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Normtest
Minolta XG-M
M wie Mehr
Im hart umkämpften Spiegelreflexmarkt folgen neue Kameramodelle in immer kürzeren Abständen. Wir prüften, ob die XG-M mehr kann als ihre Vorgänger.
Minolta gehört in den letzten Jahren zu den Kameraherstellern mit der schnellebigsten Modellpolitik. Kaum gab es die XG-2, da gab es sie auch schon nicht mehr, sondern dafür ein Economy-Modell XG-1 und eine aufgewertete XG-9. Letztere wies im Vergleich zu vielen Mitbewerbern der gleichen Preisklasse ein augenfälliges Manko auf: feste Verschlußzeiten waren bei diesem Zeitautomaten zwar einstellbar, eine Messung bei manueller Zeitenwahl, geschweige denn eine Nachführmessung aber nicht möglich. Grund genug für Minolta, jetzt mit einem weiteren Modell im Kampf um Marktanteile mitzumischen. Daß es sich bei der XG-M um eine neue Kamera handelt, wird auch durch ein neues Design deutlich, daß vom bisher gewohnten Minolta-XG/XD-Bild erheblich abweicht. Ob positiv oder negativ sei dahingestellt, diese Bewertung bleibt jedem selbst überlassen. In ihrer praktischen Handhabung ergeben sich keine Unterschiede im Verhältnis zu den älteren Modellen.
Funktionen
Wie eingangs schon erwähnt, handelt es sich bei der XG-M im Prinzip um eine Kamera mit automatischer Belichtungszeitensteuerung nach Blendenvorwahl. Ergänzt wird die Automatik durch die mögliche manuelle Belichtungssteuerung.
Außerdem erstreckt sich die Automatik auch auf die Blitzfotografie, wenn Minolta-Systemblitzgeräte oder Fremdgeräte mit entsprechender Steuermöglichkeit verwendet werden. In diesem Fall wird die Blitzsynchronisationszeit automatisch bei Blitzbereitschaft eingestellt und die Bereitschaft im Sucher angezeigt. Eine TTL-Blitzmessung erfolgt aber nicht.
Die "B"-Einstellung schließlich erlaubt manuelle Langzeitbelichtungen
beliebiger Dauer. Die verschiedenen Einstellungen erfolgen alle über den beliebig um 3601 drehbaren Einstellknopf. Da der Verschluß elektronisch gesteuert wird, funktioniert die XG-M in jedem Fall nur mit Batterien.
Belichtungsmessung
Als Meßelemente finden auch in der neuen XG-M immer noch die schon von den älteren XG-Modellen bekannten CdS-Zellen Verwendung, Ihr Meßbereich von EV 2 bis EV 17 wird von vielen anderen Kameras übertroffen. Zudem sind die CdS-Zellen nach wie vor mit ihrem bekannten "Gedächtnisproblem" behaftet. Beim Wechsel vom Hellen ins Dunkle dauert es - je
nach dem wie stark der Helligkeitsunterschied ist - eine gewisse Zeit, bis die CdS-Zellen den richtigen unterschied ist - eine Gewisse Zeit, Wert erfassen. So kann es z. B. mit der XG-M passieren, daß man unter schlechten Lichtverhältnissen etwa 1 Blendenstufe Unterbelichtung erhält, wenn bis zu 1 Sekunde vor der Auslösung gerade mit einer anderen Kamera geblitzt wurde. Diese Meßzellen erscheinen uns antiquiert bei einer modernen Spiegelreflex mit dem Anspruch einer Minolta.
Wenn bei der XG-M der Hauptschalter von "Off" auf "On" geschoben wurde, erfolgt das eigentliche Einschalten der Belichtungsmessung durch Berührung des Minolta-typischen "touch-switch"-Auslösers. Sobald man den Finger abhebt, schaltet sich die Messung wieder aus. Eine Dauermessung ohne Fingerdruck ist nicht möglich.
Der Filmempfindlichkeitsbereich der XG-M reicht nominell von ISO 25/151 bis 1600/23'. Praktisch ist er aber größer, da die Belichtungskorrektureinrichtung auch bei den Grenzempfindlichkeiten noch bis zu zwei vollen Blendenstufen funktioniert. So kommt man auf einen Bereich von ISO 6/9' bis 6400/39'. Größere Empfindlichkeitsbereiche gibt es bei handelsüblichen Kameras nicht.
Zeitautomatik:
Mit der Belichtungsautomatik werden die Verschlußzeiten im Bereich von 1/1000 bis 1 s stufenlos gesteuert. Damit bleibt die XG-M von der Papierform her im Langzeitenbereich hinter vergleichbaren Kameras zurück, in der normalen Praxis aber dürfte das nur unwesentliche Bedeutung haben. Das Diagramm der Belichtungsautomatik zeigt über den ganzen Zeitenbereich einen sehr ausgeglichenen Verlauf. Dabei beträgt die maximale Abweichung -1/3 Blendenstufe. Damit liegt die Testkamera weit innerhalb der zulässigen Toleranzen, für Diafilme ist sie sogar optimal eingestellt, da eine etwas knappere Belichtung für gute Farbsättigung sorgt.
Die von der Automatik gesteuerte X-Synchronisationszeit beträgt genau 1/52 s.
Nachführmessung
Der gleiche Verschlußzeitenbereich wie für die Automatik steht auch manuell einstellbar bei der Nachführmessung zur Verfügung. Die Oberprüfung der Festzeiten der XG-M zeigte, daß auch diese der Norm entsprechen. Im Bereich von 1 bis 1/250 s beträgt die Abweichung nur rund +1/6 Blendenstufe, bei den beiden kürzesten Zeiten etwa 1/3 Blendenstufe. Die angegebene X-Synchronisationszeit beträgt effektiv 1/56 s. Eine zweite Testkamera hielt die Zeiten nicht so genau ein. Bei ihr lagen die Zeiten teilweise außerhalb der nach DIN zulässigen Toleranzen.
Sucher/Anzeigen
Der Sucher der XG-M weist die schon von der XD-7 und XG-9 bekannte helle Mikrowabeneinstellscheibe auf, die ein problemloses Fokussieren ermöglicht. Als zusätzliche Einstellhilfen verfügt sie über Schnittbild und Mikroprismen. Das Sucherbild ist frei von irgendwelchen störenden Elementen. Nicht nur die rote Leuchtdiodenreihe, auch die zugehörige Verschlußzeitenskala befindet sich außerhalb des Bildfeldes. Die Zeiten von 1/2 bis 1/1000 s werden nur durch gleichartige rote Punkte angezeigt. Die längeren Zeiten sind nicht besonders markiert. Ober der "1000"-LED warnt eine dreieckige rote LED vor Oberbelichtung, das rote Dreieck neben der "1" vor Unterbelichtung. Bei manuellem Betrieb leuchtet zusätzlich noch ein rotes "M" im Sucher auf.
Bei der Arbeit mit Nachführmessung vermißten wir im Sucher die Anzeige der manuell gewählten eingestellten Zeit. Dort wird immer nur die Zeit angezeigt, die die Kamera ermittelt, so ist ein direkter Abgleich mit de eingestellten Zeit nicht möglich. Dazu muß immer erst die Kamera vom Auge genommen werden, damit man am Verschlußzeitenknopf nachsehen kann, welche Zeit gerade eingestellt ist. Ein umständliches Verfahren.
Die LED neben der "60" blinkt, wenn ein Systemblitzgerät die Verschlußzeit automatisch synchronisiert hat und blitzbereit ist.
Schließlich wird noch in der Mitte unterhalb des Sucherbildes die am Blendenring des Objektivs gewählte Blende eingespiegelt. Diese Werte sind gut ablesbar, solange es nicht zu dunkel ist. Die Abblendtaste der XG-M erlaubt außerdem noch die Kontrolle der Schärfentiefe im Sucher.
Sonstiges
Da der "touch-switch" Auslöser kein Drahtauslösergewinde besitzt, braucht die XG-M einen separaten Drahtauslöseranschluß. Dieser sitzt links außen am Spiegelkasten zwischen Bajonett-Entriegelung und Abblendtaste.
Der elektronische Selbstauslöser hat eine Ablaufzeit von rund 10 s. Der Ablauf wird von einer blinkenden roten LED auf der Vorderseite der Kamera signalisiert. Auf eine zusätzliche akustische Funktionsanzeige, wie sie neuerdings bei vielen Kameras Mode ist, wurde dankenswerterweise verzichtet.
Die mit einem Memo-Halter und DIN/ASA-Tabelle versehene Standardrückwand der XG-M ist gegen eine Rückwand zur Dateneinbelichtung einfach auszutauschen.
Wie schon bei der Minolta CLE, so ist auch das Filmeinlegen bei der XG-M nicht gerade als beispielhaft zu bezeichnen. Hier gibt es verschiedene bessere Lösungen.
Die XG-M ist für Motor- und Winderbetrieb eingerichtet. Es kann der bereits bekannte Auto-Winder G mit einer Maximalfrequenz von 2 Bildern pro Sekunde angesetzt werden, oder aber der neue Motor-Drive 1. Er ermöglicht wahlweise Einzelbildbelichtung oder Serienbelichtung mit 2 B/s (Position Lo) oder knapp 3,5 B/s (Position Hi). Die entsprechende Einstellung erfolgt an einem, um den Auslöser im Handgriff gelegenen Ring. Zusätzlich zu diesem Auslöser erlaubt ein zweiter an der Schmalseite des Motor-Drive 1 bequemes Auslösen auch bei Hochformataufnahmen.
Vorn am Handgriff findet sich schließlich noch die Anschlußbuchse für ein elektrisches Minolta-Fernauslösekabei. Der Griff selbst ist in seiner unteren Hälfte mit einer Gummierung versehen, die sehr guten Halt bietet. So bildet die XG-M zusammen mit dem Motor-Drive 1 eine ausgewogene Einheit. Das gilt auch für das Preis/Leistungsverhältnis.
Plus und Minus
Plus
Genaue Belichtungsautomatik
großer Filmempfindlichkeitsbereich
Minus
CdS-Zellen
Nachführmessung umständlich
keine Meßwertspeichermöglichkeit
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