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Artikel
1998
Kameras
Elicar Medical Macro Camera
Nicht nur medical
Längst schon haben Elektronik- und andere Feinbastler die bekannten Zahnarzt-Spiegelchen für ihre technischen Untersuchungen zweckentfremdet. Ich sehe nicht ein, warum man das mit einer Makro-Kamera, ursprünglich für Zahnärzte konzipiert, nicht auch tun sollte, um sich damit mühe- und problemlos den Nah- und Makrobereich für ganz allgemeine Fotografie zu erschließen.
Das Elicar Medical Makro System ist eine in sich geschlossene Einheit, wenngleich es möglich ist, in gewissen Grenzen auch mit der Kamera und einem anderen Objektiv zu fotografieren, wozu man allerdings Blende und Verschlußzeit per Belichtungsmesser feststellen muß.
Die einfache Kamera selber, für normalen Kleinbildfilm ausgelegt, wird mit einem Spezialobjektiv geliefert: einem Sechslinser 2,5/90 mm von ausgezeichneter Qualität, wobei nur letztere interessiert, weil die Kamera bzw. dieses Objektiv Ihnen so gut wie jede Einstellung erspart. Was Sie wirklich einstellen müssen, ist lediglich die Filmempfindlichkeit, die hier von 6/9xGRADx bis 400/27xGRADx ISO reicht. Blende und Verschlußzeit stellt die Kamera, in Verbindung mit diesem Objektiv, selbst ein und zwar je nach dem Abbildungsmabstab und der Filmempfindlichkeit. Den Maßstab finden Sie entweder frei beim Blick durch den Prismensucher (Schnittbild und Mikroprismen erleichtern manchmal das Einstellen der Schärfe!), oder Sie wählen den Maßstab an einer Skala vor und stellen durch Verändern des Abstandes von der Kamera zum Objekt scharf.
Der Clou: ein eingebauter Ringblitz
Das Wichtigste ist der fest eingebaute Ringblitz, der einmal über Kabel mit dem Synchro-Kontakt der Kamera verbunden ist, zum zweiten über ein weiteres Kabel mit dem "Kraftteil", das vier normale 1,5-Volt-Batterien AA aufnimmt und unten an der Kamera - wie ein Winder! befestigt ist.
Das Überraschende an diesem Ringblitz ist seine tadellose Ausleuchtung des Motivs. Es gibt, selbst bei Aufnahmen 1:1 oder gar 2:1, keine Abdunklung in der Mitte, wie das sonst bei Ringblitzen geschehen kann! Die Reflexe bei glänzendem Material (Metall!) sind recht gering, ganz lassen sie sich - einem physikalischen Gesetz zufolge - nicht vermeiden. Da die Leuchtzeit des Blitzes- je nach Abbildungsmaßstab -recht kurz ist (1/500 sek bis 1/30000 sek), kann man mit diesem Gerät auch sehr gut aus der Hand arbeiten und Insekten im Flug erwischen.
Die erzielbaren Maßstäbe reichen von 1 : 12,5 (Bildfläche 300x450 mm) bis 1:1 (24x36 mm), und wenn Sie die mitgelieferte Vorsatzlinse, welche die Bildqualität nicht merklich verschlechtert, verwenden, erreichen Sie sogar eine Darstellung 2:1, bzw. eine Bildfläche von 12x18 mm!
Auch die Blitzfolgezeit richtet sich nach dem Maßstab und beträgt 0,7 bis 10 sek mit NC-Akkus. Im Nahbereich haben Sie praktisch jede Sekunde einen Blitz.
Der Aufnahmeabstand beträgt von 115 cm bis 12 cm bzw. bis 6 cm mit der Vorsatzlinse. In der Praxis reicht das, weil Sie ja kein Problem mit der Beleuchtung haben. Nach meinen Versuchen werden aber auch Aufnahmen im Freien bei Tageslicht richtig belichtet, was die universelle Verwendungsmöglichkeiten dieser Kameraeinheit noch steigert.
Für Makro-Spezialisten eine lohnende Anschaffung
Billig ist dieses Gerät nicht (der Preis wird bei etwa 2000 Mark liegen), aber für jemanden, der sich voll auf den so hochinteressanten und tatsächlich unerschöpflichen Nah- bzw. Makrobereich spezialisieren will dürfte sich diese Anschaffung lohnen.
Ich möchte hier noch einen sehr wichtigen Gesichtspunkt erwähnen: es gibt Menschen, die in ihrer Bewegungsfreiheit behindert oder gar an den Rollstuhl gefesselt sind. Manche finden dann kein Hobby mehr, das sie ablenken oder gar völlig ausfüllen kann. Für solche Menschen ist die Elicar eine großartige Lösung: sie erschließen sich damit eine spannende Welt voll Schönheit und Überraschungen.
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