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Artikel
1998
Mamiya M645 Super
Kameras
Spätzünder
Bereits auf der photokina 1984 konnten Besucher sie in einer Vitrine auf dem Mamiya-Stand bewundern, die neue M 645 mit Wechselmagazin. Interessenten mußten sich lange in Geduld üben, doch endlich ist es soweit. Im März kommen die ersten Exemplare in den Handel. COLOR FOTO sammelte erste Eindrücke über die neue populäre Mamiya, die in ihrer Hierarchie der erfolgreichen 645-Modellreihe als Spitzenmodell fungiert.
Seit 1975 gibt es die Mamiya M 645 und sie verhalf dem einst beliebten, dann vergessenen 4,5x6 Format zu einem würdigen Comeback. Im Laufe von Jahrzehnten zu einem Schattendasein im Hasselblad-Magazin oder als Rolleiflex-Maske verkümmert, bahnte sich im kompakten, bedienungsfreundlichen und preiswerten 645-Gehäuse von Mamiya eine Renaissance an. Diese gewann noch an Bedeutung als plötzlich andere Hersteller wie Zenza Bronica (ETR-S) und viel später Pentax (645) die goldene Mitte zwischen dem sparsamen Kleinbild, und dem wegen seines statischen Bildes nicht überall beliebten 6x6-Fommats erkannten.
2,7 mal mehr vom Dia oder Negativ
In erster Linie spricht denn auch die 2,7 mal größere Negativfläche gegenüber Kleinbild für das Mittelding im Mittelformat. Insbesondere engagierte Amateure griffen begeistert zum größeren Format. Wechselobjektive und Systemzubehör besitzen bei allen drei Herstellern Kleinbild-Vielfalt zumutbare Größe und ein noch erträgliches Preisniveau. Mamiya hatte diese Zielgruppe wohl besonders dicht vor Augen, denn man erlaubte sich auf ein Wechselmagazin verzichten und für jeden Geldbeutel gleich drei unterschiedlich ausgestattete Modelle für variierende Bedürfnisse anzubieten: M 645 J, das Economy-Modell für Einsteiger, M 645 mit zwei Gehäuseauslösern und Spiegelvorauslösung und das bisherige Topmodell M 645 1000 S, - die Zusatzbezeichnung deutet auf die kürzere Verschlußzeit, äußerlich erkennbar an der Transportkurbel.
Doch der Systemvorteil der Bronica Konkurrenz durch Wechselmagazine ließ die Mamiya-Techniker nicht ruhen. Obwohl Marktführer im Bereich 4,5x6 schien es angebracht, die 645 Modellpalette nach oben zu erweitern und dabei nicht nur das Wechselmagazin anzufügen, sondern auch Technik und Design dem neuesten Stand anzupassen.
Familienähnlichkeit mit der großen Schwester RZ 67
Heraus kam dabei eine überaus gefällige Kamera, die große Familienähnlichkeit mit der Idealformat-Schwester RZ 67 aufweist. Doch wichtiger als die Kosmetik sind natürlich die Verbesserungen unter dem gefälligen Kleid. Gerade die Entwicklung der Elektronik ist in den letzten Jahren nicht stehen geblieben und so bekam die 645 Super einen neuen elektronisch gesteuerten Verschluß spendiert, dessen Zeitenbereich nun von der 1000stel Sekunde bis zu vier Sekunden reicht. Kurioserweise hat die bisherige 1000 S hier sogar mehr zu bieten (bis 8 Sek.). Der neu entwickelte AE-Prismensucher brilliert durch sein helles und klares Einstellbild.
AE-Prismensucher mit Finessen
Eine numerische LED-Anzeige läßt den Fotografen erst recht nicht im unklaren, welche Zeit die Kamera bei vorgewählter Blende selbsttätig wählt schließlich verwandelt der AE-Sucher sie in einen Zeitautomaten. Auch sonst hat er einiges zu bieten. So wählt er selbständig je nach Kontrastumfang des Motivs die Meßart: Ob Spot, integral oder Mittenbetonte Integralmessung.
Die Filmempfindlichkeitseinstellung am Magazin überträgt den Wert über vergoldete Kontakte auf die Kameraelektronik.
Mamiya wagt diesmal nicht den Sprung ins kalte Wasser wie seinerzeit bei der Einführung der RZ 67, die etwas übereilt erfolgte, was noch ein paar Modellpflegemabnahmen erforderlich mochte. Im Gegenteil: Der Reifeprozeß vom Tag der Präsentation bis heute ist der Kamera außerordentlich gut bekommen. Sie wirkt ausgereift, gut verarbeitet und schafft ihr Debet sicherlich ohne Kinderkrankheiten.
Erster Eindruck positiv
Der Stuttgarter Motorsport-, Automobil-, und Modefotograf Werner Eisele (Porsche Kalender Porsche Hauszeitschrift "Christophorus") der ein Vorabexemplar unter professionellen Einsatzbedingungen testen konnte war durchweg angetan: "Dem Amateurformat 4,5x6 könnte mit dieser Kamera der Durchbruch auch auf dem Profi-Sektor gelingen. Die Kamera ist handlich und dank Zeitautomatik reaktionsschnell. Die Schärfe der Aufnahmen liegt mindestens auf Hasselblad-Niveau und Wechselmagazine gibt's obendrein, was will man mehr." Ein ausführlicher Erfahrungsbericht erscheint baldmöglichst in COLOR FOTO.
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