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Artikel

1998

Normtest

Minolta 7000

Von Grund auf neu

Minolta präsentiert eine Kamera, die durch und durch auf die Verwendung der Elektronik zugeschnitten wurde, für die es in der Vergangenheit eng im Kamerabody wurde.

Mit der Minolta 7000 kam ein komplettes neues System mit einer ansehnlichen Objektivpalette und vielem Zubehör, wozu auch ein Blitzgerät mit eingebauten "Rasterbild- Projektor" für die Autofokus-Messung sogar im Dunklen gehört.
Es mag auf den ersten Blick als Nachteil erscheinen, daß nunmehr die bereits vorhandenen Objektive nicht auch mit dieser Kamera verwendet werden können oder dem heutigen Kamerakäufer die Wahl zwischen zwei Minolta-Systemen angeboten wird. Bei aller Kritik am "nicht kompatiblen" Objektivanschluß sollte jetzt jedoch auch einmal die Erkenntnis kommen daß man nicht auf Dauer Ales zu allem passend anbieten kann, wenn ein Produkt tatsächlich dem neuesten Stand der Technik entsprechen soll und in diesem Sinne auch als ausbaufähiges System für die Zukunft ausreichend Spielraum bieten muß.
Am Design der Kamera wurden keine Experimente gewagt, die die Wiedererkennung beeinträchtigen könnten. Die Objektive besitzen mit ihrer zusätzlichen "Verkleidung" ein auf den ersten Blick ungewohntes Bild. Doch irgendwo mußten die Minolta-Ingenieure die Elektronik verstecken, die das besondere dieser Objektive ausmacht: ein kleiner Chip, der dem Kameracomputer alle Informationen über die jeweilige Brennweite gibt. Die Automatikprogramme der Kamera werden mit Hilfe dieser Informationen individuell zugeschnitten. Die interessanteste Neuerung in der Kamera ist ohne Zweifel die Autofokus-Automatik, über einen kleinen Schalter am Rand des Kamerabajonetts ist sie abschaltbar. Eine optische und akustische Anzeige signalisiert bei abgeschaltetem Autofokus die korrekte Einstellung der Schärfe. Im linken unteren Sucherrahmen-Rand sind für die optische Anzeige drei Leuchtdioden-Symbole zu finden. Das unaufdringliche Signal wird gleich beim Einschalten der Kamera am Hauptschalter ausgewählt. Eine zumindest ebenso einfache wie gute Lösung. Die Kamera besitzt einen eingebauten motorischen Antrieb, auch für die Filmrückspulung. Die Stromversorgung ist in einem Fach auf der rechten Seite der Kamera untergebracht, das zugleich als Handgriff dient.
Die Vielzahl der Messungen im NORMTEST hat gezeigt, daß die Verwendung des Batterietyps AA (MN 1500) besser ist. Die Verwendung der Batterien vom Typ AAA, die schlanker sind, ist nicht zu empfehlen.
Auf dem Kameraboden befinden sich vier vergoldete Kontakte im Zubehörschuh sind ebenfalls vier Kontakte zu entdecken und öffnet man die Rückwand, so ist noch eine weitere Reihe von Kontakten zu sehen. Im Filmpatronen-Fach erkennen sechs Kontaktpaare den DX-Code. Unterhalb des Filmkanals sind weitere zehn Kontakte. Eine "kontaktfreudige" Kamera also, die für viel Zubehör auch auf dieser Kameraseite vorbereitet ist. Beim Schließen der Rückwand kommt eine weitere Überraschung: Die Kamera spult den Film bis zum ersten Bild vor, in einem Tempo, mit dem selbst "rasende" Bildreporter zufrieden sein können.
Die Minolta besitzt recht viele Funktionstasten, womit sie sich oberflächlich betrachtet dem empfiehlt, der vor der Technik zumindest keine Scheu hat. Auf der rechten Seite der bereits erwähnte Hauptschalter. Er besitzt drei Schalterstellungen: "Lock" zum Abschalten der Kamera. Die Anzeige der Grundeinstellungen auf der Flüssigkristallanzeige neben diesem Schalter bleibt erhalten, wobei die Kamera den Strom für diese Anzeige weiterhin zum größten Teil aus dem Batterieeinsatz entnimmt. Eine Pufferbatterie innerhalb der Kamera sichert einige "lebensnotwendige" Daten bei Wechsel der Stromversorgung im Handgriff. So merkt sie sich die Anzahl der bereits gemachten Aufnahmen und die Filmempfindlichkeit. Sie vergißt jedoch, welches Programm z. B. vor dem Batteriewechsel eingestellt war und stellt dann grundsätzlich auf die Programmautomatik ein. Ebenso wird auf Einzelbildbetrieb ("S") nach einem Batteriewechsel eingestellt. Es ist kaum erklärlich, warum diese zwei informativen "Speicherzellen" nicht auch in das gepufferte "Gedächtnis" einbezogen wurden.
Zwei weitere Schalterstellungen des Hauptschalters sind zum Anschalten der Kamera gedacht, einmal mit akustischer Information, einmal "stumm". Vor dem Hauptschalter wurde eine kleine Taste eingelassen mit der man per Fingernagel (also nicht unabsichtlich) ganz schnell auf die Programmautomatik umstellen kann. Wiederum davor sind zwei blaue Tasten mit weißen Pfeilen für "Aufwärts- und Abwärts-Wahl" zu finden. Sie besitzen eine anzutrainierende Mehrfachbedeutung. Einmal im Zusammenhang mit den vier Tasten auf der gegenüberliegenden Seite der Kamerakappe. Zusammen mit der Plus/Minustaste ist ein Korrekturfaktor zwischen +/-4 einstellbar. Durch das entsprechende Vorzeichen in einem Quadrat wird sowohl auf dem äußeren Display als auch im Sucher angezeigt, ob ein Korrekturfaktor eingestellt wurde.
Zusammen mit der ISO-Taste auf der linken Seite kann die Filmempfindlichkeit eingestellt werden, womit neben der automatischen Einstellung über den DX-Code auch die manuelle Wahl möglich ist. Die Angabe auf dem Display geschieht wie gewohnt in ASA-Werten zwischen 25 und 6400.

Die Auswahl der Programmfunktionen

Unter der Taste "Mode" sind die Programme "Program", "A", "M" und "S" wählbar. Zur Auswahl genügt eine der blauen Tasten, da jetzt richtungsunabhängig nach dem letzten Wert wieder der erste der Einstellreihe eingeblendet wird.
Unter "Drive" sind ebenfalls richtungsunabhängig drei Betriebsarten anwählbar: "S" für die Einzelaufnahme (Single), "C" für Bildserien (continuos) und "S.T." für den Selbstauslöser (self timer).
Auf der Rückseite der Kamera gut gegen versehentliche Bedienung geschützt, ist eine Drucktaste "A.E.L." untergebracht. Wer mit ihr wie vorgesehen den einmal gefundenen Belichtungswert der Automatik "mitnehmen" will muß allerdings die ansonsten gute und 
sichere Haltung Der Kamera zum Teil aufgeben.
Der Auslöser wurde bei dieser Kamera zu einer quadratischen Taste, die im vorderen Handgriff bequem bedienbar eingebaut ist. Minolta setzt wieder auf den "Touch switch", der diesmal durch zwei Metallstreifen gebildet ist, die bei der bloßen Berührung die Messung und Anzeige aktivieren. Zwischen Handgriff und Objektiv ist ein großes LED-Anzeigefenster, das "action-Light" für die Anzeige der Selbstauslöser-Aktivität, untergebracht. Mit der Anzeigefolge "Blinklicht - schnelles Blinken - Dauerlicht - Auslösung" unterscheidet sie sich ein wenig vom Gewohnten. Auf der linken Kameravorderseite kommen noch ein paar Tasten hinzu - einmal als Auslöser der Bajonettverriegelung, ferner ein Schalter zum An- oder Abschalten der Autofokus-Automatik. Dazu zwei blaue Tasten mit weißen Pfeilen, die bei manueller Einstellung ausschließlich zur Einstellung der Blende benutzt werden.
Die Suche nach einer Abblendtaste verläuft ergebnislos, womit Minolta dokumentiert, daß moderne Konstrukteure anscheinend dieses sinnvolle Hilfsmittel nicht mögen. In der Nähe des Sucherokulars ist ein durch Drucktaste gesicherter Schieber zu finden, mit dem der Rückspulbetrieb zu starten ist.

Gute Testergebnisse der Belichtungszeiten

Alle Programme, die Genauigkeit der Belichtungszeiten und die Zuverlässigkeit der Belichtungsmessung, wurden im NORMTEST geprüft. Bei manueller Einstellung der Kamera war festzustellen, daß mit Ausnahme der kurzen Zeiten sehr präzises Einhalten in praktisch unmittelbarer Nähe der Sollwerte erreicht wurde. Obwohl bei der 2000stel Sekunde eine kürzere Zeit von einer 2500stel Sekunde zu messen war, bedeutet dies eine Abweichung von nur -1/3 Blendenwert, eine Abweichung, die den Toleranzgrenzen entsprechend zugelassen ist. In dieser Betriebsart fungieren die blauen Tasten in Auslösernähe als Wahltaste für die Zeiten, die blauen Tasten links neben dem Objektiv lassen die Blendenauswahl zu.
Auch die Programmautomatik bewegt sich in den Grenzen der Toleranz. Bei niedrigen Belichtungswerten ist eine geringe Unterbelichtung (maximal ca. 1/2 Blendenstufe), ab dem Lichtwert 8 ansteigend zu höheren EV-Werten eine geringe Überbelichtung von maximal knapp 1/2 Blendenwert zu erwarten. Der Einstellbereich der Zeiten erstreckt sich über eine Skala von 30 Sekunden bis zur 2000stel. Bei der Einstellung auf "bulb" (Verschluß bleibt offen, solange der Auslöser gedrückt wird), zählt die Kamera auf dem Display an der Oberseite die verstrichene Zeit mit. Nach 99 Sekunden wird wieder von Null aus aufwärts gezählt.
Die Zeitautomatik neigt praktisch über den gesamten Bereich zwischen dreißig Sekunden und der 2000stel zu einer geringen Überbelichtung, das ist knapp 1/2 Blendenwert.
Der Arbeitsbereich der Blendenautomatik wurde über den Bereich des Standardobjektivs, also zwischen Blende 1,7 und Blende 22, geprüft. Auch hier wurde die Neigung zu einer geringen Überbelichtung festgestellt, die sich jedoch ebenfalls mit höchstens 1/2 Blendenwert in der Toleranz bewegt.
In allen Automatik-Betriebsarten kann über die blauen Tasten in Auslösernähe der "Vorschlag" der Automatik nach einer anderen Blenden/Zeitkombination verändert werden.

TTL-Autofokus

In einem Vergleichstest haben wir bereits die Autofokusfunktionen der Kamera eingehend untersucht. Obwohl in diesem Vergleich der Konkurrent den etwas besseren Eindruck hinterließ, muß die Lösung in der Minolta gut bewertet werden. Minolta entschloß sich, die Autofokus-Funktion an der Kamera abschaltbar zu machen. In diesem Augenblick bleibt die akustische und optische Information über korrekte Scharfeinstellung weiter in Funktion. Mit der Auslöserblockierung versucht Minolta die Benutzer dieser Kamera "zur Schärfe" zu zwingen was in der Praxis leider schnell zum Verzicht und zur Rückkehr zur manuellen Einstellung führen kann. Das Zulassen größerer Toleranz bei der automatischen Einstellung (evtl. per Schalter wählbar) im Spielraum der Schärfentiefe könnte dabei die Forderung an die Konstrukteure für die nächste Kamerageneration sein.

Fazit

Mit der Minolta 7000 ist nicht nur die Betrachtung der Leistungsfähigkeit "irgendeiner" neuen Kamera zu sehen. Man muß auch bewerten, was Minolta gleich vom ersten Tag an für die Vielseitigkeit eines Systems getan hat, das durch den neuen Objektivanschluß ohne derartige Unterstützung Anlaufschwierigkeiten haben müßte. Sowohl Kamera als auch System verdienen jedoch eine positive Aussage. Es scheint, daß in ihr eine Belebung der Kameratechnik begründet ist, die sich nicht nur auf das Haus Minolta begrenzen muß.

+ Präzise Belichtungszeiten 
+ TTL-Autofokus 
+ Wechselbare Sucherscheiben

- Abblendtaste fehlt 
- Teilweise umständliche Handhabung

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