Leuchtdiode, die bei falschem, weil unterschrittenem Aufnahmeabstand blinkt, statt konstant zu leuchten. Selbstverständlich paßt sich der Sucher automatisch der eingestellten Brennweite im Bildausschnitt an.
Technisch ist die FZ-3000 weder aufregend noch revolutionär. Das einzig Ungewöhnliche an ihr ist wiederum Fujitypisch: Die Pre-Winding-Funktion spult den Film zunächst ganz aus der Patrone heraus, um ihn dann Bild für Bild langsam wieder einzuspulen.
Wie alle Sucher-Bridge-Kameras funktioniert der Autofokus nach dem Honeywell-Infrarot-Prinzip. Ein Infrarot-Meßstrahl wird ausgesandt und von einem Empfänger am Kameragehäuse blitzschnell reflektiert. In wenigen hundertster Sekunden verarbeitet der Kameracomputer die vom Empfänger registrierten Daten und veranlaßt einen Elektromotor, das Objektiv in die gemessene Fokussierebene zu bringen. Sender und Empfänger sind rechts und links unterhalb des Objektivs angeordnet. Ihr markantes Aussehen ist ein Design-Merkmal dieser Fuji-Kamera.
Der Bildausschnitt des Motivs läßt sich entweder stufenlos über einen Wippschalter vom Fotografen bestimmen oder blitzschnell in den drei Stufen - nah, Halbtotale und Totale - wählen. Dies entspricht den Brennweiten 115, 75 und 38 Millimeter. Erfreulich für leicht Fehlsichtige ist, daß der Sucher über einen verstellbaren Dioptrienausgleich verfügt. Der Selbstauslöser läßt sich so programmieren, daß er bis zu drei Aufnahmen hintereinander macht. Gegenlichtaufnahmen meistert die FZ3000 auf zweierlei Art: Der eingebaute Mini-Blitz kann entweder als Aufhellblitz eingesetzt werden - dann blitzt er immer. auch bei hellstem Tageslicht -, oder der Fotograf kann die Gegenlicht-Kompensation aktivieren. Dann wird bei der nächsten Aufnahme um zwei Blendenstufen reichlicher belichtet.
Doch zurück zur Aufnahmepraxis. Beim Umgang mit der Kamera wird zunächst jenes Vorurteil entkräftet, das da heißt, Bridgekameras seien kompliziert. Das trifft auf die FZ-3000 nicht zu. All ihre Funktionen erschließen sich auf Anhieb, vielleicht auch deshalb, weil sie nicht mit Features überfrachtet ist. Die Fuji-Konstrukteure widerstanden erfolgreich der Versuchung, die Konkurrenz um jeden Preis in der Üppigkeit der Ausstattung übertreffen zu wollen. Wer zum Beispiel vielseitige Blitzfunktionen wünscht, muß ein im Preis von 600 Mark enthaltenes Aufsteckgerät verwenden. Sehr zupaß kommt einem beim Fotoausflug die Landschaftstaste auf der Kamerarückseite. Selbst eine Spezialfunktion, setzt sie alle anderen Spezialfunktionen außer Kraft. Der Blitz hat Pause, und der Autofokus kocht auf Sparflamme, ganz auf unendlich konzentriert. In der Praxis lernt man auch die drei Zoom-Schnelleinstellungen schätzen. Der Motiv-Szenenwechsel, wie er sich unzählige Male bei einem solchen Fotoausflug abspielt, ist damit kein Problem. denn blitzschnell hat man vom Porträt wieder auf Landschaft oder auf die Halbtotale geschwenkt. Blüten am Wegesrand meistert der FZ-3000-Fotograf mit der Makrofunktion. Ein Aufnahmeabstand von 80 Zentimetern bei einer Brennweite von 11 5 Millimetern (Abbildungsmaßstab 1:3,7) bringt Details groß heraus. Und wie steht es um die Bildqualität? Sie kann sich sehen lassen, braucht keinen Vergleich mit der Systemkamera zu scheuen. Gewiß, available light ist bei 1:4,4 ein kleines Problem, daran kann auch die Langzeitfunktion (l/4 Sekunde) bei abgeschaltetem Blitz nichts ändern. Auch bei einem 100er oder gar 50er Film und 115 Millimetern Brennweite (1:8,9) werden die Verschlußzeiten zu lang; ein 400er schafft hier aber bereits Abhilfe. Diapositive sind kein Problem, wie sich herausstellte; die Belichtung war stets ausgewogen, wenn der Fotograf darauf achtete, rechtzeitig die Gegenlichtfunktion einzuschalten.
Um es auf einen Nenner zu bringen: Den Foto-Ausflug, den ich bisher mit einer Nikon F3 und meist vier Festbrennweiten absolvierte (35er, 50er, 105er Macro und 135er Tele), kann ich, gemessen an den Bildresultaten von wenigen Ausnahmen abgesehen -, auch mit der Fuji FZ3000 bewältigen. Doch kommt der homo ludens, der spielende Mensch und Fotograf, mit einer Bridgekamera nicht auf seine Kosten. Wird man mich von nun an immer am Wochenende mit einer FZ-3000 hantieren sehen, dann, wenn ich Freizeitfotograf bin? Nein, nicht immer - aber immer öfter.

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